DER KREIS AHRWEILER IM VERWALTUNGSBERICHT (1951-1952)
Unter einem Verwaltungsbericht stellt man sich oft etwas sehr Langweiliges vor. Da wimmelt es vor Zahlen, die aber sehr lebendig sein können. Wer es versteht, sie lebendig werden zu lassen, dem sagen sie vieles. Wir wollen einmal sehen, wie so ein Verwaltungsbericht aussieht.
Da ist zuerst einmal die Rede von der Struktur des Kreises. Hier wird gezeigt, wie sich die vielen Einzelheiten des Lebens und des Seins zu einem Ganzen zusammenfügen. Wir erfahren da zunächst einmal, wie groß unser Kreis ist, nämlich 714,61 qkm. In ihm leben 74 039 Menschen (nach der Volkszählung vom 13. September 1939; am 31. März 1952 waren es dagegen schon 76698 Menschen). Wenn wir diese Zahlen umrechnen, erfahren wir, daß auf einem Quadratkilometer unseres Kreisgebietes etwas mehr als 103 Menschen wohnen (103,6. Im Jahre 1925 betrug die mittlere Bevölkerungsdichte in dem heutigen Kreisgebiet etwa 89 Menschen (89,2), im Jahre 1939 schon 92 Menschen (92,8). So ist bei gleichbleibender Gebietsgröße die Bevölkerungszahl dauernd angewachsen.
Innerhalb der Bevölkerung aber hat es Verschiebungen gegeben. Vor allem hat sich die Verhältniszahl von Männern und Frauen untereinander gewandelt. Das ist in erster Linie auf den Krieg zurückzuführen. 1939 hatte der Kreis 65 449 Einwohner. Davon waren 31 039 Männer und Jungen, 34 410 Frauen und Mädchen; es bestand also ein leichter Frauenüberschuß. 1946 — als viele Männer noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückgekehrt waren — hatte der Kreis 66 432 Einwohner; von ihnen waren 28 226 Männer und Jungen, 38 206 Frauen und Mädchen. So gab es also etwa 10 000 mehr Frauen als Männer im Kreis. Nach der Volkszählung vom 13. September 1950 lebten hier 33 834 Männer und Jungen gegenüber 40205 Frauen und Mädchen; es waren nur noch 7 000 Frauen mehr als Männer. Am 31. März 1952 betrug der Frauenüberschuß nur noch 6 000 (35 332 Männer, 41 376 Frauen).
Interessant ist es auch, einmal zu sehen, auf welche Altersgruppen sich die Bevölkerung verteilt (nach der Volkszählung von 1950): unter 6 Jahre 5 702, 6—15 Jahre 11 151, 15—20 Jahre 5 787, 20—65 Jahre 44 011, über 65 Jahre 7 388.
Beinahe die Hälfte des Kreisgebietes ist von Wald bedeckt (44,26 °/o), Wasserstücke, öd- und Umland nehmen weitere 11,61 °/o ein, Ackerland ist 19,54 %; von Weidenflächen ist 0,83 % in Anspruch genommen. Der Rest verteilt sich auf Gärten und Parkanlagen (1,08), Obstanlagen, Baumschulen usw. (0,70), Wiesen (8,97), Weiden (2,96), Gewässer (1,66), Gebäude und Hofflächen (2,56), Wege und Eisenbahnen (5,56), Friedhöfe, Sportplätze usw. (0,27 %).
Das Weinbaugebiet der Ahr innerhalb des Kreises Ahrweiler gilt als das größte geschlossene Rotweingebiet Deutschlands. Zur Zeit stehen 463 ha Weinberg im Ertrag, in den sich l 327 Betriebe teilen. Rotwein wird auf 272 ha angebaut (59 %), Weißwein, dessen Anbau sich gesteigert hat (vor allem Müller-Turgau und kleiner Riesling) auf 117 ha (-25 %); auf den restlichen Bergen (74 ha = 16 %) wird Gemischtgewächs angebaut, d. h. Weinsorten, die nicht zu den vorherrschenden Anbausorten des Ahrtals gezählt werden. Es wird mit einer Durchschnittsernte von 10000 Liter je ha bei Rotwein und 12 000 Liter bei Weißwein je ha gerechnet. Die durchschnittliche Jahreserzeugung von Wein beträgt im Kreisgebiet 2 272 000 Liter Rotwein und l 910 000 Liter Weißwein, also insgesamt 4 630 000 Liter Wein.
