Die Postgeschichte von Sinzig
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Wandmalerei im Gasthof „Zur alten Post“, Heppingen von Karl Heinz Ziebarth
Die Postgeschichte von Sinzig
von Heinz Schmalz
Mit der Entwicklung des geistigen und wirtschaftlichen Lebens im Mittelalter stieg auch der Wunsch, Nachrichten zu empfangen und weiterzugeben. Die ersten ununterbrochenen Postverbindungen über eine größere Entfernung wurden in dieser Zeit im Auftrag des Kaisers Maximilian I. durch einen kaiserlichen Kuriermeister namens Janetto des Taxis eingerichtet, dessen Nachkommen 1595 in den Adelsstand erhoben wurden. Das Geschlecht führte fortan den Adelstitel der Fürsten von Thurn und Taxis. Sinzig, an einer der Hauptverkehrsadern gelegen, konnte schon früh das Aufblühen der postalischen Verbindungen miterleben.
Die Thurn und Taxissche Post in Sinzig
Der erste Taxissche Postreiter kam im Jahre 1490 durch Sinzig. Damals war die Postroute Innsbruck—Mecheln (Niederlande) mit Stationen in Koblenz, Bad Brcisig, Bonn usw. eingerichtet worden. Ab 1492 wurde die Postroute bei Sinzig ins Ahrtal über die Heerstraße in Richtung Aachen verlegt. Jedoch hatte diese Verbindung, wie die vorhergehende, für die Bevölkerung keine Bedeutung, da sie nur der staatlichen Kurierpost vorbehalten war.
Die bereits bestehenden Postrouten sowie eine neu hinzugekommene Verbindung über Sinzig nach Köln wurden des öfteren aufgehoben und nach Bedarf wieder eingerichtet. Es war seit Anfang des 17. Jahrhunderts möglich, dem reitenden Postboten private Briefe gegen eine entsprechende Gebühr mitzugeben. Als 1624 in Bad Breisig eine „Kaiserliche Reichs Post Station.“ eingerichtet wurde, mußten abgehende Briefe dort eingeliefert und ankommende dort abverlangt werden.
Da die Felleisen der Postreiter durch den steigenden Briefverkehr, insbesondere durch die erlaubte Mitnahme von privaten Briefen, zur Aufnahme der Briefschaften, nicht mehr ausreichten, wurde die Postbeförderung auf der Rheinstrecke ab 1691 auf eine Fahrpost umgestellt, die aber infolge der Wirren des Spanischen Erbfolgekrieges wieder zurückgezogen wurde. Erst 1702 führten die Taxis wieder einen Postwagen, über Koblenz, Sinzig nach Köln, ließen daneben aber die schnelleren Reitpostein noch bestehen. In den Postwagen konnten seit 1704, wenn die Platzverhältnisse es zuließen, auch Personen zusteigen. Daß auch die Stadtverwaltung von Sinzig sich zur Beförderung von Briefen der Poststation in Bad Breisig bediente, geht aus der Jahresrechnung des Amtes Sinzig aus dem Jahre 1729/30 hervor. Hierin heißt es: „dem Post-Meister zu Breysich wahr über das Briefporto rechnung bey zu legen und quittieren zu lassen … 32 rthlr.“
230 Jahre Post in Sinzig
Der Stadtrat von Sinzig war bemüht, eine eigene Poststation zu haben, wie aus den Akten des Fürstlich Thurn und Taxisschen Zentralarchivs in Regensburg hervorgeht. Diesem Ersuchen wurde im Jahre 1741 stattgegeben. Die neueröffnete Poststation hatte alle drei Monate mit dem Postamt Köln abzurechnen. Mit dem ersten Posthalter namens Coels scheint man nicht ganz einverstanden gewesen zu sein; denn am 16. Juli 1745 bittet ein Offizier Lamezan aus Mannheim, daß die Posthalterstelle seinem Verwandten Johann Wilhelm Bachoven von Echt übertragen werden solle. Ob dieser Bitte stattgegeben wurde, läßt sich nicht feststellen. Jedenfalls wurde die Posthalterei aber neu besetzt.
