Deutsches Rotes Kreuz

Aus der Arbeit des Kreisverbandes

Gerd Zimmermann

Wer kennt nicht die weißen Altkleidersäcke mit dem roten Kreuz, die seit dem Jahre 1968 regelmäßig im Frühjahr und Herbst die Straßen im Kreis säumen? Auch ist mancher Kreisbewohner schon einmal bei Geldsammlungen — den Haus- und Straßensammlungen — persönlich um eine Spende gebeten worden. Wer das Rote Kreuz und seine vielfältigen Aktivitäten nicht kennt, der mag vielleicht der Ansicht sein, daß das Rote Kreuz ein Verein ist, dessen Aktivität vor allem aus „Sammeln“ besteht.

Hier soll daher versucht werden, am Beispiel der Arbeit 1976 aufzuzeigen, was das Rote Kreuz im Kreis Ahrweiler leistet und daß diese Sammelaktionen kein Selbstzweck, sondern eine zwingende Notwendigkeit zur Finanzierung der Arbeit sind.

Zunächst einige Angaben über die Struktur des DRK-Kreisverbandes und einige wichtige Daten. Der Kreisverband Ahrweiler des Deutschen Roten Kreuzes ist ein eingetragener Verein. Kreisversammlung, Kreisverbandsausschuß und Kreisvorstand sind die Organe des Kreisverbandes. Der Vorstand bedient sich zur Wahrnehmung seiner Aufgaben einer Geschäftsstelle. Sie befindet sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Wilhelmstraße 43.

Der Kreisverband gliedert sich in:
11 Ortsvereine mit
12 Bereitschaften und
6 Jugend-RK-Gruppen sowie
in 4 Arbeitskreise.

Insgesamt sind 613 ehrenamtliche Helfe* rinnen und Helfer in den genannten Gliederungen tätig. Hauptamtlich arbeiten im Roten Kreuz 28 Personen, davon siebzehn im Unfallrettungsdienst, sieben in der Sozialstation und vier in der Geschäftsstelle. Mit 30 Fahrzeugen und 11 Anhängern sind insgesamt 41 Fahrzeuge im Einsatz. Als Fördermitglieder unterstützen gegenwärtig 5921 Bürger das Rote Kreuz regelmäßig durch die Zahlung eines Förderbeitrages.

Sozialarbeit

Einen Schwerpunkt stellte bereits die Arbeit der Schwestern der Sozialstation Rheintal-Brohltal dar, obwohl erst ab 1. Oktober 1976 die Tätigkeit in der ambulanten Kranken- und Altenpflege begonnen wurde. Die Übernahme der Trägerschaft für diese Sozialstation hat der Kreisverband des Roten Kreuzes mit der Absicht beschlossen, auf Dauer einen Beitrag zur Unterstützung der älteren Mitbürger zu erbringen. Die Dienste der Sozialstation sollen insbesondere ermöglichen, daß bei altersbedingten Gebrechen die Mitbürger; nicht nur die Wahl zwischen dem Krankenhaus oder einem Altenpflegeheim haben. Die Pflege und Krankenbehandlung in der eigenen Wohnung ist gerade dann besonders sinnvoll, wenn leichtere Verrichtungen vom Ehepartner oder von Nachbarn übernommen werden können und die Übernahme schwieriger Riegemaßnahmen und die Verabreichung der Maßnahmen auf Grund ärztlicher Anordnung von den Schwestern, die täglich ins Haus kommen, erfolgen kann.

Die Hilfe der Sozialstation Rheintal-Brohltal wurde vom Oktober bis Dezember 1976 von 148 Mitbürgern angenommen. Hierbei führten die Schwestern mehr als 1400 einzelne pflegerische oder medizinische Maßnahmen aus. Daneben wurden 1100 Altenbesuche .durchgeführt. In einem persönlichen Gespräch war es hier oft möglich, Sorgen und Nöte des Alltags zu mindern und die Lebensfreude zu stärken. Mit sechs Einsatzfahrzeugen legten die Schwestern eine Strecke von 15 000 km im Betreuungsgebiet der Sozialstation zurück. Das Betreuungsgebiet umfaßt Remagen, Sinzig, Bad Breisig und Brohltal.

Schwestern der Sozialstation Rheintal-Brohltal im Einsatz
Foto: Kreisbildsteils

Neben diesem Feld wurden in anderen Bereichen der Sozialarbeit zahlreiche Aufgaben von ehrenamtlich tätigen Bereitschaftsmitgliedern und von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle wahrgenommen. So trafen sich fast 1700 ältere Mitbürger in Altenclubs und Altenbegegnungsstätten, die von den Ortsvereinen in Remagen und Wehr eingerichtet wurden.

