Die katholische Pfarrei Adenau im Jahre 1822
Die katholische Pfarrei Adenau im Jahre 1822
Dr. Martin Persch
Am 16. Juli 1821 erhielt die Diözese Trier durch die Bulle »De salute animarum« ihre bis heute gültige Umschreibung. Die ehedem kölnische Pfarrei Adenau war nun trierisch geworden. Am 22. Dezember 1821 hatte der mit der Verwaltung des neuumschriebenen Bistums betraute Generalvikar Anton Cordel einen »Nachweis über den Zustand der Kantonalpfarrei Adenau“ verlangt und am 15. Februar 1822 von Pfarrer Dr. Karl Joseph Hubert Maybaum erhalten. Wie sah es danach in unserer Pfarrei vor 170 Jahren aus?
Pfarrer Maybaum berichtete eingangs über sich selbst. Er war am 3. Oktober 1773 in Münsterei-fel geboren, hatte das dortige Gymnasium besucht und anschließend je drei Jahre in Köln und Düsseldorf Philosophie und katholische Theologie studiert. Im Jahre 1793 promovierte erzürn Doktor der Philosophie und war dann als Gymnasiallehrer in Düsseldorf und Köln, sodann als Professor am Gymnasium seiner Vaterstadt tätig. Im November 1796 wurde er vom Osnabrücker Weihbischof Karl Klemens v. Gruben auf den Titel des Benefiziums zu Pitscheid und Meistert zum Priester geweiht und war dann weiterhin in Münstereifel als Lehrer tätig, ehe er im Jahre 1804 die Stelle eines Pfarrers in Barweiler erhielt. Von dort wechselte er zum Schuljahresbeginn (Ostern) 1812 auf die Stelle eines Gymnasialdirektors nach Boppard über, ehe er am 30. Oktober 1814 sein Amt als Pfarrer in Adenau antrat. Auf die Frage „Ist er mit seiner gegenwärtigen Station zufrieden?«, antwortete Maybaum: »Ja, er ist zufrieden, und wünscht sich bisher keine andere Station.«
Zwei Kapläne standen dem Pfarrer zur Seite. Zum einen Johann Bernhard Stephany, ein fünf-undzwanigjähriger gebürtiger Dreeser, der auf dem Gymnasium in Münstereifel ein Jahr verbracht hatte, dann privatim durch den Hersch-bacher Pfarrer Paul Schmitz über drei Jahre hinweg humanistischen Unterricht erhielt, sodann in Köln drei Jahre Philosophie und Theologie studierte und auch dort am 8. September 1820 die Priesterweihe empfing. Der Pfarrer war mit seinem ersten Kaplan zufrieden: er habe „hinreichende wissenschaftliche Bildung und verdient wegen seiner Sittlichkeit und seinem Diensteifer empfohlen zu werden zur Beförderung.« Tatsächlich wurde Stephany gut zwei Jahre später zum Pfarrer von Franken ernannt und amtierte seit dem Jahre 1834 als Pfarrer von Oberehe, wo er 1853 starb.
Der zweite Kaplan war der sechsundzwanzig-jährige Johann Balthasar Mertens, gebürtig in Müsch. Auch er war Schüler in Münstereifel gewesen, allerdings viereinhalb Jahre lang, und hatte dann drei Jahre Philosophie und Theologie in Köln studiert. Erwaram 23. Mai 1821 dort zum Priester geweihtworden.Adenau war ebenfalls seine erste Kaplanstelle. Auch über ihn urteilte sein Prinzipal in günstiger Weise: Mertens „sucht durch fleißiges Studieren seine theologischen Kenntnisse zu erweitern und zeichnet sich durch Sittlichkeit und Diensteifer rühmlichst aus.« Der Kaplan hat das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt: zwei Jahre später wurde er Pfarrer in Schuld, dann in Mas-burg, amtierte ab 1833 als Pfarrer von Mayen und bekleidete ab dem Jahre 1842 die bedeutende Pfarrstelle in Ahrweiler. Zwanzig Jahre später wurde er sogar zum Trierer Ehrendomherren ernannt; das entspricht der heutigen Würde eines nichtresidierendenDomkapitulars. Im Jahre 1869 ist Mertens dann als Pfarrer von Ahrweiler gestorben.
