Bericht des Luftsportvereins Ahrweiler – Bad Neuenahr
VON KRISTIAN KRAUS UND WOLFGANG REINHARD
Immer mehr tritt der Luftsportverein Ahr-weiler-Bad Neuenahr unter Leitung seines langjährigen Vorsitzenden Dr. Wolfgang Ernst, Bad Neuenahr, und des sehr rührigen zweiten Vorsitzenden Heinz Lorenzen, Ahrweiler, in die Interessensphäre des Kreises Ahrweiler, besonders der beiden Nachbarstädte Ahrweiler und Bad Neuenahr.
Das bekundete das beifällige Interesse, das dem Vorstandsmitglied (Ref. Presse) Wolfgang Reinhard entgegengebracht wurde, als er bei der letzten Generalversammlung des Kur- und Verkehrsvereins Bad Neuenahr in kurzen, prägnanten Zügen die bisherigen Erfolge des Vereins und seine weiteren Ziele erläuterte. Einige Beispiele bestätigten, daß schon heute das Segelfluggelände auf der Bengener Heide zu einem wesentlichen Faktor im Leben des Kreises geworden ist, und daß mit dem geplanten Ausbau noch eine Steigerung seiner Bedeutung erwartet werden kann.
Vorbereitung zum Start auf der „Bengener Heide“
Lärmbekämpfung ist ein dringendes Anliegen für Stadt und Land, und Segelflieger lärmen nicht. Nur Segelflieger können zur Zeit auf dem Gelände starten und landen. Gelingt es, das Fluggelände zu einem Flugplatz auszubauen, auf dem auch Sportflieger mit Motorflugzeugen starten und landen können, so wird das nicht nur den Verkehr heben, sondern den besten Beitrag zur Lärmbekämpfung in der Luft stellen.
Denn über einem Sportflugplatz werden die Düsenflugzeuge in die Höhe von 2000 m verwiesen. Damit wären die beiden Städte, ihre Kur- und Erholungsgäste sowie die ganze Umgebung von dem Lärmschreck befreit, den die Düsenflugzeuge besonders bei Tiefflügen erregen. Das Motorgeräusch eines Sportflugzeuges liegt phonmäßig weit unter dem eines schweren Lkws oder schnellfahrenden Busses. Dies Ziel zu erreichen liegt nicht im Aufgabenbereich des Luftsportvereins, sondern insbesondere der Kreis- und Stadtverwaltungen. Was die Segelflieger aber dazu tun und helfen können, werden sie mit der ganzen Kraft ihrer Kameradschaft beitragen.
Daß der Luftsportverein die sich selbst gestellten Aufgaben mit dem Einsatz aller Kräfte durchzuführen vermag, beweisen seine Leistungen im Laufe seines nunmehr elfjährigen Bestehens.
Am 29. Juni 1957 — eingetragener Gründungstag ist der 1. Juli 1957 — schlossen sich sieben Fliegerkameraden aus Ahrweiler und vier aus Bad Neuenahr zum „Luftsportverein Ahrweiler“ zusammen; der Name wurde später auf Bad Neuenahr erweitert, mit Sitz in Ahrweiler. Unter Beihilfe von Kameraden aus Wershofen/Eifel, wo der Segelsport schon länger floriert, wurde unter schwierigsten Bedingungen das erste Segelflugzeug vom Typ „Rhönlerche“ in Freizeitarbeit zusammengebastelt und auf den Plätzen Wershofen und Hangelar erprobt. Zwischenzeitlich wurde auf denselben Plätzen mit gecharterten Flugzeugen geflogen. Alle Übungen des Segelflugs, praktisch und theoretisch, Winden- und Flugzeugschleppstarts wurden durchgeführt. Das erste, zum großen Teil selbstgebaute Flugzeug wurde 1959 vor dem Rathaus Ahrweiler zu Ehren des Ahrweiler Bürgers und Begründers des Bades Neuenahr auf den Namen „Georg Kreutzberg“ getauft. Inzwischen war der Verein auf 42 Mitglieder angewachsen.
Im folgenden Jahr wurden schon 821 Starts aufgezeichnet. Der Verein buchte 58 Mitglieder.
