Die Herren von Kempenich – Vor 900 Jahren erste Erwähnung
Die Herren von Kempenich
Vor 900 Jahren erste Erwähnung
Manfred Becker
Die erste Erwähnung von Kempenich fällt in das Jahr 1093. In diesem Jahr stiftete der lothringische Pfalzgraf Heinrich II.aus dem Hause Luxemburg, zusammen mit seiner Gemahlin Adelheid von Orlamünde, das Kloster Laach.
Der Grundstein der Stiftskirche wurde in diesem Jahr gelegt. Als Zeuge wird in der Stiftungsurkunde ein Richwinus de Kempenich genannt. Vor ihm erscheint der Name des Meffried von Wied, welcher ein Bruder des Richwinus war.
Kempenich um die Jahrhundertwende.
Kempenich war – genau wie Olbrück – ein Bestandteil der Herrschaft Wied.
Außerdem stellte im Jahr 1103 Erzbischof Bruno von Trier eine Urkunde für das Kollegialstift zu Münstermaifeld aus. In dieser Urkunde kommen die Zeugen „Comes Mefrith et frater ejus Richwin“ vor.
Pfalzgraf Heinrich der II. starb bereits im Oktober 1095. Heinrichs Stiefsohn, Pfalzgraf Siegfried, erneuerte im Jahr 1112 den Gründungswillen Heinrichs und seiner Mutter Adelheid und unterstellte die Laacher Mönchsgemeinde als Propstei der Abtei Afflingem in Brabant. Auch in dieser sogenannten „echten Laacher Urkunde“ werden „Maffridus Comes et frater ejus Ricquinus“ als Zeugen genannt.
In den „Kölnischen Aufzeichnungen“ des Erzbischof Arnold, aus dem Jahre 1143, wird Richwi-nus von Kempenich erwähnt. Er macht hier eine Schenkung an das Kloster Rolandswerth. Es kann nicht mehr festgestellt werden, ob der gleiche Richwin gemeint ist, oder ob es sich schon um einen Sohn des 1. Richwin handelt. Der Edelherr Sigenus oder Siegfried von Kempenich, hat im Jahre 1152 Töchter als Nonnen im Kloster St. Marien in Andernach.
Durch Einheirat kam die Burg Kempenich in der Mitte des 12. Jahrhunderts an Reynold von Isenburg, der sie dem Erzbischof von Köln, Philipp von Heinsberg, (1167-1191) verkaufte, aber als kölnisches Lehen weiter besaß. Reynold hatte einen Sohn namens Salentin, der sich einmal „von Kempenich“ ein andermal „von Isenburg“ nennt. Dieser Salentin soll auf einem Kreuzzug ums Leben gekommen sein. Die Sage vom „Kreuzännchen“ führt uns in diese Zeit. In einer Urkunde des Kaiser Friedrich l. aus dem Jahre 1158 werden Theoderich (Dietrich) und Florentinus von Kempenich genannt. Auch waren beide Herren zugegen, als im Jahre 1166 Gräfin Hildegunde von Are das Kloster Mora stiftete und der Kölner Erzbischof Reinold die Stiftung bestätigte. Beide unterzeichneten die Stiftungsurkunde, zusammen mit anderen Zeugen.
Als Kaiser Friedrich der l. im Jahre 1173 die Besitzungen, Rechte und Freiheiten des Klosters Siegburg bestätigte, werden wieder die Herren „Tidericus et Florentius de Kempene“ unter den Zeugen genannt.
Der Kölner Erzbischof Philipp tritt dem Kloster Vilich in einer Urkunde aus dem Jahre 1183 von Besitzungen den Zehnten und den Wildbann ab. Auch hier wird Florentius de Kempenich benannt. Auch erscheint er in einer Urkunde des Jahres 1187, in welcher Erzbischof Philipp von Heinsberg die Stiftung des Klosters Gräfrath bescheinigt.
Nicht unerwähnt bleiben darf das Jahr 1147. Damals soll laut mündlicher Überlieferung der Mönch Bernhard von Clairveaux auf dem Burgberg die Ritter. Knappen. Bürger und Bauern der Eifel zum 2. Kreuzzug aufgefordert haben. Diedrich von Kempenich, welcher im 12. Jahrhundert erwähnt wird, hatte drei Söhne: Salentin, Rosemann und Diedrich. Seine Gemahlin war Hedwig, eine Schwester der Lukardis, der Gemahlin des Grafen Friedrich von Virneburg. Salentin von Kempenich wird in einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Diedrich von Wied genannt, die dieser für die Abtei Laach im Jahre 1213 ausstellte.
