An unsere Linde in Hemmessen
So oft vorbei ich gehe, es zögert stets mein Fuß, da ich, du liebe Linde, dich immer grüßen muß.Wenn alles strebt vorüber gehetzt von Eil und Hast, ich aber laß mich nieder bei dir zu kurzer Rast.Obwohl dein Herz vermodert, die Rinde lebet fort. Auch so bist du uns Freude und Schmuck dem ganzen Ort.Wie hast du treu beschirmet das kleine Gotteshaus vor Blitz und Ungewitter, vor Sturm und Wetterbraus.Du weintest mit den Betern, die gingen aus und ein und gössest Trost und Tränen in aller Leid und Pein. | Wie spielten wir als Kinder in deiner Äste Zelt, wie oben muntrer Vögel, so unten unsre Welt.Du sahst so manch Jahrhundert an dir vorüber wehn. Du sahst uns alle kommen, du siehts uns alle gehn.Du sahst vorüberwanken viel müder Krieger Fuß und hast mit uns gezittert, als dröhnte Schuß auf Schuß.Und als aus Wolkenhöhe herab mit schrillem Schrei der Tod hat zugeschlagen, du bliebest heil dabei.Und magst du nicht mehr grünen, wie wird die Straße leer. Mit dir stirbt ein Jahrtausend und uns — noch vieles mehr.P. A. Schmitt |
Foto: Kreisbildstelle