Die übrige Landwirtschaft im Kreis verteilt sich auf 6 552 landwirtschaftliche Betriebe. Von ihnen haben 2 344 eine Größe von 0,5—2 ha, 1 935 eine Größe von 2—5 ha, 2 083 eine solche von 5—20 ha; nur 123 Betriebe erreichen 20—100 ha und nur 67 haben mehr als 100 ha Flächengröße.
Vier Eisenbahnlinien berühren das Kreisgebiet und erschließen es zusammen mit dem Straßennetz und einer Reihe Omnibus-Verkehrslinien dem Verkehr: Die Eisenbahnlinie Köln—Koblenz—Frankfurt, die Linie Remagen—Adenau, die Linie Dümpelfeld — Jünkerath und die Brohltaleisenbahn (Privatbetrieb). Omnibuslinien werden unterhalten von der Bundesbahn, der Bundespost, der Bonner Verkehrsgesellschaft, der Brohltaleisenbahn A.G. und einer Reihe von Privatbetrieben, die sieben Strecken befahren (Adenau—Kelberg, Nürburg—Adenau, Berg—Bonn, Königsfeld— Niederbreisig, Königsfeld—Sinzig, Niederzissen—Ahrweiler, Niederbreisig—Königsfeld—Neuenahr). Fünf Bundesstraßen berühren das Kreisgebiet, zehn Landesstraßen (Straßen 1. Ordnung) und 42 Kreisstraßen; das Straßennetz dieser 57 Straßen umfaßt eine Länge von insgesamt 432 057 km.
Die Aufgaben der Kreisverwaltung sind in einem Aufsatz des Landrats Urbanus geschildert. Wir wollen hier nun einmal etwas aus den einzelnen Tätigkeitsberichten des Verwaltungsbereiches hören. Da ist zunächst einmal das Schulwesen im Kreis. In vielen Gemeinden hat der Krieg an den Schulgebäuden große Schäden angerichtet, sei es unmittelbar oder sei es dadurch, daß dringend notwendige Arbeiten oder Anschaffungen nicht durchgeführt werden konnten. Eine Reihe von Gemeinden hat die verbliebenen Kriegsschäden beseitigt, die Schulräume neu streichen lassen, veraltete oder unbrauchbar gewordene Schulmöbel durch neue ersetzt. Der Verwaltungsbericht gibt der Hoffnung Ausdruck, daß noch manche Gemeinden diesem Beispiel folgen.
Im Kreisgebiet gibt es 105 Volksschulen, davon sind 65 einklassig und 26 zweiklassig. 100 Schulen sind katholische, 5 evangelische Bekenntnisschulen. Die 105 Schulen haben insgesamt 209 Klassen; es stehen jedoch nur 189 Klassenräume zur Verfügung, wodurch zum Teil unerträgliche Zustände für Lehrer und Kinder entstehen. Die Kreisberufs- und Berufsfachschule wurde 1951/52 von 3112 Schülern besucht. Mit nebenamtlich tätigen Lehrkräften waren 32 Lehrer und Lehrerinnen an der Schule tätig.
Die Handelsschule und die kaufmännische Berufsschule leiden an einem erheblichen Lehrermangel. Durch das neue Berufsschulgesetz werden Lehrer- und Raummangel außerordentlich störende Formen annehmen. Obwohl das Berufsschulgesetz eine Erhöhung der Stundenzahl auf acht vorsieht, wird man gezwungen sein, in der kaufmännischen Abteilung der Berufsschule in einigen Klassen die Stundenzahl auf vier zu verringern.
Für die landwirtschaftliche Abteilung ist es unbedingt notwendig, in den Unterrichtsorten unabhängige Räume bereitzustellen, damit die Klassen morgens unterrichtet werden können. Unterricht am Vormittag ist immer besser als zu anderen Tageszeiten, und der Bauer ist durchaus bereit, seinen jugendlichen Arbeitnehmern in den frühen Morgenstunden freizugeben, damit sie ab Mittag wieder im Betrieb arbeiten können.
Für das neusprachliche Gymnasium wurde im Mai 1951 mit dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Gebäudes begonnen. Im Schuljahr 1951/52 wurde die Schule von 252 Schülern besucht. 16 Lehrkräfte unterrichteten an dem Gymnasium.