Am 17. September 1750 beschwerte sich die Witwe von Westerholt aus Sinzig unmittelbar beim Fürsten von Thurn und Taxis, daß sie eine hei der „Post-Verwaltung in Sintzich“ bestellte Zeitung von der Postexpedition Frankfurt geliefert, jedoch stets verspätet ausgehändigt bekomme. Sie bat inständigst um Abstellung der Mängel.
Über die Personenbeförderung mit der Post von Sinzig aus können uns die beiden nachstehenden Zeitungsmeldungen einen Einblick vermitteln. Es heißt in der Nr. 66 des „Eilfertigen Welt- und Staats-Both“ vom Freitag, dem 30. September 1757:
„Avertissement. Es wird hiermit dem Publico ferner kundt gemacht, daß der zwischen Bonn und Coblentz wöchentlich zweymal auf- und abfahrender durchaus in seinen Riemen hangender Postwagen den 8ten instehenden Monats Octobris ohnfehlbar seinen Anfang nehmen zu Bonn bey Johann Aldenburg im Grünenwald, binnen Coblentz aber bey N. Maahs in den drey Reichs-Crorien ab und anfahren, forth an bey den Orten der Passagier nach Standes-Gebühr gegen ein Billiges guter und bequemer Bewirthung sich zu versehen haben wird.“ Die zweite Anzeige vom 15. Januar 1759 besagt:
„Avertissement. Dem Publico wird hiermit kundt gethan, daß nachdem es vielen Passagiers nicht gefallen hat, bis in die späte Nacht zu fahren, der von Bonn bis Coblentz gehende Chur-Cölnische Postwagen diesen Winter hindurch Mittwochs und Samstags umb cilf Uhr von Bonn abfahren, Abends zu Sintzig bleiben und anderen Morgen bey anbrechendem Tag von Da auf Coblentz gehen mithin am nechstkünftigen Mittwoch den 17teii dieses der Anfang werde gemacht werden.“
Im Mai 1761 schrieb ein Beauftragter des Postamts Köln an den Fürsten von Thurn und Taxis und teilte ihm mit, daß er der Posthalterei in Sinzig mit Ablauf des Monats Mai 1761 die Führung der Postgeschäfte aufgekündigt habe. Seine Bemühungen, einen anderen Posthalter ausfindig zu machen, seien fehlgeschlagen, da die Stadt vor zwei Jahren durch „eine erschräckliche feuersbrunst heimgesucht, und in die aschen gelegt worden, alßo daß kein eintziges Hauß, so stallung an sich hat außer dem jenigen, worin die post sich dermahlen befindet, habe gerettet werden können.“ (Dem Schreiber muß hierbei ein Fehler unterlaufen sein, denn die Feuersbrunst war drei Jahre vorher am FronIeichnamstag 1758.) Lediglich sei ein Mathias Rick bereit, gegen einen Vorschuß von 300 Reichstalern die nötigen Räumlichkeiten zu schaffen. Da dies wegen des zu dieser Zeit anhaltenden Krieges nicht möglich wäre, bittet der Beauftragte, die Poststation von Sinzig nach Oberwinter zu verlegen. Gegen diese Verlegung hat sich dann der Kurfürst von Trier gewandt, und weil die „Posthalterey zu Sintzig auf einen soliden Fuß köndt gesetzt“, blieb sie dann doch noch bestehen. Die Verwaltung hatte einen Postadministrator Sahn eingesetzt. Als dieser Anfang 1764 starb, wurde die Kaiserliche Reichs-Post-Station vorübergehend nach Remagen verlegt. Als die Witwe des Verstorbenen sich kurze Zeit später jedoch bereit erklärte, die Poststation weiter zu führen, wurde diese sogleich wieder eröffnet.
