Deutsch-französische Partnerschaft zwischen den Gemeinden Grafschaft und Fauville-en-Caux
Lothar Schmitt
Mit der Unterzeichnung und dem Austausch der Partnerschaftsurkunden im Sommer dieses Jahres besiegelten die Gemeinde Grafschaft und die französische, in der Norman-die gelegene Gemeinde Fauville-en-Caux eine sich während zweier Jahre angebahnte Verbindung, die zwischenzeitlich Wurzeln auf gemeindlicher Ebene, bei den Vereinen und im privaten Bereich geschlagen hat.
Wie kam es zu dieser Partnerschaft?
Im Frühjahr 1978 wurden wir über die Kreisverwaltung Ahrweiler informiert, daß eine in der Normandie gelegene französiche Gemeinde eine zu ihr passende deutsche Partnergemeinde suche.
In einem einstimmig gefaßten Beschluß sprach sich der Gemeinderat Grafschaft im Juli 1978 dafür aus. Verbindung mit der Normandie-Gemeinde aufzunehmen. Schon beim ersten Briefwechsel stellten wir Ähnlichkeiten in den gemeindlichen Strukturen fest, woraus der Wunsch nach persönlicher Kontaktaufnahme und einem ersten Treffen erwuchs.
Im Herbst meldete sich eine Delegation der Gemeinde Fauville zu einem Besuch und Gedankenaustausch an. Dieses erste Treffen, das in sehr herzlicher Atmosphäre verlief, ließ spürbar werden, daß nicht nur Ähnlichkeiten in der Struktur der beiden Gemeinwesen bestehen, sondern daß auch die Menschen in ihrer Wesensart Gemeinsamkeiten haben, die als gute Voraussetzungen für eine mögliche Partnerschaft gewertet wurden.
Nach etwa 2jähriger Bekanntschaft waren die Vertreter beider Gemeinden davon überzeugt, daß die zwischenzeitlich entwickelten Kontakte von gegenseitiger Sympathie und Freundschaft getragen und dauerhaft sind und eine Gemeindepartnerschaft rechtfertigen.
Man einigte sich, die Partnerschaftsurkunden in gebührenden Festakten zuerst in Grafschaft und danach in Fauville zu unterzeichnen. Als Termine wurden der 25. Mai und der 7. September 1980 vereinbart.
Beim Gegenbesuch der Grafschafter Ratsdelegation im Mai 1979 hatten sich schon spürbare Kontakte entwickelt. Beiderseitige Sympathie verfestigte sich zu freundschaftlicher Bindung.
Blumenfeste in Fauville in 1979 und 1980. woran die Tambourcorps von Lantershofen und Gelsdorf teilnahmen, und Fußbailtuniere in Fauville und Grafschaft-Vettelhoven sowie die Sommerfeste des Verschönerungsvereins „Oberes Swistbachtal“ in Holzweiler in 1979 und 1980 führten zu Verbindungen unter den Vereinen und privater Art, die gepflegt werden und andauern.
Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden durch die Bürgermeister Schmitt und Thelu beim Festakt in der Mehrzweckhalle Bengen am 25. 5. 1980
Foto: Vollrath
Rückblickend dürfen wir feststellen, daß diese Veranstaltungen gut organisiert wurden, überaus harmonisch abliefen und das bestätigten, was sich die Gemeinden und alle für die Gemeindepartnerschaft Verantwortlichen vorgenommen haben.
Welche Absichten verfolgen die beteiligten Gemeinden?
Die Welt wurde, so lange Menschen auf ihr leben, immer wieder von Auseinandersetzungen und Kriegen heimgesucht.
Während eines Jahrhunderts standen sich Deutschland und Frankreich in drei immer grausamer und in ihren Auswirkungen immer verheerender werdenden Kriegen gegenüber, nur weil nationales Denken und Machtstreben nachbarstaatliche Interessen und Lebensbedingungen nicht gelten ließen.
Der II. Weltkrieg, der erstmalig die Ungeheuerlichkeit eines Atomkrieges und damit die Möglichkeit der Selbstvernichtung der Menschheit deutlich werden ließ, führte zu der Erkenntnis, daß nur ein Miteinander oder Nebeneinander der Menschen und Völkerderen Überleben gewährleisten.
Diese Erkenntnis, die nach dem schrecklichsten aller Kriege zu weltweiten Verhandlungen unter den politisch Verantwortlichen und zu Friedens- und Freundschaftsabmachungen führte, blieb auch bei den Menschen der beteiligten Länder nicht ohne Auswirkungen.
Auch die Städte und Gemeinden fühlten sich zunehmend in die Verantwortung genommen, als es darum ging, Brücken über Landesgrenzen zu schlagen, Kontakte aufzunehmen und Spannungen abbauen zu helfen, die während vieler Generationen zu Kriegen führten.
