Auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen nicht unbekannt
Schiffswerft Schmidt GmbH, Remagen-Oberwinter
Hermann Comes
Die »Schiffswerft Schmidt GmbH« auf dem Gelände der früheren »Schiffswerft Oberwinter« am südlichen Ortseingang von Rolandseck, direkt unterhalb der Hafeneinfahrt gelegen, lieferte bis heute die stolze Zahl von 209 Wasserfahrzeug-Neubauten ab, davon alleine rund 140 Fahrgastschiffe. Doch tun wir zunächst einen Blick in das Werden dieses mittelständischen Betriebes, der 1927 in Oberkassel vom Firmensenior Wilhelm Schmidt gegründet wurde. Er kam aus dem Binnen- und Seeschiffbau in Boitzenburg an der Elbe. Mit reichem Fachwissen, zum Teil für den Schiffbau am Rhein noch fremd, kam er an den Rhein.
Schiffsbaumeister Georg Schmidt und Schiffsbautechniker Rainer Ritzdorf, vor einer seetüchtigen Yacht bei der Planbesprechung
1977 erwarb die Familie Schmidt das hiesige Werftgelände, ihre Schiffswerft in Oberkassel verkaufte sie im Zuge der Städtesanierung an die Stadt Bonn.
Georg Schmidt, der jetzige Firmenchef, lernte im elterlichen Betrieb in Oberkassel, als Geselle bildete er sich auf der Schiffswerft Mainz-Mombach weiter, am 2. Dezember 1969 legte er bei der Handelskammer Köln die Prüfung als Schiffbaumeister ab. 1971 übernahm er als Geschäftsführer den elterlichen Betrieb.
Voller Stolz weist Georg Schmidt darauf hin, daß die Schmidtsche Werft nach dem Krieg die meisten Fahrgastschiffe für den Rhein und seine Nebenflüsse gebaut hat. Die Auftraggeber kamen unter anderem aus Koblenz, Neuwied, Vallendar, Bonn, Bingen, Mainz, Boppard, Breisach, von Trier, Cochem, Briedern, Traben-Trarbach, doch auch aus Stuttgart, Neckarsteinach, Heidelberg, Frankfurt. Es gingen auch Fahrgastschiffe nach Berlin, Lauenburg/Elbe, an den Niederrhein, nach Holland, Belgien und Frankreich. Sämtliche Schiffe der Rursee-Schiffahrt Schwammenauel wurden von der Schmidt-Werft geplant und konstruiert. Im Auftragskatalog taucht sogar Westafrika auf. Für Nigeria wurden seit 1975 sechs Fahrgastschiffe gebaut. Hierbei galt es bei der Planung besonders zu berücksichtigen, daß diese Schiffe wegen der dort schlechten und oft unbefahrbaren Straßen in den Urwaldgebieten auch Stückgut und Lebensmittel transportieren müssen. Doch die am Rhein für Westafrika geplanten und gebauten Schiffe fanden höchstes Lob der Auftraggeber. Im Gespräch kommt Georg Schmidt dann wieder an den Rhein zurück und weist mit einigem Stolz auf folgende Tatsache hin: »Bei der Personenschiffahrt »Siebengebirge« sind bis heute nur Fahrgastschiffe im Einsatz, die auf unserer Werft konzipiert und gebaut wurden.« So unter anderem die »Wilhelmine«, die »Berlin«, die »Romantica«. Doch auch die »River Lady« und »Moby Dick« wurden hier auf Kiel gelegt. Es sind alles Motor-Salonschiffe, die in den Sommermonaten bei einer Schiffahrt die romantische Landschaft des Mittelrheines erleben lassen, den Ausflüglern auch bei der Moselfahrt ein Bilderbuch landschaftlicher Schönheit aufschlagen.
Überholungsarbeiten an der »Santiago«, auf der Schmidt-Werftgebaut
Die 150-Tonnen-Fähre »Königswinter III« wird zur Reparatur auf Helling genommen
Technik und Natur— die Antriebsschraube und das Segel
Die Schiffswerft Schmidt GmbH ist die letzte Schiffswerft von Rheinland-Pfalz an der nördlichen Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen hin. In ihrer Angebotspalette stehen »Neubau, Umbau, Motorisierung von Binnenschiffen aller Art«. 1977 fing die Werft hier mit einer Belegschaft von 18 Mann an, heute sind es 40, und diese Zahl der Betriebsangehörigen ist seit einigen Jahren konstant. Zur Zeit werden neun Lehrlinge ausgebildet.
Das Gespräch macht deutlich, daß die Werft als mittelständischer Betrieb es bei der augenblicklichen Wirtschaftslage nicht leicht hat. Hierbei weist Georg Schmidt betont darauf hin, daß ein solcher Familienbetrieb ja keine staatlichen Subventionen erhält.
Doch dann schneidet Georg Schmidt mit einem fast verschmitzt wirkenden Lächeln ein ganz anderes, unerwartetes Thema an. Er läßt keinen Zweifel daran, daß in der »Chefschublade« jetzt schon zukunftsorientierte Pläne für Fahrgastschiffe, so etwa auf das Jahr 2000 abgestellt, griffbereit liegen, ja sogar schon im Angebot sind. Er meint: »Schiffahrtstechnische Futurologen würden hierbei ihre helle Freude haben.«
Was Georg Schmidt seinen Mitarbeitern und sich wünscht, das ist eine Auftragslage, die auch zukünftig hin den hier Tätigen den Arbeitsplatz sichert.