Anno 1803 Entsetzen in Köln: Ein Pfarrer aus Ahrweiler ermordet zwei Frauen

Am späten Nachmittag des 7. September 1803 wurden in den Poller Weiden am Ufer des Rheins zwischen Poll und Deutz zwei ermordete, unbekannte Frauen „mit abgeschnittenen Hälsen“ gefunden1). Eine Beschreibung der Opfer und ihrer Kleidung in der Kölner Presse2) brachte einen ersten wichtigen Hinweis. Ein Kölner Einwohner konnte sich erinnern, dass er am 6. September 1803 mit den in der Zeitung beschriebenen Frauen im Postwagen nach Bonn gesessen hatte. Weiter wusste er den Behörden zu berichten, dass die Frauen in Begleitung eines Unbekannten, offensichtlich eines Geistlichen, gewesen und in Wesseling zusammen mit diesem ausgestiegen waren. Die Kölner Polizei fand durch Nachforschungen in Köln, Wesseling und im rechtsrheinischen Lülsdorf heraus, dass es sich bei diesem Geistlichen, der nach und nach immer mehr Verdachtsmomente auf sich lenkte, um den Kölner Pfarrer Peter Joseph Schäffer aus der St. Maria-Kirche in der Kupfergasse handelte.

„Schäffer versetzte der älteren Schwester ein paar Schläge auf den Kopf.“ Illustration aus Temmes „Criminal-Bibliothek“, um 1875.

Lebenslauf

Der am 25. Juli 1766 als Sohn von Matthias und M. Christine Schäffer (geb. Krichels) in Ahrweiler geborene Peter Joseph wurde nach seiner Schulzeit in Ahrweiler von 1779 bis 1783 bei den Minoriten in Sinzig unterrichtet. An den Universitäten Köln und Bonn studierte er Theologie und Philosophie. Im Priesterseminar in Straßburg erhielt Schäffer am 3. März 1792 die kirchlichen Weihen. Er war Kaplan in St. Magdalena-Straßburg und auf dem Lande, dann Pfarrer in Uffholz und Sennheim bei Colmar. 1794 wurde er von den eingerückten Franzosen ins Gefängnis von Besancon gesteckt – vielen Geistlichen ging es unter der französischen Herrschaft so, eben weil sie Geistliche waren. In Besancon lernte Schäffer den ebenfalls inhaftierten Marcus Antonius Berdolet kennen. Als dieser später Bischof von Aachen wurde, nahm er Schäffer, den er als Anhänger der Französischen Revolution kannte, mit nach Aachen, ehe er ihn im Sommer 1803 als Sukkursalpfarrer an St. Maria in Köln einsetzte3).

Verhöre

Schäffers Angaben bei seinem ersten Verhör am 16. September 1803 erwiesen sich unversehens als falsch. Er wollte die beiden Frauen aus dem Postwagen gar nicht gekannt haben und gleich nach seiner Ankunft in Wesseling wieder nach Köln zurückgefahren sein – sehr groß war seine Verwirrung, als ihm die Aussage eines Schiffers, der ihn mit den Frauen von Wesseling nach Lülsdorf übergesetzt hatte, vorgetragen wurde. Nun kam Schäffer mit einer anderen Version, nach der er mit den beiden Frauen nach „Pützchen“ habe wallfahren wollen, unterwegs aber aufgrund einer Feier in Deutz den Weg dorthin eingeschlagen habe, wobei er und die Frauen in den Weiden von Räubern überfallen worden seien. Er, Schäffer, habe fliehen können, die Frauen aber seien von den Räubern ermordet worden. Natürlich ergab sich nun die Frage, warum er den Überfall nicht gemeldet habe, worauf Schäffer keine rechte Antwort wusste.