Noch ein vierter Priester war in der ausgedehnten Pfarrei wohnhaft. In Kottenborn verbrachte nämlich der Vikar Jakob Wirz seinen Ruhestand. Überden ehemaligen Franziskaner-Guar-dian des Klosters Kalvarienberg in Ahrweiler urteilte der Pfarrer: Wirz »stand überall als ein gelehrter und tugendhafter Priester in großem Ansehen; aber jetzt als fünfundachtzigjähriger Greis wegen Abnahme der Geisteskräften wenig mehr zu brauchen. Er ist pensioniert, und genießt eine Pension von 600 Francs.“ Wirz starb im Jahr 1828; der Sterbeeintrag bezeichnet ihn als Vater der Armen, unermüdlichen Arbeiter im Weinberg des Herrn und, gemäß den Worten der Bibel, als wahren Israelit, an dem kein Falsch gefunden wurde.
Zur Größe der Pfarrei berichtet unsere Quelle, neben der »Kreisstadt Adenau« umfasse sie acht Dörfer (Breitscheid, Herschbroich, Quid-delbach, Wimbach, Cottenborn, Honnerath, Leimbach und Gilgenbach), den »isoliert liegenden« Hof Adorf sowie die »Birmerichermühle« und die »Ecksmühle«. Die ganze Pfarrei zählte 519 Häuser, 406 »ganze Ehen«, 63 Witwer, 129 Witwen, 1 751 Kommunikanten, insgesamt 2719 Seelen, worunter sich auch die 13 evangelischen Mitchristen in Adenau befänden. Im einzelnen zählt der Pfarrer auf: Adenau mit Honerath und der Exmühle: 247 Häuser, 202 Ehen, 37 Witwer. 51 Witwen, 857 Kommunikanten und insgesamt 1 375 Seelen. Breidscheid:
31 Häuser, 28 Ehen, 3 Witwer, 8 Witwen, 99 Kommunikanten, 167 Seelen; Kottenborn: 25 Häuser, 15 Ehen, 2 Witwer, 4 Witwen, 71 Kommunikanten, 107 Seelen; Gilgenbach mitAdor-ferhof: 34 Häuser, 19 Ehen, 3 Witwer, 13 Witwen, 108 Kommunikanten, 158 Seelen; Leimbach mit »Birmerichermühle«: 47 Häuser, 32 Ehen, 4 Witwer, 11 Witwen, 132 Kommunikanten, 207 Seelen; Herschbroich: 46 Häuser, 37 Ehen, 2 Witwer, 16 Witwen, 172 Kommunikanten, 225 Seelen: Quiddelbach: 55 Häuser, 41 Ehen, 4 Witwer, 13 Witwen, 175 Kommunikanten, 260 Seelen; Wimbach: 44 Häuser, 32 Ehen, 8 Witwer, 13 Witwen, 136 Kommunikanten, 220 Seelen. Es ist nicht ohne Interesse festzuhalten, wis sich die Bevölkerungszahlen in 170 Jahren verändert haben: die Zahl der Einwohner vonAdenau (mit Honerath und Breidscheid) hat sich verdoppelt, die Zahl der Einwohner von Wimbach nahm um 80 % zu, Kottenborn und Herschbroich haben einen Zuwachs von über 35 bzw. 30 % zu verzeichnen, Leimbach mit Gilgenbach und dem Adorferhof haben heute immerhin noch 15 % Einwohner mehr, und nur Quiddelbach ist praktisch unverändert auf dem Stand des Jahres 1822 geblieben.
In der »sehr alten« Pfarrei Adenau, berichtete Maybaum weiter, »war in alten Zeiten ein Priorat des Maltheserordens, in welchem mehrere Geistliche dieses Ordens beisammenwohnten, die excurrendo mehrere Pfarreien der Gegend versahen.« Pfarrer vonAdenau sei der jeweilige »Kommenthur« des Malteserordens in Trier gewesen. Der habe jeweils einen Pleban (Leut-priester) ernannt. Der Komtur spielte also gleichsam nur die »Rolle« eines Pfarrers, er war nichtresidierender Pfründeninhaber, während dem Pleban die Pfarrei mitsamt der Seelsorge übertragen war. Die Leute, so Maybaum weiter, seien mit ihrem »gegenwärtigen Pfarrverban-de« zufrieden; aber »zur Erleichterung des Pfarrers von Adenau sowohl als auch zur Beförderung des geistlichen Wohls der Einwohner wäre zu wünschen, daß die entferntesten Dörfer Cottenborn mit Barweiler und Quiddelbach mit Nür-burg vereinigt, oder besser, daß Quiddelbach zu einer Pfarrerhoben, und Nürburg und Herschbroich damit vereinigt würden. «Wir wissen, daß die Bischöfliche Behörde solchen Vorschlägen, die sich in späteren Jahren immer wieder zu recht konkreten Plänen verdichtet haben, recht reserviert gegenübergestanden hat und nie nähergetreten ist: Quiddelbach wartet bis heute auf seine Erhebung zur Pfarrei!