Ferner bestehen noch folgende öffentliche Schulen: Evangelisches Pädagogium (ab Ostern 1953 Aufbauschule), Bad Neuenahr; Neusprachliches Progymnasium, Adenau; Landeslehr- und Versuchsanstalt für Weinbau, Obstbau und Landwirtschaft, Ahrweiler. Weiterhin gibt es an privaten Schulen: Neusprachliches Gymnasium, Lyzeum, Frauenoberschule und einjährige Frauenschule der Ursulinen, Kalvarienberg-Ahrweiler; – Neusprachliches Gymnasium und Lyzeum der Franziskanerinnen auf Nonnen-werth; Staatlich anerkannte Haushaltsschule St. Anna, Remagen; Vorbereitungsschule für den Priesterberuf, Burg Lantershofen; Deula-Landmaschinenschule „Rheinland“, Sinzig.
ALTENAHR
Photo: Kreisbildstelle
Dem Fürsorge- und Soforthilfeamt unterstehen die allgemeine Fürsorge, die Fürsorge für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene und die Soforthilfe. Ein Teil der Fürsorgelasten wird vom Bund getragen, so daß hier eine wesentliche Senkung der Kosten für den Kreis eingetreten ist. Zu dem Personenkreis der Kriegsfolgenhilfe, deren Lasten vom Bund getragen werden, gehören: Heimatvertriebene, Evakuierte, Zugewanderte aus Berlin und der Sowjetzone, Ausländer und Staatenlose, Angehörige von Kriegsgefangenen und Vermißten, Heimkehrer, Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene. Von den Gesamtlasten für diesen Personenkreis trug der Kreis 15 % (ca. 37 000 DM), im Vorjahr dagegen waren ca. 490 000 DM aufzuwenden gewesen.
Sehr wichtig ist auch die Arbeit des Kreisjugendamtes. Das Jugendamt führte Vormundschaften über 681 Jugendliche und strengte 62 Unterhaltsprozesse an. Zwölf Kinder konnten durch die Vermittlung des Amtes adoptiert werden; dabei fällt auf, daß meistens Mädchen zur Adoption gewünscht werden.
Doch wichtiger als die Regelung der materiellen Belange ist die Sorge, daß Kinder und Jugendliche heranwachsen zu selbständigen und brauchbaren Menschen und Mitgliedern des Staates. Aus diesem Grunde wurde im vergangenen Jahre viel Sorgfalt auf die Erziehungsberatung als vorbeugende Maßnahme gelegt.
Der Erfolg dieser vorbeugenden Fürsorge hat sich schon darin gezeigt, daß in dem Berichtsjahr nur fünf Minderjährige in Fürsorgeerziehung untergebracht werden mußten, dazu drei in freiwillige Erziehungshilfe.
Im Kreis bestehen 20 Kindergärten mit l 160 Plätzen. Jeder Ort, der einen Kindergarten besitzt, möchte ihn nicht mehr missen. Leider befinden sich die Kindergärten meist in finanzieller Notlage, da ihre Träger kaum noch die Kosten dafür aufbringen können. Für 5 Kindergärten hat der Kreis eine Beihilfe von insgesamt ca. 900,— DM gezahlt.
ALTENAHR Ruine Ahrburg
Photo: Landesbildstelle Rheinland-Pfalz
Zu dem Aufgabengebiet der Landwirtschaftsamtes gehören: allgemeine Landwirtschaftsangelegenheiten, statistische Erhebungen und die Förderung der Viehzucht. Aus den Bundesmitteln für das Sanierungsprogramm 1951/52 konnten kriegsgeschädigte Betriebe mit kleinen Darlehen unterstützt werden.
Dem Amt wurden im Berichtsjahr 3 248 Verträge zur Genehmigung vorgelegt. Dabei fällt ein ständig zunehmender Landkauf durch Nichtlandwirte auf, der nicht immer im Interesse der Landwirtschaft lag. Es wurde dabei wohl meist versucht, überflüssiges Geld in Grundstücken anzulegen.
Aus der statistischen Abteilung ist das Ergebnis über die Gesamterzeugung von Kuhmilch von allgemeinem Interesse. Sie betrug 12567718 kg. Hiervon wurden 4 124 000 kg durch Molkereien erfaßt. Die restliche Menge von 8 443 718 kg entfällt auf den Eigenbedarf, die Aufzucht des Jungviehs und die Butterverarbeitung in den Betrieben. Der Anfall von Ziegenmilch betrug ca. 600 000 kg.
Neben der Überwachung der Vatertierhaltung wurde die Umstellung in der Rindviehzucht von schwarzbunt auf rotbunt fortgesetzt. Es wurden 63 rotbunte Rinder aus den Zuchtgebieten Westfalens eingeführt, die alle zur Zufriedenheit der Käufer eingeschlagen sind.