Ein großer Schrecken ergriff am folgenden Morgen ganz Köln, als die Hiobsbotschaft bekannt wurde, dass Pfarrer Schäffer aus der Kupfergasse inhaftiert worden war und unter dem Verdacht des Doppelmordes stand. Konnte es sein, dass ein Geistlicher, ein Bekannter des Bischofs, in ein solches Verbrechen verwickelt war? So tief der Schrecken saß, so groß war auch die Neugierde. Als der Pfarrer an jenem Morgen von Polizeisergeanten in den Justizpalast geführt wurde, „drängten sich mehrere Tausende hinzu. Man sah Gesichter bleich werden, man sah Thränen fließen“.

Porträt Schäffers in seiner 1803 entstandenen Autobiographie

Geständnis

In der Nacht vom 17. auf den 18. September gestand Schäffer nach langem Ringen mit sich selbst und der „entsetzlichsten Seelen-Bewegung“ seine Tat ein. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den ermordeten Frauen um die Geschwister Barbara und Katharina Ritter aus dem Elsass, die jahrelang im Hause Schäffers gelebt hatten, als er Pfarrer in Sennheim und Uffholz war. In jener Zeit besorgten sie „mit Aufopferung ihres eigenen wenigen Vermögens“ seinen Haushalt. Die ältere der beiden Schwestern, Barbara Ritter, hatte ihm schon in der Zeit seiner Gefangenschaft in Besancon 1794 nicht zuletzt finanziell sehr geholfen. Nach seiner Freilassung nahm Schäffer seine über 20 Jahre ältere Wohltäterin zu sich und schloss um das Jahr 1796 durch einen „Privat-Contract eine heimliche Ehe, weder vor Priester, noch vor Municipalität“ mit ihr. Die ebenfalls in den Haushalt aufgenommene Schwester Katharina war etwas älter als Schäffer.

Einige Zeit nach seinem Wegzug aus dem Elsass folgten ihm die Schwestern nach, nachdem sie alles verkauft hatten, was sie besaßen. Zuerst in Aachen, dann in Köln sorgte Schäffer dafür, dass niemand etwas von seiner Beziehung zu den Frauen erfuhr, weil er Konsequenzen für seine Stellung und seinen Ruf fürchtete. Nie sah man die Frauen in seiner Gesellschaft; sie lebten ohne Kontakte ganz zurückgezogen. In Köln versteckte Schäffer die Schwestern wochenlang zunächst in einem Gasthaus, dann in seiner geräumigen Pastorei.

Allmählich wurden die Frauen aber immer unzufriedener mit den Lebensumständen, die der Pfarrer ihnen bot. Als ihre vertraglich fundamentierten Forderungen hinsichtlich ihrer Versorgung, ihrer Unterbringung und ihres Auskommens immer eindringlicher wurden und sie sogar das Gericht und den Bischof hierüber zu informieren drohten, sei seine Verzweiflung „aufs Höchste gestiegen“, so gab Schäffer später an, „Prostitution, Absetzung stand mir vor Augen, kein Geld hatte ich, keinen Freund wusste ich, der mich unterstützen würde. Da, da war es, als ich auf den verzweifelten Entschluß gerieth“.

Unter dem Vorwand, mit den Schwestern in Bonn Möbel einkaufen zu wollen, machte Schäffer am Unglückstag, dem 6. September 1803, die besagte Fahrt nach Wesseling. Getrennt von den Frauen bestieg Schäffer den Postwagen und versuchte den Eindruck zu erwecken, als ob er nicht zu ihnen gehörte. Die Schwestern hatten aufgrund ihres isolierten Lebens nicht die geringsten Ortskenntnisse, so dass sie auch nichts Auffälliges darin sahen, dass sie von Wesseling aus mit Schäffer den Rhein überquerten, obwohl sie ja nach Bonn wollten. Auch dass sie von Lülsdorf aus rheinabwärts wieder zurück in Richtung Deutz gingen, fiel ihnen nicht auf.

