Ausbildungsfreudige Unternehmer im Kreis Ahrweiler. Jugendliche finden große Unterstützung
Im Jahre 2004 unterzeichneten Bundesregierung und Spitzenverbände der Wirtschaft den „Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland“. Danach sollen alle ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot zur Ausbildung bekommen. Für Unternehmen, die noch nicht ausbilden, ist das eine gute Gelegenheitfür den Einstieg in die duale Berufsausbildung. Bereits ausbildende Betriebe sollen in diesem Zusammenhang überprüfen, ob sie wirklich schon am Limit der möglichen Zahl von Auszubildenden sind. Wer keine neuen Ausbildungsplätze anzubieten vermag, kann durch die Einstiegsqualifizierung Jugendlichen eine klare Ausbildungsperspektive geben. Drei Säulen prägen demnach den Pakt für Ausbildung, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Koblenz mit großem Engagement und Elan angegangen ist.
Die IHK hat zunächst neue Mitarbeiter für die Umsetzung dieses Nationalen Paktes in ihrem Bezirk eingestellt. Diese Mitarbeiter haben die Aufgabe, alle nicht ausbildenden Wirtschaftsbetriebe aufzusuchen und neue Ausbildungsplätze zu akquirieren, die Notwendigkeit des Ausbildens auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung den Geschäftsleitungen überzeugend zu vermitteln – man sagt, dass 2010 bereits 58 % der Beschäftigten über 50 Jahre alt sind – und last but not least, die rechtliche Seite zum Ausbilden von Jugendlichen nach dem Berufsbildungsgesetz abzuklären. Denn wer ausbilden will, benötigt neben den entsprechenden Ausbildern und dem Fachpersonal auch alle für den betreffenden Ausbildungsberuf in Betracht kommenden Einrichtungen und Ausstattungen. Im Kreis Ahrweiler konnte die IHK im Verlauf von 12 Monaten bei der Erfüllung ihrer Verpflichtung aus dem Ausbildungspakt 109 bisher nicht ausbildende Wirtschaftsbetriebe für die Berufsausbildung von Jugendlichen gewinnen. Diesem Ergebnis gingen mehr als 700Betriebsbesuche voraus. Die IHK verzeichnet im Kreis Ahrweiler bereits circa 340 ausbildende Betriebe, sodass die hinzugewonnenen Betriebe– gemessen an dieser Zahl mit einem Plus von 32 Prozent – als großes „Erfolgserlebnis“ herauszustellen sind. Von den 109 gewonnenen neuen Ausbildungsbetriebenhaben 51 Betriebe bereits 58Berufsausbildungsverträge mit Entlassschülern unter Dach und Fach bringen können. Hinzu kommen neun Einstiegsqualifizierungen mit Jugendlichen, die noch nicht voll füreine klassische Berufsausbildung geeignet sind; sie erhalten mit der Einstiegsqualifizierung die Möglichkeit, in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten Teile eines Ausbildungsberufes, einen Betrieb und das Berufslebenkennen zu lernen. Die Einstiegsqualifizierung dient somit als Türöffner für Ausbildung und Beschäftigung.Manche Zusage kann erst 2006 erfüllt werden
Jene neu geworbenen Wirtschaftsunternehmen, die im vergangenen Jahr noch nicht in die Berufsausbildung eingetreten sind, weil es die betriebliche Planung aus finanziellen, räumlichen und fachpersonellen Gesichtspunkten noch nicht zuließ oder weil der Ausbildungsplatz mit einem geeigneten Jugendlichen nicht zu besetzen war, werden in diesem Jahr zweifelsohne ihre Ausbildungszusage an die IHK einlösen. Darauf muss die IHK auch großen Wert legen, denn in den vergangenen Jahren sind so manche hervorragende Ausbildungsplätze durch Insolvenz, Betriebsverlagerung und Verkleinerung von Betrieben verloren gegangen.
