Der Franzosengraben
Der Franzosengraben
Johannes Fr. Luxem
In der Stuff
In alten Geschichten hört man zuweilen von Menschen, die Erzählungen oder Gerüchten Glauben schenken, weil sie von einem vergrabenen Schatz, einem versteckten Kasten voller Goldtaler, Geschmeiden, von Silberketten und Edelstein berichten. Der Gedanke setzt sich in ihren Köpfen fest, die Vorstellungen werden schrittchenweise phantastischer, der Grad der Begierde steigert sich bis zur Manie, einer Besessenheit. Im Laufe der Zeit wird sie Antrieb für Pläneschmieden, ein Graben durch Gänge und düstere Höhlen, ein Hineinwühlen in die Mutter Erde. Tiefer und tiefer führt es bis endlich hin zu den Quellen verborgener Geheimnisse.
Je wirklichkeitsferner und unbeweisbarer solche Gerüchte sind, mit um so größerer Zähigkeit bleiben sie lebendig. Sie tauchen nach einem Zeitraum des Verstummens urplötzlich wieder auf aus den Tiefen des Vergessens, beschäftigen Gedanken und Zungen derer, die bereit sind, ihnen Glauben zu schenken.
Dies war auch im weltfernen Ahreifeldorf, in dem unsere Geschichte sich abspielt der Fall -lang ist’s her! Damals, vor über hundert Jahren führten weder Bahn nach Omnibus hierher auf die windumtoste einsame Höhe; man erreichte den Ort nur mit der Kutsche, zu Pferd, dem Ochsenkarren oder per pedes Apostolorum. „Hier sagen sich Fuchs und Hase gut Nacht!“, pflegte der Dorfschullehrer zu zitieren, wenn er – wegen abfälliger Witzeleien über seine Majestät den Kaiser in diese Einöde strafversetzt -beim Pähle Mattes ab und zu mehr als ein Doppelstockgläschen Ahrtrester trank, um seine Verbannung, wie er sarkastisch meinte, zu vergessen. Archäologie und Heimatforschung waren seine Lieblingsbeschäftigungen. Er sammelte alte Sagen, Geschichten, Spruchgut der Eifeler und enträtselte die Bedeutung vergessener Flurnamen. An langen Winterabenden saß er bei den Bauern ums Herdfeuer, hörte schweigend zu, was sie erzählten. Spinnräder surrten, ein Geruch nach Stall, Leinöl und Buchenfeuerqualm lag schwer im niedrigen Raum. Nur langsam kam der Erzählfluß in Gang. Wer den lieben langen Tag hindurch Jahrfür Jahrschwere Arbeit auf den steinigen Böden tat, solche Fron leisten mußte, dem löst sich die Zunge nur schwer und allmählich. Alle im dämmerigen Raum hörten zu, wenn Patt Weilern Geschichten und Eifler Schnurren wiedergab, die er noch von seinem Urahn kannte. Mit offenem Mund lauschten ihm dann die Jungen, besonders Weihersche Jusepp. Er gab nicht eher Ruhe bis der Alte ihnen die Geschichte von „Franzuhse-jrowwe“, dem Franzsosengraben erzählte. Oben, am Fuße des erloschenen Vulkans, im tiefen Tannendickicht lag er, der geheimnisumwitterte Ort, den die Dorfbewohner in einer Art abergläubischer Scheu mieden.
