Der Beuler Hof

VON HEINZ SCHMALZ

Foto: Kreisbildstelle
Beuler Hof

2,6 Kilometer in südwestlicher Richtung von Westum erhebt sich auf dem Beul (Gemarkungsbezeichnung) der „Beuler Hof“ in einer Höhe von 200 m über NN. Dieser Hof liegt in seiner ’stattlichen Größe in der Gemarkung von Westum. Im Verhältnis zu dem nahebei gelegenen Hof Hombüchel, der bis 1858 ebenfalls zu Westum gehörte, ist der Beuler Hof jüngeren Datums.

Die Entstehung des Hofes

Den ersten Nachweis über die Anlage dieses Hofes finden wir in einem Schreiben von 1707. Damals machte der Besitzer des. Schlosses Ahrenthal, Franz Casper Wilhelm vcjn Hillesheim, der 1712 vom Kaiser Karl VI. in den Grafenstand erhoben wurde, das Recht des freien Weidgangs auf dem Beulerfeld und die Errichtung des „freyen beweler Hoffs“ in der dortigen Gemarkung geltend. Einige Wesfumer Bürger sahen darin eine wesentliche Beeinträchtigung ihrer Existenz und beschwerten sich sogleich in Ahrenthal gegen die Errichtung des Hofes. Aber ungeachtet dessen wurde der begonnene Bau weiter fortgeführt. Deshalb erhoben die Bürger von Westum Anfang 1708 Klage beim Herrending zu Sinzig wegen „des von Freyherrn von Hillesheim zu Ahrendall auffin Beuel neu angelegten Baus“ mit dem Bemerken, daß die ganze Land- als auch Buschstraße nach Königsfeld durch diesen Bau versperrt werden sollte. (Die Straße nach Königsfeld — ein besserer, jedoch breiter Feldweg — hatte damals große Bedeutung, weil die Straße durch das Harbachtal noch nicht vorhanden war.) Doch beim Herrending konnte leider keine Einigung erzielt werden. Die Westumer trugen daher ihr Anliegen schriftlich beim Landesherrn in Aachen vor. Das „Kaiserliche freye Stift unserer lieben Frau zu Aachen“ bat daraufhin 1709, daß sich in der Streitsache der ehrsame Peter Rick von Westum in Aachen zur Anhörung einfinden soll. Doch hier scheint man die Westumer nur vertröstet zu haben, denn am 15. 10. 1709 richtet der Herr von Hillesheim eine Denkschrift an den Kurfürsten zu Aachen sowie eine Abschrift von dem Schreiben an die Gemeinde Westum. Der Inhalt dieser Schrift wies verschiedene Klagen, die von den Westumern gegen ihn erhoben wurden, zurück und besagt u. a. auch, daß ihm das Recht zur Erbauung eines „adlig freyen Ritterguts, der Beuler Hof genannt“ zustehen würde. Für Westum ging der Streit verloren, und der Bau wurde bald danach fertiggestellt. Eine Verbitterung hierüber blieb jedoch lange Zeit bestehen. Dies läßt sich 1725 aus der Beantwortung eines Schreibens von dem Bürgermeister von Westum an den Sinziger Vogt deutlich erkennen. Hierin heißt es: „ .. . Weyden seind keine hier, sondern (seit) der graff von Hülisheim zwey Hoff in unserer Marken auff gerichtet, dadurch unsern wenig weyden gantzlich benommen“ (der zweite Hof war die Westumer Mühle, die 1725 von der Gemeinde an den Grafen überging).