Markus Bitzen (Zauberhaus Rech), Andreas Wittpohl (Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler),
Oliver Piehl (Erlebniswelt Nürburgring) mit den Auszubildenden Marina Manten,
Jennifer Siepen und Julia Pickard (v. l.) stoßen gemeinsam auf eine erfolgreiche Berufsausbildung an.Die IHK hat mit ihren Ausbildungsplatzwerbern Städte und Gewerbegebiete wie Grafschaft, Remagen, Sinzig und Nürburg systematisch nach möglichen Ausbildungsbetrieben durchforstet. Allerorten konnten für die Berufsausbildung aufgeschlossene Betriebe gewonnen werden. Das im Kreis Ahrweiler stark ausgeprägte Hotel- und Gaststättengewerbe, das bereits eine hohe Ausbildungsquote für sich verbucht, konnte noch in der Zahl der Ausbildungsbetriebe erweitert werden. Auch Kliniken im Kreisgebiet zeigten sich aufgeschlossen und stellten ein.Engagement in neuen AusbildungsberufenDer noch junge Ausbildungsberuf „Fachkraft der Lebensmitteltechnik“ konnte bei Rhodius Getränke in Burgbrohl Einzug finden. Die Betriebe Apollinaris in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinziger Mineralbrunnen in Sinzig und Tönissteiner Sprudel in Brohl-Lützing hatten bereits zuvor mit der Ausbildung von Jugendlichen in diesem für ihre Branche speziell ausgerichteten Ausbildungsberuf begonnen. Ihre Auszubildenden erfahren ihre schulische Ausbildung in Form von Blockunterricht an der Berufsbildenden Schule in Heilbronn. Der neu in Kraft getretene Ausbildungsberuf „Fachkraft für Tourismus und Freizeit“ fand spontanen Zuspruch in der Kreiswirtschaft beiden Unternehmen Erlebniswelt Nürburgring, Zauberhaus in Rech und Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ziel dieses Ausbildungsberufes ist es, den wachsenden Anforderungen an die Tourismusorganisationen, Kur-, Bäder und Wellness betrieben, Erlebnisparks und Ferienanlagengerecht zu werden. Die ersten Erfahrungen der drei Jugendlichen mit diesem neuen Ausbildungsberuf zeigen, dass sie ihre Berufsausbildung als sehr vielfältig und auch den schulischen Teil – sie besuchen die Berufsbildende Schule in Köln – als sehr praxisbezogen erleben, so dass sie für ihr weiteres Berufsleben viele offene Wege und Möglichkeiten sehen. Es darf als sicher gelten, dass die Tourismusinfo Brohltal in diesem Jahr in diesen Ausbildungsberuf mit einsteigen wird. Die IHK belässt es nicht nur bei der Akquisition von neuen Ausbildungsbetrieben. Sie appelliert auch an die traditionsgemäß ausbildenden Betriebe auf Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes. In der IHK-Lehrstellenbörse im Internet können die Unternehmen die bereitgestellten Ausbildungsplätze kostenlos publizieren. Diese Einrichtung trägt dazu bei, dass sich die Zahl von unbesetzten Ausbildungsplätzen reduziert. Für Entlassschüler und Auszubildende hat die IHK Koblenz ein Trainingsprogramm „Fit in der Lehre“ geschaffen. Damit sollen die Ausbildungsaktivitäten der Betriebe unterstützt werden. In den angebotenen Modulen Mathematik, Deutsch und Englisch werden gezielt unverzichtbare Basiskenntnisse wiederholt und gefestigt, deren sicheres Beherrschen für einen erfolgreichen Verlauf und Abschluss der Ausbildung unbedingt erforderlich sind. Die teilnehmerorientierte Unterrichtsmethode fördert wichtige Schlüsselqualifikationen sowie die Lernbereitschaft und Lernfähigkeit der Jugendlichen. Aus der jüngsten Erfahrung muss darauf hingewiesen werden, dass schon heute so mancher Ausbildungsplatz mangels geeigneter Bewerber nicht zu besetzen ist. Bereits in einigen Jahren werden die geburtenschwachen Jahrgänge die Situation weiter verschärfen. Von daher ist es naheliegend, dass die IHK allen ihren Betrieben empfiehlt, in den nächsten Jahren verstärkt auszubilden, um einem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Im übrigen ist es Pflicht eines jeden Bürgers, jungen Menschen auf dem Weg in die Arbeitswelt zur Seite zu stehen.IHK-Arbeitskreise fördern BerufsausbildungSeit vielen Jahren existieren im Kreis Ahrweiler bei der IHK-Geschäftsstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler Ausbilder-Arbeitskreise für das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie für das produzierende Metall- und Elektrogewerbe. Wenigstens zweimal im Jahr treffen sich Ausbilder der ausbildenden Betriebe, die Fachlehrer der Berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler – teilweise mit den Klassensprechern der einzelnen Fachklassen – und die Berufsberater der Arbeitsverwaltung zu einem Gedankenaustausch über alle Fragen der beruflichen Ausbildung und der Ausbildung und der jeweiligen Ausbildungsplatz-Situation in der Kreiswirtschaft. Dabei gehen die Vorsitzenden der beiden Arbeitskreise sowohl in Bezug auf die Zahl der Ausbildungsplätze als auch bei der Qualität der Ausbildung ihrer Jugendlichen mitbestem Beispiel voran. Ausbildungsleiter Rolf-Peter Degen der Heuft Systemtechnik in Burgbrohl, Vorsitzender des Arbeitskreises Metall/Elektro, bildet inzwischen 42 Jugendliche in den Berufen Elektroniker für Betriebstechnik, IT-Systemelektroniker, Maschinenbau und Industriekaufmann aus. Direktor Stephan G. Issels des Seehotels Maria Laach kann gegenwärtig 23 Ausbildungsverhältnisse aufweisen (6 Koch/Köchin, 5 Restaurantfachmann/-frau, 11 Hotelfachmann/-frau, 1 Fachkraft im Gastgewerbe). Allen Betrieben und Ausbildern gebührt für die berufliche Ausbildung der Jugendlichen eingroßes Wort des Dankes für die Ausbildungsleistungen, die ihnen eine nicht unerhebliche Kraft in psychischer, physischer und finanzieller Art abverlangt.