Das Kloster „Ölberg“ in Adenau
Karlheinz Korden
Sehr dürftig sind jene Quellen, die über Adenaus sicherlich nicht uninteressante Geschichte künden und nur wenige stumme Zeugen erzählen heute noch über das Kloster Ölberg.
In den Hinterlassenschaften des Pater Pa-tricius Schlager finden sich viele interessante Hinweise, die von diesem Kloster berichten, das vor einigen Jahrhunderten entscheidend das religiöse Leben der Johanniterstadt bestimmte. Es erhob sich dort, wo sich seit etwa -150 Jahren Adenaus Friedhof ausbreitet.
Man schrieb das Jahr 1642. Nicht nur der damalige Pfarrer von Adenau, sondern auch die ganze Pfarrgemeinde begrüßten schon recht lange und dankbar die Franziskanerpatres, die bereitwilligst von Ahrweiler in das Eifelstädtchen kamen, um hier, besonders in der österlichen Zeit und bei anderen Gelegenheiten, geistliche Aushilfe zu leisten. Insbesondere bei den damals recht beliebten „Missionen“ war die Redegewandtheit der frommen Klosterbrüder geschätzt und beliebt. Die Pfarrei Adenau lag damals im Amt Nürburg, gehörte zur Erzdiözese Köln, und zwar zum Eifeldekanat in der „Christianität Münstereifer. Schon recht zeitig wurde im Volke der Wunsch laut, die Patres beständig in Adenau zu behalten. Der damalige Vicecuratus Martin Langendorff (so nannte man den amtierenden Pfarrer in Adenau, da als eigentliche Pfarrer die von 1163—1518 dort ansässigen Johanniter galten) verstärkte seine Bemühungen, dem Willen des Volkes zu entsprechen. Auch die Patres in Ahrweiler waren nicht abgeneigt, in den traurigen Kriegszeiten dem armen Eifelvolke in seinen religiösen Bedürfnissen zu helfen, und der Bitte des damaligen Guardian von Ahrweiler, Philipp Theich kamen die zuständigen Herren Adenaus nach reiflicher Überlegung mit den Schöffen nach, die erbetene Erlaubnis zu erteilen, da man sich große Vorteile für die Seelsorge erhoffte. In einem von dem damaligen Bürgermeister Loer und dem Pfarrer Langendorff unterzeichneten Schreiben, datiert vom 13. September 1642, erteilte man die beantragte Erlaubnis zur Errichtung eines Klosters unter der Bedingung, daß die Patres die Genehmigung des Kurfürsten nachsuchten und vor allen Dingen auf Verlangen des Pfarrers an den Festtagen bei der Ausrichtung des Gottesdienstes eifrig Aushilfe leisteten. ,
Sehr begrüßt wurde, daß die Genehmigung des Kurfürsten nicht lange auf sich warten ließ und so konnte erfreulicherweise schon am 1. November desselben Jahres der neuernannte Präses P. Johannes Lemmersdorf offiziell die Niederlassung der Franziskanermönche in Adenau gründen. Natürlich hatten die Brüder zunächst weder Kloster noch Kirche und bei der damaligen traurigen finanziellen Situation konnte man die erforderlichen Baulichkeiten nicht aus dem Boden stampfen.
Als kleine Gegenleistung für die zugesagte Ansiedlung in Adenau verlangten die Patres von der Bevölkerung, für sie zunächst eine provisorische Unterkunft zu besorgen. Hier läßt nun der Bericht des Paters Patricius Schlager eine sehr interessante Tatsache durchblicken. In seinen Niederschriften erwähnt er, daß die Brüder eine Wohnung in einem am „Untertor“ gelegenen und wegen der Kriegsunruhen leer stehenden Haus, welches, dem Bürger Leonhard Lazius gehörte, und später In den Besitz des Richters Sebastian Fabri überging, erhielten. Hieraus könnten Hinweise auf eine ehemalige Stadtbefestigung, bzw. auf Stadtmauern geschlossen werden.
Pfarrer Langendorff stellte die Pfarrkirche für Messen und Predigten zur Verfügung, und später wurde er gar zum geistlichen Vater oder „apostolischen Syndicus“ des Klosters ernannt. Pfarrer Langendorff verwaltete in dieser Eigenschaft sogar die eingehenden Almosen im Interesse der Franziskaner. Das enge Städtchen hatte geographisch wenig Raum zur Errichtung eines Klosters. Da bot sich förmlich der Hügel zum Bauplatz an, auf dem sich heute der Adenauer Friedhof befindet. Hier hatte bereits vorher eine Kapelle, die „Peter Waller-Kirch“, gestanden, die nach der Sage von einem frommen Mann gleichen Namens aus Adenau aus Almosen errichtet worden war.
