Sie war längst schon außer Betrieb gesetzt, die alte Windmühle. Die Menschen waren zu ungeduldig geworden, sie wollten nicht mehr warten, bis der Wind kam und ihre Flügel blies und die Räder drehte und das Mehl zermalmte. Namentlich an den langen Sommertagen, wenn die Felder in der Hitze schliefen und der Atem der Natur, der Wind, sich kaum regte und nur dann und wann wie ein Schatten, ein Hauch über die Ähren lief, war es den Leuten zu still in der Mühle geworden, Wasser konnte man stauen und sammeln, und gar als Dampf gehorchte es den Menschen schon ganz wie ein Tier. Aber der Wind ließ sich nicht fangen und zähmen und zwingen, und oft feierte und faulenzte er eine ganze Woche lang, um einem dann auf einmal die Mütze vom Kopf zu reißen. Nein, ein solch unzuverlässiger Arbeiter war in der heutigen Zeit nicht zu gebrauchen. Und so kam es, daß der letzte Besitzer der Mühle sie nach einem trockenen, stillen Sommer mit lauten fluchen auf den Wind verließ, der natürlich an dem Tage gerade einem fast die Ohren vom Haupte blies, um in die Stadt zu ziehen und sich eine Dampfmahlwerk anzulegen.HERBERT EULENBERG | |