Des Landes Krone
von Jos. Kreuzberg | Aufgereckt aus der sonnigen Wiege des Tales steht der Wächter der Fluren und Gärten, die Landskron, grüßend die Heimkehrer, segnend die Scheidenden, und überragt weiten Blickes die Gaue von Rhein und Ahr. Oft ist nebelverhangen sein Haupt, dem die Krone zerschlagen, die eine staufische Burg war mit trotzigen Mauern und Türmen. Schmachvoll verlor seine Spitze der pythagoräische Berg. Doch in der Vorzeit hausten da oben schon römische Wachen, Feuersignale entzündend, sandten von Berg zu Berg sie Botschaft dem Kaiser nach Trier, wenn am unteren Rhein feindlich sich regten Bataver oder Sigambrer. Scharre im Erdreich: Du findest Scherben und Münzen, Waffen von Bronze aus der Zeit der Caesaren. Wiederum tausende Jahre davor türmte der Berg wie ein Karbunkel sich hoch. Es schwärte die Kuppe. Feurigen Rauch, Steinbomben und Asche spie er tosend gen Himmel. Und furchtbar bebte die Erde. Friedlich ist jetzt der Berg. Es schlafen die Menschen furchtlos in seiner Hut. Auf silbernen Füßen hüpft munter die Ahr. Freilich wie je hält Vulkan, der Unterwelt düsterer Gott, unerbittlich den herrlichen Berg in seiner Gewalt. Heiße Sprudel entquirlen dem Fuß seiner Pyramide. Wahrlich! Der gütigen Erde heilsame Muttermilch. An den gestaffelten Flanken des Berges kriechen sie hoch, Weinreben, schwächlich, zerbrechlich, von Pfählen gestützt. Im verschwiegenen Laub reift prall, die burgundische Traube. Langsam. Denn mähliches Reifen macht erst köstlich die Frucht, und erzeugt adliges Blut. Es wird gefoltert, zerrissen, gekeltert das dionysische Opfer. Eingefangen im gläsernen Sarg harrt der Rubinwein seiner Befreiung und der vulkanischen Wiedergeburt: Geist, der in feurigen Zungen über uns kommt, der uns zu Seligen macht, uns zu den Sternen entrückt, ohne daß wir zuvor Zoll zahlen dem schrecklichen Tod. |