Das Kloster Qlberg in einer alten Lageskizze
Foto: Kreisbildstelle
Leider ist über diese Kapelle nicht viel überliefert. Anfangs des siebzehnten Jahrhunderts war diese erste Kirche bereits so baufällig geworden, daß sie abgebrochen werden mußte. Die beiden vorhandenen Glöckchen schenkte man den Kapellen in Leimbach und Niederadenau. An der Abbruchstelle ließ Pfarrer Langendorff ein Bild des Blut schwitzenden Heilandes aufstellen, das sich bei der Bevölkerung bald größter Beliebtheit erfreute. Hier wurden sogar die Fastenpredigten gehalten und aus der ganzen Grafschaft wallfahrtete später das Volk hierhin, um sich die Predigten der Patres, die damals noch von Ahrweiler kamen, anzuhören. Diesen Platz erwählten die nun in Adenau. ansässig gewordenen Brüder und errichteten zunächst ein großes Kreuz als Zeichen ihrer Besitzergreifung. Weil der Hügel des heutigen Friedhofs eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Ölberg in Jerusalem zeigte, nannte man ihn „Mons Oliveti“, — Ölberg —. Obwohl die Frage der Finanzierung des Kloster- und Kirchenbaus noch sehr ungewiß war, wurde am 10. Mai 1643 in Gegenwart des Landschultheißen Anton Rutgeri der Grundstein zum Kloster gelegt und der rührige Pfarrer verherrlichte diese Feier, so wird überliefert, durch die Aufführung eines Schauspiels, das die Bekehrung und das Leben des hl. Franziskus wiedergab, wozu, „unzählige Menschen“ von weit und breit herbeiströmten. Hiermit verband man auch nicht zuletzt den Gedanken, weites Interesse für den Klosterbau zu wecken; denn die Patres selber besaßen keine Mittel, waren ausschließlich auf Almosen angewiesen, und die Adenauer Bevölkerung darbte selber sehr, weil zu jenen Zeiten ständig lothringische Truppen plündernd und raubend durch die Täler der Eifel zogen und den ärmlichen Landleuten meist nur das nackte Leben ließen. Im Jahre 1651 spendete Herzog Philipp von Arenberg und Aerschot, Burgmann von Nürburg, einen beträchtlichen Betrag zum Bau am „Ölberg“. Eine nicht bestätigte Quelle spricht von 500 Talern; jedenfalls war der Betrag so umfangreich, daß man, unverzüglich mit dem Bau begingen konnte/Durch eine nicht erwartete Welle der Hilfsbereitschaft seitens der Bevölkerung, durch Hand- und Spanndienste, durch Ausschachtungen und Planierungsarbeiten und durch Steinebrechen, bei denen sich selbst Frauen beteiligten, war schon nach einem Jahr ein Flügel des Klosters fertiggestellt. Hierauf erbat der sehr aktive Präses P. Johannes vom Kurfürsten Ferdinand die Befreiung der am Klosterbau tätigen Adenauer vom Frondienst beim Bonner Festungsbau. Durch diese eifrige Unterstützung schaffte man das Unglaubliche, das Kloster und die Werkstätten, mit Ausnahme des späteren Brauhauses, welches erst 1671 begonnen wurde, unter Dach und Fach zu bringen.
