Der Rhein
Aus ewigem Eis,
aus Firnenhöhe,
durch schroffe Felsentäler
rinnen die Wasser
zwischen Stein und Wiesenrain
hernieder in die von Menschen
im Unmaß belebte Welt.
Der Rhein
kennt sein unfehlbares Ziel:
das nördliche Meer,
in das er eingeht,
in dem er vergeht.
Er mischt seine erfahrene Welle
namenlos
der unermeßlichen Wasserwüste.
Sein Lauf
trennt und verbindet Völker
und Zeiten
heute
und in den Weiten
der Ewigkeit.
Aus Urgestein
quillt der bescheidene Bach,
breit dehnt der Strom,
gesättigt mit Bildern
von Burgen und Dom,
süßen Weinbergen
und Heldengesängen,
seine gelassenen Wogen
der Mündung zu.
Erschöpft verliert
er sich im All,
aus dem er gekommen,
vom Zwang seines Lebens befreit,
wiederzukehren
in künftigen Fluten
verheerenden und guten,
wie es sein Schicksal
ihm aufgibt.
K. H. Bodensiek