Bad Breisig wurde Stadt

VON JOSEF KLERINGS

Der Name Bad Breisig ist alt und doch wieder jung. Alt, weil es schon 898 ein Ländchen Breisig gab, das König Zwentibold dem Stift Essen schenkte. Jung, weil die früheren Gemeinden Bad Niederbreisig, Oberbreisig und Rheineck erst seit dem 8. Juni 1969 zu Bad Breisig zusammengeschlossen sind. Genau genommen war es ein Wieder-Zusammenschluß, weil die drei Orte bis Ende des 17. Jahrhunderts verwaltungsmäßig noch eine Einheit waren. Die Gründung von Bad Breisig, die durch Landesgesetz erfolgte, wurde von der Bevölkerung begrüßt, denn alte geschichtliche Verbundenheit und ein bauliches Zusammenwachsen in neuerer Zeit haben die drei Gemeinden längst als einen Ort erscheinen lassen. „Es entstand auch kein Verdruß wegen des neuen Namens, denn Nieder- und Oberbreisig leben im neuen Namen weiter, und Rheineck wird durch die Burg als Name ebenfalls erhalten bleiben. Durch den Zusammenschluß entstand ein größerer und leistungsfähigerer Ort. Es war damit eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Antrag auf die Erhebung zur Stadt geschaffen worden. Mit der Stadtwerdung sind heute zwar keine besonderen Rechte mehr verbunden, wie es früher der Fall war. Die Ernennung erfolgt aber nach Prüfung der Gesamtsituation einer Gemeinde und darf darum als eine Würdigung der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung eines Ortes angesehen werden, dem damit städtischer Charakter und Ausstrahlungskraft sozusagen bescheinigt werden. Wir waren darum in Bad Breisig stolz und froh, als wir am 2. Mai 1970 zur Stadt erhoben wurden. Viele Ehrengäste und einige Hundert Bürger hatten sich in der festlich geschmückten Jahnhalle versammelt, um dabei zu sein, als der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Dr. Helmut Kohl, während eines Festaktes Bürgermeister Klein die Urkunde über die Stadtwerdung überreichte. Der Text der Urkunde lautet: „Die Gemeinde Bad Breisig, Landkreis Ahrweiler, hervorgegangen aus der ehemals reichsunmittelbaren Burggrafschaft Rheineck und aus den Gemeinden Bad Niederbreisig und Oberbreisig, dem Mittelpunkt der 898 erstmals urkundlich erwähnten Herrschaft Breisig, genannt ,Breisiger Ländchen‘, hat sich in kurzer Zeit zu einem Gemeinwesen mit städtischem Charakter entwickelt.

Foto: Norbert Döhrn
 Ministerpräsident Dr. Kohl überreicht die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte

Lebendiger Gemeinsinn der Bürger und erfolgreiche Nutzung der Schätze des Bodens und der Landschaft haben der Gemeinde zu blühendem Aufschwung verholten.

In Anbetracht ihrer Bedeutung und Ausstrahlung, sowie in Anerkennung des Weitblicks, der Tatkraft und des Erfolges ihrer Bürger wird die Gemeinde Bad Breisig gemäß § 5 Absatz 2 der Gemeinde-Ordnung von Rheinland-Pfalz hierdurch zur Stadt erklärt.

Mainz, den 2. Mai 1970
Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz
gez. Dr. Helmut Kohl
Ministerpräsident

Die musikalische Gestaltung der Feier lag bei der Rheinischen Philharmonie aus Koblenz und bei den vereinten Männerchören Sängerbund und Liedertafel aus Bad Breisig. Unter den Ehrengästen, die Bürgermeister Klein begrüßen konnte, befand sich auch eine Delegation aus Essen mit Oberbürgermeister Katzor an der Spitze. Dieser Besuch aus der Ruhrmetropole unterstrich die freundschaftliche Bindung zwischen Essen und Bad Breisig, die in den letzten Jahren wieder lebendig geworden ist und die ihren Ursprung in einer 900jährigen geschichtlichen Verbundenheit hat, als beide unter der Landeshoheit der Fürstäbtissin von Essen standen. Im Anschluß an den Festakt führte der Ministerpräsident den ersten Spatenstich aus zur neuen Mittelpunktschule. Diese Handlung mit ihrer in die Zukunft weisenden Bedeutung paßte so recht zu dem Tag der Stadtwerdung. Die Schulkinder waren bei dem Spatenstich selbstverständlich dabei. — Insgesamt wurde die Stadtwcrdung eine Woche lang gefeiert. Die erste Stadtmcistcrschaft in vielen Sportarten, tägliche Platzkonzerte und die Einweihung einer ganz modernen Wasseraufbcrcitungsanlage fanden in dieser Zeit statt.

Die Stadtwerdung erinnert an die Badwerdung, die fast auf den Tag genau zwölf Jahre vorher stattfand, nämlich am 5. Mai 1958. Damals wurde unserem Ort dokumentiert, daß er natürliche Heilmittel besitzt und die erforderlichen Einrichtungen, diese Heilmittel zum Wohle der Menschen zu nutzen. Diese Bedeutung von Bad Breisig wird auch in der Urkunde zur Stadterhebung angesprochen, wenn die erfolgreiche Nutzung der Schätze des Bodens und der Landschaft erwähnt wird.

Die Schönheit der Landschaft und die heilenden Quellen, die dem Boden entspringen, sind in der Tat auch das Kapital unseres Ortes. Mit der Erschließung der ersten Therme begann 1914 die Entwicklung zum Bad. Schritt für Schritt ging es dann trotz der Unterbrechung durch zwei furchtbare Kriege weiter. Heute besitzt Bad Breisig zwei Kurmittelhäuser, ein Thermal- und Mineralfreischwimmbad, zwei Thermal-Hallenbäder und dazu als erstes seiner Art ein Thermal-Hallen-Wellenbad. Diese Einrichtungen ziehen nicht nur jährlich eine große Zahl von Kur- und Urlaubsgästen an, sie sind auch der Grund für einen wachsenden Zuzug nach Bad Breisig. Dank großzügiger und frühzeitiger Erschließungsmaßnahmen besitzt der Ort genügend Baugebiete, um dieser Nachfrage genügen zu können. — Das alles zusammengenommen berechtigt zu dem Satz: „Bad Breisig am Rhein, junge Stadt mit Zukunft!“

Thermal-Schwimmbad in Bad Breisig
Foto: Horst Osinski