Der Bildhauer Gerhard Marcks (1889-1981) und seine Eifellandschaften in Ölkreide
Der Bildhauer Gerhard Marcks
(1889- 1981) und seine
Eifellandschaften in Ölkreide
Hans Schmitz
Über den Künstler Gerhard Marcks, der zu den berühmtesten Bildhauern dieses Jahrhunderts zählt, lies; man u. a. im neuzeitlichen Lexikon:
„geboren am 18.2.1889 in Berlin, gestorben am 12. 11. 1981 in Burgbrohl.“ In den letzten 10 Jahren seines arbeitsreichen Lebens wohnte der schaffensfreudige und vielseitige Künstler sehr oft in dem am Fuße der Burg Olbrück gelegenen Ort Hain.
Hier wandte der hochbetagte Künstler sich einer neuen Technik zu. Vorher hatte der Bildhauer und Graphiker Gerhard Marcks Landschaften mit dem Zeichenstift oder im Holzschnitt festgehalten. Jetzt erprobte er für sich die wachs-haltige Ölkreide und entdeckte hierbei unerwartete Möglichkeiten. Mit Hilfe der Ölkreide stellte erdie herbe Schönheit unserer Heimat im Wechsel der Jahreszeiten sensibel und nuancenreich dar. Über seine Ölkreide schrieb er im Oktober 1980 u. a. in Hain: „ich versuche die ewig wechselnde Stimmung der Stunde zu erhaschen, nach wiederholter Beobachtung der Situation, vergleichbaretwa dem Jäger, und durchaus ohne vergewaltigende Abstraktion… Nach etwa 2-3 Stunden ist das Bild fertig, als Gedächtnis – Impression.“ Diese im Laufe seines letzten Lebensjahrzehnts zu einer großen Anzahl angewachsenen Arbeiten in Ölkreide bilden heute einen gewichtigen Schwerpunkt seiner Werke, die in Ausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt werden, so weit sie in den Besitz der Gerhard-Marcks-Stiftung in Bremen übergangen sind. Denn bereits im Jahre 1966 hat Gerhard Marcks sich entschieden, seine Werke in großem Überblick nach Bremen zu geben als eine Stiftung für die kunstliebende Allgemeinheit. Zu seinen berühmten Werken gehören die vor dem Rathaus der Stadt Bremen stehenden „Bremer Stadt-Musikanten“, die täglich von Tausenden Touristen bewundert werden.
Ölkreide von Gerhard Marcks: Burgruine 0lbrück, 1979
Gerhard Marcks wurde nach dem 1. Weltkrieg an das staatliche Bauhaus in Weimar berufen und leitete ab 1925 die Kunstgewerbeschule in Halle. Sein mutiges Engagement für von Nazis verfolgte Kollegen sowie seine eigenwillige Kunstauffassung führten 1933 zu seiner Entlassung aus dem Lehramt. Ein großer Teil seiner Werke wurde 1944 durch ein Bombardement auf Berlin vernichtet. Im selben Jahr fiel sein Sohn Herbert. Käthe Kollwitz schrieb 1944 über Gerhard Marcks: „… alles ist hin, und doch fängt der Mensch ein neues Leben an.“ Diesen neuen Lebensabschnitt begann er 1950 in Köln, von wo der Kontakt mit unserer Region ausging. Im Jahr 1960 erhielt Gerhard Marcks von der Universitätsklinik Bonn den Auftrag, für ihren Chef, Prof. Dr. Paul Martini, den Leibarzt von Prof. Dr. Theo Heuß und Dr. Konrad Adenauer, eine Bronze-Büste zu schaffen. Eine Ausfertigung dieser Bronze-Büste steht in einem Sprechzimmer von Dr. Klaus Hopp, einem Enkel von Prof. Martini, in Niederzissen. Es bestand eine freundschaftliche Verbundenheit zur Familie Martini, die schon seit Generationen in Galen-berg ein Wochenendhaus hat. Hierdurch kam Gerhard Marcks in die Eifel und fand Gefallen, auch auf der Höhe des Brohltals einen zweiten Wohnsitz zu beziehen. Architekt Peter Martini vermittelte Gerhard Marcks hierfür das geeignete Grundstück, worauf er ein Haus errichten ließ, das sich auch heute noch im Besitz seiner Familie befindet.
Seinen 90. Geburtstag im Jahre 1979 feierte Gerhard Marcks in seinem Wohnsitz in Hain. Der zu diesem Zeitpunkt noch rüstige Jubilar hatte sich der öffentlichen Geburtstagsfeier in Köln, an der der damalige Bundespräsident Walter Scheel und nahmhafte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur teilnahmen, entzogen. In Hain war es der seinerzeitige Ortsbürgermeister Johann Radermacher, der ihm im Namen derOrtsgemeindedieGlückwünsche aussprach. Umrahmt von Vorträgen der Brohltal-Blasmusi-keraus Niederzissen nahm Gerhard Marcks mit sichtlichem Wohlgefallen die stimmungsvolle Würdigung der Ortsgemeinde entgegen. Der Künstler galt in Hain als ein äußerst bescheidener Mitbürger. Er setzte sich auch hier für den Schutz der Umwelt ein. So kaufte er ein mit vielen Hecken bewachsenen Grundstück, um es für die Vogelwelt zu erhalten.
Auch seine letzten Lebenstage verbrachte der Künstler in Hain, bevor er im Krankenhaus in Burgbrohl am 12. Nobember 1981 aus dieser Welt verschieden ist. In seinen zahlreichen künstlerischen Werken wird er für immer weiterleben.
Porträtbüste Prof. Dr. Paul Martini, 1960