Die Post während der französischen Besatzung In den nachfolgenden Jahren sind die Nachrichten über die Post in Sinzig sehr dürftig. Lediglich aus Landkarten ist ersichtlich, daß in der Franzosenzeit (1798) eine Fahr- und Botenpost von Bonn die in Sinzig vorhandene Poststation mitbetreute und diese vom 4. November 1797 bis 16. 1. 1814 dem französischen Distriktpostamt Bonn zugewiesen war. Die Kaiserliche Reichspost unter Thurn und Taxisscher Verwaltung war in dieser Zeit vom linken Rheinufer verdrängt.
Die Preußische Post
Nachdem Preußen im Januar 1814 die Verwaltung des Rheinlands übernommen hatte, trat zunächst das Haus Thurn und Taxis wieder in die Führung der Postgeschäfte ein. Die Preußische Verwaltung übernahm am 1. Juli 1816 auch den Postbetrieb. Die Poststation in Sinzig verblieb verwaltungsmäßig weiterhin dem Postamt Bonn unterstellt.
Als am 1. September 1821 auf der Rheinstrecke die erste Schnellpost eingeführt wurde, hielt diese auch an der Poststation Sinzig. Benutzt wurden leichte, in Federn hängende, vierspännige Wagen, die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 bis 9 Kilometer hatten. Der Reisende hatte für die Meile sechs Silbergroschen zu zahlen und 30 Pfund an Gepäck frei. Neben den Schnellposten gab es auch die langsameren Frachtposten, die Pakete und Personen gegen ein billigeres Entgelt beförderten, und die Reitposten, die lediglich eilige Briefe mitnahmen für die eine besondere Gebühr zu entrichten war. Diese normalen Postverbindungen reichten insbesondere hohen Persönlichkeiten und in sehr eiligen Angelegenheiten oft nicht aus. Deshalb wurde die Möglichkeit geschaffen, auf Anforderung hin Kuriere, Estafetten und Extraposten einzusetzen. Diese Sonderleistung mußte natürlich auch entsprechend bezahlt werden. Die Preußische Postverwaltung setzte am 21. September 1818 in einer Verordnung die hierfür zu berechnenden Gebühren wie folgt fest:
Gebühren hei Extraposten: | |
Für jedes Pferd auf die Meile | 10 gr |
Für den Wagen halb verdeckt und in Riemen hängend pro Meile | 6 gr |
Für die offene Kalesche pro Meile | 4 gr |
Jedem Postillion Trinkgeld bei Extrapost mit 2 und 3 Pferden pro Meile | 4 gr |
Bestellungsgebühren für jeden Wagen | 2 gr |
Schmiergeld (gemeint ist eine Gebühr für das für die Radachsen benötigte Schmierfett) | 2 gr |
Wenn der Posthalter den Wagen hergibt, wird kein Schmiergeld erhoben | |
Außerdem Chaussee-, Zoll-, Fähr-, Brückengeld usw. nach Tarif. | |
Gebühren bei Kurieren: | |
Für jedes Pferd auf die Meile Gebühren bei Estafetten: | 14 gr |
Für das Pferd auf die Meile | 14 gr. |
Wegen der steigenden Personenbeförderung wurde ab 1. Juli 1827 eine zweite von Koblenz nach Köln und zurück verkehrende Schnellpost eingerichtet. Dieses Fahrpostpaar fuhr abends ab, so daß ein Zusteigen in Sinzig nur zur Nachtzeit möglich war.
Die Schnellpostverbindungen hatten ab 1835 festgesetzte Haltezeiten und so genaue Anschlüsse, daß man von Sinzig aus Amsterdam bei zweimaligem Umsteigen in ungefähr 34 und Frankfurt in etwa 21 Stunden erreichen konnte.
Auf der Ahrstrecke, bisher für die Personenbeförderung mittels Postkutsche noch nicht erschlossen, wurde ab 1. Januar 1830 zwischen Remagen und Ahrweiler ein zweispänniger Postwagen eingesetzt, mit dem vier Personen befördert werden konnten. Reisende von Sinzig konnten an der Ahrbrücke zusteigen. Für die Bewohner der Landorte war eine Postversorgung noch nicht möglich. War ein Brief zu versenden oder wurde ein solcher erwartet, mußte man sich zur Post in die Stadt begeben.