Das Kreisbauamt hat mannigfaltige Arbeit sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau zu erledigen. Da ist zunächst einmal die Bauberatung; sie erstreckt sich in der Hauptsache auf die Klärung der Bebauungsmöglichkeit von Grundstücken. Auch in der Frage der äußeren Baugestaltung werden die Baulustigen beraten. Wenn wegen un-günstiger Parzellierung eine Bebauung nicht möglich ist, müssen oft schwierige und zeitraubende Verhandlungen über Grenzberichtigungen, Umlegungen, Zugeständnisse von Nachbarn usw. geführt werden. Von der Baupolizei wurden im Berichtsjahr 861 Bauvorhaben genehmigt, davon waren 481 Wohnungsbauten, 15 öffentliche Gebäude, 177 Bauten für Industrie, Handel und Gewerbe, 151 landwirtschaftliche Bauten und 37 sonstige Gebäude. Fertiggestellt wurden in der gleichen Zeit 260 Wohnungsneubauten, 48 Umbauten, 28 Wohngebäude wurden wiederhergestellt; dazu kamen 5 öffentliche Gebäude, 89 Gebäude für Handel und Industrie, 105 landwirtschaftliche Gebäude und 16 sonstige Bauten.
Das Tiefbauamt hat die Wasserversorgungsanlagen von Trierscheid und Reiffer-scheid fertiggestellt. Die Wasserversorgungsanlagen von Dümpelfeld, Berg-Freisheim, Schalkenbach, Dorsel und Antweiler wurden in Angriff genommen, die Entwürfe für Hoffeld und Herschbroich fertiggestellt und die Entwürfe für Rodder, Karweiler und Leimbach begonnen.
Für die Unterhaltung der Wasserläufe wurden am Kaiserstuhl und an der Eisenbahnbrücke in Sinzig einige notwendige Arbeiten durchgeführt. Die dringend notwendigen Regulierungen an der Ahr in Liesen-Hönningen, Lohrsdorf-Bodendorf und Sinzig konnten wegen fehlender Mittel nicht ausgeführt werden. Auch die Instandsetzungen der Kreisstraßen konnten in dem Rechnungsjahr wegen der beschränkten Mittel nur teilweise durchgeführt werden. Die kreiseigenen Wege bei Nürburg wurden unter Leitung des Kreisbauamtes durch Hand- und Spanndienste der Gemeinde Nürburg instandgesetzt. Die Kosten für die Materiallieferungen wurden vom Kreis aufgebracht.
Im Feuerlöschwesen des Kreises haben die Gemeinden im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten die Löscheinrichtungen weiter ergänzt. Im Kreisgebiet sind jetzt neben etwa 70—80 brauchbaren Handdruckspritzen folgende größere Geräte vorhanden: 5 Löschfahrzeuge LF 15, 5 Fahrzeuge LF 18, 35 Tragkraftspritzen TS 2-8, 2 nicht genormte Motorspritzen, 6 Anhänger für Motorspritzen TS A und 8 mechanische Leitern. Für die Beschaffung von Schlauchmaterial, für den Bau von Feuerlöschteichen, für die Erstausstattung und für die Anschaffung von Geräten hat das Land Rheinland-Pfalz mehreren Gemeinden im Kreis einen Betrag von insgesamt etwa 26 000 DM bewilligt.
In dem Bericht der staatlichen Abteilung (Kreispolizeibehörde) wird vermerkt, daß keine Ereignisse eintraten, die für den Geschäftsbetrieb von einschneidender Bedeutung waren. Demgegenüber war ein langsames, aber stetiges Anwachsen der Aufgaben in verschiedenen Arbeitsgebieten festzustellen. Das beruhte teils auf der zwischenzeitlichen Verfeinerung der gesetz- und verwaltungsmäßigen Vorschriften, teils auf der Auswirkung des in starkem Aufbau begriffenen Handels und der Wirtschaft. Hinzu kommt die zeitbedingte erhebliche Wanderungsbewegung, die bei der Gewerbe-, Bau- und Kriminalpolizei verstärkte Tätigkeit notwendig machte. Der Verkehr ist von Jahr zu Jahr dichter geworden und stellt die Kreispolizeibehörde vor schwer zu lösende Aufgaben.
Die Zahl der Kraftfahrzeuge im Kreis hat sich — so berichtet das Straßenverkehrsamt — auf 5 837 erhöht; davon wurden im Berichtsjahr 1 625 neu zugelassen, 1 385 Führerscheine wurden ausgestellt, 112 Führerscheine auf verschiedene Klassen erweitert.
