Das Museum Roemervilla auf Erfolgskurs – Besuchszahlen bestätigen das Museumskonzept

Als im März 1980 der Bagger innerhalb des geplanten Abfahrtsohres der Ortsumgehung Ahrweiler auf bemaltes Mauerwerk stieß, hätte wohl niemand vermutet, daß genau an dieser Stelle rund 13 Jahre später ein Museum seine Türen öffnen würde und binnen kurzem zu einem der erfolgreichsten Museen der Region werden würde.

Schon in den ersten Monaten nach der Eröffnung im Mai 1993 kamen über 28.000 zahlende Besucher – ohne die mehreren Tausend der Eröffnungstage mitzuzählen – und bewunderten den sensationellen Frund des in so einmaliger Weise erhaltenen römischen Landhauses aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr.. Von April bis November 1994 konnten über 35.000 Besucher gezählt werden, 1995 über 33.000,1996 nahezu 35.000 Besucher. Im Mai 1996 wurde bereits der 100.000 und im August 1997 der 150.000 Museumsbesucher begrüßt.

Das Museum Roemervilla, das nur 7 Monate im Jahr geöffnet ist, kann also relativ konstante Besuchszahlen aufweisen, die sich noch dazu auf einem durchaus respektablen Niveau eingependelt haben. Dies ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß das Gros der Museen (50,6 %) 1995 weniger als 5.000 Besuche verzeichnete. In der Kategorie der Museen, die Besuchszahlen von 25.000 bis zu 50.000 Besuche aufwiesen, lagen nur 8,6 %, darüber (50.000 -über 1 Million Besuche) 10,1 %.

Insgesamt verzeichneten bundesweit v. a. jene Museen sehr hohe Besucherzahlen, die z. T. mit großen, medienwirksamen Sonderausstellungen die Besucher anzulocken in der Lage waren, weil sie v. a. über eine entsprechende räumliche Ausstattung und, noch wichtiger, über einen hohen Ausstellungs- und Ankaufsetat verfügen. Aber auch das ist schon seit längerer Zeit nicht automatisch ein Garant für hohe Besuchszahlen. Bei dem Museum Roemervilla erwies sich das Museumskonzept von Anfang an als Publikumsmagnet.Das Besondere der Roemervilla

Das Museum Roemervilla ist wohl für viele deshalb so interessant, weil der Besucher sich hier direkt mit der Vergangenheit konfrontiert sieht. Trotz der Empfindlichkeit der antiken Substanz – die Gefährdung der antiken Substanz ist langfristig ein Problembereich – wurde bei der Konzeption des Museums größter Wert auf ein Optimum an »Erfahrbarkeit« für den Besucher gelegt: So ermöglicht ihm ein festinstallierter, behindertengerechter Rundgang, Raum für Raum dereinstigen römischen Villa auf Laufstegen zu durchschreiten und so die gehobene römische Lebensweise und Wohnkulturanhand der gefundenen Bausubstanz nachzuerleben. Bei seinem Rundgang kann der Besucher sich in das Leben der früheren Bewohner hineinversetzen. Er geht so quasi durch ihre Räume.

Schriftliche Informationen werden auf ein Minimum beschränkt, damit der Besucher Gelegenheitfindet, sich direkt mit den antiken Baudetails auseinanderzusetzen. Ein großformatiges Modell auf der Empore des Museumsgebäudes mit Blick auf die gesamte Anlage zeigt dem Besucher nicht nur die Architektur der römischen Villa des 2. Jhs., sondern vermittelt ihm anhand einer realistisch gestalteten Szenerie einen Eindruck vom Leben in einer römischen Villa.

Zum Museumsprogramm gehört weiter eine Audiovision, die dem Betrachter einen Überblick über Fund- und Baugeschichte der römischen Villa verschafft. Die in den Vitrinen ausgestellten Fundstücke und restaurierten Wandmalereipartien, die ausschließlich aus den Grabungen am Silberberg stammen, vervollständigen Stück für Stück das Bild vom Leben in einem römischen Wohnhaus.

Zum Museumsprogramm gehören ferner Gruppenführungen, öffentliche Führungen, museumspädagogische Aktionen, Sonderausstellungen und Vorträge. Der Besucher kann zeitweise auch, den anwesenden Restauratoren über die Schulter schauen, denn die konservatorischen Arbeiten werden als Museumsprogramm fortgeführt. Das Museum wird dadurch zumErlebnisraum.Besucherbefragung