Lediglich die Einwohner der Stadt erhielten — allerdings auch erst seit etwa 1780 — ihre eingegangenen Postsendungen gegen Zahlung einer Zustellgebühr zugestellt. Deswegen wurde die Bekanntmachung, daß ab 18. September 1849 auch von Sinzig aus an drei Tagen in der Woche die Landzustellung durchgeführt werde, sehr begrüßt. Die Landzustellbezirke umfaßten die Orte Koisdorf, Westum, Löhndorf und Kripp, ferner Königsfeld, Schalkenbach, Vinxt, Ramersbach, Schelborn, Blasweiler, Beilstein, Heckenbach, Watzel und Cassel. Alle Orte wurden zu Fuß von Sinzig aus begangen.
Das bisher dem Postamt Bonn unterstellte Postwärteramt Sinzig wurde vom 1. Januar 1850 an der neugegründeten Oberpostdirektion Koblenz zugeteilt.
Als im gleichen Jahr die ersten Briefmarken in Preußen eingeführt wurden, verlangte es die Vorschrift, daß jede einzelne verwendete Marke mit einem Ringstempel und daneben mit einem Ortsstempelabdruck zu versehen sei. Um dieses doppelte Stempeln zu vermeiden, wurde verfügt, daß ab 1. Mai 1857 die Wertzeichen nicht mehr mit dem Ringstempel zu entwerten sind, sondern mit einem Nummern-Vernichtungsstempel. Jedem Postamt war eine besondere Nummer zugeteilt. Der Stempel des Postwärteramtes Sinzig trug die Zahl 1400. Marken mit dem Abdruck eines solchen Stempels sind heute eine philatelistische Kostbarkeit. Wegen des größer gewordenen Verkehrsumfangs, insbesondere wegen der Einbeziehung der vielen Landorte, wurde das Postwärteramt Sinzig mit Wirkung vom 15. Februar 1851 in einr Postexpedition umgewandelt.
Personen, die eine Reise mit einem Postwagen unternehmen wollten, hielten den Wagen durch Winken an der Straße an. Dieses führte mit der Zeit zu Verzögerungen, weil der Postillion den Wagen in den Städten und Dörfern zu oft anhalten mußte. Um größere Pünktlichkeit zu erreichen, war es deshalb notwendig, bestimmte Haltestellen festzulegen. Deswegen erging am 15. Februar 1851 vom Postamt Bonn eine Verfügung, die u. a. besagte:
„…1) Unterwegshaltestellen, an denen Reisende in noch offene Plätze der Post einsteigen können:
Zwischen Andernach und Remagen: . . . bei der Postexpedition Sinzig . . ., Zwischen Ahrweiler und Remagen: f) an der Sinziger Brücke beim Müller Zonen.
Seit dem 1. Juli 1855 wurde die Landzustellung in allen Orten des Zustellbereichs Sinzig wöchentlich an allen Werktagen ausgeführt. Diese wesentliche Erweiterung der Zustellung sowie das infolge des industriellen. Aufschwungs größere Sendungsaufkommen führten zu einer Höherstufung der Postexpedition. Deshalb erhielt Sinzig 1855 ein selbständiges Postamt. Nach der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Rolandseck—Koblenz am 15, November 1858 — von Rolandseck bis nach Köln bestand sie ja bereits seit 1856 —, auf der nun neben der Personenbeförderung auch ‚ die Postzulieferung durchgeführt wurde, fielen die nachstehenden Postverbindungen weg:
a) eine vierspännige Schnellpost mit 12 Sitzen von Bonn nach Koblenz (in Sinzig gegen 13 Uhr);
b) eine vierspännige Schnellpost mit 12 Sitzen von Koblenz nach Bonn (in Sinzig gegen 11 Uhr);
c) eine dreispännige Schnellpost mit 8 Sitzen von Deutz nach Koblenz (in Sinzig gegen 16 Uhr);
d) eine dreispännige Schnellpost mit 8 Sitzen von Koblenz nach Deutz (in Sinzig gegen 24 Uhr); c) alle Frachtpostwagen, die ohne feste Fahrpläne nur am Tage verkehrten. Da die Züge vorerst aber nur am Tage verkehrten, blieb ein Reitpostenpaar zur Nachtzeit zwischen Koblenz und Bonn mit Pferdewechsel in Andernach und Remagen sowie Halt in Sinzig bestehen. Für die Bewältigung der Strecke (60 km) wurde eine Zeit von 5 Stunden 25 Minuten benötigt.