Der starke Verkehr im Kreisgebiet wird besonders dadurch behindert, daß die am stärksten belasteten Straßen infolge ihrer natürlichen Lage den Verhältnissen entweder schlecht oder gar nicht angepaßt werden können. Es kommt hinzu, daß gerade an den schwierigsten Stellen und Engpässen vielfach infolge landschaftlicher Schönheit der Gegend und anziehender Gaststätten eine Zusammenballung des Verkehrs eintritt, der mangels ausreichender Ausweich- und Parkmöglichkeiten die Straße verstopft und durch Ordnungsmaßnahmen der Polizeikräfte allein nicht in Fluß gehalten werden kann. Die Kreispolizeibehörde hat daher seit Jahren die Gemeinden und Gaststätten auf die Notwendigkeit zur Schaffung ausreichender Parkmöglichkeiten hingewiesen. Auf den Hauptstraßen mußte eine Reihe von Parkverboten erlassen werden.
Die Verkehrsüberwachung führte in rund 2 000 Fällen zur Anzeige beim zuständigen Amtsgericht, 31 Führerscheine wurden entzogen.
Die Abteilung Industrie, Handel und Gewerbe hatte zahlreiche Anträge auf Neuerrichtung von Einzelhandelsgeschäften, Geschäftsübernahme, Geschäftserweiterung, auf Ausstellung von Wandergewerbescheinen usw. zu bearbeiten.
Die Hauptaufgabe der Wohnungsämter war die Unterbringung der Umsiedlerflüchtlinge. Vom Land bzw. Bund wurden Mittel zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe Neubauwohnungen für die Umsiedler erstellt werden sollten. Die Neubauerstellung lief jedoch u. a. mit Rücksicht auf die außerordentlichen Schwierigkeiten bei Beschaffung erststelliger Gelder so spät an, daß beim Eintreffen der Heimatvertriebenen keine Wohnungen fertig waren.
In Fortführung der Umsiedlung von Heimatvertriebenen aus den drei Abgabeländern Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurden dem Kreis Ahrweiler aus dem Gesamtkontingent von 18 000 Personen für Rheinland-Pfalz 350 Heimatvertriebene zur Unterbringung zugewiesen.
Im Vorjahre trafen die Heimatvertriebenen in geschlossenen Sammeltransporten ein. Im Berichtsjahr handelte es sich vorwiegend um Einzelumsiedlungen, die in bereits bestehenden Arbeitsverhältnissen begründet waren. Die wohnungsmäßige Unterbringung gestaltete sich bedeutend schwieriger als 1950, weil die Neubauten noch nicht fertig waren. Es ergab sich daher die Notwendigkeit, die Flüchtlinge vorläufig behelfsmäßig unterzubringen und sie nach Fertigstellung der Neubauten umzusetzen. Der größte Teil der Flüchtlinge wünschte, in den Rheinbezirk eingewiesen zu werden, weil sich dort durch die Industrie die meisten Arbeitsmöglichkeiten ergeben. Dadurch vergrößerten sich die bereits vorhandenen Schwierigkeiten.
Außer den Umsiedlern wurden durch das Durchgangslager Osthofen noch 377 Zuwanderer aus der sowjetischen Besatzungszone zugewiesen. Für 502 Personen wurden unter Anerkennung der Flüchtlingseigenschaft A die Ausweise ausgestellt.
Auf dem Gebiete des Landschafts- und Naturschutzes wurden eine Reihe von Maßnahmen getroffen. Die im vergangenen Jahr bereits durchgeführte Entschandelungsaktion wurde fortgesetzt. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um die Beseitigung verunstaltender und übermäßiger Reklame, wobei unter Erhaltung des schönen Landschaftsbildes den Gewerbetreibenden eine angemessene und geschmackvolle Reklamemöglichkeit keineswegs versagt werden soll. Inzwischen setzt sich bei der Bevölkerung das vorschwebende Ziel immer mehr in die Tat um. Ein ganz beachtlicher Teil brauchbarer Vorschläge einer vernünftigen Reklame wurde bei Genehmigungsanträgen vorgelegt. Auch das Kreisbauamt wird mehr und mehr um Beratung in diesen Fragen angegangen, wenn auch ein gewisser Teil der Gewerbetreibenden es immer noch vorzieht, Reklameeinrichtungen ohne Beratung und Genehmigung anzubringen, um sich hernach über auftretende Schwierigkeiten zu beklagen.