Tathergang

Etwa drei Stunden waren sie unterwegs, als sie gegen 11 Uhr nachts in der Nähe von Poll in immer dichtere Weiden kamen. Während einer kleinen Pause entfernte sich Schäffer und suchte heimlich einen Weidenknüppel. Als er zurückkehrte, gab er vor, seine kostbare Uhr verloren zu haben, und fing mit dem Vorwurf, die beiden Schwestern allein seien an all seinem Unglück schuld, Streit mit ihnen an. Unter dem Vorwand, sie solle ihm beim Suchen der Uhr helfen, führte er seine vermeintliche Frau, Barbara, ein Stück weit weg und schlug sie dann durch zwei Knüppelschläge auf den Kopf zu Boden. Mit einem Messer schnitt er ihr „durch den Hals, dass das Blut aus allen Venen aus allen Arterien quillt, und sie auf der Stelle verscheidet“. Auch die jüngere Schwester, die vergeblich zu fliehen versuchte, streckte Schäffer mit dem Knüppel nieder und ermordete sie auf die gleiche Weise. Nach dieser Grauen erregenden Tat warf Schäffer das blutige Messer in den Rhein und wusch sich die Hände. Auch die Leichen der Frauen wollte er eigentlich im Rhein verschwinden lassen, er war aber mittlerweile zu kraftlos dazu. Also beließ er es dabei, seine Opfer etwa hundert Schritte vom Fluss entfernt notdürftig im Weidengesträuch zu verstecken.

Autobiographie

In den letzten Tagen seines Aufenthalts in Köln, bevor er nach Aachen vor das Kriminalgericht des Rurdepartements gebracht wurde, verfasste Schäffer eine kleine Biographie. Nachfrage nach einem solchen Werk bestand offensichtlich genug, denn man war in Köln und Aachen sehr neugierig auf alles, was mit dem „Unglückspfarrer“ zusammenhing. Schon seine Predigten und Gedichte hatten eine wiederholte Auflage erlebt. Gleich am Anfang der Biographie schreibt Schäffer: „Es gibt der Unglücklichen unter diesem Monde gar viele, des Jammers ist auf der Welt kein Maaß; aber ich habe mehr gelitten als all die Unglücklichen, mein Jammer überschreitet alle Gränze. Mein Glück selbst war nur der Vorbothe eines nahen Verderbens, und ich kannte kein frohes Ereigniß in meinem ganzen Leben, dem nicht ein fürchterliches Unglück in die Fersen trat. Ich erwarb mir nur Freunde, um sie zu verlieren, ich erhielt nur Aussichten in helle Zukunft, um mit dem folgenden Momente von der schwärzesten Mitternacht mich umlagert zu sehen. So, so hat das Schicksal mit mir gespielt“.

Nach dem frühen Tod seines Vaters, eines Gerichtsschreibers, sah sich Schäffer im Gegensatz zu seinen beruflich gesicherten Brüdern „in eine Wildniß geschleudert […] auf gefahrvollen Klippen und an schwindelnden Abgründen hinwandeln“. Nach seinen Studien in Köln und Bonn kostete es Schäffer „unendlich Mühe“, sich für eine bestimmtes Richtung zu entscheiden, bis seine Wahl dann auf das geistliche Fach fiel, in dem er sich, so Schäffer, im Eigenstudium „große Kenntnisse erworben“ habe. Verwandte hätten ihm ein Leben in den Klöstern Steinfeld, Prüm oder Heisterbach ermöglichen können, aber das strenge klösterliche Dasein behagte ihm nicht – „ich wollte genießen, ich wollte glänzen“, heißt es in dem Buch.

