Armes Großstadtkind
Armes Großstadtkind
Im Netz der Großstadt eingefangen,
lebst du dahin und sielest sie nicht,
die Schönheit dunkler Eichenwälder,
der Sommersonne strahlend Licht.
Dir klebt der Fuß am Straßenpflaster,
du schreitest durch Motorgebrüll;
durch Rauch der vielen mächt’gen Schloten
und hängst an Fenstern bleich und still.
Du weißt nichts von dem Grün der Wiesen,
der Ährenflut, dem roten Mohn
und von dem gold’nen Überfließen
der Hecken und dem Grillenton.
Du weißt nichts von dem Blüh’n der Heide
im Zauber tiefer Einsamkeit
und von dem Samt der Sternennächte,
mit wegen Rosen überstreut.
Für alle Wunder dieser Erde
ist dein so müdes Auge blind –
daß ich dich sehend machen könnte,
du armes, blasses Großstadtkind.
Paula Gerhards