Der Kreis Ahrweiler als Wirtschaftsstandort im Zeitalter der Globalisierung

Innovation als Weg in die Zukunft

Das Gesicht der Weltwirtschaft hat sich in den letzten Jahren verändert, wie kaum jemals zuvor. Die Globalisierung hat internationale Märkte zusammenrücken lassen. Durch den Siegeszug der Kommunikationstechnologie hat sich der Wettbewerb zwischen den einzelnen Unternehmen erheblich verschärft. Bislang unzugängliche Markt­nischen haben auf einmal Konkurrenz aus dem Ausland bekommen. Internet und E-Business (elektronische Transaktionen) zwingen die Unternehmen, ganz neue Geschäftsprozesse zu wagen. Und: Die globale Fusionswelle rollt. Zur Zeit finden Mega-Fusionen in allen Branchen statt. Es geht um die Vormachtstellung auf dem Weltmarkt. Traditionelle Organisationsformen lockern sich.

Oft wird die Befürchtung geäußert, dass der Mittelstand beim Globalisierungsprozess auf der Strecke bleibt, indem er zwischen Großkonzernen an die Wand gedrückt wird. Globalisierung ist aber nicht nur eine Veranstaltung für Große. Auch mittelständische Unternehmen müssen diesen Prozess als Herausforderung begreifen, indem sie ihre Stärken bewahren und die Schwächen beseitigen. Dann wird der Mittelstand seine Spitzenstellung bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Investitationstätigkeit nach wie vor behaupten.

Unser mittelständisch geprägter Kreis Ahrweiler mit seinem gesunden Branchenmix jedenfalls hat sich im Globalisierungsprozess bislang sehr gut behaupten können. Dabei kommen unseren mittelständischen Unternehmen ihre traditionellen Eigenschaften zugute: Pioniergeist, Risikobereitschaft, Organisationstalent, Kostenbewusstsein, eine ausgeprägte Innovationskraft, Flexibilität und die Reaktionsfähigkeit auf veränderte Marktbedingungen. Als Rückgrat unserer Wirtschaft ist der Mittelstand im Kreis Ahrweiler ein wichtiges Element beim Anpassungsprozess an sich immer rascher ändernde Wettbewerbsbedingungen. Konjunkturelle und strukturelle Krisen auf dem Arbeitsmarkt machen sich bei uns weniger stark bemerkbar als in anderen Regionen. Dem Mittelstand ist es zu verdanken, dass es dem Kreis Ahrweiler und seinen Menschen gut geht.

Diese Aussage zeugt von Selbstbewusstsein – aber keineswegs von Selbstüberschätzung. Die Fakten zur wirtschaftlichen Lage untermauern dies: Eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Rheinland-Pfalz (5,9% im Mai 2000), ein stetiges Wachstum der Bevölkerung (1.1.2000: 128.947) und der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (30.6.99: 28.669), ein positiver Gewerbesaldo und die Innovations- und Investitionsfreudigkeit der einheimischen Wirtschaft. Dies spricht für sich – und für den Standort Kreis Ahrweiler.

Logo Fachhochschule Remagen:
Der RheinAhrCampus ist
das zentrale Ausgleichsprojekt
im Rahmen des Bonn-Berlin-
Umzuges für den Landkreis
Ahrweiler. Studiengänge der
1998 eröffneten Abteilung der
Fachhochschule Koblenz sind
„Gesundheits- und Sozialwirtschaft“,
„Sportmanagement“,
„Physikalische Technik“
(Schwerpunkt Medizintechnik,
Lasertechnik), „Technische
Betriebswirtschaft“ (Schwerpunkt
Verkehrswesen, Logistik,
Umweltwirtschaft) sowie
„Angewandte Mathematik“.
Der Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen“
wird
im Fernstudium angeboten