Pater Franziskus Kellen, der seit der Vollendung* des Klosters den Titel „Guardian“ erhalten hatte, legte am 14. Mai 1650 den Grundstein zum Kirchenbau in Anwesenheit des Vertreters des Herzogs, des Landdechan-ten Matthias Molitor, der auch die Festpredigt hielt, und weiterer zahlreicher Ehrengäste. Bereits 1653 wurde die Kirche vollendet und am 2. August dieses Jahres feierte man das erste feierliche Hochamt in der Klosterkirche. Weil nun kein Grund mehr bestand, Fremden freien und ungehinderten Zutritt zum Garten und zu den Gebäulichkeiten zu gewähren, wurde auf Befehl des Provinzialkapitels um das Kloster eine Klausurmauer gezogen. Zeit ließ man sich jedoch mit der Innenausstattung der Kirche. Erst am 31. Oktober 1663 wurde der Hochaltar anstelle des Behelfsaltars errichtet. Er war allerdings vom Hoftischler in Bonn in Bildhauerarbeit ausgeführt und mit zwei von dem Laienbruder Laurentius gemalten Bildern verziert. Bis zur kürzlich erfolgten Renovierung der Gilgenbacher Kapelle befanden sich diese Bilder rechts und links vom Altar. Mit der Vollendung der Inneneinrichtung erstellte man auch 18 Chorstühle, obwohl die Zahl der Brüder selten über 14 lag. Hiervon .waren auch nur fünf oder sechs Priester. Der frühere geistliche Vater, Pfarrer Langendorff, fand im Jahre 1654 im neuen Gotteshaus seine letzte Ruhestätte. Im Jahre 1672 schenkte die Witwe Anna Birckmann dem Kloster ein angrenzendes Grundstück zur Erweiterung des Klostergebäudes. In dieser Urkunde hatte die Schenkgeberin die Bedingung gestellt, die Schenkung bei der Volljährigkeit ihres Sohnes Wilhelm von diesem bestätigen zu lassen, oder auf dessen Verlangen wieder rückgängig zu machen und ferner hinzugefügt, „welches ich nicht hoffe“. Erfreulicherweise stellte auch keiner der Erben ein solches Ansinnen.
Bereits Im Jahre 1700 mußte man sich zu durchgreifenden Reparaturen am Kirchenbau entschließen. 1719 zeigten das Gewölbe und die Seitenwände so grobe Risse, daß man durch die fortschreitende Baufälligkeit ein Einstürzen des Gebäudes befürchten mußte. Da jedoch gerade an Festtagen eine solch große Schar von Gläubigen zum Ölberg strömte, entschloß man sich, eine neue, größere Kirche zu errichten. Bezüglich des Beginns des Neubaus weichen allerdings die Quellen leicht voneinander ab. Wahrscheinlich begann man bereits 1719 mit dem Neubau. Der Grundstein wurde jedenfalls in diesem Jahre am 11. Juli durch den stellvertretenden Amtmann der Herrschaft Nürburg, Johannes Kayser gelegt, der als großer Wohltäter des Klosters Ölberg und als „geistlicher Vater“ sich große Verdienste erwarb. — Noch heute kündet von jenem großen Mann eine Steintafel, die man damals in der Sakristei der neuen Klosterkirche anbrachte- und die heute an die nördliche Außenwand der Pfarrkirche eingelassen ist.
Grabplatte aus der ehem. Klosterkirche, heute an der Nordwand der Pfarrkirche Foto: H. Esch
Aus einer erst 1841 aufgefundenen Zinkplatte mit Inschrift aus dem Grundstein war zu entnehmen, daß die Kirche gebaut wurde „zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria und des Patrons, des hl. Antonius von Padua, während der Regierung des Papstes Clemens XI., des Kaisers Karl VI., des Cölner Kurfürsten Joseph Clemens, des Herzogs von Aerschot Joseph Leopold Franz, als Johann Wilhelm Kotier apostolischer Syndicus war, unter dem Generalrat des P. Joseph Garzia, dem Provinzialrat des P. Wilhelm Weinands und dem Guardianat des Accursius Fischer.
