Aus der Pfarrchronik von Hümmel

Peter Weber

Die Aufzeichnungen in den Chroniken, wie sie in Gemeinden und Pfarreien vorhanden sind, bieten auch heute noch interessante Aufschlüsse über das Werden und die Entwicklung eines Gemeinwesens, einer Pfarrei oder eines Kirchspiels. Dies gilt auch für die Hümrneler Pfarrchronik, der die folgenden Angaben entnommen sind.

Der Dorfname Hummel läßt sich von den verschiedenen Ausdrücken für eine entsprechende Geländeform ableiten, so Hohenbühl, Hainbuil, Hobulo, Jobulo, Hoemmel, Hywel u. a. Die höchsten Punkte des Ortes bestehen aus Hügeln, ehemaligen Vulkanen, und auf einer Kuppe wurde vor Jahrhunderten ein Gehöft errichtet. Wie es damals üblich war, gab man diesem nicht, wie heute, den Namen des Besitzers, sondern den des Geländes. Da dies ein Hügel war, waren verschiedene Bezeichnungen möglich: auf dem hohen Bühl, auf dem Hüwel usw. So entstand wohl der erste Name dieser Siedlung, zu der sich nach dem Bericht in der Chronik um das Jahr 1000, wenn nicht noch früher, weitere Gehöfte gesellten. Der „Hoinbuil“ bestand damals aus drei für sich abgeschlossenen Gehöften, 1. der Sampels- oder Nießen-Hof, 2. der Scholzen-Hof, 3. der Metzen-Hof.

Interessanterweise gibt es diese Haus- bzw. Familiennamen heute noch bis auf Nießen. Diesen Hausnamen gab es jedoch in Wershofen und in abgewandelter Sprechweise auch im benachbarten Marthel.

Fraglich ist, ob zu dieser Zeit schon diese drei Gehöfte „Hoinbuil“ geheißen haben, denn dann hätte man die Höfe nicht mit ihren eigenen Namen aufgeführt.

Der Sampels- und der Scholzenhof lagen auf der Höhe der Bergkuppe, während der Metzenhof südlich zum Armutsbachtale hin, links vom ehemaligen Weg zur Hümmeler Mühle, lag. In Richtung Bröhlingen, etwa 1/4 Stunde vom Zentrum entfernt, links von „Bildches Kreuz“, lag der sogenannte Breitzter Hof.

Ihm waren alle Gerechtsame der anderen Höfe übertragen. Alle verbrieften Rechte und Urkunden waren in seinem Besitz. Später sind, so die Meinung des Chronisten, um den Sampelshof und Scholzenhof weitere Gehöfte entstanden und man hat eine Zentrale zur Erfüllung der religiösen Pflichten geschaffen. Bereits 1114 wird in „Hummel“ von einer Kirche mit Gerechtsnamen berichtet. Demnach muß bereits vorher eine ähnliche Einrichtung dort bestanden haben. Es besteht immerhin die Möglichkeit, daß die Kirche auf Münstereifel zurückzuführen ist. Im Jahre 836 wurde nämlich von der 722 errichteten Abtei St. Salvator zu Prüm in Münstereifel ein Kloster gegründet, welches die Gegend pastorisieren sollte.

Vom Breitzter Hof erzählt man folgendes: Der Hof hatte Verpflichtungen gegenüber der Kirche in „Hoinbuil“. Alljährlich in der hl. Nacht mußte der Offermann (Küster) solange in Hümmel zum erstenmal in die Kirche läuten, bis die Frau vom Breitzter Hof oder ihre Stellvertreterin den Offermann mit einem geräucherten Schinken auf den Rücken geschlagen und ihm den Schinken als Weihnachtsgabe überreicht hatte. An einem Weihnachtsmorgen blieben die Hofbesitzer mit dieser erwarteten Weihnachtsgabe aus.

Pfarrkirche Hümmel
Foto: Kreisbildstelle

Deshalb ging man hin, um die Ursache zu erfahren. Zur großen Überraschung stellte man fest, daß die Bewohner des Hofes ermordet worden waren. Der Anlaß zu diesem Überfall soll die Rache einer Dienstmagd gewesen sein, so erzählte man gleich, die nicht ermordert wurde und Mitwisserin gewesen sei. Das Gehöft war ausgeraubt und geriet später in Verfall. Niemand wollte dort wohnen, wo in der Weihnacht solch grausige Tat geschehen war. — Später jedoch, bis in die Zeit des Chronisten, fand man unter dem Ackerboden noch Überreste des Breitzter Hofes, wie Herdmauer, Ziegel, und auch der Brunnen wurden entdeckt. Den alten Fuhrweg, der einst zum Breitzter-Hof führte und mit schweren Steinen gepflastert war, konnte man noch lange erkennen. — Heute bedecken Felder und Wiesen den Standort und das Gelände dieses Hofes, dessen Name aber im Flurnamen „Auf Breitzter“ weiterlebt.

Die kraterförmige Vertiefung eines kegelförmigen Hügels benutzte man früher als natürlichen Wasserspeicher, später dagegen als einen Hochbehälter für die Wasserversorgung des Dorfes.

Auf der Höhe von Falkenberg soll früher ein Wachturm der Herzöge von Jülich-Cleve-Berg gestanden haben, worauf heute noch die Flurbezeichnung „Die Wachtnücke“ hinweist.

Pfarrkirche

Die gesamte Pfarrei Hummel, die auch Falkenberg, Bröhlingen, Blindert, Marthel, Pitscheid und Heistert umfaßt, gehörte zum vorgenannten Herzogtum, weshalb sie von den Bewohnern der südlich des Armutsbaches gelegenen Dörfer „Jülsch“ bzw. „Jülscher“ genannt wurden.