Die Pfarrkirche war 1822 nach Ansicht des Pfarrers in gutem Zustand. Sie müsse innen allerdings geweißt werden, was im folgenden Sommer geschehen solle. Sie faßte 2 000 bis 2 500 Menschen, war also mehr als groß genug für alle Pfarrangehörigen, soweit sie praktizierten. Denn aus anderen Quellen wissen wir, daß sonntags in der Frühe drei hl. Messen stattfanden. Hinzu kommt, daß man eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Pfarrgenossen zählte, die ihrer Sonntagspflicht in Adenau nicht Genüge leisten konnten. Wir nennen hier die Alten, Kranken, die Kleinkinder, diejenigen, die das Vieh zu versorgen hatten, die reisenden Händler und andere, die rechtmäßig entschuldigt waren.
Die Adenauer Pfarrkirche war im Besitz einer Orgel, gehörte also zu den zwanzig Kirchen im Gebiet des heutigen Kreises Ahrweiler. die sich eines solchen Instrumentes erfreuen durften. Allerdings mangelte es an einer Empore, so daß die Akustik nicht überragend gewesen sein dürfte.
Adenau um 1830 (Lithographie bei Henry, Bonn)
Das Kirchenvermögen bestand aus einem Wald, »der aber nicht sehr ergiebig ist“, mehreren Wiesen und Feldern sowie aus Kapitalien. Im Jahre zählte man 225 gestiftete Messen: die entsprechenden zusätzlichen Gebühren sind eine gewiß nicht unwillkommene Zugabe zum Gehalt von Pfarrer, Kaplänen, Küster und Organist gewesen. Hinzu kam z.B. für den Küster »beym Taufen ein freiwilliges Geschenk von den Taufpathen nach Verhältniß ihres Vermögensund ihres guten Willens«. Den Kirchenvorstand bildeten die »vermögenden, rechtlichen, religiös gesinnten und geachteten“ Gemeindemitglieder Stephan Weber, Anton Koll sen. (der zugleich Kirchenrechner war), Anno Helfen, Jakob Zimmer und Gerhard Franck. Mit seinem Kirchenrechner war der Pfarrer nicht in allen Stücken zufrieden. »Sein Vermögen ist das eines mittelmäßigen Bürgers, die Geschäftsführung kennt er, aber im Rechnungswesen ist er weniger bewandert. Übrigens besorgt er sein Amt gut.« Der Grund für diese Unzufriedenheit lag darin, daß die Rechnungen der Bischöflichen Behörde wohl vorgelegt worden seien, »aber aus Mangel der Form haben sie nicht angenommen werden können: liegen aber nun zumAbschluße fertig.«
Die Adenauer Kirche besaß eine eigene Sakristei, die »zwar nicht mit prachtvollen und überflüssigen“ Paramenten ausgestattet sei, aber es gehe »doch zur Nothdurft.«
Jedes der zur Pfarrei gehörigen Dörfer mit Ausnahme von Honerath besaß eine Kapelle. Zu monieren sei allerdings, »daß viele Kapitalien durch Armuth der Debitoren und aus Mangel gesetzlicher Hypotheken verlohren gehen. Seit zwanzig Jahren sind keine Rechnungen mehr gestellt worden.« Zum baulichen Zustand bemerkte Pfarrer Maybaum: »Übrigens befinden sich diese Kapellen meistens noch in gutem Zustande, und sind nothdürftig mit Paramenten, Vasen (d.h. hl. Gefäßen, wie Kelch, Patene, Ölgefäße) etc. versehen. Jede fasst ungefähr 200 bis 400 Seelen.« Das Jahr hindurch wurden in diesen Kapellen häufiger Gottesdienste gehalten, »um den Bewohnern dieser Filialen Gelegenheit zu verschaffen, Messe zu hören, und den Alten und Schwachen Gelegenheit, die heiligen Sakramente zu empfangen.« Keine dieser Kapellen, auch nicht die kleine in Adenau, »der schmerzhaften Mutter Maria gewidmet«, besaß eine Orgel.