Patt Weilern erzählt
„Joa, joa“, begann Patt und sog am Stummel seiner Tonpfeife, „Dat woaren bühse Zeite do-mols en der Franzuhsezeit“ Und er erzählte von Unruhen, verworrenen Ereignissen. Damals hauste drunten im Ahrtal die französische Besatzung. Mitten im altehrwürdigen Ahrweiler, auf dem Marktplatz, hatten sie einen Freiheitsbaum aufgestellt, die Jakobiner. Sie tanzten herum und sangen ihre Carmagnole, daß die biederen Ahrweiler Bürger nur so staunten. Den Herrgott, den hatten sie in der Revolution einfach abgeschafft, die Fremden. In den Dörfern erschienen Berittene, beschlagnahmten Vorräte und Vieh. Sie brauchten Fourage für Napoleons große Armee. In seiner Verblendung zog der Franzosenkaiser eines Tages mit über sechshunderttausend Soldaten ostwärts nach Rußland über endlose Ebenen, durch Sümpfe, über träge Ströme und durch riesige Wälder. Es war, so erzählte derAlte, ein Hungerjahr. Es gab Zeichen und Vorboten kommenden Unheils. Scharen von Krähen fielen über die spärliche Aussaat her, am Himmel erschien ein blutigroter Komet und in den Sturmnächten heulten Wölfe ums Dorf. Die Hütte der alten Dählbäche Gritt brannte ab, die krankes Vieh besprach, Hühner verhexte und schlimme Zeitläufe vorausgesagt hatte. „Da Herrjott löß de Böhm net en de Hemmel woaße“, sagte der Alte langsam, hob die Faust mit der Stummelpfeife, erzählte weiter. Nur spärlich drangen Gerüchte über das Geschehen in der großen Welt bis ins kleine Dort. Man flüsterte sich zu, daß im fernen Rußland furchtbare Dinge geschehen seien; Moskau, die Hauptstadt des Zarenreiches, sei abgebrannt, Napoleon, der Kaiser der Franzosen, sei unerkannt in einem Pferdeschlitten geflohen; seine große Armee habe den Rückzug angetreten, ein Weg, der in entsetzliche Leiden und in den Untergang führte. Die Kälte, so erzählte Patt, war so groß, daß Krähen tot von den Bäumen fielen. Die Soldaten aßen verfaultes Pferdefleisch, hüllten sich in Lumpen und Säcke, um nicht zu erfrieren. Eines Nachts, der strenge Winter neigte sich seinem Ende zu und die Dörfler litten bitteren Hunger, klopfte es an die Türe bei Patts Großvater. Draußen standen unheimliche Gestalten, in Gelumps eingehüllt, zitternd vor Kälte und halb verhungert. Es war ein Trüppchen Franzosen, Reste der großen Armee auf dem Heimweg in ihr Vaterland. Inder kleinen Stube durften sie sich aufwärmen, erhielten auch Trank und Speise von dem wenigen, das den Bauern verblieben war. So müde die Soldaten auch sein mochten, keinen Augenblick ließen sie eine eisenbeschlagene Truhe, die sie mit sich führten, aus den Augen. „Datt woar denne ihr Rejimentskass“, meinte der Urgroßvater am anderen Tage, als die Franzosen weiterzogen. Später erzählte man sich im Dort, sie hätten im Schneesturm in der Höhle am Vulkan Schutz gesucht. Doch ihre Spur verlor sich; nie mehr hörte man etwas von ihnen. Jedoch hielt sich im Ort jahrzehntelang das Gerücht, die Franzosen hätten da draußen in der Schlucht an geheimer Stelle, die mit Goldta-lern gefüllte Truhe vergraben, wären aber nie mehr zurückgekehrt, sie zu holen. Man meinte, sie seien auf ihrem beschwerlichen Fluchtweg irgendwo im Hohen Venn jämmerlich zugrunde gegangen. Seit dieser Zeit nannten die Dorfbewohner die Schlucht am erloschenen Vulkan „Franzuhsejrowwe“.
