Das neue Rhein-Gymnasium in Sinzig
Heinz Otto Fausten
Staatliches Rhein-Gymnasium in Sinzig Foto: Kreisbildstelle
Land und Kreis und natürlich auch die Lehrer und Schüler sind stolz auf das Werk, das am 10. Mai 1976 durch Kultusminister Dr. Bernhard Vogel offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde: das neue Staatliche Rhein-Gymnasium in Sinzig.
Vielleicht empfindet man zunächst den Bau, die Außenanlagen, das Gesamtkonzept als karg und nüchtern, weil man sich einfach an unverputzte Betonwände, fehlende Klassenschränke, die preiswerteste aller Sporthallen erst noch gewöhnen muß. Es war richtig, zu sparen, wo es ging, dort aber Schwerpunkte zu setzen, wo sich Investitionen durch niedere Folgekosten und eine Steigerung der Effektivität, eben im Lernerfolg der uns anvertrauten Schüler, rentieren. So ist alles in diesem Haus von der Funktion her bestimmt — die Anordnung der Stammklassen in den beiden Stockwerken, die ebenerdige Konzentration aller Fachabteilungen um die Verteilerhalle in der Mitte, die Freizeit- und Versorgungsbereiche auf der tieferen Ebene des Spielhofs mit dem Forum.
Im Vordergrund stand die vornehmliche Aufgabe eines Gymnasiums, junge Leute auf ein wissenschaftliches Studium an den Universitäten vorzubereiten. Sie müssen gleichzeitig befähigt sein, sich kreativ und beweglich auch in nichtakademischen Berufen behaupten zu können. Auf diesem Weg sollen wir keinen unserer Schüler zum Lernen zwingen; durch die vorbildliche Ausstattung der Naturwissenschaften, der Bibliothek, des musischen Bereichs, der Mediothek, durch ein besonderes Engagement der Lehrer sollen die Kinder zum Lernen motiviert werden, damit am Ende lebenstüchtige und selbstsichere Abiturienten die für sie bestmöglichen Chancen wahrnehmen können. Den Älteren unter uns mag die Einsicht schwerfallen, daß hierzu solch ein Aufwand erforderlich ist. Ganz sicher bin ich mir auch nicht, ob wir zum Mond fliegen mußten. Falls ja, geht es keineswegs ohne solche Schulen.
Die Wahl des Standortes
Die Vorgeschichte des Rhein-Gymnasiums gleicht in dem Gerangel um den Standort der neuen Schule ein wenig der mittelalterlichen Fehde zwischen Linz und Andernach. Schon glaubten die Remagener den Sieg in ihrer Tasche, als im Landesentwicklungsplan die neue Schule bei ihnen eingezeichnet wurde. Pfiffig wie die Bäckerjungen von Andernach ihre Bienenkörbe schleuderte Sinzigs Bürgermeister Holstein eine Dokumentation in das Schlachtfeld zwischen Rhein und Schneifei. Darin wimmelte es von Argumenten, Zahlen und Fahrplänen. Dickster Brocken aber war das Angebot, die alte Volksschule als Provisorium bis zum Bezug eines Neubaus bereitzustellen. Mit der Entscheidung des Kreistages in seiner dramatischen Sitzung vom 11. 10. 1968 zahlte sich das große Opfer der Sinziger aus, den Grundschulneubau ohne Landeshilfe und auch die Hauptschulfrage bereits gelöst zu haben.
Im Februar 1971 verlas der damals für die Nordregion zuständige Dezernent, Min. Rat. Wolff, auf einer Elternversammlung in der Grundschule Sinzig den Gründungserlaß des Kultusministers Dr. Vogel. Alle vorbereiten-
den Maßnahmen waren bereits an das Mar-tinusgymnasium Linz übertragen worden. Sein Leiter, Oberstudiendirektor Haffke, als Sinzig-Bad Bodendorfer bester Kenner aller Verhältnisse vor Ort, hat‘ diese Aufgabe engagiert und ausgleichend so gelöst, daß am Tage des Unterrichtsbeginns, am 24. August 1971, dem 131. Gymnasium des Landes von allen Seiten die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben wurden.
War die Wahl des Standortes richtig? Die sachliche Antwort ergibt sich durch die Herkunftsorte der Schülerinnen und Schüler: 40% kommen aus einem Bereich, der südlich von Sinzig liegt und die Voreifel und Bad Breisig umfaßt; 45% entstammen dem engeren Stadtbereich Sinzig-Bad Bodendorf; 15% dem Bereich Remagen-Kripp-Oberwinter. Über die Hälfte aller Schüler benutzen Linienbusse. Bei einem Standort Remagen müßten etwa 4A der Auswärtigen an Sinzig vorbei und dazu die Sinziger Schüler nach Remagen gefahren werden.