Als Schäffer Pfarrer im Elsass war, unternahm er um 1798 eine Reise zu den seinigen nach Ahrweiler, die von ihm als sehr gefahrvoll geschildert wird. Zunächst wäre seine Kutsche auf der Hinreise im Kugelhagel feindlicher Soldaten hinter Andernach beinahe in den Rhein gestürzt, dann wartete an der Ahr das nächs-te Abenteuer auf ihn: „Dieser kleine aber mit Untiefen versehene Strom war fast zugefroren. Alle auch die schwersten beladensten Wagen fuhren über ihn her, und niemand bediente sich der Brücke. Auch wir glaubten unbesorgt den Weg über das Eis nehmen zu können; allein kaum waren wir in der Mitte des Stroms, als es unter uns fürchterlich zu krachen begann. Das Eis theilte sich, und der Wagen sank bis über die Achse unter. Wir sind verloren, schrie der Kutscher, und sprang von seinem Sitze auf […] Ich schnitt mit Blitzesschnelle mein vorn aufgebundenes Koffer ab, warf es auf das Eis, und da ich sah, dass es nicht einbrach, sprang ich ihm nach. Glücklich erreichte ich das Ufer, rief um Hülfe, und fand Menschen, die Pferde und Wagen zu retten kamen“4).

Prozess

Doch zurück zu der Untersuchung gegen Schäffer nach seinem Geständnis. Seine Überführung nach Aachen am 27. Oktober 1803 löste einen wahren „Sensationstourismus“ aus, von dem die Aachener Landstraße, später auch das Aachener Gefängnis, betroffen waren. Die zwei Tage dauernde Verhandlung vor dem Aachener Kriminalgericht begann am Morgen des 17. November 1803 im Beisein einer großen Zuschauerschaft. Die Anklageschrift wurde auf französisch und deutsch vorgelesen, ebenso das Gutachten eines Arztes. Man hatte geprüft, ob die jüngere Ermordete schwanger gewesen sei, was aber nicht der Fall war. Nach dem Abtreten der Zeugen forderte der Präsident den Angeklagten auf, den Tathergang wahrheitsgemäß zu schildern. Auf diesen Augenblick schien Schäffer gewartet zu haben. Er trat vor den Tisch der Richter und hielt mit lauter Stimme eine Rede „im Pathos eines Predigers“, wobei er immer mehr „in Eifer und Feuer“ geriet. Großes Erstaunen bemächtigte sich des Gerichts und des Publikums, als Schäffer sein ganzes vorheriges Geständnis förmlich widerrief und eine ganz neue Version des Tatverlaufs präsentierte.

Er begann wieder mit der Geschichte der Räuber, die ihn und die Frauen überfallen und Letztere ermordet hätten. Am Tag nach der Tat, so leitete Schäffer die neue Variante ein, sei der Mörder der Schwestern zu ihm gekommen, um ihm unter dem Siegel der Beichte sein Verbrechen zu offenbaren. Dass er sich ausgerechnet Schäffer, ein Opfer des Überfalls vom Tag zuvor, für die Beichte ausgesucht hatte, musste nach Schäffers Dafürhalten Zufall gewesen sein.

Schäffer meinte, er hätte sich nur dann als „todeswürdiger Verbrecher“ erwiesen, wenn er seine Pflicht vergessen hätte, das Beichtgeheimnis zu wahren. „Nein, Nein“, hob er an: „Mein Entschluss war und steht noch fest: Ich stelle mich lieber als Thäter dar, will lieber unschuldig sterben, als das auf Priesterpflicht anvertraute Geheimniß verrathen“. Ein weiteres Motiv für sein Geständnis sei gewesen, so führte Schäffer weiter aus, dass er von der „aufrichtigen Reue des Mörders“ überzeugt gewesen sei. Um diesen vor dem Zugriff der Justiz zu bewahren und ihm ein „Leben unter langen Büßungen“ zu ermöglichen, habe er, Schäffer, sich quasi aufgeopfert und die Schuld an den Morden auf sich genommen, um den wahren Täter zu retten. Man habe ihm, Schäffer, auch Hoffnungen gemacht, dass er im Falle eines Geständnisses aufgrund seines Standes begnadigt werden würde. Seine Biographie, so Schäffer, sei ihm unter Zwang abgenötigt worden und er würde nun öffentlich alles zurücknehmen, was er darin zu Papier gebracht habe.