Wo Vinca wächst
So oft hafte der Weihersche Jusep die Geschichte vom Franzosengraben gehört, daß die längst vergangenen Geschehnisse für ihn allmählich feste Konturen in seinen Gedanken annahmen; sie wurden im Laufe der Zeit Wirklichkeit! Bestärkt wurde er in seiner Überzeugung, seitdem Waldarbeiter in der Nähe des Franzosengrabens Gegenstände fanden, die für Jusep eindeutig Beweisstücke darstellten:
Uniformknöpfe mit dem Napoleonsadler, Überreste einer Patronentasche, ein verrostetes Bajonett, Münzen und einen echten Louisdor. Jusep rieb und putzte ihn so lange, bis er blank wurde. Im Kerzenlicht drehte und wendete er das Fundstück hin und her; golden blinkte es, lag schwer in seiner Hand, warf im Lichtschein regelrechte Strahlen in die dumpfe Kammer. Dieser Luisdor wurde für Jusep zum Talismann, den er stets mit sich trug. Je länger er in seinem Besitz blieb, desto deutlicher wurde seine Vorstellung von einer eisenbeschlagenen Kiste. Sie war prall gefühlt mit solchen Geldstücken, dem Geld einer alten Regimentskasse, die die Franzosen damals mit sich schleppten auf ihrer kopflosen Flucht. Längst war der Eingang der Höhle, in der die drei Soldaten damals Zuflucht fanden verschüttet. Ein Erdwall, mächtige Gestein- und Geröllsäulen bedeckten den Teil des Grabens, der sich bis zu den Basaltsäulen erstreckte. Das Gerolle war überwuchert von Schwarzdornhecken, uralten Holundern, wilden Rosen, Krüppelbirken und Farnen. Dazwischen wuchsen Moose, Vinca und Sauerklee. „Wo Vinca wächst, liegt Kostbares unter der Erde“, sagten die Alten im Dorf und für Jusep war dies ein Mosaiksteinchen mehr im Traumgebäude seiner Hoffnungen und Wünsche.
Und eines Tages in der Dämmerung – er wollte von niemanden gesehen werden – stapfte der Schatzgräber schwer beladen mit Werkzeug, Gerät und Lampe den Weg hinauf zum Franzosengraben, zögerte nicht lange und begann zitternd vor Ungeduld den Weg zur Höhle freizulegen. Nur langsam ging die schwere Arbeit voran. Oft wollte Jusep schon den Mut sinken lassen, doch da war tief in seinem Innern etwas Eigenartiges, Unbekanntes, das ihm jedesmal erneut Auftrieb verlieh, ihn weitermachen ließ. Und so grub er sich tiefer und tiefer in die widerspenstige Erde. Wie ein Maulwurf wühlte er sich durch Schiefergestein, Grauwacken und Gekröselava. Sack um Sack des losgeschlagenen Gerölls schleppte er nach draußen zum Eingang des Stollens. Um sich die Zeit beim Hacken und Graben zu vertreiben und um eine eigenartige Beklemmung, die von ihm Besitz ergriff, zu überwinden, sagte er einst auswendig gelernte Gedichte auf: „Arm am Beutel, krank am Herzen schlepp ich meine müden Tage…“ und „Als Kaiser Rotbart lobesam…“ und Karl Simrocks Schlacht bei Zülpich“ Klodewig, der Frankenkönig sah in Zülpichs heißer Schlacht, daß die Alemannen siegten….“. Wenn Jusep ermüdete, wenn ihm der Rücken von langer, gebückter Haltung im engen Stollengang schmerzte, hielt er nur kurz inne und sagte sich lauthals Sprüchelchen auf, die alte Männer an langen Abenden in der Stuff gebrauchten: „Drei Deel wolle jeschlage senn: de Jlock, de Äsel onn de faule Knääch…“ oder „Wann et Jlöck jähn hätt, dem kalefft de Oahs“.