Sonderbarerweise nahm das Volk an dem begonnenen Neubau kein so reges Interesse mehr wie an der Errichtung der ersten Kirche. Die Unterstützungen flössen meist so spärlich, daß die „cölnische Ordensprovinz“ oft. für die Kosten eintreten und finanzielle Lücken füllen mußte. Trotz erheblicher Schwierigkeiten gelang es, die Kirche, abgesehen vom Bodenbelag, Innerhalb von fünf Jahren fertigzustellen und Ende 1724 benedizierte der Guardian P. Cyriacus Schmitges die neue Kirche. Die Chronik berichtet weiter, daß zu jenem Zeitpunkt eine außergewöhnliche Kälte und tiefer Schnee die großen Volkesmassen nicht abhielt, zu dieser Feier-selbst aus großer Ferne herbeizukommen, so daß auch die große neue Kirche kaum die Menschen fassen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die alte, baufällige Kirche noch im Gebrauch geblieben und nachdem man die noch verwendbaren Requisiten, wie Altäre, Kanzel, Beichtstühle pp. in die neue Kirche verbracht hatte, wurde der Altbau abgebrochen, und man errichtete auf dem freigewordenen Platz die neue Sakristei, erweiterte den Kreuzgang und konnte auch die bereits vorhandene Sprechstube vergrößern – und eine bequeme Fremdenstube einrichten. Der neue Kirchenbau entwickelte sich mehr und mehr zu einem prächtigen Gotteshaus und auch das Äußere wurde ansehnlicher gestaltet. Zur Abrundung des gefälligen Gesamtbildes errichtete man auf dem Vorplatz ein großes steinernes Kruzifix mit den Statuen der Muttergottes und des hl. Evangelisten Johannes auf einem gemeinsamen Podest aus Mayener Steinen. Das Kruzifix wurde bis in die Jetztzeit erhalten, während die kleinen Statuen in den Wirren der folgenden Zeit untergingen. Selbst in der Kirche brachte man unter der Orgel drei sehr schöne steinerne Bilder an, die die hl. Joseph, Sebastian und Rochus darstellten.
Der damalige Guardian Pater Franziskus Gülich ließ 1726 die Kirche von der Kom-munlonbank her bis zum Eingang mit Mayener Platten belegen, was zur damaligen Zeit ein gewaltiger Fortschritt bedeutete. Weiter ließ er den Kreuzgang entlang der Kirche pflastern und neue Bänke aufstellen. Als Zeichen des Fortschritts erhielt die Kirche eine Uhr, ferner eine Treppe auf den Getreideboden und teilweise neue Fenster. Die Abhandlungen des Pater Patricius Schlager enthalten auch umfangreiche Berichte über die Klosterbezirke, innerhalb deren die Brüder ihre seelsorgerischen Arbeiten verrichteten und ihre Lebensmittelkollekten abhielten. Auf dem Provinzialkapitei zu Aachen im Jahre 1643 wurden die Grenzen zwischen den Klosterbezirken gezogen. Zu Adenau kamen alle Orte an der Mosel von Cochem bis nach Bremm, nach Schleiden hin die Orte bis Stadtkyll, nach Wittlich hin bis nach Mehren und in Richtung Ahrtal, nach dem Calvarienberg zu bis nach Herschbach. In einer Abhandlung aus dem Jahre 1651 von P. Jacobus Polius ist zu lesen, daß „in dem stark bevölkerten Städtchen Adenau reichlich Gelegenheit zur Seelsorge ist“. Nicht nur an den Sonn- und Feiertagen, sondern auch werktags gehen die Patres aus, um in den umliegenden Kapellen das hl. Opfer darzubringen, Religionsunterricht zu erteilen und den alten Leuten fromme Ermahnungen zuzusprechen. In der ebenfalls längst entschwundenen Kapelle zu Mühlenwirft in der Pfarrei Kirmutscheid wirkten die Patres fast 150 Jahre lang und an den Marienfesten traf man dort stets drei bis vier Patres und ab 1750 an allen Samstagen in der Fastenzeit. Als besondere Festtage entwickelten sich für viele Eifeldörfer die Ordensfeste des hl. Antonlus und des hl. Franziskus, an denen große Prozessionen stundenweit zum Olberg in Adenau kamen.
