Der Erbteilungsvertrag der Gebrüder Blankart im Jahre 1551
Der Erbteilungsvertrag der Gebrüder Blankart im Jahre 1551
Hans-Georg Klein
Die weiterverzweigte Familie Blankart ist wohl die bekannteste Adelsfamilie der mittelalterlichen Stadt Ahrweiler. Von diesem Geschlecht zeugen heute der letzte noch im Original erhaltene Adelshof der Stadt, der sogenannte Blankartshof, ein um das Jahr 1680 erbauter zweigeschossiger Barockbau, und die Blankartstraße. Wenn wir die sagenumwobenen Ursprünge unbeachtet lassen, finden wir zunächst einen Theodericus Blankart im Jahre 1176 urkundlich belegt. Theodericus tritt als Zeuge des Erzbischofs Philipp von Köln anläßlich einer Schenkung an das Kloster Marienthai bei Ahrweiler auf. Seit dieser Zeit verdichten sich die Belege für die Existenz der Familie Blankart in Ahrweiler. Der eigentliche, fortlaufende Stammbaum der Blankarts beginnt mit Johann Blankart(l). Er tritt 1362 als Siegelzeuge bei verschiedenen Verträgen auf. Die Blankarts waren Lehensleute des Klosters Prüm, aber auch teilweise Vasallen des Grafen von Blankenheim und des Erzbischofs von Köln.
Die uns interessierende Hauptlinie der Familie wird von Johann Blankart (II) präsentiert. Johann (II) war in erster Ehe mit einer Agnes, in zweiter Ehe mit Catharina von Gymnich verheiratet. Durch diese Heirat kam die Familie Blankart auch in den Besitz der Herrschaft und Burg Lantershofen. 1429 erwarb Johann (II) die Wasserburg in Gisenhoven vordem Obertor Ahrweilers von den Brüdern von Kerpen für 1100 Goldgulden. Mit dem Erwerb des Roten Turmes1) erhielt Johann (II) auch das Erbschenkenamt des Erzstiftes Köln für acht Jahre verpfändet. 1438 kaufte er das Haus Winteren2), ein Burglehen in Altenahr, von den Eheleuten Wilhelm von Gymnich und Catharina von Saffenberg und 1458 das Burghaus Burgsahr. Johann (II) war ab 1422 Vogt zu Ahrweiler und Vasall des Grafen von Blankenheim. Im Jahre 1437 wurde er Amtmann im erzstiftischen Amt zu Nürburg.
Das Ehepaar Johann und Catharina hatte zwei Kinder. Die Tochter Catharina heiratete Wilhelm vom Weißen Löwen zu Eltz. Durch diese Heirat kam die Blankartsche Burg zu Bachern an die Familie von Eltz. Der einzige Sohn von Johann (II) war Peter Blankart. Er war mit Regina von Meckenheim verheiratet und erwarb 1458 das Gut Uprath3). Aus der Ehe gingensechs Kinder hervor: Gerhard (III), Ludwig, Gertrud, Regina, Johannes und Johann (IV).
Grabstein des Kuno von Blankart, f 1561, in der Pfarrkirche Ahrweiler.
Blankartshof, Zustand um 1970.
Ludwig Blankart, verheiratet mit Susanne Gym-nich, gründete die Nebenlinie Blankart zu Odenhausen, die späteren Freiherrn von Blanckart. Diese Linie besteht noch bis heute, hat sich aber bald aus unserer näheren Heimat entfernt.
Gertrud heiratete ihren Onkel Ludwig von Meckenheim. Kinder sind nicht nachzuweisen. Von Regina fehlen alle Angaben. Sie ist wahrscheinlich früh gestorben. Johannes war Prior zu St. Martin in Trier und starb dort als Abt im Jahre 1499.
Johann (IV) heiratete Dorothea Kessel von Nürburg. Er wurde am 15.7.1494 Vogt von Ahrweiler und erhielt 1517 von Prüm den Fischenicher Hof (heute Blankartshof) zu Lehen.4) Sein einziges Kind, Margarethe, trat als Nonne in das Kloster Marienthal bei Ahrweilerein und kam als Erbin nicht mehr in Frage. Gerhard (III) ist der eigentliche Begründer der Linie Blankart von Ahrweiler zu Lantershofen. Er war verheiratet mit Sophia von Heimbach zu Enzen. Ein Lehensbrief5) aus dem Jahre 1485 gibt uns Aufschluß über die Blankartschen Besitzungen im Amt Altenahr.
