Ahrburgunder
| Aus des Schiefers hellem Grau | Ist ins Glas der Wein geflossen, |
| an den steilen Felsenhängen, | schlürft man ihn leise, mit Bedacht. — |
| die ins Tal der Ahr sich zwängen, | Die Geister kommen still bei Nacht, |
| wachsen Trauben, dunkelblau. | wenn man zuviel davon genossen. |
| Doch ihr Saft, ein Farbenwunder, | Selbst ein ehrenwerter Mann |
| rubinroter Edelstein | kann da eines nicht verstehen: |
| funkelt im Pokal als Wein, | Jetzt kann selig doppelt sehen, |
| und man nennt ihn Ahrburgunder. | was er sonst nicht sehen kann! -, |
| „Rotwein ist für alte Knaben“, – | Mancher in der Rotweinstadt |
| sagt Wilhelm Busch, ein Humorist, | oder wo zu Gast er war |
| der immer jung geblieben ist, — | anderweitig an der Ahr |
| „ eine von den besten Gaben.“ | staunend dort erfahren hat: |
| Wer an der Ahr gewesen ist, | Es steckt der rote Ahrburgunder – |
| hat sicherlich dort festgestellt, | wenn man ihn „Getränk“ nur nennt, |
| daß roter Wein auch jung erhält, | weil man ihn nicht richtig kennt, – |
| dies wußte unser Humorist. | unglaublich voller blauer Wunder!!! |
| Die Kellermeister an der Ahr | Ahrburgunder — sonnenklar — |
| sind meistens sehr gesunde Knaben, | wenn er funkelt hell im Lioht, • |
| die im Wein Erfahrung haben. i | st er mehr als ein Gedicht, |
| Sie mühen sich das ganze Jahr — | er ist wirklich wunderbar |
| man kann Lieder davon singen — | und kann die Kenner nur begeistern. |
| und schonen sich zu keiner Frist, | Sie loben diesen edlen Trank, |
| bis Rebensaft Burgunder ist, | genießen ihn und sagen Dank |
| ihr Bemühen krönt Gelingen. | den Winzern und den Kellermeistern. |
| Viele brave Kellermeister — | Erst genieße seine Blume, |
| guter Wein soll uns erfreuen, | freue dich der Farbe sein, |
| sein Genuß uns nicht gereuen, — | dann verkoste diesen Wein |
| zaubern tausend Kellergeister. | dankbar auch zu dessen Ruhme, |
| Die sind im roten Wein versteckt | der wachsen und gedeihen läßt |
| und treiben dort ihr loses Spiel, | von edler Fülle Jahr für Jahr |
| verfolgen ein bestimmtes Ziel | Burgunder an der Felsenahr, |
| bei dem, der sie zu spät entdeckt! | der Königinnen strahlen läßt! |
Willi Gebhard