Vor 60 Jahren:

Als das Licht anging

VON JOSEF HOSS

Bevor der Kreis Ahrweiler (ohne den ehemaligen Kreis Adenau) Schritte zur Versorgung mit elektrischer Energie unternahm, bestanden in einzelnen Orten, z. B. in Bad Neuenahr, Sinzig und Oberwinter, bereits kleinere Werke für den Ortsbedarf. Die ersten Anfänge der heutigen Versorgung, wurden durch die Bürgermeisterei Gelsdorf veranlaßt, die bereits 1910 mit dem Elektrizitätswerk Berggeist, das damals im Kreis Rheinbach die Anlage ausbaute, in Verbindung trat und so 1911 bis auf die Gemeinden Nierendorf, Bengen, Karweiler und Kalenborn versorgt war.

Am 18. Dezember 1911 beschloß der Kreistag für die Gesamtversorgung des Kreises die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Es wurden Verhandlungen mit dem Kreis Mayen und dem auf der Grafschaft bereits bauenden „Berggeist“ angeknüpft, die zum Abschluß führten. Diese Verträge wurden vom Kreistag am 20. Dezember 1912 einstimmig angenommen, am 13. Februar 1913 die inzwischen endgültig festgesetzte Fassung durch den Kreisausschuß gutgeheißen und am 21. Februar 1913 rechtsgültig vollzogen. Der Strompreis sollte hiernach betragen:

1. für Beleuchtungszwecke 1 kWh 30 Pfennig

2. für Kraftzwecke 1 kWh 14 Pfennig

3. für öffentl. Beleuchtung 1 kWh 20 Pfennig

So geht es aus einem Bericht des damaligen Kreisbaurats Schmitz hervor. Die Versorgung des Kreises mit elektrischer Energie nach einem einheitlichen Plan schien nunmehr gesichert und der Ausbau begann sofort. Bis zum Ausbruch des Krieges war fast der ganze nördliche Teil des Kreises ausgebaut. Durch alle Pläne aber machte der Krieg einen dicken Strich, Infolge Personal- und Materialmangels wurden die Arbeiten ganz eingestellt. Erst nach Kriegsende 1918 wurde der weitere Ausbau aufgegriffen. Endlose und unfruchtbare Verhandlungen folgten. Während dieser Zeit, etwa von 1918 bis 1924, halfen sich die Gemeinden selbst, je nachdem sich die Möglichkeit dazu bot. Altenahr, das bis dahin Acetylengas hatte, wurde 1919 angeschlossen. Ebenfalls 1919 ersetzte Ahrweiler seine Gasbeleuchtung durch elektrisches Licht. Ehlingen, Lohrsdorf, Kirchdaun, Rech, Kreuzberg und Altenburg wurden 1920 bis 1921 ausgebaut. Remagen, Oberwinter und Rolandswerth schlössen 1920 bis 1922 Verträge zwecks Stromentnahme von „Berggeist“, aber durch Vermittlung der Thüringer Gasgesellschaft, die ähnlich wie in Sinzig-Rauschermühle den Strom von „Berggeist“ kaufte und weiterverkaufte. Die Gemeinden der Landbürgermeisterei Sinzig, Westum und Löhndorf bauten auf eigene Kosten, 1922 bis 1923 wurde Koisdorf ausgebaut, und ebenfalls gesondert gingen die zu einem Zweckverband zusammengeschlossenen Gemeinden Dedenbach, Königsfeld, Schalkenbach mit Vinxt, Ramersbach, Blasweiler und Heckenbach mit Watzel, Fronrath und Cassel vor.

1924 kam man nach langer Pause wieder zu einer festen Vereinbarung bezüglich des Ausbaus der restlichen Gemeinden des südlichen Kreisteiles. 1924 bis 1925 wurden ausgebaut: Franken, Niederbreisig, Oberbreisig, Rheincck, Brohl, Gönnersdorf, Waldorf, Niederzissen, Laach und Reimerzhoven, Kirchsahr mit Burgsahr, Binzenbach, Hürnich und Winnen, Berg mit Freisheim, Vellen, Vischel, Ober- und Unterkrälingen und Häselingen. Die Gesamtversorgung des Kreises mit elektrischer Energie wurde also nach langer, mühsamer Arbeit abgeschlossen. Von einer einheitlichen Versorgung, wie sie bei Abschluß der Verträge 1913 geplant war, konnte allerdings keine Rede sein. Innerhalb des Kreisgebietes hatten die Gemeinden die verschiedensten Verträge und zahlten die verschiedensten Strompreise. An einzelnen Stellen standen kleinere Werke als Wiederverkauf er zwischen „Berggeist“ als Stromerzeuger und den Gemeinden als Stromabnehmer. Hier setzte nun die Aufgabe des Kreises ein, die Zustände zu bessern und Abhilfe zu schaffen.