Wir Herman von goitz gnaden der billigen kirchen zu Colne ertzbuschoff & c. doin kunt und bekennen, dat wir unsen lieven getreuen Gerhart Blanckart van Arwilre mit unsen burchlehenen zu Aldenare nemlich der burchlehen da-selfs genant up Fiaide (Uprath) mit syme zubehore als mit namen die wyngarten darzu gehörende die zweyn hove zu Entelberch (jetzt Hofwüstung bei Altenahr auf dem Rattenberg) und zu Roide (es handelt sich um das Forstgehöft Weißerath bei Altenahr) mir yren erfschaften, buschen undzugehoren und die erfschaftgulde undrenthenzu Vreysmar/Freisheim) und in der Same(Burgsahr mit einem Teil des Dorfes Binsenbach) mit yren hirlicheiden und zubeho-ren. Vort zu Eychen und zu Lantzeroide6)genant dat Heyergudt mit sinen Zubehöre und dat gudt zer Hamboichsup7) und vort in dem gerycht zu Aldenare und zu Vischel mit wesen, weyden, ackeren, buschen, velden, Zinsen, pachten, kurmoiden, angehohngen luden und anders wie die gelegen und vurmails die van Helffenstein van unserm stifi zu lehen gedragen haven. Ouch mit eynem anderen burchlehen zu Aldenare genant Wynteren mit seynem Zubehöre mit der vischerien nach Burchmans gewonden und dat erve under Krelingen, busche, velde, wesen gainde bis over die Aitgenbachsup8) mit der Mittelhard. Item den hoff zu Henxberch9) boven Kruytzberch mit syme Zubehöre und dat hoefsgedinge, erve und gudt mit den hoefsluden in dem Muytscheitzu Hilterscheit gelegen mit yren zugehore und ouch den hoff zu Boitscheif10)‚ mit sinen acker, velden, buschen, wesen und zugehore wie die gelegen sint und ouch dat wasser mit der vischerien in der Are van Kruytzberch capellen fynsteren her äff bis tgeen Aldenburger moilen gnediglichen beleent hain und belenen yne damit craft dis briefs in aller maissen. Peter Blanckart des genanten Gerhartz Blanckartz vader seligen van unsen vurfahren zu lehen entfangen halt. Gegeven und beleent zu Aldenare uff frydach na assumpcion beate mähe anno domini millesimo quadhngesimo quinto hie an und over sint gewest äs manne unse lieve rait und getreuen Diedehch van Gymmenich, Ritter Salentyn van Gymmenich äs unse burchman zu Aldenare.
Dieser nun kölnische Lehensmann Gerhard Blankart (lII) hatte vier Söhne: Kuno. auch Contz oder Coen genannt, Johann, Ludwig und Gerhard.
Diese vier Brüder beschlossen nun nach dem Tode ihres Vaters und ihres Oheims Johann (IV) im Einverständnis mit ihrer Mutter Sophia von Heimbach, das Familienerbe einträchtig zu teilen. Am 14. August 1551 setzte man in Ahrweiler einen Erbvertrag auf, in dem sie sich die lehnrenthen underbgutter, die ihrem Vater Gerhard gehörten und die Besitzungen des verstorbenen Onkels einvernehmlich teilten.11)
Dieser Erbvertrag gibt uns einen guten Einblick in die verstreuten Besitzungen einer kleinen rheinischen Landadelsfamilie zu Beginn der Neuzeit.
Kuno, der älteste der Brüder, erhielt demnach den Vischenicher hoff binnen Arweylerml allen Nebengebäuden und Zubehör wie Weingärten, Äcker und die dazugehörigen Pachten und Zinsen. Dazu erhielt er 6 Viertel12) Wiesen auf den neun morgen gelegen; ferner 2 Pinten13) Garten und 1 1/2 Pinten Wiese onnen uff Eitzen gelegen, 3 Pinten Land uff der Entzbach und 1 Viertel Wiesen und Weiden in der Gießemer bach. Kuno erhielt aus der Erbmasse die Gerechtigkeiten und Gefälle an der Marktmühle zu Ahrweiler4), den Hof zu Lanterhofen mit allen dazugehörigen Erbgütern, Zehnten, Kurmeden und Zinsen und 13 Pint14) Öl aus Beul, einen Hof zu Pissenheim (heute Werthoven), einen weiteren Hof zu Stotzheim, eine Wiese zu Kassel, einen Hof zu Eichen und Lanzerath, das Heyer gudt genannt, mit allem Zubehör, dazu den Lürbusch mit allen erberbuschen in der Vischell.