Kirchlich gehörte Hummel bis zum Jahre 1821 zur Erzdiözese Köln. Damals kam es im Zuge der Neugliederung der einzelnen Bistümer zur Diözese Trier.

Vor einigen Jahren wurde das alte Pfarrhaus, das unter Pfarrer Schuhmacher 1793 erbaut und unter Pfarrer Diederich 1910 renoviert wurde, durch ein Fertighaus ersetzt. Im Jahre des Pfarrhausbaues (1793) wurde auch das Kreuz auf dem Kirchhof, der auch heute noch als Friedhof benutzt wird, errichtet. Aus einer Abhandlung über die Pfarrei Hummel (de Lorenzi) ist zu ersehen, daß die Witwe Justina 1114 ihren Anteil an der Kirche in Hoinbuil (Hummel) dem Stift Münstereifel schenkte. Nach dem Liber valoris der kölnischen Pfarreien aus dem 13. Jahrhundert gehörte die Pfarrei Hummel zum Eifeldekanat. D’ie Veranschlagung sah einen Census von A Mark vor. Der Status von 1668 nennt den hl. Cyriakus als Patron der Pfarrkirche von Hummel. Kollator war das Stift Münstereifel. In der Filiale Pitscheid befindet sich eine 1717 erbaute und der hl. Barbara geweihte Kapelle, bei welcher ein Vikar residierte. Pfarrer Althausen stiftete daselbst am 12. 2. 1739 ein Beneficium, welches 1744 die kirchliche Genehmigung erhalten hat.

.In der Pfarrkirche stiftete 1687 Merten aus Heistert eine Freitagsmesse mit 400 Talern und die Verabreichung eines Semmels von je einem Stüber an jeden Kommunikanten in der österlichen Zeit mit 400 Talern. Die Verteilung der Semmel unterblieb aber bald, so daß Pfarrer Althausen 1722″ den Antrag stellte, diese Spende in ein anderes gutes Werk umzuwandeln.

In den Jahren von 1731 bis 1793 hielten die Jesuiten von Münstereifel sechsmal Mission in Hummel.

Die frühere Pfarrkirche hatte ein gotisches Chor mit einem Sakramentsschrein. Auf diesem befanden Sich Steinbilder: Salvator, Cyriakus, Largus und Smaragdus. Diese Bilder stehen heute unter Denkmalschutz. Die Kirche hatte drei Altäre, drei Glocken und einen Kelch nebst Ciborium mit silbernen Kuppen.

An Stelle der alten Pfarrkirche wurde 1872 die jetzige zur Ehren derselben Schutzheiligen erbaut. Die Neugestaltung in der Kirche wurde in den 50er Jahren vorgenommen, wobei es gelang, das Vorhandene mit modernen Mitteln umzugestalten und zu erhalten.

Gemäß Vertrag vom 15. März 1791 hatte die „Fabrik“ von der Gemeinde 18 Malter Hafer und von der Hümmeler Mühle 1 Malter Hafer „zu ziehen“. Außerdem besaß sie 13 Morgen, 135 Ruten Land und Wiesen. Das Wittum umfaßte 30 Morgen Land. Die Gemeinde zahlte eine Gehaltszulage von 43 Talern. Sie bestand damals aus 427 Seelen. Das Verzeichnis der in Hummel amtierenden Pfarrer reicht (soweit in der Chronik vermerkt) bis zum Jahre 1505 zurück. Es umfaßt folgende Angaben:

Adolf Sinnich 1505, Hubert Sinnich 1533— 60, Peter Euskirchen 1582, Jakob Fabritius 1631, Peter Ivitz 1654, Peter Rath 1661, Wilh. Axer 1668—97, Sebastian Mohr 1697—99, Peter Althausen 1699—1734, Gerlach Mathei 1734—46, Johann Bernhard Marian 1746—52, Johann Anton Bender 1752—89, Josef Adolf Schumacher 1789— 05, Joh. Jos. Thelen 1806—18, Jakob Schmitz 1819—38, Paul Heinen 1839—67, Peter Kandel 1867—73, Vacatur 1873—84, Matthias Schuh 1884—93, Vacatur 1893— 1899 verwaltet von Wershofen aus d. Pfarrer Botzet, 1899—1904 verw. d. Pfarrer Johann Willems, 1904—1910 verw. durch Pfarrer August Specht, 1910—1919 verw. durch Pfarrer Wilh. Meyer, 1919—1920 verw. durch Pfarrer Kroll, Johann Diederich 1920—22, Peter Bauer 1934—49, Raymund Schulter 1949—53, Peter Gilles 1954—59, Otto Schorr 1959—67, Peter Jansen Pfarrverwalter seit Weihnachten 1967.

Über die Einwohnerzahlen gibt es folgende Angaben: 1610 9 Lehen; 1676 etwa 375 Einwohner (Pfarrei?); 1830 zählen zur Pfarrei 424 Seelen, davon aus Hummel 146, Pitscheid 80, die übrigen verteilen sich auf Blindert, Bröhlingen, Falkenberg, Heistert und Marthel.

Die Einwohnerzahl von Hummel veränderte Sich von 1896 (144), über 1936 (146), 1950 (194 einschl. Falkenberg), 1968 (228 mit Falkenberg).

Im Rahmen der allgemeinen Entwicklung und der Verwaltungsreform wird es sicher weitere Veränderungen geben, die sich hoffentlich zum Wohle der Menschen dieses Gebietes auswirken.

Pfarrkirche Hümmel mit Prozession 12. April 1909    Hümmel — neue Schule, 12. April 1910     Pfarrhaus Hümmel, 1912
Fotos: Peter Weber sen. +
Repros: Michael Weber