Als die Einstellung einer der beiden Personenpostverbindungen zwischen Ahrweiler und Sinzig im Oktober 1860 angeordnet wurde, beschwerten sich sogleich die Bürgermeister von Sinzig und Ahrweiler wegen dieser Maßnahme bei der Oberpostdirektion Koblenz, Diese teilte hierzu mit, daß die aufgekommenen. Personengeldeinnahmen noch um 756 Taler hinter den Beförderungskosten zurücklägen und die Verbindungen von der Ahr nach Sinzig auch m den verkehrsstarken Sommermonaten nur schwach benutzt würden. Das Generalpostamt in Berlin antwortete auf eine diesbezügliche Beschwerde, daß die oberste Postverwaltung die zur Zeit von Ahrweiler einmal täglich nach Sinzig und zweimal täglich nach Remagen bestehenden Verbindungen zu den Rheinschiffen bzw. zu der Rheinischen Eisenbahn als ausreichend betrachte. Einer erneuten Eingabe an das Generalpostamt wurde stattgegeben und die zweite Verbindung nach Sinzig ab 1. April 1861 wieder aufgenommen. Am 16. Juni 1868 wurden jedoch beide Verbindungen mit der Begründung der Unrentabilität aufgehoben.
Im Jahre 1861 waren beim Postamt Sinzig zwei Beamte und zwei auf Vertrag beschäftigte Arbeiter tätig. Dazu kamen jedoch noch Zustellkräfte, deren Bezahlung sich aus den Einnahmen an Zustellgebühren für Briefe und Pakete decken mußte.
Obwohl schon seit 1864 Telegraphenleitimgen den Ort durchzogen, erhielt Sinzig erst am 1. April 1877 eine eigene Telegraphenstation beim Postamt und war somit dem Telegrammdienst angeschlossen.
Die Deutsche Reichspost in Sinzig
Nach der Errichtung des Deutschen Reichs (1871) begann die gesamte Wirtschaft sich kräftig zu entwickeln. Neue Unternehmen und Verkhrsverbindungen in vielen Orten brachten auch wesentliche Veränderungen für das Postamt Sinzig.
Als Königsfeld im Jahre 1874 eine eigene Postagentur erhielt, übernahm es damit auch die Landzustellung in den dahinter liegenden Orten. Die Postversorgung ging jedoch weiterhin über das Postamt Sinzig.
Infolge der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Remagen—Ahrweiler am 18. September 1880 kamen die Sinzig berührenden Postverbindungen auf dieser Strecke in Wegfall:
a) die dreimal täglich verkehrende zweispännige Personenpost Ahrwciler—Sinziger Brücke— Remagen und zurück, b) die täglich einmal verkehrende Privat-Personenpost Ahrweiler—Sinziger Brücke — Remagen und zurück.
Eine direkte Personenbeförderung von Sinzig nach dem Ahrtal findet seitdem nicht mehr statt.
Kripp, inzwischen weit ausgebaut und in. der Einwohnerzahl erheblich gestiegen, wurde ebenfalls durch die Eröffnung einer eigenen Postagentur am 16. Mai 1883 in der postalischen Betreuung nur noch zustellmäßig von Sinzig erfaßt.
Löhndorf erhielt am 10. April 1897 eine eigene Postagentur.