Eine weitere, nicht weniger wichtige Antwort gibt die Zusammenarbeit zwischen der Realschule Remagen und dem Gymnasium in Sinzig. Den Kollegen war bewußt, daß gerade ihnen beim Abbau der Frustrationen ein wichtiger Part zufiel. Da sich die Einzugsgebiete beider Schulen decken, ergab sich von selbst ein Zusammengehen in den Organisationsbereichen, die mit dem Schülertransport und der Sicherheit der Schüler auf dem Schulweg verbunden sind.
Die pädagogische Zusammenarbeit begann mit der Angleichung der Schulbuchkataloge. Sie intensivierte sich schnell bei den die Orientierungsstufen betreffenden Fragen, wobei das Kollegium des Rhein-Gymnasiums dankbarer Empfänger von Ratschlägen und Erfahrungshinweisen war. In gemeinsamen Konferenzen wurden nicht nur die Prüfungs- und Testverfahren aufeinander abgestimmt, sondern auch die gegenseitigen Übergänge einzeln unter Abwägung aller Bereiche, die auf einen solchen Schritt Einfluß haben können, behandelt. Heute informieren und beraten sich beide Schulen bei jedem Schritt, der die Partnerschule tangieren könnte. Zum 10. Schuljahr der Hauptschule Remagen als eventuellem Zubringer zur Mainzer Studienstufe hat das Rhein-Gymnasium ein überaus positives Gutachten erstellt. Es hofft, Übergänger von der Realschule und von der Hauptschule Remagen so betreuen zu können, daß jedes aus Schulfragen herrührende Ressentiment in beiden Städten abgebaut ist. Mit unseren südlichen Nachbarn gab es in Schuldingen keine Konflikte. Breisig und das Brohltal schicken ein großes Kontingent nach Sinzig. Dazu versichert die Schulleitung, daß die Nachfahren der Raubritter aus dem Bereich der Burgen Rheineck und Olbrück mit zu den besten Schülern gehören.
Die Jahre der provisorischen Unterbringung
Die Zeit der provisorischen Unterbringung in der alten Volksschule am Kirchplatz verpflichtet zum Dank an die Stadtväter von Sinzig, welche das Gebäude kostenfrei zur Verfügung gestellt haben. Sparsam war auch die Haushaltsführung jener Zeit, in der man ohne Hausmeister, mit einer Sekretärin, zwei Putzfrauen und drei Mülleimern auskam. Oberregionale Bedeutung erlangte die Schule erstmals, als sie in den Nachrichten
erwähnt wurde, weil der von dem Sturm auf den Schulhof gewehte Kamin eine dreitägige Schulschließung bewirkte.
Vier Jahre lang fand der Unterricht in engen Räumen, ohne Fachklassen und ohne technische Hilfsmittel statt. Sport konnte nur unter freiem Himmel betrieben werden. Trotzdem begann die Schulleitung in jenen Jahren bereits mit der Verwirklichung von Plänen, die dieser Schule ihr besonderes Gepräge geben sollen:
1. Mit der Zielrichtung einer betonten Profilierung auf musischem und naturwissenschaftlichem Gebiet folgt sie einer Anregung von Min.Rat Wolff.
2. Maßnahmen in und außerhalb des Unterrichtsbereichs sollen über eine frühe Konfrontation mit der humanen und technischen Wirklichkeit zu einer schrittweisen Verselbständigung des Schülers führen.
Weit bekannt ist das Rhein-Gymnasium durch seine hervorragende Fechtabteilung
Foto: Rhein-Gymnasium
3. Die Öffnung zum Einzugsbereich im Sinne eines kulturellen Zentrums auch für Erwachsene entspricht der Feststellung des Kultusministers, daß „der Preis für den Bau und Unterhalt einer modernen Schule bei einer Schließung um 13 Uhr unrentabel ist.“
Besondere Profilierung
Eine geschickte Pädagogik kann den Mangel an technischem Gerät in den frühen Jahrgängen der Sekundarstufe l noch zum Vorteil werden lassen. Nur auf dem Gebiet der Leibeserziehung läßt sich ein solcher Engpaß nicht über Jahre hinweg ohne Schaden für die Heranwachsenden überbrücken. An der neuen Sporthalle ist der schnelle Entschluß zu ihrem Bau und die Übernahme eines umgeänderten Normplanes zu loben. Damit erfüllt sie die Erfordernisse des Schulsports völlig, ohne sich in den Kosten aus dem Bereich einer zeitangemessenen Sparsamkeit zu entfernen.