Roselmanus de Kempenich erscheint In einer Schenkungsurkunde des Jahres 1235 unter den Zeugen. Diedrich der Jüngere, Salentins Sohn und sein Onkel Rosemann verbürgten sich für ihren Verwandten, den Grafen Hermann von Virneburg, in dem Vertrage, welchen Hermann im Jahre 1232 mit Heinrich, Herrn von Isenburg, wegen des Schlosses Schaumburg abschloß, Rosemann warwohl derbekannteste und mächtigste der Herren von Kempenich. Er war der Schwiegersohn des Gerlach von Büdingen in Hessen, eines einflußreichen Mannes seiner Zeit. Gerlach von Büdingen hatte drei Töchter, Eine war mit Albert von Trimberg vermählt: eine mit Konrad von Hohenlohe, welcher Kanzler des Kaisers Friedrich II. war. Rosemann kommt häufig als Zeuge in Urkunden des Gerlach von Büdingen vor, zusammen mit seinen Schwägern und zwar in den Jahren 1235, 1247 und 1255.
Diedrich hatte einen Sohn mit Namen Gerhard. Am 12. April 1277 trug Gerhard von Kempenich seine Burg mit allem Zubehör, welches bisher sein freies Eigentum gewesen war, mit Genehmigung seiner Ehefrau Beatrix, dem Trierischen Erzbischof Heinrich von Vinstingen zu Lehen auf. Graf Wilhelm von Manderscheid hing sein Siegel an diese Urkunde. Gerhard hatte zwei Söhne, einer der Söhne hieß Diedrich. Der Name des 2. Sohnes ist uns nicht überliefert. Man weiß nur von diesem, daß er einen Sohn Gerhard hatte, dem wir in der Kempenicher Fehde begegnen.
1329 wurde nach dem Tode von Diedrich von Kempenich dessen Neffe Gerhard mit der Hälfte des Schlosses Kempenich von dem Trierer Erzbischof und Kurfürsten Balduin von Luxemburg belehnt. Die zweite Hälfte des Schlosses besaßen die Gebrüder Simon und Diedrich von Kempenich, die die Söhne des Diedrich waren. also die Vettern des Gerhard.
Im Jahre 1330 machte sich Simon von Kempenich zum alleinigen Besitzer der Burg. Eine blutige Fehde war die Folge. Gerhard rief seine Freunde zur Hilfe; dies waren unter anderen:
Gerhard von Landskron, Johann von Rheineck, Diedrich von Schönberg und Georg von Eich, Herr auf Burg Olbrück. Die Verbindung, die Gerhard von Kempenich schuf, nannte sich „Die mit den rothen Aermeln“. Am 26. Februar 1331 verbanden sich die Vorgenannten mit dem Trierer Erzbischof und versprachen dem Gerhard von Kempenich, ihm mit sechzig wohlgerüsteten Mannen, auf ihre Kosten und Verluste, zu dienen und ihm das Schloß Kempenich zu gewinnen.
Die Gebrüder Simon und Diedrich hatten ebenfalls Helfer. So wird unter diesen Graf Johann von EItz genannt. Diese Verbindung nannte sich „Die mit den weißen Aermeln“.
Die umliegenden Dörfer wurden von beiden Parteien ausgeraubt. Dergefürchtetste Räuber in dieser schlimmen Fehde war Diedrich von Kempenich. der alles raubte und anschließend die Dörfer der Umgebung niederbrannte. Im Volksmund wurde er daher „Der Senger“ genannt. Er wurde bald gefangen genommen und auf Burg Landskron in den Kerker geworfen. Simon von Kempenich besetzte die Kirche, um so Druck auf seine Gegner ausüben zu können. Gerhard von Landskron entsetzte die Kirche:
sie brannte fast völlig nieder. Sowohl Gerhard von Landskron als auch Simon von Kempenich wurden ob ihres ehrlosen Verhaltens von Erzbischof Balduin exkommuniziert.
Am 11. Juni 1331 kam dann endlich ein Vergleich zustande, und zwar der Frieden von Lahnstein. Durch Vermittlung des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg sowie dem Kölnischen Erzbischof Heinrich dem II. von Virneburg, wurde das Ende der unglückseligen Fehde erreicht. Erzbischof Balduin – der kleine. streitbare Kurfürst – befahl seinem Official, Gerhard von Landskron und Simon von Kempenich von der Exkommunikation zu absolvieren.
Gerhard von Kempenich hinterließ wahrscheinlich keine Kinder, denn nach seinem Tode wurde Simon, der älteste Sohn Simons, im Jahre 1345 von dem Trierer Erzbischof Balduin mit „Der ganzen Burg und Veste Kempenich“ und allem Zubehör belehnt. In einem besonderen Reverse verpflichtete sich Simon von Kempen-ich für sich und seine Nachkommen, daß das Lehen immer ungeteilt bleiben solle. Bruder Johann genehmigte die Bedingungen in einer besonderen Urkunde.
