Wappensteine schmücken alte Ahrweiler Häuser
Josef Müller
In unserer Zeit der Denkmalpflege ist es einmal angebracht, den Blick auf Wappensteine zu lenken, welche seit Jahrhunderten alte Ahrweiler Häuser schmücken und bisher immer erhalten wurden.
Dem Beobachter, der das alte Städtchen Ahrweiler durchwandert, fällt zunächst der Wappenstein am Haus Nr. 33 in der Ahrhutstraße/ Ecke Plätzerstraße auf. Hier »auf dem Hirz« (Auf dem Hirsch) so heißt heute noch bei den alten Bürgern der Stadt diese Lage — befand sich die größte der sieben Brauereien des mittelalterlichen Ahrweiler. Sie war mit einer Gastwirtschaft verbunden. Eine solche wurde als »Bürgerstube« von dem verstorbenen Jean Kohlhaas noch bis in die 50er Jahre geführt. Dieses Haus diente auch lange als Kino, später als Tanzlokal, und heute ist ein Selbstbedienungsmarkt hier untergebracht. Der Wappenstein an der Nordseite dieses Hauses ist ein Doppelwappen. Links ist ein springender Hirsch und rechts ein geflügelter Drache. Nach den Ermittlungen des Heimatforschers, Rektor i. R. Jakob Rausch, sind die Namen Hirsch und Drache als Familiennamen im Mittelalter in Ahrweiler festzustellen. Unter dem Doppelwappen steht der lateinische Spruch:
»Sola miseria caretinvidia«, zu Deutsch »nur das Elend entbehrt des Neides«, oder frei übersetzt »Die Armut ist frei von Neid«. Unter dem Doppelwappen steht die Jahreszahl 1675.
Am Hause Nr. 44 in der Plätzerstraße (jetzt Familie Hörsch) ist im Torbogen des Eingangs ein weiterer interessanter Wappenstein. Er zeigt zwei ineinander geschobene Dreiecke, die das Sinnbild der Heiligen Dreifaltigkeit darstellen. Außerdem sind im Stein die Jahreszahl 1639 und die Buchstaben »MP« und »CM« zu erkennen. In diesem Hause wohnten von 1610 bis 1639 die Münstereifeler Jesuiten, die dann das Haus an das Ehepaar Matthias Pollig und Caterina Mertens abtraten. Daher die Buchstaben im Wappen.
Ein dritter Wappenstein befindet sich am Törchen der Gartenmauer des im Jahre 1581 erbauten »Deutschen Hofes« in der Oberhutstraße. Er trägt die Jahreszahlen 1580 und 1582 und zeigt zwei Weinkannen. Dieses Gebäude ist eine sehr alte Gaststätte des Ahrtals. Es heißt »Deutscher Hof«, weil der Deutsche Ritterorden einst dieses Gebäude besaß. Er zog 1580 nach Mergentheim um. Darum wurde der Hof auch lange »Mergentheimer Hof« genannt. Später, als die Ratshalle vor der St.-Laurentius-Pfarrkirche abgebrochen war, tagten hier nach 1800 die Ahrweiler Ratsherren. So erhielt der »Deutshne Hof« den Namen »Ratskeller«.
Ein weiterer Wappenstein ist am Hause Marktplatz 6, früher Kaufhaus Jarre, heute Hirsch-Apotheke Kleine, zu sehen. Bis zum Abbruch des Hauses Jarre befand sich dieser Stein über dem Hauseingang. Er wurde beim Neubau der Hirsch-Apotheke fachgerecht im westlichen Torbogen eingesetzt und stellt zwei sich gegenüberstehende Wölfe dar, die an die früheren Familien Wolf und Schäfer erinnern. Beide Familien gehörten zu den Ahrweiler Ratsfamilien, die auch mehrfach den Bürgermeister der Stadt stellten, welcher früher am 1. Mai für ein Jahr gewann wurde. Die Straßennamen »Wolfsgasse« und »Wolfsgäßchen« weisen heute noch auf die Bürgermeisterfamilie Wolf hin.
Ein fünfter Wappenstein ist am westlichen Torbogen des 1766 erbauten Hauses Niederhutstraße 73, jetzt Stockert »Haus des Kindes« zu erkennen. Er ist sehr gut in Farbe gehalten und zeigt zwei Arme, welche Stäbe in den Händen tragen. Weiterhin ist dieser Wappenstein mit reichen Ornamenten geschmückt.
Fotos: Kreisbildstelle
Erst im Jahre 1983 wurde ein Wappenstein in Farbe restauriert, der lange Zeit unbeachtet war. Infolge der Ausgrabungen am Silberberg erhielt die Grabungsmannschaft als Arbeitsstätte den Blankartshof in der Ahrhutstraße zugewiesen. Dieser Blankartshof wurde nach der Stadtgründung von Ahrweiler, im Jahre 1256, von dem Ritter von Fischenich erbaut und über 100 Jahre bewohnt. Im 14. Jahrhundert kam der Fischenicher Hof mit Mühle und Zehntscheune durch Heirat an die Familie Blankart und wurde dann »Blankartshof« genannt. Das Wappen der Familie Blankart befindet sich über dem Eingangstor. Auffallend ist im blauen Feld ein silberner Hammer, das Wappenzeichen derer von Blankart. Das Amt für Denkmalpflege hat nun das Blankart’sche Familienwappen als Dank für die Zurverfügungstellung dieses Gebäudes restaurieren lassen.
Letztlich sei noch erwähnt, daß auch das »Alte Rathaus« auf dem Marktplatz im Schlußstein des Bogens an der Westseite das alte Ahrweiler Stadtwappen in Farbe und die Jahreszahl 1566 zeigt, auch ein Beweis für das Alter dieses schönen Bauwerks.