Neues Schrifttum über den Kreis Ahrweiler – Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen
1. Ausgewählte Neuerscheinungen
Dieser Bericht schließt an den Bericht im Heimatjahrbuch 1997 (S. 194 – 197) an.
Kreis Ahrweiler/Eifel
- Anton Braun: Burgen und Klöster im Rheinland. Wanderungen zwischen Bonn und Wiesbaden an der Mosel, Lahn und Ahr. Kehl 1997.
- Hermann Elenz: Schienen, Dampf und Kohlenstaub. Zur Geschichte des Eisenbahnbaus in der Eifel. Aachen 1996.
- Wilhelm Janssen: Kleine Rheinische Geschichte. Düsseldorf 1997.
- Hans-Georg Klein: Sagen und Legenden von der Ahr bis zur Mosel. Aachen 1996.
- Ingo Konrads (Hrsg.): Vergessenes Land. Wiederentdeckte Eifel-Fotos von Joseph Jeiter. Aachen 1996.
- Sophie Lange: Steht die Sonne auf Stippen. Eifeler Bauernregeln und volkskundlicher Wetterglauben. Aachen 1997.
- LiterAHRisches. Lyrik und Prosa aus der Werkstatt der LiterAHRischen Gesellschaft Ahrweilere.V. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1997.
Verbandsgemeinde Adenau
- Jörg-Thomas Födisch / Robert Ostrovsky:
- Rund um den Ring. Eine Bilddokumentation von Ortschaften in der Umgebung der berühmtesten Rennstrecke der Welt – dem Nürburgring – vor seiner Entstehung und von ihm selbst. Horb/Neckar 1996.
- Jörg-Thomas Födisch / Robert Ostrovsky: 70 Jahre Nürburgring. Die legendäre Rennstrekke von 1927 bis heute. Königswinter 1997.
- Verbandsgemeinde Adenau (Hrsg.): Unsere Dörfer sind lebenswert. Dokumentation zum 1. Dorfwettbewerb 1996 der Verbandsgemeinde Adenau. 1997.
- Peter Weber: Geschichte der Schutzengelbruderschaft in Aremberg/Eifel. Mayen1996.
- Peter Weber: Tagebuch des Nikolaus Klein aus Antweiler/Ahr 1881 -1896. Mayen 1997.
Verbandsgemeinde Altenahr
- Festschrift 850-Jahrfeier Kirchengemeinde Dernau/Ahr vom 28. Mai bis 1. Juni 1997. 1997.
- Festschrift 75 Jahre SV Dernau 1922 e.V., 1997
- Festschrift 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Berg. 1997.
Verbandsgemeinde Bad Breisig
- Manfred Ruhroth: Bad Breisig – gestern und heute. Bad Breisig 1997.
Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Claus Bünnagel: Provinzpresse im Nationalsozialismus- Tageszeitungen und ihre Berichterstattung im Kreis Ahrweiler. (Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstu-fell). Bonn 1997.
- Hans-Georg Klein / Heike Wernz-Kaiser / Peter E. Mecklenburg: Mühlenteich und Hüten in Ahrweiler. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1996. (Beiträge zur Stadtgeschichte 11)
- 50 Jahre ARE-Gymnasium Bad Neuenahr 1947 -1997. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1997.
Verbandsgemeinde Brohltal
- Maria Gromke: Die Straßen von Burgbrohl -Wege in die Vergangenheit. Burgbrohl 1996.
- Festschrift 600 Jahre Kirmes in Königsfeld 1397- 1997. Königsfeld 1997.
- Festschrift 100 Jahre Kaiserhalle Burgbrohl 1896- 1996.
- Karl Schäfer: Es hat wohl so sollen sein. Lebenserinnerungen eines Dorfschullehrers. Drittes Buch 1948 – 1984. Frankfurt 1993.
- Georg Waldmann: Vulkanfossilien im Laacher Bims. (documenta naturae no. 108, 1997).
München 1996. (unveränderter Druck der Dissertation, die unter folgendem Titel ander Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eingereicht wurde: Tephrobiologie vulkanogener Thanatozönosen des mittelrheinischen Spätglazials (Rheinland-Pfalz/Deutschland))
Gemeinde Grafschaft
- Festschrift 1987 – 1997. Tennisclub Gelb-Weiß Obere Grafschaft. 1997.
- Reimund Haas (Hrsg.): Weg zum Priester-tum. 25 Jahre überdiözesanes Studienhaus St. Lambert. Grafschaft 1997.
Stadt Remagen
- 75 Jahre Remagener Rudergesellschaft. Ein Festbuch. Remagen 1997
Stadt Sinzig
- Festschrift 140 Jahre (1857 – 1997) Kath. Junggesellenverein Westum. Sinzig 1997.