Obwohl das Gymnasium erst 1979 die zu erwartende Schülerzahl erreicht hat, wird die Halle wöchentlich von weit über 2000 Menschen zu Sport und Spiel genutzt.
Die Fechtabteilung
Die Fechtabteilung des Rhein-Gymnasiums entstand im Gründungsjahr der Schule, als dem Gymnasium zwei Wochenstunden in der städtischen Halle an einem Spätnachmittag bewilligt wurden. Die hochgradige Körperbeherrschung bei dieser Sportart und die Erfordernis blitzschneller Reaktionen sollte die normale Lerntätigkeit ergänzen. Das Engagement der Lehrer, Schüler und Eltern führte bald zur Gründung der Schulsportgemeinschaft Rhein-Gymnasium, der heute zweitstärksten Gruppe im Landesfechterbund. Für die Erfolge auf Landes- und Bundesebene gebührt den Herren Schlösser (Fechtlehrer) Duschner (Deutscher Mannschaftsmeister) und Convents (Deutscher Säbelmeister) besondere Anerkennung. Nicht weniger aber auch jenen Eltern, welche im Jahr 1975 allein 15000 km zurücklegten, um die Kinder zu den Turnieren zu fahren. Stellvertretend für alle sei Vater Hentzschel genannt, der allein 2800 km mit seinem PKW als Betreuer der Turniermannschaften unterwegs war. Auf allen Ebenen wurden zahlreiche Meistertitel in den Fechtarten und im Friesenkampf erworben. Den größten Erfolg verzeichnete Birgit Herbst, als sie Schülermeisterin des Jahrgangs 1961 bei den Südwestmeisterschaften im Florett wurde, und Achim Grunenberg, der gar Deutscher Meister des Jahrgangs 1963 im Säbelfechten ist. Bayern hat sein Ski-Gymnasium — das Rhein-Gymnasium, an dem jeder 5. Schüler an der Fechtausbildung teilnimmt, ist auf dem Weg, das Fecht-Gymnasium von Rheinland-Pfalz zu werden.
Freude an der Musik
Ein weiteres Fünftel der Schüler beteiligt sich neben dem Pflichtmusikunterricht an einer musikalischen Ausbildung. .Das Angebot der Schule reicht von der klassischen Chor- und Instrumentalmusik bis hin zur Mitwirkung an Schlagzeug, Orgel und Elektrogitarre. Dank der Auslagerung von Übungsstunden in den Stadtteil Bad Bodendorf und in das Brohltal können auch auswärtige Kinder an den Übungsstunden teilnehmen. Die Einzelausbildung in der Schulband erfolgt nach einem besonderen Verfahren: Die Schüler werden nach Plan so vom Normalunterricht beurlaubt, daß je nach Fach nur alle 6 Wochen eine Stunde ausfällt mit der Verpflichtung, das Versäumte mit Hilfe der Klassenkameraden nachzulernen. Der ‚Importeur dieser Methode ist der amerikanische Musiklehrer der Schule, Mr. Gordon. Wenn er es zuließe, hätte er die größte Band am Rhein. Seine Gruppe, die Gordonis, ist aber auch mit 15 Mann lautstark genug.
Die Naturwissenschaften
Neben dem musischen Bereich, zu dem die Leibeserziehung, der rhythmische Tanz, die Gymnastik zählen, betont die Schule die Naturwissenschaften. Das Konzept der vorbildlichen Planung wurde weitgehend durch Herrn Dr. Mürtz erarbeitet und in seiner Durchführung überwacht. Mit der Förderung der Eigeninitiative bei den Schülern geht die Hinführung zum erforderlichen Fakten-, Begriffs- und Methodenwissen so vor sich hin, daß der Begriff „Paukschule“ gar nicht aufkommt. Moderne Hilfsmittel in besonders geplanten Raumgruppen rationalisieren den Lernprozeß und regen zum Mitmachen an. Überall wurde der Lehrertisch auf eine Größe reduziert, die zur Aufnahme der wichtigsen Schalt- und Versorgungselemente ausreicht.