In kurzen Pausen dachte Jusep über die Beweggründe nach, die ihn zu dieser Sklavenarbeit antrieben und er kam zu dem Ergebnis, daß es nicht allein der Wunsch war, einen Schatz auszugraben, wohlhabend zu sein, aus der Misere, den Zwängen eines ärmlichen Daseins auszubrechen. Es war vielmehr ein innerer Trieb, überhaupt etwas in diesem Franzosengraben zu entdecken, das bedeutsam sein mußte. Es war, als ob ihn eine Ahnung befiele, daß nicht alle Träume wahr werden, nicht alle Wünsche sich im Leben erfüllen. Es kamen ihm Zweifel über die Sinnfälligkeit seiner Anstrengungen. Seine Besessenheit wich einertiefen Niedergeschlagenheit; doch es war sein Eifler Gemüt, eine ererbte Zähigkeit, die ihn dann, wenn er den Mut zu verlieren drohte, aufrichtete, ihm seine Energie, seinen Willen und den Glauben an sein Tun wiedergab.-
Asche für Gold
Das Unglück kam schnell, unerwartet wie ein Hammerschlag von oben, Strafe und Verhängnis in einem Augenblick, da Jusep sich schwitzend und voller Eifer durch weicheres Erdreich tiefer grub: hinter ihm stürzte der Stollen ein! -Bevor er begriff was geschah war alles schon vorüber. Der Luftzug durch hereinbrechende Geröllmassen löschte seine Azetylenlampe aus, Staub füllte Gang und Höhle. Lange suchte der Schatzgräber nach seinem Fixfeuer; endlichfand er in der Finsternis seinen verschütteten Rock und die Schachtel. Er entzündete die Lampe und der Lichtschein beleuchtete eine gespenstige Scenerie. Ein mächtiger Steinbrokken, zentnerschwer, versperrte den Weg. Wie ein dicker Propfen verschloß er den Stollen, verwehrte Jusep den Rückweg nach draußen, ins Freie, zu Licht und Luft. Da fielen ihm die Geschichten des Großvaters ein, der einst in Mechernich im Bleibergwerk arbeitete und von verschütteten Bergleuten erzählte. Erst nach Tagen hatte man sie fast verhungert und verdurstet befreien können. Sie überlebten das Unglück, doch Pallenhölzersch Mattes aus dem Nachbardorf hatte über Nacht greises Haar bekommen. Allmählich faßte sich Jusep. Er überlegte, was zu tun sei, packte die schwere Eisenstange, begann seitlich der Steinbrocken einen schmalen Durchlaß herauszubrechen. Luft, Luft mußte in die enge Höhle, so sagte er sich, sonst wurde er qualvoll ersticken. Jusep hatte Glück! Er spürte einen kühlen Hauch, einen Luftzug, der von draußen kam. Tief atmete er auf und seufzte vor Erleichterung. Dann schlichen die Stunden dahin, es wurde die längste Nacht seines Lebens. Ihm kam die Zeit endlos vor im Dämmerlicht der Tiefe unten im Erdreich. Er war ein Gefangener, ein Maulwurf, der den Weg zum Licht verloren hatte.-
Zeichnungen: J. F. Luxem
Jusep entsann sich der Worte der Großmutter, der Predigten des Pastors; er begann in seiner Bedrängnis zu beten. Die vierzehn Nothelfer aus der Kirche zu Kirmutscheid rief er an, betete den schmerzhaften Rosenkranz, bat den heiligen Antonius um Hilfe. Nicht ohne Grund sagt man, wie gut der Heilige helfe, wenn man etwas ganz besonderes Wertvolles etwas Lebenswichtiges verloren habe. Für Jusep war dies der Weg nach draußen, ins Freie, ins Leben. Gegen Morgen übermannten ihn die Müdigkeit, der Schrecken, das endlose Warten, die Aussichtslosigkeit seiner Lage. All das überwältigte ihn und erwollte sich hinlegen auf die kühle Erde. Er glättete das Erdreich, und plötzlich war er hellwach. Seine Hand stieß gegen Hartes; es fühlte sich glatt an, besaß eine Rundung, eine kleine, kreisförmige Öffnung. Juseps Herz begann stärker zu schlagen, als er den Gegenstand Stück für Stück freilegte. Und als er das fremde Gebilde im spärlichen Lichtschein emporhob stockte ihm der Atem. Er hielt eine tönerne Schale mit eigenartigen Verzierungen in seinen Händen, drehte und wendete sie, schüttelte sie in der Hoffnung, er müsse darinnen die Taler, Gold und Silber klimpern hören. Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil; als er heftig begann, die Erde aus dem Tongefäß zu entfernen, hielt er plötzlich ein Stück Menschenknochen zwischen den Fingern. Da wußte der Schatzgräber, daß er die Partie verloren hatte. Es war wie beim einem Kartenspiel: er hatte zu hoch angesetzt und es fiel ihm der Spruch aus der Christenlehr ein: „Wer zu hoch steigt, der wird tief fallen, das ist des Menschen Los, wenn Hoffart und Begier sein Herz erfüllen und die Seel blenden….“ Jusep überwand schließlich seine bittere Enttäuschung, vergaß alles um sich herum, den schweren Basaltbrocken im Stollengang, sein Eingeschlossensein, die dumpfe Luft, seine Ängste und die bittere Erkenntnis, anstatt der Regimentskasse der Franzosen eine steinzeitliche Grabstätte entdeckt zu haben! Vorsichtig entfernte er Erde, Gestein, Breckzie von den Gegenständen, die er ausgrub: Schalen mit primitiven Verzierungen, eine Urne, Beile Speerspitzen, Armreifen, Ringe, Reste seltsamer Ketten, Fibeln. Nein, aus Silber und Gold waren sie nicht, seine Fundstücke. Sie schimmerten grünlich, wenn er sie von Schmutz und Staub befreite; es waren Gebilde aus Bronze, Schmuck von schlichter Schönheit, uralte Handwerkskunst.- Behutsam legte Jusep seine Fundstücke zur Seite. Ihm wurde klar, daß er einen seltenen und kostbaren Fund gemacht hatte, der etwas Wichtiges aussagte über Leben und Sitten derer, die vor Tausenden von Jahren hier lebten und wirkten seine Ururahnen. Etwas wie Ehrfurcht beschlich den enttäuschten Schatzgräber; schließlich schlief er vor Erschöpfung ein.
Im Eifeldorf verbreitete sich die Nachricht, daß der Weihersche Jusep seit zwei Tagen spurlos verschwunden sei. So machten sich die Männer der Feuerwehr auf und suchten Feld, Wiesenraine und Wälder ab, vergeblich. Es war der Lehrer, der sich plötzlich verworrener Andeutungen des Verschwundenen erinnerte und so machte man sich auf den Weg in die einsamen Tannendickichte, hin zum Franzosengraben. Man entdeckte Spuren, drang in den Stollen ein, erkannte das Ausmaß des Unglücks. Fast einen Tag währte es, bis man sich um den Basaltbrokken herum einen Zugang zur Höhle geschaffen hatte. Man fand Jusep schlafend und neben ihm, sorgsam aufgestapelt Schalen, Urnen, Geräte und Schmuck aus dem Grab der Frühzeit.
Epilog
Später kamen Archäologen aus der großen Stadt am Rhein, legten weitere Gräber frei, sprachen von La Tene- und Hallstattzeit, von Beweisstücken der Hunsrück-Eifel-Kultur. An einem verregneten Sonntag stellten sie die kostbaren Funde in der Dortschule zur Schau und verbrachten schließlich alles in ihr großes Landesmuseum in der Stadt. Vom Jusep und seinen Abenteuern erzählte man sich noch lange in den einsamen Ahreifeldörfern und es bewahrheitete sich das alte Sprichwort, daß, wer den Schaden habe für den Spott nicht besorgt sein müsse. Doch all das prallte ab an Jusep. Er hatte ein dickes Eitler Fell. Schließlich lächelte er über die Spottmäuler. Ihm, der den erträumten Geldschatz nicht fand, blieb am Ende doch eine Genugtuung. Am großen Glaskasten, in dem die Funde im Museum aufbewahrt wurden, stand in vollendeter Unziale der Name des glücklichen Finders, war sein, Jusep’s Name verewigt! Das genügte ihm und wenn sich hin und wieder so etwas wie Groll und Enttäuschung über sein Pech in seiner Seele breitmachen wollte, erinnerte er sich an eine lange Predigt des Dorfpfarrers über der Menschen Habgier und über die Schätze im Himmel und die auf Erden, die die Motten fressen.
Dann zündete er sich mit einem Fidibus seine Tonstummelpfeife an, tratvordie Haustür, schaute nach dem Wetter und rief Kindern und Enkeln zu: „Spannt de Oachse ahn, et ös Heuwedder!“