Der Müller von Ahrweiler

Im Sommer des Jahres 1600 kam der Mühlknecht des Hemmesser Landmüllers Gotthard Krewelt mit Karre und allerlei Gerät auf Ahrweiler zugefahren, lud an der Ahr ab und antwortete auf die Frage der Heumäher, daß sein Herr da eine neue Mühle errichte. Gleich hinterher kam Krewelt selbst, um mit anzupacken; aber die Ahrweiler Herren vom Stadtrat und der Pastor Tümmler ließen auch nicht auf sich warten und fragten den Müller, wie er auf den Gedanken käme, ohne Erlaubnis Ahrweiler Boden zu bebauen, erst müsse er doch wohl einen Vertrag in Händen haben. Die Stadtratsherren hatten den Pfarrer aus guten Gründen mitgebracht, denn der Müller hatte auch in Bibelsachen seine eigene Ansicht seit längerer Zeit offen kundgetan. Der Müller antwortete ruhig und lachend: „Alle Erde ist Gottes Eigentum, und dessen Wille ist, daß der sie zu Lehen erhält, der sie zum Wohle seiner Mitmenschen bebaut. Da dieses Stück Boden bei Euch nicht in rechten Händen ist, nach Gottes Gesetz, wie er mir in gutfreundlicher Zwiesprache kundgibt, nicht halbgenutzt hier liegen darf, nehme ich es als Gotteslehen und werde den Ahrweilern bald mehr helfen können als bisher.“

Das ging den Herren zwar nicht ein, war auch in Denken und Tun gegen alle bisherigen landesüblichen Gepflogenheiten, doch sie mußten zugeben, daß der Landmüller Krewelt nicht nur zu den ehrlichen seiner Zunft, sondern darüber hinaus zu den wahrhaft wohltätigen Menschen ahrauf und -ab zählte. Sie baten ihn, er solle um die Erlaubnis einkommen. Das tat dieser gleich an Ort und Stelle mit den von ihm sehr ernstgemeinten Worten: „Seid Ihr nach Eurem Glauben die Lehnsherren des Eigentümers (seine Schwurfinger wiesen zum Himmel!), so bitte ich um Übertragung dieses Bodens auf mich für Lebenszeit.“ Die Herren schauten sich in der Runde an und sagten ihr „Ja“ dazu.

Hernach gaben sie dem Müller ihr Wort noch urkundlich und waren mit dem neuen Mitbürger recht zufrieden. So kam der Müller Gotthard Krewelt in die Ahrweiler Geschichte und Erzählstube.

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