Auf Entdeckungstour im Partnerkreis Kyffhäuser
Wir geben gerne zu, daß die meisten zwar mit dem Begriff „Kyffhäuser“ etwas anfangen können, aber erst seit dem 100jährigen Jubiläum des Denkmals im Sommer 1996 ist der geografische Bekanntheitsgrad allgemein gestiegen. Dabei hat die Landschaft in Nordthüringen eine Menge an geschichtlich interessanten Sach
zeugen zu bieten, was in Hochglanzprospekten nur angedeutet werden kann. Im Folgenden sollen deshalb einige der bekannten und auch weniger bekannten Kulturdenkmäler im Kyffhäuserkreis vorgestellt werden:
Beginnen wir im Westteil des Kreises bei den alten Germanen. In der Gemeinde Westgreußen (in der Nähe der Salamiestadt Greußen) befindet sich die Archäologische Freiluftanlage „Funkenburg“, die Rekonstruktion einer germanischen Burganlage aus der Zeit von 250 v. Ch. bis 50 n. Ch mit detailgetreuen Wehranlagen und Wohnhäusern unserer Vorfahren.
Eine germanische Burganlage: Die Funkenburg Westgreußen
Hier können „Hobbygermanen“ stilecht experimentelle Archäologie miterleben und nachgestalten. Höhepunkt ist das jährlich Mitte August stattfindende „Funkenburgfest“ mit Vorführungen in antiken Handwerkstechniken und Einblicken in die damaligen Kochkünste.
Die Kreisstadt Sondershausen hat ihren Ruf als Musikstadt vor allem großen Musikern und Komponisten wie Max Bruch, Franz Liszt und Max Reger zu verdanken, die dort nachhaltig -unter Einfluß der kunstbegeisterten Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt – das Musikgeschehen mitprägten.
Von besonderer Bedeutung ist sicher das Sonderhäuser Schloß, das historische Bausubstanz aus sieben Jahrhunderten in sich vereint und eine umfangreiche Kunstsammlung sein eigen nennt. Den Grundstein legte im Jahre 1534 Graf GüntherXI. mit dem Bau des Renaissanceschlosses auf den Resten einer 1125 erstmals urkundlich erwähnten Burganlage. Nach 1680 setzte ein barocker Umbau unter Graf Christian Wilhelm ein – mit Aufstockungen auf die damals ungewöhnliche Höhe von 5 – 6 Etagen. Die Zeit bis 1760 ist von reger Bautätigkeit unterAnleitungberühmterArchitekten, Maler und Stukkateure geprägt. Besonders eindrucksvoll kann man die Pracht im sogenannten Blauen Saal erleben, in dem regelmäßig Konzerte veranstaltet werden. Zur Schloßanlage der kunstsinnigen Adligen gehörten ein Lustgarten, eine Orangerie, das sogenannte Achteckhaus als heutiger Veranstaltungsort der Sommerkonzerte des Loh-Orchesters und das ehemalige Prinzenpalais, heute Landratsamt.
Empfehlenswert für einen Besuch ist auch die Stadtkirche St. Trinitatis (1608 – 20) mit der restaurierten und im Sommer 1997 wieder eingeweihten Strobelorgel.
Denkmale aus verschiedenen Zeitepochen prägen auch den Ostteil des Kyffhäuserkreises. Liebhaber der Romanik sollten unbedingt einen Abstecher von Bad Frankenhausen nach Göllingen machen und die Reste des fast 10OOjährigen Klosterturmes „St. Wigberti“ besuchen.
Romanischer Klosterturm St. Wigberti.
Erstmals 765 im „breviarium lulli“ erwähnt, spielte das Kloster eine entscheidende Rolle beim Wein- und Obstanbau sowie bei der Fischzucht in der Region. Als eine technische Meisterleistung der Mönche gilt der Bau des im 13. Jahrhunderts angelegten Wipperkanals.
Heute kann man nur noch den achteckigen Turm des ehemaligen Benediktinerklosters bewundern. Er ist ein besonderes architektonisches Kleinod mit byzanthinischen und romanischen Stilelementen und gilt als eines der schönsten und originellsten Zeugnisse der spätromanischen Baukunst in Mitteldeutschland.
Auf dem Weg von Bad Frankenhausen nach Heldrungen passiert man in der Gemeinde Sachsenburg zwei steinerne Zeugen der urthüringischen Geschichte. Hier befindet sich die sogenannte „Thüringer Pforte“ mit den beiden prägenden Burgen, denSachsenburgen (Oberburg und Unterburg/Hakenburg), die im 11. Jahrhundert zu Verteidigungszwecken hoch über der Unstrut errichtet wurden.
Wasserburg Heldrungen
Durch mehrere Besitzerhände gegangen und in den verschiedenen Kriegen geplündert und gebrandschatzt, verloren die Burgen Ende des 18. Jahrhunderts an Bedeutung und verfielen. Heute sind nur noch die beiden Wehrtürme und Reste des Pallas der Oberburg erhalten. Von Sachsenburg aus führen zwei Wege hinauf auf den Wächterberg. Von den mit viel Liebe erhaltenen Burgruinen hat man einen wunderbaren Blick über das weite Unstruttal von Gorsieben bis zum Kyffhäuser.
Als bedeutendes Baudenkmal mittelalterlicher Festungsbaukunst gilt die Wasserburg Heldrungen mit einer in Mitteleuropa einmalig erhaltenen Wehranlage aus zwei separaten Wassergrabensystemen als Schutzwall. Zu besichtigen ist das im 16. Jh. umgebaute Renaissance-Wasserschloß, eine Dreiflügelanlage, in der ein Museum und eine Jugendherberge untergebracht sind. In der Thomas-Müntzer-Gedenkstätte ist das Leben und Wirken des hier in Heldrungen nach der Niederlage im Bauernkrieg 1525 festgehaltenen Bauernführers dokumentiert. Seit 1990 wird die Wasserburg Heldrungen umfangreich saniert.
Ein weiteres Kleinod mittelalterlicher Geschichte findet der Wanderer an der Schmücke. Oberhalb der Gemeinde Donndorfwurde bereits im 12. Jh. ein Landgut des Grafen Sizzo von Kervenburg (Käfernburg) erwähnt und erstmals 1346 ein Kloster. Das Zisterzienser Nonnenkloster bestand bis 1540. Nach dem Ableben der letzten Äbtissin, Felicitas von Hacke, im Jahre 1561 war der Weg frei für eine weltliche Nutzung – eine Lateinschule. Sie bestand bis 1924 und unterrichtete vorwiegend adlige Sprößlinge. Neben der 1641 abgebrannten und 1754 wiedererrichteten Kirche befindet sich das Erbbegräbnis der Familie von Werthern, die ihren Sitz im nahe gelegenen Schloß Wiehe hatten.
Bis Anfang der 90er Jahre wohnten die Menschen auf dem Kloster Donndorf unter sehr einfachen Verhältnissen. Die gesamte Klosteranlage steht heute unter Denkmalschutz. Sie beherbergt unter anderem die Ländliche Heimvolkshochschule Thüringen e.V. im Kloster 5, die 1997 nach zweijähriger intensiver Restaurierung und Umgestaltung in die Räume des ehemaligen Klausurgebäudes einzog.
Besichtigen sollte man unbedingt auch die Peter- und Pauls-Kirche mit romanischem Turm und einem wertvollen spätgotischem Flügelaltar.