Hannes als Wirt
VON FRANZ SCHOLZ
Hannes war wegen seiner Eigenschaft als gediegener und humorvoller Gastwirt an der Ahr allgemein bekannt und beliebt. Ein Wortspiel lautet allerdings: „Wer nichts wird, wird Wirt.“ Das mag gelegentlich auf solche zutreffen, die bei sich selbst die besten Kunden sind, nicht aber auf die vielen anderen, und vor allem nicht auf Hannes.
Sobald er merkte, daß einer stark über den Durst getrunken hatte, erklärte er strikte: „Dat war dat letzte Jlas. Nun is et jenug. Seid vernünftig, spart Euer Jeld und jeht heim!“ Da half kein Bitten, kein Zureden, kein böses Wort von der Gegenseite. Der Hannes blieb unerbittlich, auch wenn der Betreffende drohte, er werde künftig woanders seinen Wein trinken. Bald kam er doch wieder zu seiner gewohnten Gaststätte, denn er erkannte, daß das Verfahren des Hannes für ihn das einzige Richtige war.
Hannes konnte gelegentlich auch Diplomat sein. Wenn es einmal vorkam, daß ein Gast vergessen hatte, seine Zeche zu bezahlen (und dieses brauchte durchaus nicht in böser Absicht geschehen zu sein), so sprach unser Wirt, indem er jenem beim Verlassen des Lokals liebevoll auf die Schulter tuppte: „Wenn Ihr späte Eue Pottemonneh vermisse solltet, so kann ich Och verrode: Bei mir hatt Ohr et net objemaht (= aufgemacht).“
Ohne langes Überlegen wird man der Wahrheit des folgenden Ausspruches recht geben, den der Hannes seinem Freunde Matthes gab: „Drink nich esu lesch (leicht) met einem Bröder-schaffl Me säht schnelle zu einem ,Du Schafskopp‘ als ,Sie Schafskopf‘.“
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Wirtshaussprüche
Früher war es weit mehr als heute üblich, in den Wirtsstuben kleine Schilder anzubringen, deren Aufschriften bestimmten Gästen eine Mahnung sagen sollten. So las man z. B. auf einem: „Hier wird nicht gepumpt.“ Auf einem anderen stand der rätselhafte Satz: „Fuas redo fual.“ Das war kein Latein, sondern echtes Deutsch, nur, daß man die Wörter umgekehrt lesen mußte. In der Bahnhofswirtschaft zu Remagen hing über dem Büffet an der Wand eine humorvolle Belehrung. Sie lautet: „Kredit nur an Sojährige in Begleitung der Eltern.“ Woanders — wer weiß wo? — las man die ulkige Bekanntgabe: „Männer ohne Köpfe haben frei trinken.“