Trotz allem bot der Hof auch einen gewissen Schutz. Als nämlich 1789 die Königsfelder im Westumer Wald frevelten und erheblichen Sehaden durch Abholzung anrichteten, geboten die Westumer diesen Einhalt. Doch als Antwort wurden die Westumer „mit der größten wuth bis längs den Beuler Hof verfolgt, so daß diese sich auf alle mögliche art haben flüchten und verbergen müßen, um nicht in die grausamen Hände ihrer Verfolger zu geraten.“

Die Größe des Hofes

Daß der Beuler Hof das größte Gebäude von Westum war, geht aus den Steuer-Erhebungsunterlagen von 1817 hervor. Damals mußte für 9 vorhandene Fenster und Türen Steuer entrichtet werden. Bei dem nächstgrößeren Haus in Westum wurden lediglich von 4 Fenstern und Türen Steuern gezahlt. Im Jahre 1825 zahlte der Pächter des Hofes 2950 Franc Steuern für den Hof und hatte auch hiermit die höchste Steuersumme im Dorfe.

1812 zählte der Beuler Hof 8, 1817 7 und 1861 ebenfalls 7 Bewohner.

1869 gehörte zum Beuler Hof ein Landbesitz von 86 Morgen, 147 Ruten, 40 Fuß, und 1870 waren es etwa 7 Morgen mehr.

Gegen 1930 wurden etwa 70 Hektar Wald am Heidchen und in der Hüchen (in der Nähe des Beuler Hofs) abgeholzt und das Land gerodet und urbar gemacht. Die neue Ackernutzfläche. hat dann zum größten Teil der Pächter des Beuler Hofs bearbeitet. 1941 ging ein Teil des Rodungsgebietes an den Besitzer des Beuler Hofes zurück; etwa 30 Morgen wurden dazu-gekauft und 20 Morgen im Tauschwege in die Nähe des Hofes verlegt. Dadurch waren seit dieser Zeit etwa 170 Morgen Ackerland mehr zu bearbeiten.

1940 wurde auch eine neue Feldscheune errichtet, jedoch nicht wie die 1931 abgebrannte Scheune in unmittelbarer Nahe des Hofes, sondern weiter ab mitten im Feld. Nach dem Krieg erhielt der Hof durch Anbau von Stallungen eine wesentliche Erweiterung.

Ein Kriminalfall

Am 10. März 1884 wurde auf dem Beuler Hof in einem Zimmer der oberen Etage .des Wohnhauses ein in einer Bettstelle stehender Sarg vorgefunden. Dieser war mit einem Leinen-tuch und zwei Betten bedeckt. In dem Sarg war die Leiche der angeblich im Januar 1883 verstorbenen Witwe Tillmann Schmilz, Clara geb. Mehl, Mutter des damaligen Hofbesitzers. Bei der gerichtlichen Obduktion der Leiche, die schwarzbraun und mumienartig aussah und nur ein Gewicht von 4 1/2Kilo hatte (die Leiche wurde damals mit der Butterwaage gewogen), konnte ein Verbrechen nicht festgestellt werden. Daher wurden die verhafteten Eheleute Schmilz und deren einziger erwachsener Sohn wieder in Freiheit gesetzt.

Die Besitzer des Beuler Hofs waren:

Von 1707 bis 1784
die Grafen von Hillesheim zu Ahrenthal,

von 1784 bis 1832
die Grafen von Spee zu Ahrenthal,

von 1832 bis 1869
Johann Michael Kader, Beuler Hof,

von 1869 bis 1870
Gebr. Löwendahl, Köln,

von 1871 bis 1906
Familie Schmilz, Beuler Hof und später Köln,

von 1906 bis 1916
Ww. Oberbergrat Aug. Freytag, geb. Schmilz, Heidelberg, *

von 1916 bis 1931
Dr. jur. Hans Freytag, Landgerichtsrat zu Elberfeld,

von 1931 bis 1934
Hans Jochen Freytag, Beuler Hof,

von 1934 bis 1939
Frau Robert Wolff geb. Freytag, Beuler Hof

von 1939 bis 1958
Gerhard Uhlenbruck, Köln-Lindenthal,

von 1958
Prof Dr. med. Paul Uhlenbruck, Köln-Lindenthal.