Die Klärung von Vermißtenschicksalen im Rahmen des DRK-Suchdienstes sowie die Erstellung von Anträgen zur Familienzusammenführung beschäftigten die Mitarbeiter der Kreisgeschäftsstelle in 200 Fällen.

Aus je einem vom Ortsverband Bad Neuenahr und der Kreisgeschäftsstelle unterhaltenen Hilfsmittelverleih wurden 30 mal Rollstühle und andere Hilfsmittel ausgeliehen. Ähnlich wie die hauptamtlichen Kräfte der Sozialstation, waren auch Bereitschaftsmitglieder in der Alten- und Krankenbetreuung tätig. Hier wurde in 531 Fällen von Rotkreuz-Helferinnen unbürokratisch Nachbarschaftshilfe geleistet. Für diese Hilfe wandten die Helferinnen 2038 Stunden ihrer Freizeit auf.

Eine direkte Unterstützung in Form von Sach- oder Geldspenden, wurde 275 mal an unverschuldet in Not Geratene oder an verschämte Arme gewährt. In der Gesundheitsfürsorge und -pflege wurde ein Beitrag durch die Entsendung von vier Jugendlichen zu Erholungsaufenthalten und vier Kurverschickungen älterer Mitbürger erbracht. Neben diesen Tätigkeiten seien als Stichworte noch weitere Arbeiten genannt, die ebenfalls von Rotkreuz-Helfern verrichtet wurden: Krankenhausbesuchsdianst. Pflege von Kranken im eigenen Haus und Behinderten-Begleitungen.

Aktivitäten der Bereitschaft

Mehr als 80 000 Stunden leisteten die Rotkreuz-Helferinnen und -Helfer 1976 für den Dienst am Nächsten. Zur Verdeutlichung dieser Zahl mag der Hinweis hilfreich sein, daß ein ganzes Jahr „nur“ 8760 Stunden hat Leicht ist es dann festzustellen, daß durchschnittlich 8 Rotkreuz-Helfer Tag und Nacht ununterbrochen im Einsatz waren. Oder anders: 10000 Arbeitstage wurden insgesamt für die Bürger des Kreises in freiwilliger Rotkreuz-Tätigkeit geleistet.

Die überwiegende Stundenzahl fiel im Sanitätsdienst an. Es sind darunter die Sanitätsbetreuung auf dem Nürburgring, bei Sportveranstaltungen, Wanderungen, Festen und Umzügen zu verstehen. Weitere Einsätze erfolgten bei Blutspendeterminen, im Unfallrettungsdienst und Krankentransport sowie in der Breitenausbildung (Sofortmaßnahmen am

Unfallort, Erste-Hilfe-Kurse, Schwesternhelferinnen-Ausbildung). Eine wichtige Arbeit ist die Ausbildung der Helfer selbst, die in Sanitäts-, Funk-, Krankentransport- und Führungslehrgängen die notwendigen Kenntnisse zur sachgerechten Hilfeleistung vermittelt bekamen. Daneben ist, womit ein direkter Bezug zur Einleitung dieses Berichtes gegeben ist, ein Teil der Dienststunden bei Sammlungen (Haus- und Straßensammlungen, Altkleidersammlungen und in einigen Orten auch Papier- und Glassammlungen) angefallen.

Durch die Verpflichtung der Rotkreuz-Aktiven zur Dienstableistung auch im Katastrophenschutz ist dem Roten Kreuz eine Möglichkeit gegeben, auch für Katastrophenfälle Vorsorge zu treffen. Im Kreis Ahrweiler stellt das Rote Kreuz mit seinen Helfern aus den verschiedenen Bereitschaften einen Krankentransportzug, einen Sanitätszug, einen Betreuungsleitzug und einen Verpflegungstrupp. Alle diese Einheiten werden nach einem Ausbildungsplan theoretisch und in

Feldübungen praktisch unterwiesen, um auch in schwierigen Situationen wirkungsvolle Hilfe leisten zu können.

Rettungswache Bad Neuenahr-Ahrweiler Foto: Kreisbildstelle

Rettungsdienst/Krankentransport

Mit Bedacht wurde dieser Abschnitt mit zwei Begriffen überschrieben, die dem Außenstehenden vielleicht inhaltsgleich erscheinen. Aufgabe des Rettungsdienstes ist es, bei Notfallpatienten am Notfallort lebensrettende Sofortmaßnahmen durchzuführen und die Transportfähigkeit herzustellen, sowie diese Personen unter Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit und Vermeidung weiterer Schäden in ein geeignetes Krankenhaus zu verbringen. Aufgabe des Rettungsdienstes ist es auch, kranke, verletzte oder sonstige hilfsbedürftige Personen unter sachgerechter Betreuung zu befördern, die keine Notfallpatienten sind (Krankentransporte). Notfallpatienten haben Vorrang in der Prioritätsbeurteilung der Versorgungsmaßnahmen.