Lehren ist die Kunst, das Lernen attraktiv zu machen Foto: Rhein-Gymnasium
Damit wird die beratende Funktion des Lehrers innerhalb lernender und übender Gruppen besonders betont. Koppelungen von je zwei Übungsräumen erlauben größere Schülerfrequenzen,, fahrbare Vorbereitungsund Materialtische beliebige Anordnungen, die bei zusätzlichem Einsatz von schulinternem Fernsehen selbst Parallelunterricht oder fächerübergreifenden Unterricht gestatten. Dazu entstanden in Zusammenarbeit mit der Lieferfirma bewegliche Schaltpulte, die gleichzeitig sieben Räume mit Energie versorgen können. Alle Einrichtungen wurden so aufeinander abgestimmt, daß die naturwissenschaftlichen Fachräume für die Fächer Physik, Chemie und Biologie im Austausch verwendbar sind. Unmittelbar an den naturwissenschaftlichen Trakt schließen der Film-Lind Fernsehraum, die Mediothek mit der Zentralbücherei und das Sprachlabor an. Durch die in diesen Räumen installierten Ton- und Fernsehstudios ist die enge Verzahnung aller technischen Möglichkeiten in einem pädagogischen Zentrum erreicht.
Gegen Notendruck und Streß Verselbständigung das Schülers
Man beklagt oft, in der reformierten Oberstufe vermisse der Schüler die gewohnte Geborgenheit des Klassenverbandes. Das junge Lehrerkollegium des Rhein-Gymnasiums hat sich fast ausnahmslos zu einer Begegnung mit dem Schüler außerhalb des Pflichtbereichs auf dem Gebiet des freien Lernens, des Spiels und des .Sports bereit erklärt. Auf freiwilliger und für den Lehrer unbezahlter Basis fanden im Provisorium bereits außerhalb der hier demonstrierten Betätigungen in Sport und Musik Kurse in Geologie, Landvermessung, Botanik, Zoologie, Trimmen, Modellbau, Kunsttechniken, Museumsbetreuungen und freie Diskussion statt. Die Wahl der Themen entsprang entweder dem Hobby des Lehrers oder den Wünschen der Kinder. Sie maß der Tatsache, daß sich dem Schüler in einer Kleingruppe ein enger Kontakt zu dem Partner Lehrer bietet, die gleiche Bedeutung zu wie die Möglichkeit, sich außerhalb des Klassenverbandes auf einem besonderen Neigungsgebiet ohne Notendruck bestätigt zu sehen.
Die Einrichtung des Neubaus eröffnete hier weitere und neue Bereiche. Alle angebotenen Betätigungsfelder haben eines gemeinsam — die Teilnehmermeldungen sind so zahlreich, daß oft auf Wiederholungskurse oder neue Kreise verwiesen werden muß. In allen Fällen ist die Motivation von der Sache her geprägt und nicht durch den oft beschworenen Leistungsdruck. 117 Fechter, 108 Musikanten, 40 Bibliothekassistenten, dazu Filmer, Fotografen und Fernsehteams lassen sich nicht in diese Schablone zwängen.
Bei aller Einsatzfreude der Lehrer ist gerade der komplizierte Organismus einer nach neuesten Erkenntnissen technisch ausgerüsteten Schule ohne die mittragende Verantwortung und Selbständigkeit der Schüler nicht möglich, insbesondere dann nicht, wenn das Prinzip sich vom Vormittagsunterricht bis hin zum Freizeitbereich am Nachmittag erstreckt. Im naturwissenschaftlichen Bereich haben sich folgende Neigungsgruppen gebildet:
Fernsehtechnik (Aufnahme, Schnitt, Wiedergabe), Fototechnik, Experimentiertechnik (Chemie, Physik), Pflanzen- und Insektenbestimmungen mit Aufbau eines Herbariums einschließlich einer Schmetterlingssammlung.
50 Gruppen- und Einzelplätze stehen In der Bibliothek zur Verfügung
Foto: Rhein-Gymnasium
Schule und Öffentlichkeit
Schon die Anlage eines Lernzentrums im Hause, dessen Kernbereiche betrieben werden können, ohne den Normalunterricht zu stören, zielt auf eine duale Nutzung hin: Bibliothek, Medlothek, Ganztagsbereich und natürlich auch die Schulsporthalle wurden so geplant, daß sich hier Schüler und Erwachsene im Freiraum des Lernens, des Spiels und Sports begegnen und vereinen können.
Vorrangig ist die Zusammenführung mehrerer Bibliotheken zu einer Zentralbibliothek, der eine Mediothek und eine besondere Lernanlage angegliedert sind. Hier soll organisiertes und individuelles Lernen ermöglicht und gefördert werden.
