Hoffelder Basalt in aller Welt.
VON HEINRICH MÜLLER
In grauer Vorzeit des Diluviums bis in das Alluvium hinein waren in der Eifel zahlreiche Vulkane tätig, deren Kraterberge der vulkanischen Osteifel um den Laacher See und der vulkanischen Westeifel in der Dauner Gegend das Gepräge geben.
Aber ehe diese feuerspeienden Berge im Diluvium im Eifelgebiet tätig waren, entstanden im Tertiär, vor etwa 30 Millionen Jahren, die vulkanischen Quellkuppen, auch Pilz- und Domberge genannt.
Das feurige Magma konnte die dicke, feste, mächtige Devondecke nicht durchstoßen, sondern nur domkuppenförmig auftürmen. Unter dem Druck der Devondecke kristallisierte die Lavamasse zu Säulenbasalten. Im Laufe von Millionen Jahren wurde der Devonhut durch Verwitterung abgetragen, und die Kuppe des Säulenbasalts wurde freigelegt. Diese Quellkuppen haben nur auf Bergeshöhen Basaltsäulen. Sie zeigen nie einen Krater und haben am Fuße kein Basaltlava aufzuweisen. Solche tertiäre Domkuppen sind Hohe Acht und Nürburg, Landskrone und Neuenahrer Berg. Diese unter Naturschutz stehenden Berge dürfen nicht abgetragen werden. Zu den Dombergen gehört auch der Hoffelder Kopf, der aber wirtschaftlich ausgebeutet wird. Hier schauen wir so schön ins Innere und bewundern die prächtigen Basaltsäulen, die, von oben gesehen, einer Bienenwabe gleichen. Die Hauptbestandteile der sogenannten Feldspatbasalte, allerdings mit schwankenden Prozentsätzen, sind Kieselsäure, Tonerde, Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, Kali, Natron und Wasser.
Basalt-Brechwerk Hoffeld
Foto: H. Esch
Als wesentliche Gemengteile sind enthalten: Augit, Olivin und Magneteisen, zu denen sich noch Feldspat und Leucit gesellen. Der Basalt ist das kieselsäureärmste Eruptivgestein. Da das Material aber sehr kompakt und hart ist und eine Druckfestigkeit zwischen 3500 und 4500 kg/qcm besitzt, ist es sehr dauerhaft und verwittert kaum. Schon die alten Römer hatten die Bedeutung und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten dieses Gesteins erkannt. Der in etwa 500 m Höhe über NN gelegene Basaltbruch bei Hoffeld wurde am 1. April 1913 von der Basalt-Actien-Gesellschaft Linz (Rhein) übernommen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bruch von der Gemeinde Hoffeld als reiner Handbetrieb genutzt worden. In der Folgezeit erlebte die Basalt-AG. Betrieb Hoffeld — so lautete der neue Name — eine fortschreitende Entwicklung. Die Umstellung vom reinen Hand- zum Maschinenbetrieb brachte lebhaften Aufschwung und gesteigerte Produktion. Während früher das abfallende Gestein nutzlos auf Halden abgelagert wurde, führt heute der modernisierte Betrieb auch diese Abfallprodukte noch einer praktischen Verwertung zu, wodurch die Rentabilität des Unternehmens gesteigert wird.
Wenden wir uns nunmehr dem Abbau und der Verwendung des Basalt-Gesteins zu. Hier wären zunächst als kostbarstes Produkt die Basaltsäulen zu nennen. Diese sind sehr begehrt und finden immer ihre Abnehmer. Nicht umsonst gilt in den einschlägigen Betrieben der Spruch: „Hast du Säulen, brauchst du nicht zu heulen!“ Durch vorsichtige Sprengung werden die Basaltsäulen vom Felsen gelöst. Noch im Bruch geben Facharbeiter mit Spezialhämmern den Säulen die vorgeschriebene Form und Länge. Eine große Bedeutung kommt diesen Basaltsäulen im sogenannten Wasserbau zu. Die Deiche großer Flüsse, zum Beispiel am Rhein, werden mit Basaltsäulen abgestützt. Einer der Hauptabnehmer des Materials sind die Niederlande, wo es für den Deichbau an der Zuidersee Verwendung findet. Weniger wertvolle Säulen benützt man als Senksteine, etwa zur Trockenlegung der Zuidersee. Ein weiteres klassisches Beispiel für seine Verwendung bietet der Hindenburg-Damm, der die Insel Sylt mit dem Festland verbindet. Auch er ist durch Basaltsäulen gegen die stürmische See abgesichert. Eine weitere Verwendung finden die Säulen als Grenzsteine bei der Landvermessung.