Bruder Johann erhielt demnach den Gymnicher Hof4) zu Ahrweiler am Adenbachtor gelegen mit allem Zubehör wie Weingärten, Gerechtigkeiten, Kurmeden und Zinsen. Dazu kamen 3 Viertel Land an Romershecken, 5 1/2 Viertel Wiesen auf den neun morgen, ein Wieschen an der Giesemer Valden und 1 1/2 Viertel Land zu Gisenhoven, ferner den Wein- und Fruchtzehnt zu Bachem, die Weingärten zu Heimersheim und Ehlingen mit dem dazugehörenden Battenland, den Zehnt zu Ringen, einen Hof zu Roggendorff (Roggendorf bei Mechernich), das Gericht in der Sahr15) mit seinen Hoheiten, Kurmeden, allen Erbgütern, Wiesen, Büschen, Schieferleyen, Maihamrneln, Zinsen und Pachten und die Güter zu Ramersbach.
Ludwig Blankart erhielt zwei Burglehen zu Al-tenahr, nämlich Winteren und Uprath, mit all ihren behaußungen, hocheit und gerechtigkeit, allen Weingärten und den dazugehörigen Einkommen, ebenso die Weingärten zu Reimerz-hoven und Altenburg. Dazu kamen der Hof zu Entelberg, der Hof zu Rode und der Burtscheider Hof zwischen Altenahr und Kaienborn. Auch der Wald Langenbroich bei Altenahr mit Wiesen, Rahmbüschen und wilgelandts geht an Ludwig, dem auch der Frondienst aus Vischel zustand.
Gerhard Blankart erhielt den Hof und die Hofrechte zu Enßen16) (Enzen bei Zülpich) mit seinen Erbgütern, Weingärten, Artlanden, Wiesen, Bungerten und anderem Zubehör, dazu Güter zu Neukirchen bei Rheinbach, die Vogtei zu Liblar mit ihren Gerechtigkeiten, den Weiler Hilterscheid bei Münstereifel mit seinen Kurmeden, Zinsen und Pachten, zehn Gulden Manngeld, die der Erzbischof von Trier von seinem Rheinzoll in Engers den Blankarts geben mußte, und die Forderungen und Gerechtigkeiten an Buchoitz (wahrscheinlich Kreis Bergheim).
Der Bruder Gerhard orientierte sich also mit seinen Gütern schwerpunktmäßig nördlich zur Kölner Bucht hin. Er gründete an seinem neuen Wohnsitz die Nebenlinie Blankart zu Enzen. Gerhard war mit Aleid von Velbrück verheiratet. Deren Sohn, wiederum ein Gerhard, ehelichte 1580 Barbara von Zweiffei. Der letzte dieser Nebenlinie war Wilhelm Johann Blankart zu Enzen, Geheimer Rat, Amtmann zu Montjoie und Gouverneur zu Arras. Er war Oberst in einem jülich-bergischen Reiterregiment und starb im Jahre 1636 kinderlos.
Ludwig hatte seinen Wohnsitz und seine Einkünfte in Altenahr. Er starb 1615 unverheiratet. Um seinen Nachlaß gab es in der Familie Blankart längere Erbstreitigkeiten.
Johann heiratete 1542 Eva von Schmittheim. Neben dem Standbein in der Stadt Ahrweiler, dem Gymnicher Hof, auf dem auch das Prümer Hofgericht tagte, war der Schwerpunkt seiner Herrschaft die Sahr. Sein Urenkel, Johann Ludwig von Mirbach war der letzte aus dieser Linie. Er starb ohne Erben zu hinterlassen vermutlich im kindlichen Alter, denn 1627 hat sein Vormund, Konrad von Friemersdorf, genannt Pützfeld, den Bachemer Frucht- und Weinzehnt für 200 Reichstaler an den (Tilmann?) Herrestorff zu Unckell versetzt.
