Die Aachen-Frankfurter Heerstraße zwischen Sinzig und Eckendorf
„Die Aachen-Frankfurter Heerstraße in ihrem Verlauf durch den Kreis Ahrweiler“1) hat Hans Nottebrock 1939 detailliert beschrieben. Auf ihn geht auch die Bezeichnung für diese spätestens seit dem 8. Jahrhundert bestehende bedeutende Fernverbindung zurück. Anhand von Luftaufnahmen (1998/99) und Untersuchungen im Gelände konnten neue Erkenntnisse über Anlage und Verlauf dieses bedeutenden Bodendenkmals gewonnen werden. Präsentiert wurden Luftaufnahmen, Karten und Materialien u.a. im Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Eine Bild- und Textdokumentation ist derzeit in Vorbereitung.
Verlauf
Für den Abschnitt von Sinzig über Koblenz, Mainz nach Frankfurt dürfte die Straße der Trasse der ehemaligen Römerstraße gefolgt sein. Von Sinzig aus nach Aachen hätte sich dann eine Fortführung über Köln angeboten, jedoch war der Weg von Sinzig an über Bodendorf, die Grafschaft, Rheinbach, Düren nach Aachen kürzer und damit schneller.
Zum Abschnitt Sinzig bis Eckendorf
Betrachten wir den Straßenabschnitt von Sinzig bis Eckendorf, so stellen wir im Gegensatz zum Straßenbau der Antike und auch zum heutigen keine Merkmale einer geplanten und gebauten Straße fest. Römische Straßen verlaufen in der Rege schnurgerade. Sie weisen außerdem einen festen Unterbau auf, um sie bei Regenwetter trocken zu halten. In der Landschaft sind sie heute noch z.T. als Damm erkennbar. Die Aachen-Frankfurter Heerstraße ist dagegen vielmehr in unserem Bereich eine gewachsene Verbindung, die durch ständiges Befahren und Begehen entstanden ist. Vermutlich ging ihr keine Planung voraus. Ihr Verlauf orientierte sich am Gelände, durch das sie sich wie ein Fluss schlängelt. In flachen Abschnitten ist sie in der Landschaft nur im Luftbild mit Gräben, bei Steigungen als Hohlweg erkennbar. Der Straßenzustand wurde immer vom jeweiligen Untergrund und von der Witterung bestimmt. Besonders aufschlussreich sind die Abschnitte mit Steigungen von Bodendorf aus dem Ahrtal heraus über Kirchdaun bis Eckendorf. In diesem Bereich finden wir noch heute die markantesten Spuren dieser bedeutenden Verbindung.
Der heute noch befahrene Hohlweg zwischen Köhlerhof und Bad Bodendorf – eine von vielen Hohlwegvarianten, 1998
Aufgrund der ständigen Nutzung und damit starken Beanspruchung der Trasse durch unzählige Reisende und Pilger verschwand schnell der Bewuchs. Hufschläge und scharfkantige Eisenräder wühlten den Boden auf und hinterließen tiefe Rinnen und Schlaglöcher. Bei jedem Regen wurde dann das aufgewühlte Erdreich ausgewaschen und fortgeschwemmt. Solange die Trasse in Nutzung war, kam es zu einer ständigen Bodenerosion. Besonders an den Steigungen fraß sich die Trasse sehr schnell immer tiefer ein, sofern der Untergrund locker war.
Dies zeigt sich gut im Bereich der „Kaiserkammer“ in Bodendorf. Hier waren etwa 100 Höhenmeter zu bewältigen, und das bei lockerem und weichem Untergrund. Einzelne Trassen wurden bei solchen Voraussetzungen schnell unpassierbar. Bei Regenwetter konnten Wagen und Reisende hier im Schlamm stecken bleiben. Auch der Gegenverkehr war bei solchen Wegeverhältnissen ein Problem. Wohin sollte man ausweichen?
Hierzu entwickelten sich ohne Planung „Seitenarme“ an den Steigungen, um große Aushöhlungen des Weges zu umgehen. Bei Bodendorf entstanden dabei etwa 10 Wegtrassen, die dann am Kapellchen bei Ziersheck wieder zusammentrafen. Innerhalb der Trassen können wir noch zwischen dem Fahrweg und dem Reitweg unterscheiden. Meist sind kleine schmale Pfade neben den Fahrwegen erkennbar, die Reitern, aber auch Fußgängern ermöglichten, die schwerfälligen Wagen und Karren zu überholen. Der zuletzt hier entstandene Hohlweg ist auch heute noch in Nutzung.
Luftbild Kirchdaun von Norden. Gekennzeichnet ist die ältere Haupttrasse und der jüngere, z. T. noch befahrene Weg in Richtung Köhlerhof, 1998
Im Bereich Köhlerhof, wo es sich ähnlich verhält, sind die alten Trassen schlechter zu finden. Vom Köhlerhof gab es drei Möglichkeiten in Richtung Kirchdaun zu gelangen, wobei hier noch die alten Wegtrassen von Remagen auf die Aachen-Frankfurter Heerstraße stoßen.
Der jüngste Abschnitte am Landskroner Hof vorbei ist noch bis kurz vor Kirchdaun in Nutzung. Eine ältere Variante der Strecke führte direkt am Ort vorbei und war noch bis in die 1920er Jahre erhalten als ein mächtiger Hohlweg. Nach der Flurbereinigung von 1923 verschwand ein großer Teil unter dem Pflug. Die bis heute erhaltenen Reste des Grabens und einseitigen Hohlweges werden weiterhin verfüllt oder zerstört. Die Trasse an Kirchdaun vorbei hatte den Vorteil, dass sie einen sanfteren Anstieg aufwies und zudem die direkte Verbindung nach Remagen darstellte. Auch die noch heute genutzte Straße von Remagen nach Kirchdaun führt durch einen großen alten Hohlweg („Großer Graben“), der die Landschaft prägt und vermutlich noch älter ist als die Aachen-Frankfurter Heerstraße.
Zwischen Eckendorf und Kreuz Meckenheim ist die Straße im Luftbild sehr gut als rund 5 m breites Band erkennbar, 1999
Der steile Anstieg vom sogenannten „Deutschen Eck“ war sicher für Reiter eine Abkürzung und Umgehung, um an schweren Karren vorbeizukommen. Weiter in Richtung Eckendorf wird kein Dorf mehr von der Straße berührt, jedoch war an der Rischmühle noch eine Steigung zu bewältigen. Im Hang sind wiederum verschiedenen Steigungsvarianten zu erkennen, die dann auf der Höhe zusammenstoßen. Ab hier bestand nur noch eine Trasse, die jedoch breiter war und nur noch teilweise einen Hohlweg bildete, so dass es weniger Probleme mit dem Gegenverkehr gab. An der Fritzdorfer Mühle hatte man den höchsten Punkt mit 260 m über NN erreicht. Auf der Höhe von Bengen in Richtung Leimersdorf befand sich ein beeindruckendes Hohlwegstück, von dem jedoch beim Bau der A 61 die Hälfte verfüllt wurde. Im Luftbild lässt sich der weitere Verlauf der Straße sehr gut verfolgen. Ab Eckendorf besteht allerdings kaum noch die Möglichkeit, die Strecke abzuwandern. Einen Eindruck von dem Bodendenkmal Aachen-Frankfurter Heerstraße vermitteln die abgedruckten Fotos.
Literatur:
- Hans Nottebrock: Die Aachen-Frankfurter Heerstraße in ihrem Verlauf durch den Kreis Ahrweiler. In: Jahrbuch des Kreises Ahrweiler 1939, S. 65-75.