In Westum wurde am 1. Mai 1899 ebenfalls eine Postagentur eingerichtet.
Die Sinziger Zeitung veröffentlichte am 17. April 1897 folgendes: „Seit dem l, ds. Mts. ist das an der Bahnhofstraße neu erbaute prachtvolle Postgebäude eröffnet. Dasselbe liegt für die Briefträger bequem, aber für das Publikum sehr ungelegen. Die Kaufleute empfinden das um so mehr, als die Postbehörde bis jetzt noch keine Mittel zu haben scheint, in der Stadt die nöthigen Briefkasten anzubringen.“ Am 3. September 1898 erschien in der Sinziger Zeitung folgende bedeutungsvolle Lokalnotiz: „Sienzig 2. Sept. Die Kaiserl. Oberpostdirektion hat der Stadt Sinzig das Anerbieten gemacht, dieselbe gegen eine 5jährige Garantie von 3Ü Mark jährlich an die Fernsprechleitung anzuschließen. Das Anerbieten wurde seitens der Stadtverwaltung angenommen.“ Hiermit kamen die ersten privaten Fernsprechanschlüsse nach Sinzig.
Seit 1905 fuhr ein Postwagen von Sinzig nach Königsfeld und versorgte die dortige Postagentur. Der Wagen, der Eigentum der Post war, konnte zwei Fahrgäste auf dem Kutschersitz mitnehmen. Das Pferd war Eigentum der Fahrer. 1921 wurde diese Fahrpost eingestellt, und eine Botenpost übernahm wieder die Übermittlung der Postsachen nach Königsfeld. Die Postversorgung von Kripp ging 1927 von Sinzig auf das Postamt Remagen über. Die postalische Betreuung der Orte des Vinxtbachtals übernahm gegen 1930 die von Brohl ausgehende motorisierte Landkraftpost. Das Postamt Sinzig
war somit nur noch für die Orte Koisdorf, Westum und Löhndorf zuständig.
Die Deutsche Bundespost in Sinzig
Als sich nach dem zweiten Weltkrieg der Postbetrieb langsam wieder normalisierte, übernahm das Postamt Sinzig erneut die Zuführung der Post für die Orte des Vinxtbachtals. Da keine Fahrzeuge zur Verfügung standen, fuhr ein Bote mit einem Fahrrad täglich bis Vinxt und von dort im täglichen Wechsel nach Ramersbach und Schelborn. Ab 1949 übernahm das Postamt Brohl wieder den motorisierten Postaustausch mit den genannten Orten.
Dem Anwachsen, der Einwohnerzahl und dem gestiegenen Verkehrsaufkommen in Sinzig mußte auch die Post Rechnung tragen. Der Personalbestand des Postamtes mußte daher wesentlich erhöht werden. 1954 war die Einführung einer motorisierten Paketzustellung erforderlich. Weil der Ladungsaustausch mit der
Bahnpost wegen der kurzen Haltezeiten nicht mehr vorgenommen werden konnte, mußte 1956 eine Verbindung mit Kraftfahrzeug mit mehrmaligem Ladungsaustausch zum Postamt Remagen eingerichtet werden. Die Verteilung der abgehenden Briefsendungen in Sinzig wurde ebenfalls aus betrieblichen Gründen vom 14. September 1956 aufgehoben und vom Postamt Remagen übernommen. Auch die noch verbliebenen Poststellen Löhndorf, Westum und Franken wurden am 18. Februar 1957 und die Poststelle Koisdorf am 1. März 1962 dem Postamt Remagen unterstellt. Am 1. Oktober 1957 wurde das Postamt Sinzig selbst im Zuge der allgemeinen Zentralisierungsmaßnahmen der Deutschen Bundespost verwaltungsmäßig dem Postamt Remagen zugeteilt. Wie aus der obigen Darstellung deutlich wird, bildet die Geschichte des Postwesens in Sinzig einen interessanten Teil der Geschichte und Entwicklung der Stadt Sinzig und seiner Umgebung.