Simon hinterließ vier Söhne, Simon, Diedrich, Johann und Heinrich, und eine Tochter Irmgard, welche die Gattin Emmerichs von Waldeck wurde.
Die vier Söhne gaben im Jahre 1367 der Abtei Laach eine jährliche Rente von zwei Maltern Korn, zum Seelenheile ihres Vaters Simon sowie ihrer Mutter Hedwig. Diedrich kommt nach dem Jahre 1367 und Heinrich nach dem Jahre 1378 nicht mehr in Urkunden vor.
Simon und Johann besaßen Burg, Festung und Herrschaft gemeinsam. Nur einige Güter und Renten hatten sie geteilt. Simon und Johann erscheinen noch in mehreren Urkunden in der Zeit von 1389 bis 1414. Im Jahre 1420 erscheint Johann von Kempenich allein. Dies läßt vermuten, daß sein Bruder Simon damals bereits ohne Leibeserben gestorben war. Johann hatte aus seiner Ehe mit Gertrud von Hugelhoven nur eine Tochter Hedwig. Diese wurde die Gemahlin des Peter von Schöneck. Mit Johann von Kempenich sind die Herren von Kempenich im Jahre 1424 im Mannesstamm ausgestorben. Erzbischof Raban von Helmstadt belehnte im Jahre 1434 den Schwiegersohn des Johann von Kempenich, Peter von Schöneck, Herr zu Olbrück, mit Burg und Herrschaft Kempenich. Doch Erzbischof Raban kam bald in große Not und verpfändete noch im gleichen Jahrfür 5.000 Gulden alles dem Grafen Ruprecht von Virneburg.
Am 27. Februar 1480 endete die „Virneburger Zeit“ auf Burg Kempenich. Verschiedene Besitzer hatten Burg und Herrschaft Kempenich in der Folgezeit. Weniges ist uns überliefert in der Zeit von 1424, dem Tode Johanns, bis zum Jahre 1581. Im Jahre 1581 löst Arrton von EItz, ein Neffe des Trierischen Erzbischofs Jakob des III. von EItz, die Pfandschaft Kempenich für sich ein. Anton von EItz mußte sich verpflichten, außer den zu zahlenden 8.000 Gulden noch 4.000 Gulden an der Burg Kempenich zu verbauen. Mit der Eltzer Zeit, der Epoche von 1581 bis 1777, beginnt wohl die ärmste Zeit in der Herrschaft Kempenich. Durch die Kriegswirren jener Zeit und die hierdurch bedingten Räubereien und Brände sowie der Kontributionen wurde das Kempenicher Ländchen eines der ärmsten im linksrheinischen Bereich.
Als mit Hans Jacob, dem Sohne Antons, die älteste Linie derer zu EItz vom goldenen Löwen ausstarb, kam Kempenich an Johann Jakob Schenk von Schmittburg. Seine Tochter, Maria Antoinetta Juliana, brachte Kempenich 1663 ihrem Gatten, Hans Jacob zu Ettz zu, der die Linie zu Eltz-Kempenich begründete. Hans Jacob zu Eltz-Kempenich ließ die Ölmühle vor Weibern erneuern und erbaute in seinem Todesjahr 1721 den Hof Calenhausen neu auf.
Kempenich heute
1725 wird Karl Anton Ernst von und zu Eltz-Kempenich als Pfandherr in Kempenich und Schmittburg genannt. Anselm Casimir Franz von Eltz-Kempenich wird 1738 erwähnt. 1728 ist Hugo Franz Carl von Eltz-Kempenich Kanonikus zu Mainz und Trier und Domprobst zu Mainz.
Aus der Linie Eltz-Kempenich entstammte auch Philipp Carl, welcher in Kempenich geboren und 1743 als Kurfürst und Erzbischof von Mainz verstarb. Sein Bruder, Karl Anton Ernst, wurde 1734 mit seinen Brüdern in den Reichsgrafenstand erhoben.
Im Jahre 1769 wurden zwei neue Flügel auf Burg Kempenich für 1.016 Reichstaler erbaut. Die Trierer Hofkammer kündigte im Jahre 1776 die Pfandschaft. Kempenich wurde Mittelpunkt eines kurtrierischen Amtes, das jedoch von Mayen aus verwaltet wurde. Der letzte Kurfürst von Trier, Erzbischof Clemens Wenzeslaus, zog Kempenich im Jahre 1777 endgültig ein.