Die Musikschule des Kreises Ahrweiler
VON GISBERT STENZ
Als vor einigen Jahren der damalige Landrat des Kreises Ahrweiler und jetzige Regierungspräsident in Koblenz, Heinz Korbach, auf einer Festveranstaltung des Deutschen
Volksmusikerbundes den jungen Musikern eine Kreismusikschule versprach, glaubte noch niemand so recht an die Verwirklichung dieses Vorhabens. Auch im Kreis Ahrweiler sollte wie in anderen Landkreisen das Bildungsangebot für Jugendliche und Erwachsene besonders auf kulturellem Gebiet erweitert werden. Das war die Zielsetzung.
Foto: Kreisbildstelle
Eröffnungsfeier der Kreismusikschule
Nach mehrjährigen Vorplanungen und Berechnungen beschlossen die zuständigen Gremien des Kreises zum 1. Januar 1974 die Einrichtung einer Musikschule, die allen Bürgern des Kreises zugänglich ist. In der Satzung der Musikschule, die am 13. Dezember 1973 beschlossen wurde, heißt es zur Aufgabenstellung: „Aufgabe der Musikschule ist es, Kinder? Jugendliche und Erwachsene an Musik… heranzuführen, Begabungen frühzeitig zu erkennen, individuell zu fördern und eine vorberufliche Fachausbildung durchzuführen.“
Ab 1. Oktober 1973 traten die Vorbereitungen für den Unterrichtsbeginn in ein konkretes Stadium, nachdem der Leiter der Musikschule vom Kreisausschuß bestellt wurde. Es galt, zunächst einen Überblick über die Nachfrage bei Schülern und Eltern zu ermitteln, danach in ausreichender Zahl nebenamtliche und qualifizierte Lehrkräfte zur Mitarbeit zu gewinnen sowie mit den Trägern der allgemeinbildenden Schulen wegen der Bereitstellung von Unterrichtsräumen in den meist nachmittags leerstehenden Schulgebäuden zu verhandeln. Bei der gesamten Planung wurde davon ausgegangen, daß der Unterricht zunächst in der Kreisstadt beginnen und danach Außenstellen für verschiedene Fachbereiche der Musikerziehung in den Verbandsgemeinden des Kreises eingerichtet werden sollten. Nachdem die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler großzügigerweise den meisten Raumbedarf zur Verfügung stellte und auch der verstorbene Leiter des Staatl. Gymnasiums Ahrweiler, Herr Oberstudiendirektor Strieth, Mitarbeit und Räume zugesagt hatte, konnte der Unterricht am 7. Januar 1974 beginnen. Vorher hatte der Kreistag durch
die Bereitstellung der benötigten Zuschußmitte] „grünes Licht“ gegeben. Im Januar 1974 wurden von 11 Lehrern insgesamt 158 Kinder, Jugendliche und Erwachsene (4) in zehn musikalischen Ausbildungsfächern unterrichtet. – Im Vergleich zu anderen Musikschulen noch eine bescheidene Zahl. – Die Aufteilung auf die Ausbildungsfächer ergab folgendes Bild;
Schüler | Lehrer | |
Musikal. Grundausbildung | 96 | 4 |
Akkordeon | 5 | 1 |
Blockflöte | 10 | 1 |
Geige | 6 | 1 |
Gitarre | 13 | 2 |
Klarinette | 4 | 1 |
Klavier | 14 | 1 |
Querflöte | 4 | 1 |
Schlagzeug | 1 | 1 |
Trompete | 5 | 1 |
Zu der offiziellen Eröffnung am 1. März 1974 durch Landrat Dr. Stollenwerk waren die Landtagsabgeordneten Schaaf, Dr. Moesta, Mitglieder des Kreistages, des Stadtrates sowie viele Eltern und Kinder in der Kreisberufsschule versammelt. Hier konnte ein erster Einblick in die Arbeitsweise der Musikschule gewonnen werden. Kinder der „Musikalischen Grundausbildung“ trugen erste Ergebnisse ihres „Musikunterrichtes“ vor, und die Lehrer der Musikschule umrahmten die Feier mit musikalischen Darbietungen. Ein Satz der Eröffnungsansprache des Landrats zeigt die Zielsetzung der Musikschule: „Diese Schule wird eine Lücke im kulturellen Angebot des Kreises schließen.“ Inzwischen haben auch vier Außenstellen im Kreisgebiet zum 1. 8.1974 die Arbeit und den Unterricht aufgenommen.