Gerichtspräsident Meller wies in einer, wie es hieß, für seine Verhältnisse sehr temperamentvollen Rede darauf hin, dass ihm Schäffer nach seiner Ankunft in Aachen die Tat vollständig gestanden habe, sogar mit dem Zusatz, dass er die beiden Frauen „mit Vorbedacht“ ermordet habe. „Ich würde mit Vergnügen“, so Meller, „etwas zu Gunsten des Angeklagten sagen, allein meine Ehre und mein Gewissen legen mir die Verbindlichkeit auf, feyerlich zu erklären, dass in der ganzen Prozedur auch nicht der mindeste Umstand obwaltet, der zu seinem Vortheile angeführt werden kann“.

Todesurteil

Die Geschworenen sahen Schäffer als überführt an, die Frauen willentlich und mit Vorbedacht ermordet zu haben. Nach einer Beratschlagung mit den Richtern verkündete der Präsident das Urteil: „Im Namen des französischen Volkes! Nach den vorgemerkten Artickeln des Strafgesätzes seyd ihr Peter Joseph Schaefer zum Tode verdammt“. So endete am 18. November 1803 um 4 Uhr nachmittags „eine der merkwürdigsten Criminal-Sitzungen“.

Die Kölner Zeitung „Der Beobachter“ berichtete Ende Dezember 1803 von einer leiblichen Schwester Schäffers, Frau Schelkenbach, die in Köln gewohnt hatte, ehe Schäffer dorthin kam. Unter der Anklage, „ein öffentliches Bordell gehalten, und ihre eigene Tochter den Männern zur Befriedigung sinnlicher Lüste hergegeben zu haben“, war sie zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Während ihrer Haftzeit im Zuchthaus in Gent erfuhr sie, dass ihr Bruder „die einträgliche Pfarre“ in der Kupfergasse in Köln erhalten hatte. Nach ihrem Arrest trat sie eine Reise zurück ins Rheinland an in der Hoffnung, bei ihrem Bruder Unterstützung zu finden, bis sie von seinem Schicksal erfuhr. In Aachen war es ihr erst nach Beendigung des Prozesses möglich, mit ihm zu reden. Sie legte ihm nahe, sich in sein Schicksal zu fügen und dem Tod mit Ergebung entgegenzusehen. Zur Reaktion Schäffers heißt es: „Nun aber fährt Schäffer ergrimmt auf, will nichts vom Sterben wissen, fällt die Schwester mit sehr harten Worten an, beruft sich auf die Gnade, die er erhalten werde, und heißt sie sich zu entfernen, und ihm nie mehr vor Augen kommen“.

Nach dem Urteil hatte Schäffer drei Tage Zeit, sich an das Kassationsgericht zu wenden, was er auch unverzüglich tat. Dieses Gericht in Paris aber verwarf am 22. Dezember 1803 die vom Verteidiger Schäffers vorgebrachten Nullitäten. Mit dieser Erklärung war Schäffers Schicksal unwiderruflich entschieden und das gegen ihn ausgesprochene Todesurteil vollstreckbar.

Die Hinrichtung fand am Nachmittag des 29. Dezember 1803 in Aachen statt. Ehe es so weit war, wandte sich Schäffer an den Regierungskommissar, um doch noch sein Gewissen zu erleichtern. Schäffer bestätigte ihm die Richtigkeit seiner früheren Geständnisse und die Unwahrheit dessen, was er in der Kriminalverhandlung ausgesagt hatte. Auch in einer kurzen Rede an das Publikum kurz vor der Vollstreckung des Todesurteils gestand Schäffer seine Schuld; er sagte unter anderem: „Ich bin der erste Priester, der so eine schreckliche That begieng, ich hoffe, dass ich auch der letzte seyn werde“. Wenige Augenblicke später fiel das Messer der Guillotine.

