Abend auf dem Steinerberg

Wo rot im Dorf der Abend ruht,
grüßt du aus Heide, Stein;
getaucht das Haupt in Purpurglut
und Silbermondenschein.

Bescheid’ne Hütten dich umsteh’n
wie Spielzeug, das verstreut;
Rauchfahnen steil zur Höhe weh’n, —
der Aveglock‘ Geläut.

An dich gerissen hast du, Berg,
mich nun mit Allgewalt,
der klein sich dünkt, fast wie ein Zwerg,
von dir umweht, umschallt.

Musik bist du, was aus dir spricht,
berauscht wie starker Wein
und gierig trink‘ ich Klang und Licht
in Aug‘ und Herz hinein.

Die Heide braun, der weite Wald
sind übertüncht von Grau;
vom Busch, der sich am Wege ballt,
tropft schwer der nasse Tau.

Ein Windhauch seufzt von Westen her,
umfächelt mein Gesicht;
der Bäume breitgezweigtes Wehr
durchflutet Sternenlicht.

O auszusprüh’n was mich erfüllt,
verklärt und selig macht
und tief in meine Seele quillt,
ist mehr, als ich erdacht.

PAULA GERHARDS

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