In Verbindung mit der staatlichen Landesfachstelle in Koblenz entstand ein Konzept, das beispielhaft für das ganze Land sein wird. Nach der Einigung über die rechtlichen Modalitäten wird das auch gehobenen Anforderungen gerecht werdende Lese- und Informationszentrum den beteiligten Schulen und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Wissenschaftlicher Leiter des Modells wird der über die fachlichen Voraussetzungen verfügende Studienrat Dr. Kempkens sein, der damit für die Durchsetzung folgender
Ziele und Aufgabenteilungen des Gymnasiums verantwortlich wird:
1. Rhein-Gymnasium und Hauptschule kooperieren bei der Beschaffung erziehungswissenschaftlicher und psychologischer sowie spezieller Fachliteratur aller Lehrbereiche;
2. Der Stadtbücherei fällt die Bedarfsdeckung an Sachbüchern und Unterhaltungsliteratur zu;
3. Die VHS ist für die Beschaffung von Literatur der Erwachsenenbildung sowie des engeren und weiteren Heimatraumes zuständig.
Ein wesentlicher Schritt zur frühzeitigen Förderung der Verselbständigung und Kooperation der Schüler mit den Lehrern erfolgte mit der Initiierung der Selbstverwaltung des Lese- und Informationszentrums im Rahmen der Kleingruppentätigkeit im Rhein-Gymnasium. Zu diesem Zweck wurden durch den Bibliotheksleiter seit dem Schuljahr 1973/74 ca. 40 Schüler in der Leihorganisation ausgebildet, die tätig sind in:
1. selbständiger Abwicklung des Leihverkehrs nach dem Verfahren öffentlicher Bibliotheken;
2. Leserwerbung und Buchpflege;
3. stetiger Ergänzung unserer Jugendliteraturbestände.
Integration der Erwachsenenbildung
Die Integration der Erwachsenenbildung in das Schulgeschehen ist eine folgerichtige Zielvorstellung. Damit wäre ein soziales Bezugsfeld geschaffen, welches die Schüler und die Erwachsenen am Nachmittag und auch am Abend zusammenführen könnte. Die ersten Schritte ermutigen von der Praxis und vom Erfolg her. So treffen sich einmal wöchentlich unter Leitung von Sportpädagogen Eltern und Kinder zum gemeinsamen Freizeitsport. Zu keiner anderen Stunde ist das Treiben in der Sporthalle fröhlicher — und vielleicht auch wichtiger.
Je enger der Kontakt und die Auseinandersetzungen mit der Welt der Erwachsenen für die Schüler sind, desto eher läßt sich der Platz bestimmen, den sie in dieser Welt einnehmen wollen. Wenn die Schüler mit Ein-
tritt in die Klasse 11 ihre Stärken und Schwächen im Pflicht- und im Neigungsbereich ausgelotet haben, sollten sie mit Abschluß des Abiturs genau wissen, welcher Beruf angestrebt wird.
Unter diesen Aspekten hat das Rhein-Gymnasium einen Generalnutzungsplan entworfen. Er veranschaulicht das Konzept, nach welchem sich drei große Aufgabenbereiche — Pflichtbereich, Erwachsenenbildung und freies Lernen, gegenseitig bedingen und ergänzen. Der Pflichtbereich als wesentliches Fachkräftepotential besonders in einer ländlichen Umgebung Ist für die Kooperation mit der Erwachsenenbildung interessant. Die ergänzende Beteiligung bewährter Fachkräfte der Erwachsenenbildung ist selbstverständlich, ein Engagement der übrigen Schulen am Ort begrüßenswert.
Schule und Eltern
Die Einweihung des neuen Schulgebäudes leitete für die Schule eine Phase ein, in der sie allmählich den Status eines normalen Gymnasiums gewinnt. Sie ist stolz auf das Verhältnis der Schüler zur Schule. Sie pflegt ein besonderes herzliches Verhältnis zur Elternschaft, die in ihren Gremien der Beiräte und eines äußerst rührigen Fördervereins alle Schritte mitträgt. Wo das Außergewöhnliche nicht durch Etatbestimmungen abgedeckt werden kann, hilft das Konto des Fördervereins. Wenn das Klappern zum Handwerk gehört, trifft das hier in besonders harmonischer Weise zu: Die Instrumente der Schulband wurden weitgehend vom Förderverein finanziert, aber auch die Fechter und die Schulfußballer sind für großzügige Starthilfen dankbar.
Dank der Bemühungen der Schulleitung, ihr Handeln allen Eltern gegenüber transparent zu machen, sind Konfliktsituationen mit den Elternhäusern äußerst gering. Immer noch besteht der Konferenzbeschluß, Eltern jederzeit Zutritt zu den Unterrichtsstunden ihrer Kinder zu gewähren. Im schulinternen Bereich ist Verantwortung weitgehend deligiert an ein Kollegium, das sich seiner besonderen Aufgabe bewußt ist.