Das Elsbermännchen
Bei Müllenbach am Nürburgring erhebt sich breit und hoch ein Berg, der das Dorf von Südosten her schützend umfängt, der Eisberg. Vor vielen hundert Jahren war an Stelle dieses Berges dort ein großer Bauernhof, der einer Witwe Eisen gehörte. Ein alter, habgieriger Geizhals, der in der Nähe wohnte, wollte dieses Gut in seine Hände bringen. Es gelang ihm auch, durch List und Betrug den Hof der Witwe zu gewinnen. Er vertrieb die arme Frau aus ihrem Hause. Als sie eines Tages an seine Tür klopfte und um ein Brot bat, jagte er sie fort, verschloß die Tür und freute sich seines Reichtums. In derselben Nacht aber weckte ihn ein Donnerschlag, und als er aufstand, sah er, daß sein ganzer Besitz in einen Berg verwandelt war. Er selbst fand sich in einer Höhle, die er nur durch eine dunkle Schlucht verlassen konnte. Klein und gebückt ging er von nun an und schleppte immer einen Grenzstein mit. Sah er Menschen, so verkroch er sich. Man nannte ihn das Elsbermännchen. Auch die Leute fürchteten sich vor ihm.
Als nun nach langen Jahren ein beherzter Ackersmann das Elsbermännchen schon zum drittenmal sah, redete er es an, und von diesem Augenblick an war es verschwunden. Die Leute sagen, nun sei es von seiner Last erlöst. Der Eisberg aber trägt seither für alle Zeiten diesen Namen.
M. Marker