Hinrichtungsszene Schäffers auf einem Flugblatt

Kriminalgeschichte

Der Kriminalfall des in Ahrweiler geborenen Pfarrers machte Geschichte. Lassaulx nahm ihn 1804 in sein „Journal für Gesetzkunde und Rechtsgelehrsamkeit“ auf5), ein Autor namens O. F. Hugo brachte ihn in den 1850er Jahren in einem Buch nochmals in Erinnerung6) und auch in Temmes mehrbändiger „Criminal-Bibliothek“ aus den 1870er Jahren wird der Fall Schäffer unter dem Titel „Ein Vampyr im Priestergewand“ geschildert7). Sogar im berühmten „Neuen Pitaval“, einer „Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit“, ist Schäffer im 20. Band von 1853 verewigt8).

Anmerkungen: 

  1. Dieser Beitrag ist eine verkürzte Fassung der Darstellung des Falles in: Bürger, Udo: Die Guillotine am Fuße des Domes. Zur Kriminalgeschichte Kölns in der Franzosenzeit (1794-1814), Aachen 2001 (dort auch genaue Angaben der Quellen). Die Darstellung des Falles beruht im Wesentlichen auf: Biographie des doppelten Meuchelmörders Pet. Jos. Schäffers Pfarrers in Sennheim und Uffholz (im ehemahligen Elsaße) nachher in Cöln, Cöln (Keil) 1804; s. auch: HStA Düsseldorf (Schloss Kalkum), Oberinstanzliche Gerichte 12/28, HAStK Best. 300 Nr. 269, HAStK FV Nr. 5124 und Nr. 5125.
  2. Der Beobachter Nr. 885, Kölnische Zeitung Nr. 178 vom 14. September 1803. Beide Zeitungen berichteten in der Folge immer wieder über den neuesten Stand der Untersuchung, s. Beobachter Nr. 887/88, 893, 897, 900/1, 905-907, 909, 911, 919/20, 937-940 und Nr. 1135, s. Kölnische Zeitung Nr. 181 vom 20. September 1803, Nr. 7 vom 6. Oktober 1803, Nr. 9 vom 10. Oktober 1803, Nr. 13 vom 18. Oktober 1803, Nr. 16 vom 24. Oktober 1803, Nr. 18. vom 28. Oktober 1803, Nr. 20 vom 1. November 1803, Nr. 22 vom 5. November 1803, Nr. 30 vom 21. November 1803, Nr. 31 vom 23. November 1803, Nr. 49 vom 29. Dezember 1803 und Nr. 50 vom 31. Dezember 1803; Sondernummer des Aachner Zuschauers (Nr. 914, in der Öffentlichen Bibliothek der Stadt Aachen, Stahlschrank, ohne Sign.).
  3. Schug, Peter: Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Ahrgaudekanat gehörenden Pfarreien der Dekanate Adenau, Ahrweiler und Remagen (Geschichte der Pfarreien der Diözese Trier, Bd. IV), Trier 1952, S. 49.
  4. Biographie, a.a.O. (wie Anm. 1), S. 75.
  5. Lassaulx, F.v. (Hrsg.): Journal für Gesetzkunde und Rechstgelehrsamkeit, 1. Jahrgang, 1. Bd., Koblenz 1804, S. 81-89.
  6. Hugo, O. F.: Peter Joseph Schäffer ehemaliger Pfarrer zu Köln. Zweifacher Meuchelmörder. Getreu nach den Kriminalacten dargestellt von Dr. O. F. Hugo, Leipzig (2. Auflage) 1858 (starke Anlehnung an die Biographie).
  7. Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Criminal-Bibliothek, Eisenbahn-Ausgabe, Bd. 8, S. 1-116, Berlin, o.J.
  8. Hitzig J. E./Häring W.: Der neue Pitaval. Eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit, 20. Theil, Neue Folge 8. Theil, Leipzig 1853, S. 122-225.