Ältestes Breisiger Siegel von 1356
Carl Bertram Hommen
Die ältesten bisher bekannten Siegel von Brei-sig stammen aus dem Jahre 1356. Es sind das Siegel des Plebans Gerlach, des Geistlichen an der Viktor-Kirche in Oberbreisig. und das Siegel des Ritters Ludwig von Sonnenberg. Mit beiden wurde am 24. Oktober 1356 ein Vertrag beurkundet, den das Cistercienser-Kloster Marienstatt mit dem Oberbreisiger Ehepaar Ernst gen. Paffe und seiner Frau Aleydis über den Ankauf einer Wiese im „Oprichtsdayie“ abgeschlossen hatte. Als Zeugen waren dabei die in Oberbreisig tätigen Beamten Gierkin und Emmerich, der Priester Andreas und die Edelknechte Karl von Monreal, Heinrich gen. Print und Ernst gen. Hechhildorn.
Der Pleban („Leutpriester“) Gerlach war für den namentlich nicht bekannten Inhaber der Pfarrei Breisig, den sog. Personatisten, als Geistlicher in Breisig tätig. Ihm unterstand auch die Kapelle in Niederbreisig, die er durch einen Kaplan – auch Rektor genannt – verwalten ließ. Das Pfarrsiegel des Plebans Gerlach hat einen Durchmesser von 33 Millimeter. Es zeigt den hl. Viktor mit der Lanze in der Rechten und dem Kreuzschild in der Linken. Links von ihm steht ein Engel, der ihm einen Schlüssel reicht. Die Umschrift des Siegels lautet: S(IGILLUM) G(ER)L(..) PL(E)B(AN)I I(N) BRYSCHE. Die späteren Siegel zeigen, wie das heutige Pfarrsiegel, nur Sankt Viktor mit der Lanze. Das Siegel des Ritters Ludwig von Sonnenberg führt in dem mit Zweigen und einer Blüte verzierten Siegelfeld ein Schild mit einer Rose.
Siegel des Plebans Gerlach der St. Viktor-Pfarrei Oberbreisig.
Die Siegel entstammen der Pergament-Urkunde W 74. 402 des Klosters Marienstatt, von deren Siegel das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden dem Verfasser freundlicherweise Abdrucke zur Verfügung stellte. (Siehe hierzu auch: Wolf Heino Struck, Das Cistercienser-Kloster Marienstatt im Mittelalter – Urkundenregesten, Güterverzeichnisse und Nekrolog. – Wiesbaden 1965.)