BesprechungenKönigsfeld. Aus der Geschichte eines tausendjährigen Eifelortes. Hrsg. v. d. Gemeinde Königsfeld. Königsfeld 1994.
Gibt es eine Stadt im Kreis Ahrweiler mit weniger als 600 Einwohnern? Im heutigen Sinne sicherlich nicht, aber der Blick in die Geschichte Königsfelds belehrt uns eines besseren. Am 1. September 1336 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer dem Dorf das Recht, sich mit Mauer und Grabenzuumgeben, und damit das Stadtrecht. 1992 beging man in Königsfeld mit einem großen Fest die Erinnerung an die erste schriftliche Erwähnung vor 1000 Jahren. Aus diesem Anlaß ging man an die Arbeit, eine Dorfchronik zusammenzustellen. Probleme bei der Erstellung führten dazu, daß das 280 Seiten starke, fest gebundene Buch erst 1994 erschien. So konnte man auch das Jubiläum von 1992 dokumentieren. Im Buchtitel heißt es zutreffend „Aus der Geschichte…“ und nicht „Die Geschichte…“. Diese Ehrlichkeit ist erfreulich. Denn wer wüßte es besser als die Autoren, was man alles nicht über die Vergangenheit weiß. So ist es für die weitere Ortsgeschichtsforschung in Königsfeld vorteilhaft, auf der Grundlage des hier vorgelegten Standes weiterzumachen. Margot Wensky hat sich der mühevollen Aufgabe der Redaktion des Buches unterzogen und zugleich zwei gewichtige Beiträge geliefert. Besonders verdienstvoll ist ihr Eingangskapitel „Königsfeld von der Römerzeit bis zum Ende des Alten Reiches“. Hier liefert sie eine allgemeinverständliche Darstellung dessen, was das Heft „Königsfeld“ des Rheinischen Städteatlas 1992 in knapper wissenschaftlicher Weise zusammengestellt hat. Leider bleiben die Informationen aus der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts nur bruchstückhaft. Sicherlich gibt es im Dorf noch Zeitzeugen, die über die Jahre der NS-Zeit berichten können, zumal die entsprechenden Seiten der Schulchronik herausgerissen worden sind. So wichtig eine Aufzählung von Ereignissen ist, sie ersetzt nicht den Versuch einer zusammenhängenden Schilderung der Lebensverhältnisse. In dieser Hinsicht wünscht man sich eine Fortsetzung der Bemühungen um die Geschichte Königsfelds. Die 1997 erschienene Festschrift „600 Jahre Kirmes in Königsfeld“ weist mit den Beiträgen von Karl Heinz Kurth und Paul Michels in die richtige Richtung. Anerkennenswert bleibt die Leistung, der Bevölkerung ein solides Heimatbuch an die Hand gegeben zu haben, das seine Schwächen nicht vertuscht. Es gibt viele Dörfer und Städte, welche die „Beinahe-Stadt“ Königsfeld darum beneiden.Lücken in der heimatkundlichen Literatur des Kreises Ahrweiler
Mit dem Band 1985 des „Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler“ beginnt die regelmäßige Berichterstattung über das den Kreis betreffende Schrifttum. Erfaßt wurden alle wesentlichen eigenständigen Titel seit 1970. Lediglich Aufsätze, die in anderen Zeitschriften, Schriftenreihen oder Büchern erschienen sind, fehlen in der Zusammenstellung. VieleTitel sind dasallerdings nicht. Überblickt man einmal in Ruhe, was alles über Städte, Dörfer und Landstriche im Kreis Ahrweiler geschreiben worden ist, bleibt festzuhalten, daß sich Umfang und Qualität der Schriften gegenüber den 70er Jahren deutlich verbessert haben. Fast alle Titel sind im Kreisarchiv greifbar, der einzigen Stelle im Kreis, die um eine systematische Sammlung aller Neuerscheinungen bemüht ist. Ist nun alles über den Kreis Ahrweiler geschrieben? Oder gibt es noch Themen, die seit langem auf eine Bearbeiterin oder einen Bearbeiter warten? Die Antwort auf diese Frage wird jeder anders geben wollen, einige persönliche Anmerkungen seien mir gestattet.