Dass sich der Kreis Ahrweiler zu einem Investitionsstandort erster Güte entwickelt hat, liegt aber auch an den Anstrengungen der wirtschaftlichen Akteure. Dank einer vorausschauenden Wirtschaftsförderung können wir sehr gute Rahmenbedingungen bie­ten. Allein mit Hilfe der Ausgleichsleistungen des Bundes für den Bonn-Berlin-Umzug (242,51 Mio. DM) konnten zukunftsweisende Projekte initiiert und umgesetzt werden. Diese Projekte entfalten sich jetzt. Und sie zeigen uns: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Der „RheinAhrCampus“ in Remagen, die neue Fachhochschule, stellt das zentrale Ausgleichsprojekt dar. Sie ist unsere Innovations- und Wissensschmiede. Die innovativen und zukunftsweisenden Studiengänge basieren auf den Stärken unserer Region. Gemeinsam mit der Ansiedlung des Zentralinstituts der Arzneimittelhersteller in Sinzig, wo mittelfristig 60 Arbeitsplätze entstehen, bildet die Fachhochschule eine optimale Ergänung unseres Leitbildes einer Gesundheits- und Fitnessregion.

Die Europäische Akademie für Technikfolgenabschätzung in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit ihren hochqualifizierten Mitarbeitern steht ebenfalls für die wissenschaftliche Kompetenz des Standortes Kreis Ahrweiler. Die in Planung befindlichen Projekte „Technologiepark“ in der Grafschaft sowie das „Innovations- und Gründerzentrum“ in Sinzig stellen ein breites Spektrum wirtschafts- und wissenschaftsnaher Einrichtungen dar und runden das Bild des Kreises als Top-Standort für Wissenschaft und Wirtschaft ab.

Denn zielgerichtete Transferprozesse aus der Wissenschaft in die Wirtschaft leisten einen wesentlichen Beitrag, Beschäftigungs- und Einkommenseffekte zu erzielen. Diesem Ziel dient auch das „Technologietransfer und Innovationszentrum Region Bonn“ (TTIB). Das TTIB, deren Mitgesellschafter die Kreissparkasse Ahrweiler ist, bildet eine Partnerschaft aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kreditinstituten in der Rechtsform der GmbH &Co. KG. Die Arbeitsschwerpunkte liegen in der Identifikation und Aufbereitung sowie dem Marketing und Verkauf von innovativen Technologien für Dienstleis-tungen und neue Produkte.

Die Ausgleichgelder des Bundes für die Gewerbegebiete sowie mehrere regionale Sonderförderprogramme haben ent­scheidend dazu beigetragen, im AW-Kreis 1.300 Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Eine ähnliche Dimension erwarten wir nochmals bis zum Abschluss der geplanten Ausgleichsprojekte. Die Sonderförderprogramme, die speziell auf forschungs- und entwicklungsintensive Unternehmen innovativer Wachstumsbranchen ausgerichtet sind, tragen dem Gedanken einer Struktur gestaltenden Wirtschaftsförderung Rechnung. Dahinter steht die Strategie einer offensiven Strukturanpassung durch die Schaf­fung von zukunftsweisenden Arbeitsplätzen. Denn die Förderung innovativer Vorhaben ist die Strategie einer bloßen Strukturerhaltung vorzuziehen.

Gewerbegebiet Grafschaft-Gelsdorf. Der Kreis Ahrweiler verfügt über eine Reihe erschlossener, verkehrstechnisch gut angebundener, überregional bedeutsamer und preisgünstiger Gewerbeflächen: Grafschaft-Gelsdorf (Foto), Remagen-Süd, GI-Park Sinzig, Gewerbepark am Nürburgring, Kempenich/ Spessart, Bad Breisig – Vorn im Seifental. Mit Brohltal-Ost wird derzeit ein weiteres überregional bedeutsames Industrie- und Gewerbegebiet erschlossen. Der Technologiepark auf derGrafschaft befindet sich in Planung.

Die vielfältigen Maßnahmen der „Strukturförderungsgesellschaft mbH Region Bonn/
Rhein-Sieg/Ahrweiler (SFG)“ beim Standort-, Wissenschafts- und Auslandsmarketing ermöglichen es dem Kreis Ahrweiler und den bei uns ansässigen Firmen, sich gemeinsam mit der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis überregional zu präsentieren. Das ist lebenswichtig: Denn die Globalisierung und der Standortwettbewerb der Kommunen untereinander führen zur Verschärfung und zur räumlichen Ausdehnung der Standortkonkurrenz. Im internationalen Wettbewerb kann sich heute kein Standort mehr alleine am Markt behaupten. Wettbewerbsfähigkeit erreichen kann ein Standort nur durch die überregionale Zusammenarbeit. Effizienzsteigerung durch Maßstabsvergrößerung – so lautet die moderne Marschrichtung.