Der älteste der Brüder, Kuno, war mit Catharina von Mirbach zu Immendorf verheiratet. Er hatte seinen Stammsitz im Blankartshof zu Ahrweiler und zu Lantershofen. Er starb am 29.11.1561. Seine prunkvolle Grabplatte, auf der er abgebildet ist, ziert heute die St.Laurentius-Pfarrkirche in Ahrweiler. Sein Sohn Wilhelm hatte großen Einfluß. Er war Vogt in Ahrweiler, Mitglied des Ritterrates, kurtrierischer und fürstlich-jülicher Rat. Wilhelm war dreimal verheiratet und zwar mit Anna von Plittersdort, Anna von Velbrück und Anna Bottlenberg gen. Kessel. Ihr Sohn Johann Ludwig Blankart, verheiratet mit Maria Alberta von Bourscheidt-Büllesheim, war als kurtrierischer und kurpfälzischer Oberstallmeister, Amtmann von Hammerstein, Isenburg, Neu-enahr, Sinzig und Remagen ein sehr einflußreicher Mann. Zu dieser Zeit gehörten die Güter in der Sahr und Freisheim und das Burglehen zu Winteren wieder zur Ahrweiler Linie. Der Enkel Johann verstarb 1712 im Alter von 28 Jahren kinderlos. Er ließ im Jahre 1708 das jetzige Burghaus zu Lantershofen erbauen. Es trägt noch sein Wappen. In seinem Todesjahr wurde er noch vom Erzbischof von Trier als dem Administrator des Klosters Prüm mit dem Blankartshof und dem Gymnicher Hof zu Ahrweiler belehnt. Er vermachte sein gesamtes Vermögen seinen Schwestern. Mit seinen Schwestern erlosch die Linie Blankart von Ahrweiler zu Lantershofen. Aber sie brachten durch ihre Heirat und ihr Erbe uns heute noch bekannte Namen nach Ahrweiler. Elisabeth heiratete in erster Ehe Johann Freiherr von VIatten zu Drove und in zweiter Ehe 1718 Wolfgang Freiherr von Rohe zu Elmpt. Ihre Schwester Sophia (f 1714) heiratete Ferdinand Freiherrn von Dalwigk zu Lichtenfeld. Elisabeth scheint wohl Haupterbin gewesen zu sein. Sie besaß den Blankartshof, die Marktmühle zu Ahrweiler und das Burghaus zu Burgsahr. Ihre Enkelin Maria Elisabeth von Velbrück, verheiratet mit Gerhard Freiherr von Mirbach-Harff, brachte später dieser Familie die Blankartschen Besitzungen zu.
Literatur:
Fehrer, Gudrun, Die Genealogie der Freiherren von Blanckart im Rheinland. Manuskript 1976
Anmerkungen:
- Erzstiftisches Lehen.
- Wahrscheinlich war das Haus Winteren mit der Gymnichportz auf Burg Are identisch
- Burglehen in Attenahr, das spätere Amtshaus
- Prümer Lehen
- Gedruckt in: Strange. J., Beiträge zur Genealogie IX Köln 1869. S. 68 – 69.
- Eichen und Lanzerath, Kreis Euskirchen.
- Es handelt sich hier wahrscheinlich um das Hofgut Hambach, das zwischen dem Huöach und Vettelhoven im Ringener Wald lag. denn dieses Hofgut wardem Grundherrn von Vischel zehntpflichtig. was der Ringener Pfarrer 1767 höchst verwunderlich fand. Vgl dazu den Aufsatz von Leo Stausberg, Hofgut Hambach. im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955, S. 30 ff.
- Eitgenbach, Burghügel, auch Nulzenbach. 1200 SSO von Vischel am Zusammenfluß des Vischelbaches und des Eisbaches
- Wüstung Hengsberger Hof. 1.4 km WSW von Kreuzberg auf der Südseite des Seibach-Berges.
- Burscheider Hof.
- Landeshauptarchiv Koblenz 18/2016
- 1 Vierlei =792 m-
- 1 Pinie s 198 m2
- 1 Pint= 1,51
- Das Gericht Sahr umfaßte Burgsahr und das Dörfchen Freisheim. Es war ein Kölner Unterlehen, ursprünglich gehörte es zum Burglehen Uprath
- Vermutlich Prümer Lehen, vgl, Prümer Urbar. Kap. 89.