Der Maler Prof. Wilhelm Holzhausen, der weise Mann der Are-Künstlergilde
Prof. Dr. Bernhard Kreutzberg
Er ist Maler, Grafiker, Hochschullehrer, Familienoberhaupt und guter Freund vieler- das ist sein Leben.
Prof. Wilhelm Holzhausen
Holzhausen wurde 1907 in Ohligs bei Düsseldorf geboren. Er studierte Malerei und Grafik bei Prof. Seewald an den Kölner Werkkunstschulen in den Jahren 1927 – 1930. Anschließend wirkte er als Kirchenmaler in Krefeld. 1933, nach der Machtergreifung, mußte er unser Land verlassen, da er mit dem damaligen Regime nicht im Einklang stand. Er ging nach Spanien, lernte seine spätere Frau kennen und verbrachte mit ihr dort glückliche Jahre. 1934 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde 1939 zur Wehrmacht einberufen und im Ostfeldzug eingesetzt. Ende des Krieges kam er in russische Gefangenschaft nach Sibirien. 1943, während seiner Spldatenzeit, wurde sein gesamtes künstlerisches Werk vernichtet. Der »frühe« Holzhausen ist uns also unbekannt.
Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft erhielt er 1948 eine Berufung als Dozent für figürliches Zeichnen an den Werkkunstschulen in Krefeld. Dort wirkte er viele Jahre fruchtbar, bis er dann 1970 als Krone seiner Lehrtätigkeit den Lehrstuhl für Zeichnen, Grafik und Illustrationen an der neugegründeten Hochschule am Niederrhein erhielt.
Viele Museen im rheinischen Raum besitzen seine Bilder. Er hat in über 40 Ausstellungen, meist in Westdeutschland, sich darstellen können und ist Mitglied mehrerer Künstlervereinigungen.
Das Hauptthema von Holzhausen ist die menschliche Gestalt, und zwar die weibliche, wobei ich denke, daß die Bevorzugung der weiblichen Formen nicht nur den formalen Gesichtspunkten der günstigeren Wirksamkeit wegen in Anspruch genommen wird. Ich glaube, da ist noch etwas mehr, warum die Frau in seinem Werk die überragende Rolle spielt. Er liebt das Weibliche über alles. Vielleicht ist er ein geheimer Anhänger des Matriarchats. Frauenkörper werden von ihm meist in dreigeteilter Form dargestellt: Kopf, Brust und unterer Körperteil.
Der Maler Prof. W. Holzhausen, Sinzig-Bad Bodendorf, bei der Arbeit in seinem Atelier
Diese Dreiteilung hat letztlich einen magischen Ursprung, der ganze Philosophien asiatischen Denkens beherrscht und von dort aus die europäischen Denkweisen beeinflußte. Die flächenhaft dargestellten weiblichen Körper in seinen Bildern werden gruppiert zu anderen Formen in einer gekonnten Ordnung, wobei man sagen darf, daß die Ordnung einfach da ist. Die Bilder strahlen Ruhe aus. Die Bilder brauchen auch Ruhe zum Betrachten. Man braucht längere Zeit, um zu sehen, daß das scheinbar Statische in seinen Bildern gar nicht statisch ist, sondern eigentlich lebt. Die Figuren schweben gleichsam und haben transzendenten Charakter. Die Gehwerkzeuge, die sie mit der Erde verbinden, fehlen oft. Auch die Greifwerkzeuge, Zeichen einer Auseinandersetzung mit dieser Welt, fehlen ebenfalls.
Farben: Holzhausen hat eine eigene Palette, die den Erdfarben nahesteht. Und dann gibt es manchmal blaue Töne, die das Jenseitige seiner Bilder symbolisieren, ähnlich wie die blaue Blume oder das Blau in den Blumen einen Garten verzaubern können.
Kunstkritiker haben alle möglichen Assoziationen empfunden zu anderen Künstlern oder Kulturen. Prof. Holzhausen erweckt auch Assoziationen, wenn man seine Bilder betrachtet. Man findet, daß sie eine geistige Verwandtschaft zu anderen, früheren griechischen, oder mediterranen Figuren haben, wie sie in den vorklassischen Zeiten in dem Raum zwischen Ägypten, Kreta und Südgriechenland, besonders in der griechischen Inselwelt, entstanden sind. Hier gibt es Figuren, die zwei-, dreitausend Jahre früher entstanden sind und den Figuren Holzhausens ganz ähnlich sind, als wenn er sie selber geschaffen hätte.
Prof. Holzhausen ist sich immer treu geblieben. Trotz der Einflüsse von Lehrern und Zeitgenossen gehört er keinem »Ismus« an. Holzhausen ist eben Holzhausen, unverkennbar. »Es ging ein Mann aus, seinen Samen zu säen.. .«, wie in der Bibel steht.
Prof. W. Holzhausen, »Mädchen, Katze, Vogel«, Öl, 1956. (Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld)
Nach der Emeretierung (1973) aus seiner Lehrtätigkeit fand er seine Wahlheimat im Ahrtal in Bad Bodendorf. Holzhausen wurde Mitglied der Are-Künstlergilde und einstimmig zum Vorstandsmitglied gewählt. Der Lebensabend ist aber noch kein Abend. Holzhausen nimmt weiterhin teil am künstlerischen Leben des engeren und weiteren Umfelds und ist in seiner Präsenz für die Mitglieder der Are-Künstlergilde von größtem Wert. Es gibt eigentlich in den letzten Jahren seiner Zugehörigkeit, soweit man sich entsinnen kann, keine fragliche Situation, wo er nicht – schließlich und endlich durch sein weises und gereiftes Urteil – eine vernünftige und ruhige Entscheidung herbeigeführt hat, so, wie er seine Bilder malt. Man könnte da viele Beispiele anführen, doch das würde den Rahmen eines solchen Aufsatzes sprengen. Er bemüht sich ständig, freundschaftlich und sachverständig den Jüngeren bei ihrer Arbeit Kritik und Mut zuzusprechen und ist der väterlich ruhende Pol in den manchmal aufschäumenden divergierenden Meinungen der Mitglieder der Künstlergilde des Ahrtals.
Sein künstlerisches Werk ist durch die Emeretierung nicht abgebrochen. Er malt weiter. Einmal hat er sogar sein gewohntes geistiges Feld verlassen. Er malte den Fischerjungen an der Ahr am Fuße der Landsrone. Prompt wurde das Bild von der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler erworben und an prominenter Stelle plaziert.
Die geometrischen Formen unserer Ahrtal-Weinbergslandschaft mögen unter Umständen einen gewissen neuen Reiz für ihn darstellen, den die niederrheinische Landschaft nicht geboten hat.
Die Künstler und Kunstliebenden des Ahrtals sind glücklich, Herrn Professor Holzhausen in ihrer Mitte zu haben. Sein Einfluß in allen Bereichen des künstlerischen Lebens und darüber hinaus seines Umfeldes, besonders in der jüngeren Generation, ist beträchtlich und wird seine Früchte tragen.
Nach einem Vortrag anläßlich des 75. Geburtstages des Malers 1982 im Eifelkeller, Oberdürenbach, vor der Familie und der Are-Künstlergilde.