Bad Neuenahr – aus der Krise in eine bessere Zukunft!
Seit dem September 1996 ist über das deutsche Kur- und Bäderwesen eine vom Bundesgesetzgeber verursachte Rezession hereingebrochen, wie es sie vorher in diesem Ausmaß noch nie gegeben hat. Zehntausende von Arbeitsplätzen wurden bundesweit abgebaut. Hunderte von Kliniken haben mittlerweile schließen müssen. Die Einnahmen aus Kurmittelverkauf sowie Kurtaxe gingen um mehr als die Hälfte zurück. Kurzum: Die Kur in Deutschland ging baden!
Über die Gründe ist vielfach debattiert und auch geschrieben worden. Sie lassen sich im letzten darauf reduzieren, daß die öffentliche Hand nicht mehr genug Geld hat. um Sozialkuren in bislang gehabtem Umfang zu bezahlen. Deshalb wurde ein brutaler Sparkurs gefahren. Heilbäder, die sich in der Vergangenheit vor allem um Sozialkurgäste bemüht hatten, sind in eine tiefe Krise geschlittert. Leider gehört auch Bad Neuenahr dazu.
Das Thermal-Badehaus in Bad Neuenahr: Ambiente zum Wohlfühlen
Mehr Privatgäste
Wenn es eine Ableitung gibt, die aus diesen Gegebenheiten zu treffen ist, dann die. daß es gefährlich ist, ein Heilbad einseitig auf Sozialkuren auszurichten. Wenn den öffentlichen Kostenträgern finanziell die Luft ausgeht, bekommt ein solches Heilbad die ökonomischen Schwierigkeiten in voller Härte zu spüren.
Was tun. um aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen? Zunächst steht fest. daß es an Dienstleistungen im Gesundheitsbereich einen ständig steigenden Bedarf geben wird. Alle demographischen Daten sagen voraus, daß die Menschen immer älter und damit für Gesundheilsdienstleistungen bedürftiger werden. Wenn die öffentliche Hand diese Dienstleistungen nicht mehr bezahlen kann. wird den Betreffenden gar nichts anderes übrigbleiben, als die benötigten Dienstleistungen privat zu bezahlen. Der ..Selbstzahler“ wird in Zukunft also einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Heilbäder wie Bad Neuenahr verfügen über eine hervorragende Dienstleistungsinfrastruktur. Hier sind nicht nur eine Vielzahl von Fachkliniken. Facharztpraxen, öffentlichen Bade- und sonstigen Gesundheitseinrichtungen zu nennen, auch das klimatischgeographisch hervorragende Umfeld, welches landschaftliche Schönheiten und klimatische Annehmlichkeiten auf das Beste miteinander vereinigt. ist auf der Habenseite zu buchen.
Sinfonie der Sinne: „Bad Neuenahrer Kräuterfango“ – einzigartige Spezialität des Heilbades
Bad Neuenahr verfügt weit und breit über die größte Dichte von Ärzten und Fachärzten bezogen auf die Bevölkerungszahl. Der Ruf von Bad Neuenahr als eine Stätte, die Heilung oder Linderung bei Stoffwechselerkrankungen und insbesondere Diabetes bringt, weckt das Interesse an speziellen Gesundheilsdienstleistungen. Längst ist das Tableau der medizinischen Dienstleistungen aber nicht mehr auf die Stoffwechselerkrankungen fixiert. Daneben gibt es eine Vielzahl medizinisch wertiger Angebote, etwa im Bereich der Orthopädie oder der Onkologie. Natürlich ist ein erfolgreiches Angebot für den Selbstzahler nur dann gegeben, wenn der in die private Tasche greifende Kurgast restlos überzeugt ist. Dieser Gast ist verwöhnt. Er möchte Dienstleistungen auf dem Sektor Gesundheit nicht als steril langweilige Pflichtübungen absolvieren. Er will all die Dinge, die helfen sollen, ihn wieder fit und leistungsfähig zu machen, erleben und genießen. Gesund werden, gesund bleiben, soll Freude machen! Zugleich will der private Gast das Gefühl haben, daß er mit seinen Gesundheitsaktivitäten etwas Besonderes wahrnimmt. Er möchte anders sein als andere, will nicht im großen Strom der Namenlosen mitschwimmen. Wenn er überdies noch das Gefühl hat, daß die Dienstleistungen in einem vernünftigen Verhältnis zum Preis stehen und er die Dienstleistungen als „meßbaren Vorteil“ empfindet, wird er seinen Obolus gerne entrichten. Er lebt dann in dem zufriedenen Bewußtsein, für sein Geld etwas Vernünftiges. Wertiges zu bekommen und wird gerne wiederkommen. So bildet sich Stammpublikum, entsteht die wichtige „Mundpropaganda“.