Die Adenauer Pfarrkirche vor 1900
Zum Pfarrhaus berichtete Maybaum: »Das Pfarrhaus ist dauerhaft in Stein gebaut, aber für die gegenwärtigen Verhältnisse viel zu klein. Daher müssen die beiden Herren Kapläne in Bürgerhäusern wohnen, wodurch der Pfarrer außer Stand gesetzt ist, sie unter gehörigerAufsicht zu halten. Das Pfarrhaus besteht im unteren Stock aus 3 kleinen Zimmern, einer Küche, einer kleinen Spende (d.h. Spind); im oberen Stock aus 3 Zimmern, 2 äußerst kleinen Kämmerchen und einem Fleischbehälter.
Nebst dem hat das Pfarrhaus 2 gut conditionirte Speicher unter einem italiänischem Dache, und einen gewölbten Keller. Es hat keinen eigen-thümlichen Hofraum, sondern benützt gemeinschaftlich den Hof der ehemaligen Maltheser Kellnerei (jetzt einem Domainengebäude), an die es anstößt, der aber nicht geschlossen ist. Zwischen dem Pfarrhause und der gesagten Kellnerei steht ein kleiner Stall, welcher erst 1813 erbaut worden ist. Gegen dem Pfarrhause über liegt der eigentliche Pfarrgarten, kaum 1/8 Morgen groß. Dies war das einzige Grundstück, welches die Maltheser-Kellnerei dem hiesigen Pfarrer gelassen hat. Alles übrige hatte sie an sich gerissen. Aber die Gnade Sr. Majestät des Königs verdankt die Pfarrei jetzt seit 2 Jahren den größeren Theil des Kellnereigartens, den der zeitliche Pfarrer von Adenau nachgesucht und erhalten hat. Er ist vom Pfarrhause 70 bis 80 Schritte entfernt, und 92 Quadratruthen groß, und reicht hin, die nöthigen Gemüse darauf zu ziehen.«
Der Küster Anno Hellenthal, berichtete Pfarrer Maybaum weiter, war unverheiratet und wohnte in Ermangelung eines eigenen Küsterhauses bei seinen Eltern. In anderen Pfarreien übten die Schullehrer häufig das Küsteramt gleichsam im Nebenberuf aus. Nicht so in Adenau: denn »der Küsterdienst in einer so ausgedehnten Pfarrei erfordert allein seinen Mann.“ Über den Küster urteilte der Pastor: „Der Küster ist seinem Amte vollkommen gewachsen: hat einen guten Ruf, und volles Zutrauen in der Pfarrei: verdient aber öftere Zurechtweisung wegen Nachlässigkeit und Mangel an Besonnenheit und Achtsamkeit.«
Lehrer hatte Adenau vor 170 Jahren zwei. Der Lehrer der Mädchen, Johann Doetsch, war ein verheirateter Mann und Vater von fünf Kindern. Er sollte fast vierzig Jahre in Adenau amtieren:
noch 1858 treffen wir ihn, inzwischen zweiund-siebzigjährig, in Adenau als Lehrer an. Der Knabenlehrer J. Ph. Dietzler war »noch losledig«. Über die beiden Lehrer urteilte der Pfarrer: »Die wissenschaftliche Bildung beider Schullehrer läßt nichts zu wünschen übrig; beide sind auch moralisch gute Männer. Doetsch genießt volles Vertrauen; nicht so Dietzler, der noch kein Jahr hier ist, weil ihm religiöser Sinn zu mangeln scheint. Beide sind katholisch.« Aus anderen Quellen wissen wir, daß der gebürtige Adenauer Doetsch im Jahre 1808 die Normalschule in Koblenz besucht hatte und so zu seiner beruflichen Qualifikation kam. Über die »wissenschaftliche Bildung« Dietzlers ist dagegen nichts bekannt. Möglicherweise hat er sich, wie viele seiner Kollegen, mit Hilfe anderer Schullehrer praktisch auf sein Amt vorbereitet und war dann nach einer Prüfung vor dem Pfarrer (in dessen Eigenschaft als Lokalschulinspektor) zum Unterricht zugelassen worden. An fixem Gehalt bezogen die Lehrer jährlich jeweils 650 Francs.
