„Ausdruck der Form – Klang der Farbe“ – Über den Ahrweiler Maler Franz Ulrich
Im Frühjahr 2003 widmete das Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler einem Maler eine Ausstellung, der wie kein anderer vor ihm in seinem langen Berufsleben einen ganzen Stadtteil durch seinen künstlerischen Stil geprägt und sich darüber hinaus auch als bildender Künstler einen Namen gemacht hat. Die Rede ist von Franz Ulrich, dessen Geburtstag sich 2003 zum 75. Mal jährte.
Der Maler Franz Ulrich vor einem seiner Werke
Geboren 1928 im heutigen Stadtteil Ahrweiler als Sohn des Malermeisters Peter Ulrich und seiner Frau Gertrud galt sein berufliches Engagement in hohem Maß seiner Geburtsstadt, wobei er auch außerhalb des Stadtgebietes bis hin an Mosel und Rhein Aufträge insbesondere im Bereich der Gestaltung von Fachwerkfassaden durchführte. Geprägt durch die Idee des Gesamtkunstwerks des beginnenden 20. Jahrhunderts war Franz Ulrich, der bereits mit 16 Jahren die Meisterschule in Posen besuchte, schon immer Maler im Kunsthandwerk. Sein Blick ging immer über die rein farbliche Gestaltung der Fassade hinaus, Nützliches galt es mit Schönem zu verbinden. Zu seinem Repertoire zählte stets auch der Entwurf von dekorativen, ergänzenden Motiven der Fassadengestaltung und Strukturierung wie beispielsweise Brüstungsgitter für die Fenster und Ausleger für die Geschäfte, Medaillons, Stuckarbeiten, Schriftzüge bis hin zu Entwürfen von plastischen Arbeiten und Reliefs für öffentliche Gebäude und Privathäuser. Vor allem aber zeichnet seine Arbeiten die Reflexion dessen aus, was den Charakter eines Gebäudes bestimmte: der historische Stil, die individuelle Bauweise, der Beruf des Eigentümers oder die Eingliederung in ein Gebäudeensemble oder Straßenzug durch harmonisch aufeinander abgestimmte Farben und Muster. Den immer wieder bewunderten lebendigen und bewegten Charakter seiner Oberflächen erreicht Ulrich durch das mehrschichtige, teilweise überlappende Auftragen der Farben, durch Gravier- und Schabtechniken.
Seine ganz große Chance erhielt Franz Ulrich in den 70er Jahren. Nach erfolgreich abgeschlossener Meisterprüfung 1953 hatte er 1973 den väterlichen Werkstattbetrieb übernommen. Er begann nun, im Zuge der allgemeinen Einrichtung von Fußgängerzonen und des politischen Bestrebens, die durch den Autoverkehr großenteils sehr stark zergliederten und anonym gewordenen Städte für die Menschen wieder lebens- und liebenswert zu machen, seine ganze Kreativität zu entfalten und seine Vision von einer Stadt, deren Gebäude nicht nur schön gestaltet sind, sondern auch noch miteinander über diese Fassadengestaltung in harmonischer Beziehung stehen, zu verwirklichen. Die Niederhutstraße im Stadtteil Ahrweiler mit den Wohn- und Geschäftshäusern Stockert, Busch, Schüller bis hin zur Gaststätte „Zur Glocke“ ist sein Meisterstück – täglich von zahlreichen Besuchern der Stadt bewundert und von manchen anderen Städten beneidet. Aber auch das Bestreben, die durch unterschiedliche historische Baustile geprägten Gebäude der Dr. von Ehrenwall`schen Klinik in Ahrweiler zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, soll hier nicht unerwähnt bleiben, zählte doch diese altehrwürdige Klinik zu Ulrichs treusten Auftraggebern.
Neben der Außengestaltung von Gebäuden widmete sich Franz Ulrich auch der Gestaltung von Innenräumen. Er zeichnet verantwortlich für die Gestaltung des Chores und der Marienkapelle der Ahrweiler Pfarrkirche St. Laurentius sowie für die Sanierung der ehemaligen Ahrweiler Synagoge in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege.
Aber damit nicht genug. Anfang der 80er Jahre begann Ulrich sich mehr und mehr auch der freien Kunst zu widmen. Es entstanden vorwiegend mit dem Spachtel gearbeitete, aus geometrischen Körpern prismenartig aufgebaute Ansichten von Ahrweiler, die auf eine ganz eigene Art die wichtigsten Gebäude dieses Stadtteils reflektieren, zusammenfassen und gleichermaßen die handwerklichen Wurzeln nicht verleugnen.
Fassadengestaltung der Niederhutstraße durch Franz Ulrich
Es folgten ab den 80er Jahren zahlreiche Werke und Wettbewerbserfolge für „Kunst am Bau-Projekte“, in denen sich Franz Ulrich immer freier mit Bildthemen auseinandersetzte. 1986-92 ist er Dozent für Farbe und Gestaltung an der Meisterschule für Maler in Koblenz. 1989 ist er Bundespreisträger beim Wettbewerb „Beton formal und farbig gestalten“. 1991 begann er seine Kunstmappe „Malerische Wanderung“, es folgt 1993 sein Buch „Malerisches Ahrweiler“, 1997 der Jahreskunstkalender der Kreissparkasse Ahrweiler und 2002 seine „Malerblicke vom Rotweinwanderweg“ mit zarten Aquarellen und kräftigen Arbeiten in Öl.
Fassade des ehemaligen Café Berlin
(heute Raths) mit von Franz Ulrich gemalten Backmodeln
2001 ehrt ihn der Kreis Ahrweiler für seine Verdienste als Botschafter für Kunst und Kultur mit der Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler.
Ölgemälde „Ahrweiler“ von Franz Ulrich
Auch wenn Franz Ulrich sich offiziell seit dem Jahr 2000 aus dem Berufsleben zurückgezogen hat, kann er das Malen nicht lassen. Sein Engagement für die kulturellen und künstlerischen Belange seiner Heimatstadt sind ungebrochen und in seiner MALER-GALERIE-ULRICH in der Delderstraße führt der Künstler gerne durch seine ehemaligen Werkstatträume, in denen nun seine künstlerischen Arbeiten zu besichtigen sind.
Literatur über Franz Ulrich:
Kreutzberg, Bernhard: Handwerk und Kunst – 65 Jahre Malerwerkstätten Ulrich, 1988