Für Bad Neuenahr bedeutet dies, daß es sich von den 330 anderen Bädern in der Bundesrepublik auf positive Art und Weise abheben muß. Es hat überhaupt keinen Zweck. daß xte Bad zu sein, welches mit „Feld-, Wald- und Wiesenangeboten“ um Kurgäste buhlt. Statt dessen müssen Spezialitäten offeriert werden. die jede für sich genommen attraktiv genug sind, um nach Bad Neuenahr zu kommen.
„Sinfonie der Sinne“
Ein wichtiger Schritt auf diesem Wege war die Inbetriebnahme der ..Sinfonie der Sinne“, die Eröffnung von Deutschlands größtem und umfassendstem Gesundheitsund Wohlfühlangebot unter einem Dach durch den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck am 19. Januar 1998.
Im einmaligen Jugendstilambiente des Bad Neuenahrer Thermal-Badehauses werden hier auf annähernd 10.000 m2Nutzfläche Kurmittel angeboten, die zum klassischen Repertoire von Bad Neuenahr gehörten, aber auch solche, die absolutes Neuland darstellen. Zu nennen ist hier vor allem das berühmte Bad Neuenahrer Thermalwasser, welches von Quellen kommt, „aus denen die Welt trinkt“. Es gehört auch dazu der bekannt-wirkungsvolle Bad Neuenahrer Eifelfango. Diese beiden bewährten ortsgebundenen Heilmittel wurden insofern aufgewertet, als die Dimension der Heilkräuter hinzugerügt wurde. Die Wirkweise beider Heilmittel wurde sozusagen durch Kombination potenziert! Es ist davon auszugehen, daß mit der Weltneuheit „Bad Neuenahrer Kräuterfango“, ein Angebot geschaffen wurde, welches hilft, den Stellenwert von Bad Neuenahr zu festigen und auszubauen. Der Markenschutz ist gesichert, ein Patentverfahren für diese Bad Neuenahrer Spezialität auf europäischer Ebene eingeleitet. Es soll so verhindert werden. daß andere Bäder dieses Spezialangebot „abkupfern“. Eine neue Spezialität, nämlich der Bad Neuenahrer Heilessig war dem WDR wichtig genug. um in der populärwissenschaftlichen Sendung „Hobbythek“ ausführlich darüber zu berichten. Die Medien interessieren sich stark für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des kostbaren Heilessigs.
Viele fleißige Hände haben dafür gesorgt, daß die baulichen Gegebenheiten auf einen Standard gebracht wurden, der keinen Vergleich zu scheuen braucht. Edle Materialien. erlesene Stoffe, sorgfältig abgestimmte Farben, zum Thema passende Kunstwerke sollen helfen, den Besuch im Thermal-Badehaus auch zu einem optischen Erlebnis werden zu lassen. Meditativ einstimmende Musik hilft, den Kurgast in eine angenehme, gelöste Stimmung zu versetzen und so die Grundvoraussetzung zu schaffen, die Seele in ein Hochgefühl zu bringen. Ausgewählte Kunstwerke ergänzen das schöne Ambiente.
Die chinesische Heilkunde ist Tausende von Jahren alt. Es bedeutet keinen Bruch, Elemente der Traditionellen Chinesischen Medizin den klassischen Bad Neuenahrer Angeboten zuzufügen, denn man kann von dieser asiatischen Erfahrungsmedizin eine Menge lernen. Viele Hunderte von Patienten haben sich seit Eröffnung des Zentrums für Traditionelle Chinesische Medizin mit Erfolg behandeln lassen. Die Zufriedenheitsgrade der Patienten liegen so hoch. daß dieses neue Angebot weiter ausgebaut werden sollte.
Natürlich steht das Ganze unter erfahrener ärztlicher Leitung. Ausgewiesene Spezialisten betreuen da? Therapeutenteam der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr und sorgen dafür, daß jeder Gast die optimale Hilfe und Zuwendung bekommt. Als nächster Schritt wird ein Aktiv-Angebot für die „Sinfonie der Sinne“ konzipiert. Es sollen Möglichkeiten geschaffen werden. sich unter sachkundiger Anleitung körperlich aktiv im Thermal-Badehaus zu betätigen, wobei auch spezielle Sportarten wie Golf und Tennis mit in das Repertoire aufgenommen werden. So entwickeln sich hervorragende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tennis- und Golf-Club. Hierbei wird ein erfahrener Sportmediziner das Ärzteteam der Aktiengesellschaft verstärken, um auf diesem Feld ein Optimum zu bieten.