Nicht die Großen werden die Kleinen überholen, sondern die Schnellen die Langsamen. Wir brauchen Innovation und Forschung, das ist unser Weg in die Zukunft. Denn die innovativen Fähigkeiten eines Unternehmens bestimmen sein künftiges Wachstumspotenzial. Das gilt vor allem für die weltweit größte Wachstumsbranche: Die Informations- und Telekommunikations-Technologie. Wir im Kreis Ahrweiler können von dieser Branche profitieren – vor allem wegen der Nähe zu Bonn. In der Region haben sich mehr als 500 kleine und mittlere Unternehmen mit zusammen 22.000 Arbeitsplätzen angesiedelt – an der Spitze die Telekom und ihre Töchter als echter Global Player.

Auch im Tourismus geht der Kreis Ahrweiler neue Wege. Ein Meilenstein ist die Gründung einer Tourismus & Service GmbH durch den Touristik-Service Ahr, Rhein, Eifel, der die Fremdenverkehrsinteressen des gesamten AW-Landes vertritt, sowie den Kur- und Verkehrsverein der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Damit sind wir auf dem Weg zur größten Fremdenverkehrsinstitution in Rheinland-Pfalz. Anhand dieses Projektes wird deutlich, dass uns nur gemeinsames Handeln weiter- bringt. Kirchturmspolitik ist jedenfalls kein Erfolgsgarant für eine zukunftsweisende tou­ristische Weiterentwicklung.

Im gleichen Haus wie TOURund KVV, im Herzen des Kurviertels von Bad Neuenahr, haben wir das Studien- und Informationszentrum „Gesundheit, Lebensqualität und Wein“ der „Deutschen Wein-akademie“ untergebracht. Es stellt einen Eckpfeiler beim Ausbau des Kreises Ahrweiler zu der Gesundheits- und Fit-nessregion in Deutschland dar.

Trotz aller erfreulicher Entwicklungen gilt:Wirtschaftlicher Erfolg und soziale Stabilität sind nicht auf Dauer festgeschrieben. Das Bessere ist stets der Feind des Guten. Wir befinden uns inmitten eines starken Wettbewerbes der Regionen um Arbeitsplätze, Unternehmensansiedlungen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Ausbildungsplätze und eine gute Verkehrsinfrastruktur. Immer stärker werden auch die Auswirkungen des Berlinumzuges spürbar. Kurzum:Wir müssen die Herausforderungen auch weiterhin offensiv angehen.

Was also können und wollen wir für den Witrschaftsstand-ort Kreis Ahrweiler künftig noch tun? Es gilt, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft insgesamt weiter zu optimieren und ein investitionsfreundliches Klima zu schaffen. Wir müssen unsere Wettbewerbsstärken bündeln und durch eine aktive Stand-ortpolitik gezielt ausbauen. Dabei handelt es sich um eine Daueraufgabe.

Und:Unsere Kinder und Jugendlichen müssen bereits heute für die neue Welt von Morgen ausgebildet werden. Ein aktueller Trend zeigt, dass eine solide Ausbildung wichtiger denn je ist. Jede Mark, die wir also hierfür ausgeben, ist die beste Investition überhaupt. Denn gut ausgebildete junge Menschen haben bessere Chancen im Berufsleben und stärken damit die Wirtschaftsstruktur unserer Region. Professioneller Umgang mit modernen Informationstechnologien ist dabei die Schlüselqualifikation der Zukunft schlechthin. Denn die technologische Revolution, der Übergang von der Indus-trie- zur Wissensgesellschaft vollzieht sich in atemberaubendem Tempo.

Zusammen mit der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis wird der Kreis Ahrweiler auch weiterhin eine wichtige Rolle im Europa der Regionen spielen. Das bisher Geleistete und die kommenden neuen Initiativen geben uns Zuversicht für die Zukunft. Und wir werden weiter nach dem Motto verfahren „global denken – lokal handeln“.