Akro-Plastic: Hochwertiger Kunststoff kann Metall ersetzen
Hauptstandort in Niederzissen beschäftigt 400 Mitarbeiter – Produktion läuft im Drei-Schichtbetrieb
Hans-Willi Kempenich
Von den rund 30 Unternehmen, die sich seit der Ausweisung des Industriegebietes Brohltal-Ost am Ende der 1990er-Jahre dort angesiedelt haben, ist Akro-Plastic das größte. Dies gilt sowohl für die Dimension der Betriebsgebäude als auch für die Anzahl der dort Beschäftigten. Die Menschen im mittleren Brohltal kennen Akro-Plastic also als einen ihrer größten Arbeitgeber. Aber was in den mächtigen Produktionshallen hergestellt wird, das wissen nur die wenigsten. Obwohl der Firmenname einen durchaus brauchbaren Hinweis darauf gibt. Doch das Feld von Plastik, also von Kunststoffprodukten, ist ein riesengroßes.
Compound, auf Deutsch Verbindung, ist das Schlüsselwort, das einem Nicht-Fachmann den Einblick ins Tätigkeitsfeld von Akro-Plastic ein wenig deutlicher macht. Und Compoundieren ist ein Verfahren, bei dem geschmolzene Polymere, also Verbindungen aus Riesenmolekülen, mit anderen Zusätzen gemischt werden. Dieser Prozess ändert die physikalischen, thermischen, elektrischen oder ästhetischen Eigenschaften des Kunststoffes. Das Endprodukt wird Compound oder Verbundwerkstoff genannt und verlässt im Allgemeinen als Granulat die Produktionshallen.
Endprodukt mit extrem guten mechanischen Eigenschaften
Die Akro-Plastic GmbH bezeichnet sich als Spezialist für innovative und anwendungsorientierte Kunststoff-Compounds mit extrem guten mechanischen Eigenschaften. Damit die Kunden Bauteile mit besonderen Fertigungstoleranzen herstellen können, werden mit einer einzigartigen Compounding-Technologie Polymerlösungen mit bester Reproduzierbarkeit hergestellt. Mit seiner langjährigen Erfahrung verfügt das Unternehmen über ein umfangreiches Know-how im Bereich der Kunststoff- Compoundierung – mit passenden Lösungen für alle Bedürfnisse.
Akro-Plastic ist das größte Unternehmen im Industriegebiet Brohltal-Ost.
Das Endprodukt wird Compound oder Verbundwerkstoff genannt und verlässt meist als Granulat die Produktionshallen.
Geschichte reicht 30 Jahre zurück
Die Geschichte von Akro-Plastic reicht 30 Jahre zurück. In dieser Zeit hat das Unternehmen, das seit 1988 zur Feddersen-Gruppe gehört und seit 1992 unter dem Namen Akro-Plastic stetig gewachsen ist, eine Fülle an Wissen und Erfahrung im Bereich der Kunststoff- Compoundierung gesammelt. Jährlich werden mehr als 165.000 Tonnen an Kunststoff-Compounds an Standorten in Deutschland, China und Brasilien produziert. Akro-Plastic arbeitet in einem internationalen Netzwerk, das Dienstleistungen von der Entwicklung bis zur Logistik anbieten kann. Wobei Niederzissen seit 2002 mit inzwischen rund 400 Mitarbeitenden der Hauptstandort ist. Die Produktion läuft hier im Drei-Schichtbetrieb.
Was aber wird eigentlich aus den bei Akro- Plastic produzierten Granulaten hergestellt? Um es vorweg zu nehmen: Der Einsatzbereich ist riesengroß, die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Denn hochwertiger Kunststoff kann heutzutage sogar Metall ersetzen. Und das bei einem viel geringeren Eigengewicht. Aus diesem Grunde sind auch Autohersteller und ihre Zulieferer Kunden von Akro-Plastic. Denn deren Bestreben muss es im Zuge des Umweltschutzes ja sein, möglichst leichte Fahrzeuge zu konstruieren. Neben nicht sichtbaren Strukturbauteilen im Inneren eines Autos, die zwar hitzebeständig sein müssen, bei denen die Optik aber eine untergeordnete Rolle spielt, stammen auch sichtbare Fahrzeugteile aus den Rohstoffen von Akro-Plastic. Autogriffe und Pedale zum Beispiel, schön und elegant geformt, aber äußerst stabil.