Der zur Säulengewinnung ungeeignete Basalt wird der Vermahlung zugeführt. Ein Bagger lädt das im Bruch abgesprengte Gestein auf Spezial-Lastwagen, welche es zum Vorbrecher transportieren. Hier wird das Material über ein Sieb geleitet, das die Gesteinsbrocken vom Schutt trennt. Ein Fließband befördert den Schutt auf eine Lagerhalde. Aber auch dieses Abfallprodukt findet noch Verwendung beim Wegebau, so daß fast keine nutzlosen Abfälle zu verzeichnen sind. Die sauberen Steine wandern in den Vorbrecher, wo sie ihre erste Zerkleinerung erfahren. Donnernd zermalmt die gewaltige Kraft des Brechers die harten Gesteinsbrocken. Ein hoch über der Sohle gelegenes, etwa 160 m langes Förderband führt das vorgebrochene Material weiteren Brechanlagen zu. Hier wird in mehreren Arbeitsgängen das Gestein in die gewünschten Größen zertrümmert, und als Endprodukte fallen an: Schotter, Splitt, Edelsplitt bis zum Basaltstaub. Wie ersichtlich, werden diese Materialien hauptsächlich im Straßenbau verwendet. Auch die Bundesbahn benötigt den Schotter für ihre Schienenbettungen. Es ist von Wichtigkeit, daß das Gestein im Werk in kubischer Form gebrochen wird, da flachförmiges Material für Bauzwecke ungeeignet ist.
Im Gegensatz zu den Basaltsäulen, für die immer ein regelmäßiger Bedarf besteht, ist die Abnahme der letztgenannten Produkte von der Konjunktur der einschlägigen Bauarbeiten abhängig.
Nur etwa 20% der Produktion der Basalt-AG. Hoffeld werden heute noch mit der Bundesbahn transportiert. Ein etwa 300 m langer Bremsberg verbindet das auf der Höhe gelegene Werksgelände mit dem Gleisanschluß unten im Ahrdorfer Tal. Der Betrieb dieser Anlage bedarf weder elektrischer noch anderer Energie: die zu Tal rollenden beladenen Loren ziehen an einem Gegenstahlseil die entleerten Wagen wieder zur Höhe empor. Zur Verhütung einer zu raschen Talfahrt wird dies durch eine Bremsanlage reguliert.
Basaltsteinbruch Hoffeld
Foto: H. Esch
Der weitaus grüßte Anteil der Produktion wird auf anderen Verkehrswegen den Konsumenten zugeführt. Mit Hilfe von Förderbändern und Lademaschinen bringen beladene LKW das Material zum Rhein, wo es auf Binnenschiffe umgeladen wird und nunmehr auf dem Wasserwege seine Bestimmungsorte erreicht.
Einschließlich der Werksleitung und des Verwaltungspersonals beschäftigt der Hoffelder Betrieb zur Zeit etwa 60 Arbeitskräfte, die sämtlich in Hoffeld und der näheren Umgebung beheimatet sind.
Ein Kuriosum ganz besonderer Art stellt die geographische Lage des Betriebes dar. Quer durch das Werksgelände, genauer gesagt durch das 160 m lange Förderband, verläuft die Landesgrenze. Während der Steinbruch und der Vorbrecher noch zum Kreis Ahrweiler und somit zu Rheinland-Pfalz gehören, befindet sich der übrige Teil des Betriebes auf dem Gebiet des Kreises Schleiden (Nordrhein-Westfalen). Der Westdeutsche Rundfunk fand diese Tatsache so interessant, daß er in seiner regionalen Fernsehsendung „Hier und heute“ eine Reportage über den Betrieb brachte.
Abschließend betrachtet : die Basalt-AG. Hoffeld ist ein Industriebetrieb, der aus der geologischen Struktur der Eifellandschaft geboren, nicht nur der einheimischen Bevölkerung Arbeit und Verdienst bietet, sondern durch seine Produkte auch dem Segen der Menschheit dienlich ist.