Hier muß man den Vergleich zum Gehalt des Pfarrers selbst ziehen. Adenau gehörte zu den neun Pfarreien erster Klasse in der Diözese Trier, die insgesamt 639 Seelsorgsstellen zählte, stand also auf einer Stufe mit Andernach, Koblenz – St. Kastor und Koblenz – Liebfrauen. Bad Kreuznach – St. Nikolaus, Saarbrücken – St. Jakob, Simmern, Trier – St. Gangolf und Ober-wesel. Die Pfarrer dieser Pfarreien waren gehaltsmäßig am höchsten eingruppiert. Pfarrer Maybaum gehörte kraft seinesAmtes als Pastor von Adenau tatsächlich zu den »reichen« Geistlichen der Diözese Trier. Erbezog im Jahr 1 500 Francs an Staatsgehalt. Dazu kamen noch jährlich 100 Francs aus der Kirchenfabrik und aus den Messen auf den Filialen alljährlich 53 Francs. Zusätzlich erlöste er 450 bis 500 Francs im Jahr durch die Stolgebühren, d.h. die Gebühren, die die Gläubigen bei Taufen, Heiraten. Beerdigungen, bei der Aussegnung der Wöchnerinnen, bei Dimissorien, Exequien und beim Jahrgebet zahlten, l nsgesamt verfügte der Ade-nauer Pfarrer über ein Einkommen, das knapp die Hälfte dessen betrug, was der Trierer Dom-dechant bezog. Die Lehrer verdienten dagegen nur ein Dritteidessen, was der Pfarrer einstrich; gegen ihn waren sie tatsächlich arme Schlucker.
Verschärfend kam in Adenau nämlich hinzu, daß die Lehrer von den Schülern kein zusätzliches Schulgeld erhielten, wie dies in anderen Orten häufig der Fall war. Dies hätte sich aber in Adenau durchaus gelohnt, denn über die Zahl der Schüler erfahren wir: »Die Zahl der schulpflichtigen Knaben bis 13 Jahre inclusive ist 178, der Mädchen 187 – Summa 365.« Diese Schüler wurden übrigens in einem Schulhaus unterichtet, das »in sehr schlechtem, baufälligen Zustand« war. Nicht ohne Befriedigung notierte aber der Pfarrer, daß die königliche Regierung den Plan zur Errichtung eines neuen Schulhauses genehmigt habe. Doch haben sich die schulischen Verhältnisse so rasch nicht positiv erledigt: noch 1830 hören wir aus einer anderen Quelle, daß sich das Schulgebäude weiterhin in schlimmem Zustande befinde, und erst anläßlich der Bischöflichen Visitation des Jahres 1845 erfahren wir, daß der bauliche Zustand der Schule gut sei.
Eine abschließende Frage unseres »Nachweises« betraf diejenigen jungen Leute aus der Pfarrei, die sich auf den geistlichen Stand vorbereiteten. Pfarrer Maybaum nannte namentlich vier solcher Kandidaten. Von ihnen sind drei Priester des Bistums Trier geworden: Johann Wilhelm Unschuld, der später als Pfarrer in Neuwied und Urmitz amtierte; Johann Stephan Weber, der ab dem Jahre 1829 zwanzig Jahre lang Pfarrer in Üxheim war: schließlich der gebürtige Quiddelbacher Johann Anton Josef Hansen. der als Seelsorger in Trier, Lisdorf und Ottweiler sowie als Mitglied der preußischen Nationalversammlung in den Folgejahren eine der markantesten Priestergestalten des Bistums Trier sein sollte.
Damit sind wir am Ende der Beschreibung der Pfarrei Adenau aus dem Jahre 1822 angelegt. Es bleibt zu ergänzen, daß Pfarrer Maybaum seine geistliche Karriere bald fortsetzte; im Jahre 1825 wurde er zum Domkapitular und Geistlichen Rat in Köln ernannt und amtierte auch als Synodal-Examinator. Er sorgte noch dafür, daß sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Franz Xaver Alois Maybaum, ehemals Gymnasialprofessor in Boppard und Pfarrer des Moselortes Ediger. die Adenauer Stelle zugesprochen bekam, und zog dann nach Köln. wo er 1833 starb.
Sein Bruder überlebte ihn gerade um zwei Jahre und starb am 22. April 1835 als Pastor von Adenau. Wie u.a. die Visitationsakten des Jahres 1830 bezeugen, haben die Gebrüder Maybaum die Pfarrei Adenau klug verwaltet und nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß der Name Adenau in kirchlichen Kreisen weiterhin einen guten Namen behielt, d.h., daß Adenau immer wieder erstklassige Priester als Pfarrherren bekam. Johann Baptist Meyer, Hubert Piesbach, Johann Hippolyt Parsch, Ferdinand Meurin, Jakob Lehnen, Johann Weyrauch, Josef Caster, Anton Hammes, Johann Lauxen und Alois Breidt waren und sind für das Bistum Trier wie für die Pfarrei Namen von außergewöhnlichem Klang.
Quellen und Literatur