Spezialpaket gezielter Vermarktung
Gemeinsam mit dem Kur- und Verkehrsverein Bad Neu-enahr-Ahrweiler wurden Spezialpakete geschnürt, die unter eingängigen Begriffen wie „Cleopatra“. „Quick Step“ oder „Allegro“ hervorragend geeignet sind, Bad Neuenahr zum Ziel eines mehrtägigen Aufenthaltes zu machen. So profitiert nicht nur die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr als Anbieter der Medizin- oder Wohlfühlangebote. Auch die heimische Hotellerie kann auf diese Art und Weise an der „Sinfonie der Sinne“ teilhaben. Die „Pakete“ laufen gut. Diese Aktivitäten werden weiter ausgebaut und dafür infra-ge kommenden Reiseveranstaltern angeboten.
Mit einem erheblichen Finanzaufwand werden die neuen Angebote im Radius von bis zu 300 km um Bad Neuenahr vermarktet. Hier spielen Länder wie Belgien, Holland und Luxemburg eine Rolle. Natürlich werden die klassischen Einzugsgebiete Bad Neuenahrs wie das Ruhrgebiet. das Rhein-Main-Ballungszentrum sowie der Raum Mannheim/Ludwigshafen und Wiesbaden nicht außer Betracht gelassen.
Dabei wird zu keiner Minute eine Abkehr von den klassisch-medizinischen Feldern vollzogen. Die Sozialkurgäsie werden auch in Zukunft für die Belegung der Bad Neu-enahrer Kliniken eine wichtige Rolle spielen. Es geht bei den neuen Angeboten nicht darum, diese Leistungsbereiche aus dem Tableau der Bad Neuenahrer Serviceleistungen auszublenden. Diesen Bereichen sollen die neuen Angebote vielmehr ergänzend und stärkend hinzugefügt werden. Es macht viel Sinn, in diesem Zusammenhang auch darüber nachzudenken, wie man speziell älteren oder hilfsbedürftigen Menschen Leistungen anbieten kann, die helfen, ihren Lebensabend zu einem liebevoll betreuten Lebenshöhepunkt werden zu lassen. Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr wird alles daran setzen, ihre Dienstleistungskompetenz, ihre kulturellen und medizinischen Möglichkeiten in die Waagschale zu werfen, um Mitbürgern, die sich entschlossen haben, ihren Lebensmittelpunkt in unserer Stadt zu verlegen, mit einem überzeugenden Angebot auf dem Sektor „Wohnen mit Service“ entgegenzutreten. Die Schönheit unserer Stadt mit ihren vielfältigen Angeboten schafft hierfür beste Voraussetzungen.
Da diese Bevölkerungsgruppe über ein beträchtliches Nettoeinkommen verfügt, ist eine derartige Überlegung unter dem Aspekt der langfristigen Sicherung von Einkünften für unsere Stadt von hohem Interesse.
Neue Wege
Natürlich werden auch neue Wege beschritten, die helfen sollen, durch Spezialpartnerschaften mit Sozialversicherungsträgern oder Krankenversicherungen auszutesten, wie unser Gesundheitswesen weiter verbessert und schlagkräftiger gemacht werden kann. Pauschalarrangements sollen helfen, Ressourcen zu sparen. Erste Abschlüsse dieser Art wurden für die Klinik Hochstaden gefertigt. Die Klinik wird derzeit mit einem beträchtlichen Finanzaufwand renoviert und modernisiert. Zugleich wird die Bettenzahl etwas reduziert, um den aktuellen Marktgegebenheiten optimal zu entsprechen. So kann sichergestellt werden, daß diese diabetologische Fachklinik auch zukünftig ihre Flaggschiff-Funktion auf dem Gebiet der Stoffwechselerkrankungen behält.
Am Vorabend eines geeinten Europa macht es Sinn, innerhalb des europäischen Hauses nach Nachbarn zu suchen, die weit genug von Bad Neuenahr entfernt liegen, um nicht als unmittelbare Konkurrenten angesehen werden zu müssen, andererseits aufgrund ihrer Struktur Parallelen zu unserem Bad aufweisen. Von solch europäischen Nachbarn kann man gegebenenfalls eine Menge lernen. An Partnerschaften mit einem namhaften italienischen Bad sowie einem in Österreich gelegenen Bad wird gearbeitet. Vielleicht sollte man das Thema Europa auch noch unter einem anderen Aspekt angehen. Macht es nicht Sinn, Bad Neuenahrer Know-how zu „exportieren“? Wenn Europa ab der Jahrtausendwende unser Feld ist, dann müssen wir dieses Feld aktiv bestellen!
Alles in allem kann gesagt werden, daß die Kurkrise der vergangenen anderthalb Jahre zwar große Einbrüche und Schrecknisse mit sich gebracht hat. Wenn aber eine Kur- und Badestadt Chancen hat, aus dieser Krise mittelfristig gestärkt hervorzugehen, dann ist dies Bad Neuenahr!