Bewahren und erhalten
Zu den Arbeiten und Untersuchungen am Laacher Stiftergrab
P. Dr. Emmanuel v. Severus OSB
Auch bei nur flüchtigem Hinsehen konnte den die Abteikirche Maria Laach besuchenden Touristenströmen nicht entgehen, daß das Stiftergrab im Westchor der Basilika in den letzten Jahren immer mehr und stets größere Schäden aufwies. Diese zeigten sich an der kostbaren, auf einer Steintumba ruhenden Stifterfigur des Pfalzgrafen Heinrich II. von Laach (| 1095) ebenso wie an der Tumba selbst. An der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stifterfigur sind es vor allem Abplatzungen an der Figurenfassung, an der etwas später zu datierenden Tumba ein Abbröckeln der Doppelreihe von kleinen Abts- und Mönchsbildern, mit denen sie verziert ist. Der Wert und Rang des Stiftergrabes ist in mehr als einer Hinsicht kaum abzuschätzen und zu würdigen. Außer zwei Fresken, aus romanischer Zeit, gehört es zu den wenigen Kunstwerken aus der Bauperiode nach der Weihe der Abteikirche im Jahre 1156, die neben dem Ciborium über dem Hauptaltar der Kirche erhalten sind. Die überlebensgroße Stifterfigur gehört darüber hinaus zu den wertvollsten spätromanischen Holzskulpturen in Deutschland überhaupt. Da es sich für die Laacher Klostergemeinde jedoch um das Grabdenkmal ihres Gründers handelt, hat sie für diese neben dem Grab des ersten Abtes, Gilbe rt (1128 – 1152), in der Krypta der Abteikirche auch große geistliche Bedeutung. Es erinnert die Mönche zu allen Zeiten an den Auftrag, der ihrem Leben nach der Botschaft des Evangeliums und der Lebensregel des heiligen Be-nedikt (ca. 480 – ca. 550) seit fast 900 Jahren ihren Sinn gibt;
Gott zu verherrlichen und in der Fürbitte für die Menschen, besonders für jene, mit denen sie auf dem vom Pfalzgrafen gestifteten Grundbesitz in diesem Lande zusammenleben, und in vielen anderen Bereichen des christlichen Dienstes da zu sein. So werden denn auch durch die ganze Geschichte der Abtei seit ihrer Gründung im Jahre 1093 bis in die Gegenwart ununterbrochen Zeugnisse der Pietät aber auch des Bemühens berichtet, das kostbare, nach 1255 geschaffene Stiftergrab der Nachwelt zu erhalten.
Vorzustand des Stifterkopfes: Auf der linken Wange Blasenbildung mit zentralem Altsbruch der Grundier- und Fassungsschicht
Nach der Wiederbesiedlung des 1802 aufgehobenen Klosters durch Mönche aus der Erzabtei Beuron im Jahre 1892 ist es vor allem den unermüdlichen Studien des 1934 verstorbenen Laacher Benediktiners Adalbert Schippers zu verdanken, daß die Geschichte des Stiftergrabes wissenschaftlich untersucht und das Denkmal selbst fortlaufend Maßnahmen zu seiner Erhaltung unterzogen wurde. Die neu aufgetretenen Schäden führten nun nach einem seitens der Abtei im Herbst 1982 gefaßten Beschluß am 10. 2. 1983 zu einer ersten Ortsbesichtigung durch den Landeskonservator Dr. M. Backes mit den Fachbearbeitern des Landesdenkmalamtes Rheinland-Pfalz, bei der für die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Stiftergrab ein genauer Vorgangsplan festgelegt wurde, nachdem seitens der Klosterverwaltung bereits im Januar 1983 eine Horizontalisolierung der Tumba durch einen privaten Restaurator durchgeführt worden war. Das Ergebnis der seit Februar 1983 angestellten Untersuchungen wurde in einer textlichen und fotografischen Dokumentation festgehalten, die in naher Zukunft durch das Landesdenkmalamt veröffentlicht werden wird. Mündlich wurde sie bereits am 14. – 15. 11.1983 der vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz nach Maria Laach eingeladenen »Arbeitsgruppe Restaurierungswerkstätten der Vereinigung der Landesdenkmal-pfleger in der Bundesrepublik Deutschland« vorgetragen. Den bei diesem Treffen vorgeschlagenen Maßnahmen folgend, führte sodann Herr Restaurator E. Oellermann, Heroldsberg/Nürnberg, unter ständiger Mitarbeit eines zweiten Restaurators und des Amtsrestaurators des Mainzer Amtes in der Zeit vom 25. Juni bis 18. Juli 1984 eine erste Konservierung der Stifterfigur durch. Auch über diese Arbeiten und die ihr zugrundeliegenden Befunde wird im einzelnen eine Dokumentation des Landesdenkmalamtes der Öffentlichkeit vorgelegt werden.
Rechts neben der Nase und über dem linken Auge: Schundrisse des Holzkerns mit Fassung überdeckt
Es ist selbstverständlich, daß die sich bietende Gelegenheit, auch den Sarg und die in ihm befindlichen sterblichen Überreste des Pfalzgrafen sowie die dort ebenfalls vorhandenen Textilien und Urkunden einer genauen wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen, genutzt wurde. Ihr erstes Ziel mußte sein, die Richtigkeit der bisher in der Literatur überlieferten Nachrichten über den Laacher Pfalzgrafen und seinen Tod zu überprüfen. Die wichtigste Untersuchung hatte die »Anthropologische Bearbeitung des Skeletts aus dem Stiftergrab des Benediktinerklosters Maria Laach (vermutliche Gebeine des Pfalzgrafen Heinrich II.)« durch das Institut für Anthropologie der Joh.-Gutenberg-Universität Mainz zum Ziel. Sie wurde von Frau U. Wittmer-Backofen im Frühsommer 1984 durchgeführt und wird gleichfalls in der geplanten Dokumentation des Landesdenkmälamtes veröffentlicht werden. So viel kann jedoch schon hier mitgeteilt werden: Das Skelett aus dem Stiftergrab in Maria Laach gehört einem 62- bis 67jährigen Mann an. Der Vergleich mit den bekannten Lebensdaten des Pfalzgrafen Heinrich II. ergibt eine weitgehende Übereinstimmung. Es gibt kein Merkmal, das der Identität des untersuchten Skeletts als dem des Pfalzgrafen widersprechen würde.
Die Gebeine des Stifters werden in Laach 1985 würdig gefaßt und im gut erhaltenen spätbarocken Holzsarg nach Konservierung der Tumba dort wieder beigesetzt werden.
Die Angaben dieses Beitrags verdankt der Verfasser seiner häufigen Anwesenheit bei den Arbeiten, den Gesprächen und der Dokumentation der Konservierungsarbeiten. Dem Lan-desdenkmalamt sei herzlich für die freundlich zur Verfügung gestellten Lichtbilder gedankt. Das Heimatjahrbuch wird auch diese Berichter-Stattung fortsetzen.