Diese Absicht lag auch im Bemühen des Gemeinderates von Fauville unter Vorsitz von Bürgermeister Thelu zugrunde als man eine deutsche Partnergemeinde suchte. Das gleiche Ziel machte sich der Gemeinderat Grafschaft zu eigen, als er das Angebot der französischen Gemeinde spontan aufgriff und die aufgenommene Verbindung weiterentwickelte und festigen half. Dabei ist man sich einig in der Vorstellung, daß in den gemeindlichen Betrebungen nur Starthilfen für Kontakte zu sehen sind, die sich im zwischenmenschlichen Bereich entwickeln sollen, und hier ist insbesondere an Vereinsaktivitäten und an die Jugendbegegnung gedacht.
Die Tatsache, daß sich allein zwischen rund 1 000 deutschen und französichen Städten und Gemeinden Partnerschaften entwickelt haben, mag als Beweis für die Richtigkeit der Bemühungen auch unserer beiden Gemeinden gewertet werden.
Was hat sich während der zweijährigen Verbindung getan?
Nachdem im Sommer 1978 im Schriftwechsel und in Telefonaten der Verantwortlichen unserer Gemeinden gute Voraussetzungen für eine Gemeindepartnerschaft erkennbar wurden, meldete eine Ratsdelegation von Fauville ihren ersten Besuch im Oktober 1978 in Grafschaft an.
Man empfing die französischen Gäste im Sitzungssaal des Rathauses in Grafschaft-Ringen mit anschließendem gemeinsamen Mittagessen und stellte die Gemeinde bei einer Rundfahrt durch die Ortsbezirke vor. In geselliger Atmosphäre kamen sich die Vertreter beider Gemeinden beim Abendessen sowie bei einem sonntäglichen Bummel durch Bonn näher.
Der Gegeneinladung der Besucher aus der Normandie kam der Gemeinderat Grafschaft im Mai 1979 gerne nach. Nach einem freundschaftlichen Empfang mit Imbiß fuhren die Abordnungen beider Gemeinden zur Kanalküste und dort gelegenen Sehenswürdigkeiten. Bei einem sonntäglichen Rundgang durch Fauville lernten die Besucher aus dem Rheinland die Einrichtungen der Gemeinde kennen und spürten mit welcher Freude und Herzlichkeit dieser deutsche Besuch von den Fauvillern registriert wurde.
Nach diesem ersten Kontakt der Gemeinden und ihren Vertretern, wurden Treffen unter den Vereinen angebahnt. Im Juni 1979 nahm das Tambourcorps Lantershofen mit Erfolg am Blumenkorso in Fauville teil und löste dort, ob seines gelungenen Auftritts. Bewunderung und Anerkennung aus. Wenig später war es die Grafschafter Spielvereinigung, die beim Fußballspiel in Fauville Vereinsbande knüpfte und Sportfreunde zum Gegenbesuch einlud und spielerisch hervorragende Mannschaften hier empfangen konnte. Viel Freude löste auch der Besuch einer größeren Fauvil-ler Abordnung aus. die im Juli 1979 zum Sommerfest nach Holzweiler kam und in den Orten der oberen Grafschaft ebenso familiär aufgenommen und bewirtet wurde, wie es die Grafschafter Vereine in Fauville erlebten.
Familien und Jugendliche, die hüben und drüben Besuche oder Urlaub machten, bestätigten immer wieder die Herzlichkeit der gegenseitigen Beziehungen.
Der Blumenkorso 1980 in Fauville, diesmal vom Tambourcorps Gelsdorf musikalisch anerkannt gut bereichert, kam ebenso beiderseitig an. wie das Sommerfest 1980 in Holzweiler, an dem viele französische Freunde begeistert teilnahmen. Und schließlich schlug die katholische Landjugend des Kreises Ahrweiler im Sommer 1980. von der Partnergemeinde und ihren Vereinen umsorgt, bei Fauville ihr Zeltlager auf.
Höhepunkt bisheriger Treffen waren ohne Zweifel die anläßlich der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden veranstalteten Feste am 24.. 25. und 26. Mai 1980 in Grafschaft und am 6.. 7. und 8. September 1980 in Fauville. Hierbei zeigte sich, wie stark die Bindungen im Gemeinde-, im Vereins- und im persönlichen Bereich während der zurückliegenden 2 Jahre geworden sind und daß diese Partnerschaft von Dauer sein wird. Möge sie auch Bestandteil der allgemeinen Bemühungen um Völkerverständigung sein und zum Frieden in der Welt und zur Freundschaft unter den Menschen beitragen.