Foto:
Kreisbildstelle
Auch hier waren die zuständigen Schulträger, Bürgermeister sowie Schulleiter gerne bereit, Unterrichtsräume kostenlos zur Verfügung zu stellen. In diesen Außenstellen wird nach der Stufengliederung und dem Unterrichtsaufbau, entsprechend dem Ausbildungsplan des Verbandes Deutscher Musikschulen, zunächst nur die jüngste Generation, die Erstkläßler, an die Musik herangeführt. Eine Übersicht zeigt die Frequentierung der einzelnen Außenstellen:
Unterrichtsstätten | Schüler | Lehrer |
Verb.-Gemeinde Adenau Hauptschule Adenau | 15 15 | 1 1 |
30 | 2 | |
Verb.-Gemeinde Altenahr Hauptschule Altenahr Grundschule Ahrbrück | 14 20 | 1 1 |
34 | 2 | |
Verb.-Gemeinde Bad Breisig Grundschule Bad Breisig | 17 | 1 |
Verb.-Gemeinde Brohltal Hauptschule Niederzissen Grund- und Hauptschule Burgbrohl | 29 18 | 1 1 |
47 | 2 |
Die Einrichtung von Außenstellen war erst möglich, nachdem der Kreistag zusätzliche Mittel zur Finanzierung bereitgestellt hatte.
Die gesamten Kosten, die die Einrichtung und Unterhaltung der Musikschule mit sich bringen, werden zu einem geringen Teil (etwa ein Drittel) durch die Gebühren der Eltern und Schüler gedeckt, zum überwiegenden Teil jedoch vom Kreis getragen. Eine geringe Bezuschussung erfolgt durch das Land Rheinland-Pfalz sowie dadurch, daß Städte und Gemeinden ihre Schulgebäude kostenlos für den Unterricht zur Verfügung stellen.
Bevor über die weitere Planung hier berichtet wird, kurz eine Übersicht über die Ausbildungsstufen:
Die Ausbildung erfolgt in Anlehnung an den Strukturplan für Musikschulen des Verbandes Deutscher Musikschulen in vier Regelstufen. Vorgeschaltet ist eine Vorstufe (musik. Früherziehung).
1.Grundstufe
Musikalische Grundausbildung in Klassen – Aufnahmealtcr etwa 6 Jahre -. Dauer der Ausbildung 2 Jahre. Die Grundstufe ist für solche Kinder vorgesehen, die nicht die Vorstufe durchlaufen haben.
2. Unterstufe
Instrumentaler Gruppen- und Einzelunterricht.
3. Mittelstufe
Vorwiegend instrumentaler Einzelunterricht für Streich-, Tasten- und andere Instrumente. Gruppenunterricht nur für Blockflöten und Gitarren.
4. Oberstufe
Instrumentaler Einzelunterricht, ergänzt durch Orchester, Chor, Kammermusik sowie musikalische Arbeitsgemeinschaften verschiedener Art.
Neben der Ausbildung in der Unter-, Mittel- und Oberstufe werden Kurse und Arbeitsgemeinschaften in Ergänzungsfächern eingerichtet.
Als Richtschnur für die Unterrichtsziele der einzelnen Stufen gelten die Lehrpläne des Verbandes Deutscher Musikschulen.
Der weitere Unterrichtsausbau im Kreis Ahrweiler sieht vor, daß in der Kreisstadt alle Ausbildungsstufen eingerichtet werden, daneben sind Sonderkurse wie etwa Gesangsbildung, Chorleiter- und Dirigentenschulung, Tanz, Ballett, Sonderkonzerte und Musikveranstaltungen und andere musikkulturelle Vorhaben geplant. Bereits jetzt besteht ein Collegium-Musicum für Streicher (Kammerorchester), dem alle musikausübenden Laien des Kreises Ahrweiler und Liebhaber beitreten können. Dieses Kammerorchester hat bereits bei verschiedenen Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Bad Neuenahr-Ahrweiler erfolgreich mitgewirkt. In den Unterrichtsstätten der Außenstellen soll mit Beginn der ersten Ausbildungsstufe die Grundlage für die weitere musikalische Bildung gelegt werden. Bei genügender Anzahl von Lehrkräften wird auch hier die Unterstufe (Beginn des Instrumentalunterrichts) eingerichtet. Für Mittel- und Oberstufe stehen die Ausbildungsstätten in der Kreisstadt (drei Grundschulen und eine Hauptschule) allen Bürgern des Kreises offen.
Sollten alle gesteckten Ziele erreicht werden, so stehen im Kreis Ahrweiler den musisch und musikinteressierten Menschen vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, ihre Neigungen zu entfalten.
Ohne die erfolgreiche Arbeit der Privatmusiklehrer im Kreise und der sonstigen Bildungseinrichtungen sowie der Laienmusiziergruppen zu schmälern, kann gesagt werden, daß im Gebiet des Kreises Ahrweiler noch zu keiner Zeit solche Anstrengungen zur Förderung des kulturellen Lebens gemacht wurden, wie in den letzten Jahren.
So will und kann auch die Musikschule über ihren eigentlichen Unterrichtsauftrag hinaus einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Nachholbedarf unseres Heimatgebietes leisten.