Was aber ist nach dem Besuch? Wie bewertet der Besucher die Einrichtungen, wie sieht er im nachhinein seinen Museumsbesuch? Um Genaueres über das Besucherverhalten zu erfahren, wurde 1996 eine Besucherbefragung in den Monaten Juli, September und Oktober mit Fragebögen durchgeführt. Es wurden für die Befragung zwei Zeiträume – Ferienzeit und Hauptsaison – gewählt, um eine möglichst große Repräsentanz der Ergebnisse zu erreichen. Die Resultate waren z. T. verblüffend. Daß über 41 % der Befragten wiederkommen wollen, und 49 % es in Erwägung ziehen, spricht dafür, daß das Angebotene durchaus die Anfangserwartungen getroffen hat: positiv wurden auch die musealen Einrichtungen im einzelnen (z. B. Audiovision, Modell, Beschriftung) und der Service (Kinderfreundlichkeit, Behindertenfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Wissen des Personals, Veranstaltungsangebot) gesehen.… die Sinne ansprechen

Wissensvermittlung geschieht im Museum Roemervilla nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mittels direkter Konfrontation mit dem Vergangenen. Der Museumsbesuch soll eben kein reiner kognitiver Akt sein, sondern auch die Sinne ansprechen. Begreifen aber, das gebietet das denkmalpflegerische Prinzip des Erhaltens, darf der Besucher nur mit den Augen.

Der Kulturtourismus ist nach wie vor – und vielleicht mehr denn je – ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Dabei sind Museen, die etwas Besonderes bieten können von großer Bedeutung im kulturellem Angebot einer Region. Die Besucherinteressen und der kulturelle und wissenschaftliche Anspruch müssen bei der Konzeption eines Museums geschickt miteinander verbunden werden. Ein Museum, das nur auf Besucherzahlen blickt, verfehlt sein Ziel genauso wie eines, das ein rein theoretischwissenschaftliches Konzept durchzusetzen versucht.

Letztendlich geht es um das Sicheinlassen auf das Andere, das Vergangene, das Erlebnis der durchaus auch sinnlichen Erfahrbarkeit von Geschichte und um die Erkenntnis, daß ein Museumsbesuch auch ein Vergnügen sein kann.Die Besucherstruktur

Die erfreulich hohen Besuchszahlen bestätigen das eingeschlagene Museumskonzept.

Wer ist aber der Museumsbesucher, der sich hinter den nüchternen Zahlen verbirgt? Aufschlußreich ist in dieser Hinsicht die 1996 durchgeführte Besucherbefragung. Daß das kulturelle Angebot einer Stadt oder Region die Besucher motiviert, zeigt sich daran, daß im Durchschnitt über 42 % der Besucher extra für einen Besuch der Roemervilla angereist waren. Im Ferienmonat Juli waren es sogar 50 %.

Über 64 % kamen aus einer Entfernung von mehr als 50 km. Über 27 % der Besucher erfuhren durch die Empfehlung von Verwandten oder Bekannten vom Museum Roemervilla. Aufgrund von Zeitungsberichten oder der Beschilderung in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden 19 bzw. 16,5 % auf das Museum aufmerksam. Die Besuchsdauer wurde von 72% der Befragten mit 1 – 2 Stunden angegeben – eine eher überdurchschnittlich lange Verweildauer.

Groß war auch die Zahl derer, die das Museum Roemervilla wieder besuchen wollen, bzw. bereits mehrfach besucht hatten, insgesamt über 41% der Befragten. Etwa 1/3 der Besucher kamen im Gruppenverband in das Museum Roemervilla. Das entspricht über 700 Führungen in der Saison 1996. Darunter waren Schulklassen, Universitätsinstitute verschiedenster Fachbereiche, Betriebe und Vereine. Altersstruktur, Herkunft und Bildung der Besucher erwiesen sich als sehr vielfältig.

Problematisch ist, daß mitunter bei einer sehr hohen Besucherfrequenz die Betreuung des einzelnen Besuchers nicht immer zufriedenstellend geleistet werden kann, der einzelne könnte dann dadurch u. U. sogar als potentieller Werbeträger für das Museum verlorengehen. Dem gilt es entgegenzusteuern durch Intensivierung der Betreuung und „aktuelle Publikumsanreize, die gezielt geschaffen werden“. Hier sind besonders Sonderausstellungen, Vorträge und museumspädagogische Programme zu nennen. Mit der Ausstellung „Culinaria Romana – so aßen und tranken die Römer“ konnte Freunden des Museums und Erstbesuchern 1997 ein interessantes Programm geboten werden. Mit Ferienkursen, Vorträgen, Aktionen und weiteren Ausstellungen soll der eingeschlagene Weg weiter verfolgt werden.Literatur

Materialien aus dem Institut für Museumskunde (!fM). Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Heft 45; Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 1995. Berlin 1996 Fehr, Horst, Roemervilla, Führer durch die Ausgrabungen am Silberberg Bad Neuenahr-Ahrweiler. Koblenz 1993 Gogräfe, Rüdiger, Die Wand- und Deckenmalereien der villa rustica „Am Silberberg“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Koblenz 1995.

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Blick in das Museum Roemervilla mit seiner einmaligen Ausgrabungssituation.

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