Ende des Jahres 1961 konnte endlich eine eigene Startwinde angeschafft werden, außerdem ein Leistungsflugzeug vom Typ Ka 8, das im folgenden Jahr auf dem Ahrweiler Marktplatz auf den Namen „Ahrschwärmer“ getauft wurde. In dem Jahr 1962 absolvierten viele Fliegerkameraden Lehrgänge in Eudenbach und Zell a. See. Nach Überwindung einer Pechsträhne im Jahr 1963 und 1964 wurde 1965 ein Erfolgsjahr. Ein Vereinsangehöriger Segelflieger wurde Fluglehrer und das Projekt eines eigenen Fluggeländes gesichert. Das belebte den Eifer der Kameradschaft in solchem Maße, daß von ihr allein in Freizeitarbeit die Segelflughalle auf der Bengener Heide aufgebaut werden konnte. Das 85. Mitglied trat dem Verein bei.
Im März 1966 konnte vor der Rosenkranzkirche in Baden Neuenahr eine neue Rhönlerche auf den Namen „Reblaus“ getauft werden. In diesem Jahr bekundeten 1488 Starts mit insgesamt 160 Flugstunden die Leistungskraft der Segelflieger. Auch die Geselligkeit hielt ihren Einzug: zwei Hallenfeste und Kameradschaftsabende wurden veranstaltet gemeinsam mit den Angehörigen und Freunden der Segelflieger. Im Jahre 1967 war ein erstes Jubiläum fällig: xojähriges Bestehen! Zur Feier wurde eine neue Ka 8 vor dem Rathaus in Bad Neuenahr auf den Namen der Kurstadt getauft. Während der Flugsaison steigerten die Flieger ihre Leistung über das Doppelte an Stunden des Vorjahres hinaus. An 66 Flugbetriebstagen auf der Benger Heide und 17 bei Lehrgängen in Zell und Graz/österreich wurden 326 Stunden geflogen, 1728 Windenstarts und 183 Flugzeugschlepps durchgeführt. Auf dem Gelände starteten und landeten 48 Fremdsegler, darunter auch Motorsegler. Viele Kameraden erzielten bei Prüfungen sehr gute Erfolge. Mit einer besonderen Leistung krönte Vorstandsmitglied Sepp Probst (Ref. Segelflug) das Jubeljahr: Laut Barogrammauswertung erreichte er eine Höhe von 2270 m ü. N.N., das bedeutet eine Steigleistung von 1880 m über dem Fluggelände (im freien Steigen). Die interne Vereinsmeisterschaft bestätigte: als i. Manfred Heuser, als z. Heinz Lorenzen und als 3. Sepp Probst.
Mit 103 Mitgliedern geht der Verein in das Jahr 1968. Dieses Jahr erhielt ein besonderes Gepräge durch den Besuch einer befreundeten Kameradschaft. Zwischen den beiden Kurorten Westerland/Sylt und Bad Neuenahr besteht schon seit Jahren eine enge Partnerschaft. Daraus ergab sich eine Verbindung zwischen dem Luftsportverein Ahrweiler-Bad Neuenahr und dem Aero-Club Sylt, die durch den Besuch des Sylter Clubs vom 19. 4. bis 3. 5. 1968 auf der Benger Heide als Freundschaft besiegelt wurde. Mit fünf Segelfliegern und einer Segelfliegerin kamen die Sylter.
Auf diese Entwicklung kann der Luftsportverein stolz sein. Die Erfolge seit 1957 berechtigen die Mitglieder zu der stolzen Oberzeugung, daß auch ihre großzügigen Planungen für die Zukunft ebenso erfolgreich durchgeführt werden können, vor allem der geplante Ausbau des Segelfluggeländes zu einem Sportflugplatz mit Schwerpunkt Segelflug.
Die elf Gründungsmitglieder können stolz auf ihren Verein blicken; denn mit Mut und Tatkraft haben sie den Weg vorgezeichnet. Mit seinen Leistungen hat sich der Luftsportverein nicht nur in das Sportleben des Kreises und der beiden Nachbarstädte eingeschaltet, er wurde auch zu einem bedeutenden Werbefaktor für den Fremdenverkehr.
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Die Koordinaten (amtliche topographische des Platzes) sind: Breite 50 20′ 28″ N, Länge
07 034′ 15″ O, Höhe ü. NN 200 m (656 feet).