Selbstverständlich können sämtliche Compounds in den verschiedensten Farben beauftragt werden. Dafür gibt´s bei Akro-Plastic die nur wenige Kilometer im Niederzissener Gewerbegebiet Scheid beheimatete Zweigniederlassung AF-Color, die mit ihren Beimischungen für den jeweils gewünschten kundenindividuellen Farbton sorgt. Die Qualitätskriterien sind hier sehr streng und Abweichungen werden von den teilweise weltweit agierenden Unternehmen mit ihren typischen, international bekannten Firmenfarben nicht toleriert.
Auch bekannte Hersteller von hochwertigen Küchengeräten zählen zu den Kunden und vertrauen auf die Haltbarkeit ihrer oft sehr kleinen Bauteile, die aus dem von Akro-Plastic hergestellten Rohstoff geformt werden. Aber auch Lüfterräder für zahlreiche Industrieanwendungen mit teils riesigem Durchmesser halten ihren ganz speziellen Belastungen stand. Sehr schlagfest müssen auch Schlittschuhe sein, die ebenfalls zu großen Teilen aus Kunststoff gefertigt werden. Um beim Sport zu bleiben: Bogenschießen auf hohem Niveau geht nur mit einem Gerät, das in puncto Flexibilität bei gleichzeitiger Stabilität höchsten Ansprüchen genügt. Akro-Plastic mischt auch den Rohstoff für Hightech-Bögen.
Elegant geformt und äußerst stabil: Fahrzeugteile stammen aus den Rohstoffen von Akro-Plastic: Auto-Pedal
Andere Eigenschaften muss das Compound für ein weiteres Produkt haben, dessen Rohmasse ein bedeutender Hersteller ebenfalls in Niederzissen mischen lässt: der Kabelbinder. Dessen wichtigste Kriterien sind Stabilität und Reißfestigkeit. Besonders im Automobil- und Maschinenbau kommen sie zum Einsatz. Auch in diesem Fall ersetzt der Kunststoff das Metall. Noch vor wenigen Jahren waren die praktischen Alleskönner weithin unbekannt, heute haben sie in unzähligen Einsatzbereichen längst herkömmliches Befestigungsmaterial verdrängt. Wobei „klein“ bei Weitem nicht für alle Kabelbinder die passende Bezeichnung ist. Denn mit den größten davon lassen sich Verbindungen schaffen, die nur noch mit massivem Gerät zu trennen sind.
Schalensitze, Kinderwagen, Zahnräder, Laufrollen
Die Reihe der Anwendungsbereiche lässt sich nahezu beliebig fortsetzen: E-Bike-Rahmen, Schalensitze, Energieketten, Kinderwagen, Zahnräder, Motorabdeckungen, Skibindungen und Laufrollen seien nur beispielhaft als Produkte genannt, deren Rohstoffe einst die Werkshallen von Akro-Plastic verlassen haben.
Ganz gleich, was die Kunden brauchen oder wo sie sich auf der Welt befinden: Sie profitieren von einer hohen Chargenkonsistenz. Akro-Plastic investiert in Qualität und stellt bei seinen Rohstoffen einheitliche Beschaffungsparameter und häufige Kontrollen sicher. Die Kunden – sowohl weltweit agierende Unternehmen als auch kleine Mittelständler – haben eines gemeinsam: hohe Ansprüche. Deshalb versteht sich das Unternehmen aus dem Gewerbegebiet Brohltal-Ost nicht nur als Produzent, sondern auch als Dienstleister: Zum einen werden die Produkte ständig weiterentwickelt, zum anderen werden mit einem zertifizierten Qualitätsmanagement sowie einem akkreditierten Prüflabor neue Standards gesetzt. Natürlich fühlt sich Akro-Plastic bei alledem den Werten der Vereinten Nationen verpflichtet. Denn die UN haben in ihrer Agenda die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung festgelegt. Diese 17 Ziele umfassen die Überwindung von Armut und anderen Benachteiligungen, welche Hand in Hand gehen müssen mit Strategien, die Gesundheit und Bildung verbessern, Ungleichheit verringern und das Wirtschaftswachstum ankurbeln – und dies bei gleichzeitiger Bekämpfung des Klimawandels und der Bemühungen um den Erhalt der Ozeane und Wälder. „Als produzierendes Unternehmen und Mitglied einer erfolgreichen, global tätigen Unternehmensgruppe sehen wir es als unsere Aufgabe an, einen Beitrag zur Erfüllung dieser Ziele zu leisten“, heißt es auf der Homepage von Akro-Plastic.