In die nicht einmal 200 Jahre währende Tätigkeit der Franziskaner in Adenau fielen auch düstere Zeiten, in denen nicht nur das Kloster und das Städtchen, sondern auch die ganze Landbevölkerung Hunger und Not leiden mußten. Gerade zur Zeit des sogenannten zweiten Eroberungskrieges Ludwigs XIV. brachen für die Eifeler arge Zeiten an. Wie die Chronisten berichten, be-
gann der Durchmarsch der Franzosen durch Adenau am 4. Oktober 1672. Im November des gleichen Jahres fielen die Holländer von Maastricht aus ein und richteten viel Unheil an. Wie alte Schriften berichten, zündeten die Holländer im November 1672 das Dorf Hoffeld an und verbrannten es restlos. Im Dezember kamen die Franzosen wieder und begannen in der ganzen Grafschaft zu sengen, zu brennen und zu morden. Ganze Dörfer flohen vor diesen Horden. Im Januar 1673 zogen die Truppen des Herzogs „de toreine“ (Turenne) in Adenau ein, hausten gar furchtbar drei Wochen lang und als die Soldaten endlich wieder abzogen, hinterließen sie eine Seuche, an der in der Pfarrei Adenau alleine über 300 Menschen starben. In diesen schweren Zeiten wirkten die Klosterbrüder vom ölberg aufopferungsvoll an ihren Mitmenschen und halfen manche Not lindern. Wenn sie auch nicht mit materiellen Dingen helfen konnten, standen sie doch vielen Sterbenden in der schwersten Stunde bei. Interessant ist die Schilderung von Pater Didacus Wilhel-ml, daß nicht nur die Franzosen großes Unheil und Schaden anrichteten; sie wurden noch übertroffen von den Kaiserlichen und den Lothringern. Die Festung IslürbUrg, die noch immer stolz das Land beherrschte, wurde am 3. November 1674 von diesen Truppen besetzt und viele Bewohner, die sich und ihre Habe im Schütze der trutzigen Mauern sicher wähnten, mußten alle ihr Gut einbüßen. Die Kaiserlichen nahmen restlos alles an sich und was sie nicht für sich verwenden konnten, zerstörten sie. Die bescheidenen Reste fielen gleich anschließend zwei lothringischen Regimentern unter den Obersten Dalmont und de Hui zum Opfer. Die Chronik berichtet weiter, daß Oberst Dalmont einige Offiziere in das Kloster ölberg schickte und dort das untergestellte Gut der Landbevölkerung beschlagnahmte. In der Nacht zum 19. März stiegen die Lothringer auf Leitern über die Klostermauer, drangen in das klösterliche Brauhaus ein und raubten, was nicht niet- und nagelfest war. Erst am 2. April dieses Jahres zogen die Horden wieder ab.
So gingen auch schwere Zeiten an der stillen Eitel nicht spurlos vorbei. Die Wirren und Stürme der französischen Revolution hatten auch in den abgeschiedenen Tälern der Eifel Folgen. Fremde Soldaten, neue Ideen und wirre fortschrittliche Gedanken hinterließen im Tale Adenaus Spuren, die grundlegende Änderungen brachten. Kirche und Kloster gingen in den Besitz der französischen Regierung über. Die Brüder mußten ihre vertraute Heimat verlassen und am 16. Januar 1806 versteigerten die Franzosen das Kloster. Eine Quelle spricht von einem Erlös von 546 Thlr. Zunächst wurde in den leerstehenden Gebäuden eine Tuchfabrik eingerichtet, die aber bald darauf ihre Tätigkeit einstellte. Kurz darauf wurden die Gebäude an die Zivilgemeinde Adenau zum Abbruch verkauft; das Mobilar hatte man bereits verschleudert. Von der Klosterkirche nahm man das Dach ab, um damit die Sakristei der Pfarrkirche zu decken. Hiermit förderte man noch mehr den Verfall, und der Gemeinderat, der die Ruinen für baufällig erklärt hatte, überließ die Reste dem Kreisbeamten Haas für 100 Taler. Dieser verkaufte mit großem Gewinn 1826 die Steine und das verbliebene Holzwerk.
Nach der Auflösung des Klosters blieben die letzten Ordensmitglieder in Adenau. Schweren Herzens hatten sie den schnellen Verfall ihrer langjährigen Klosterheimat noch miterleben müssen. Am 21. Juli 1817 starb zu Adenau der hochw. Herr Georg Moreth im 77. Lebensjahr und am 24. Oktober 1824 schloß im gesegneten Alter von 92 Lebensjahren der hochw. Herr Jakob Wirz, Vikar zu Kottenborn, als letzter Mönch des Adenauer Klosters für immer die Augen. Von dem einst stolzen Kloster ist heute nichts mehr geblieben. An seiner Stelle breitet sich der Friedhof der Stadt Adenau aus. An die frühere Tätigkeit frommer Klosterbrüder erinnert lediglich noch die Steintafel an der Nordseite der Pfarrkirche, das große Steinkreuz und die knorrigen Bäume um die Statue des hl. Josef, die einst von den Patres gepflanzt wurden und die die hl. Wundmale verkörpern.
Die alten Bäume schweigen. Kein Schul- und Geschichtsbuch kündet heute über die verflossenen segens- und arbeitsreichen Zeiten, über Drangsal und Not und von fleißigen Vorfahren, und in den alten Bäumen raunt und flüstert der Eifelwind vom Kloster „Ölberg“. Wer versteht noch seine Sprache?