Alle im Kreis Ahrweiler hauptamtlich tätigen Rettungssanitäter absolvierten eine mehrmonatige Spezialausbildung, die überwiegend in der Uniklinik Mainz vermittelt wurde. Ausnahmslos können die im Rettungsdienst eingesetzten Fahrzeuge per Funk/Telefon-Verbindung mit den Krankenhäusern Kontakt aufnehmen, so daß jederzeit ärztlicher Hat angefordert werden kann. Die drei in Betrieb genommenen Rettungswachen — Adenau, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig — sind mit modernen Rettungswagen ausgestattet, in denen im Bedarfsfall auch ein Arzt zum Unfallort mitfahren kann.

Um Wegezeiten der Rettungsfahrzeuge nach Möglichkeit auf weniger als 15 Minuten zu reduzieren, ideal  wären 8—10 Minuten, ist nach dem Rettungsdienstgesetz vorgesehen, in Niederzissen eine weitere Rettungswache einzurichten. Der Kreisverband hat den Vorstellungen des Gesetzgebers dadurch entsprochen, daß er die räumlichen Voraussetzungen für diese Rettungswache gemeinsam mit dem Landkreis Ahrweiler geschaffen hat. Die Inbetriebnahme scheiterte bisher jedoch an der Aufbringung der Personalkosten, die der Kreisverband alleine zu tragen hätte.

Die vorhandenen Rettungsmittel wurden 1976 insgesamt zu 4757 Krankentransporten gerufen, von denen 608 als Notfälle registriert wurden. Bei allen Fahrten legten die Rettungsfahrzeuge 160 000 km zurück.

Da diese Transporte auch nachts, an Sonn-und Feiertagen anfielen und auch künftig anfallen werden, war und ist es notwendig, daß eine rasche Hilfeleistung ständig gewährleistet ist. Die Rettungssanitäter arbeiten deshalb im Schichtbetrieb und sind rund um die Uhr einsatzbereit. Dieser Dienst, der zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung im Rettungsdienst unbedingt notwendig ist, führt dazu, daß hohe Vorhaltekösten entstehen, die über die Benutzungsentgelte erbracht werden sollen. Dieses Ziel, das der Gesetzgeber im Rettungsdienstgesetz vorgesehen

hat, wurde im Kreis Ahrweiler in den letzten Jahren nicht erreicht.

Dies lag teils an den seit 1975 unverändert belassenen Benutzungsentgelten, teils aber auch an der geringen Auslastung der eingesetzten Rettungsmittel. Zahlenmäßig stellte sich die Situation für 1976 so dar:

Gesamtbetrag der Aufwendungen
für den Rettungsdienst:   872619 DM
Gesamtbetrag der Einnahmen
im Rettungsdienst:   619719 DM
Fehlbetrag:   252900 DM

Erst die Auflösung der in früheren Jahren gebildeten Rücklagen, die Zuwendung aus einem von den DRK-Kreisverbänden gebildeten Solidaritätsfonds sowie die Zuführung des überwiegenden Anteils der Förderbeiträge ermöglichten, dieses Defizit in etwa auszugleichen. Der Kreisverband erhofft sich von der für 1977 angestrebten Erhöhung der Benutzungsentgelte eine spürbare Entlastung, so daß Förderbeiträge zur Finanzierung auch anderer Rotkreuz-Aktivitäten frei werden.

Neben dem freiwilligen Dienst der zahlreichen Rotkreuz-Helferinnen und -Helfer fordern die vielseitigen und umfangreichen Aktivitäten des Roten Kreuzes eben einen hohen finanziellen Aufwand, der natürlich nur zum Teil aus Sammelaktionen gedeckt werden kann. Es wäre sehr hilfreich und zu begrüßen, wenn hoch mehr Einwohner des Kreises als Fördermitglieder die Arbeit des Roten Kreuzes finanziell unterstützten.

Wer den Wunsch hat, förderndes Mitglied des Roten Kreuzes zu werden, kann dies jederzeit tun. Eine kurze Benachrichtigung der Kreisgeschäftsstelle Wilhelmstraße 43, 5483 Bad Neuenahr-Ahrweiler
(Tel. 0 26 41 -84350) genügt

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