Vielleicht schreiben Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, Ihre abweichende Meinung an die Redaktion des Heimatjahrbuchs.Kreis Ahrweiler / Eifel
Mit der Herausgabe von drei Bänden „Studien zu Vergangenheit und Gegenwart“ hatdie Kreisverwaltung wesentliche Werke mit Überblickscharakter für die Landeskunde des gesamten Kreisgebiets vorgelegt. Verlegerischer l nitiative verdanken wir einige Bildbände, die sich sehen lassen können. Was fehlt da noch? Seit Jahrzehnten empfindet man das große Defizit, wenn man das Standardwerk „Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler“ aus dem Jahre 1938 in die Hand nimmt. Es wäre ein ungeheurer Fortschritt, diesem Werk etwas ebenbürtiges an die Seitezustellen. Dabei kann es nicht nur um eine Ergänzung aller baulicher Veränderungen seit 1938 gehen, obwohl das sehr praktisch wäre, sondern Ort für Ort sollte auf der Grundlage des heutigen Denkmalbegriffs neu beschrieben werden. So entstände gleichzeitig ein aktuelles Ortslexikon für den Landkreis. Unter der Federführung des Kreisarchivs könnten Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege, Kräfte der benachbarten Hochschulen Bonn, Mainz und Koblenz sowie einheimische Kenner an diesem mir am wichtigsten erscheinenden Projekt arbeiten. 1938 waren die gesellschaftlichen Bedingungen für die Verwirklichung der Kunstdenkmälerreihe sicherlich viel schlechter als sie es heute für eine Neubearbeitung sind.
Jeder, der über das Kreisgebiet schreibt, geht auf den Weinbau ein. Während die Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert recht ordentlich aufgearbeitet ist, ist der Werdegang für die früheren Zeiten bisher fast nicht mit der nötigen wissenschaftlichen Genauigkeit erforscht worden. Einige Magister-, Examens-, Diplom- und Doktorarbeiten sollten sich einmal genauer die Geschichte des Ahrweinbaus vor 1800 vornehmen. Hans Frick hat mit seinen Quellensammlungen und seinem Aufsatz „Weinbau und landwirtschaftliche Verhältnisse an der Unterahr in der zweiten Hälfte des 17. Jh.“ (Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 148, 1950, S. 32 – 61) die Richtung gewiesen. Inzwischen liegen erheblich mehr Quellen gedruckt vor und auch die Archivbestände in Düsseldorf, Köln und Koblenz sind besser erschlossen, so daß die Aufgabe mit einiger Anstrengung lösbar erscheint.Verbandsgemeinde Adenau
Obwohl die Stadt („1000 Jahre Adenau“, 1992) und die Verbandsgemeinde („Verbandsgemeinde Adenau 1970 – 1995“, 1995) in den letzten Jahren beachtliche Bücher auf den Markt gebracht haben, fallen zwei Lücken deutlich auf:
Erstens: Es fehlt eine Darstellung zur politischen Geschichte im 20. Jh. Der Wechsel von der Kaiserzeit zur Weimarer Republik, die NS-Zeit und Nachkriegsgeschichte haben auch in Adenau und den zahlreichen Dörfern seiner Umgebung ihre charakteristischen Ausprägungen erfahren, die es verdienen, festgehalten zu werden. Zweitens: Natürlich gibt es Darstellungen über den Nürburgring in Hülle und Fülle. Sie alle beschränken sich vornehmlich auf eine Dokumentation der Anfänge und der rennsportlichen Ereignisse. Es fehlt aber bis heute eine nüchterne wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung, die einmal die finanziellen Aufwendungen des Staates seit inzwischen 70 Jahren der räumlichen Entwicklung dieses Landstrichs gegenüberstellt. Hat der Nürburgring das für die Region gebracht, was man sich zur Förderung des ärmsten Landkreises (Kreis Adenau 1932) von Preußen gedacht hat? Sind eigentlich jemals Alternativen diskutiert worden, wie man der strukturschwachen Hocheifel sonst noch helfen könnte?Verbandsgemeinde Altenahr
Keiner der zur Verbandsgemeinde gehörigen Orte verfügt bisher über eine breiter angelegte Darstellung seiner gesamten Geschichte. Einzelne Beiträge recht unterschiedlicher Qualität liegen jedoch vor. Finden sich die lokalen Kräfte vielleicht zu einem Gemeinschaftsprojekt zusammen? Ein erster Schritt könnte dem Vorbild des Buches der Verbandsgemeinde Adenau folgen und einen Überblick über die letzten Jahrzehnte schaffen!Verbandsgemeinde Bad Breisig
Ein ganzes Stück weiter ist man in Bad Breisig. Nach den vielen guten Beiträgen vor allem aus der Feder Carl Bertram Hommens zur Geschichte des Ortes und seiner Umgebung müßten eigentlich nur noch wenige Kapitel geschrieben werden, die sich hauptsächlich mit der Geschichte seit 1918 befassen. Diese Bausteine gilt es dann in einem Band zusammenzufassen.Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Hans Fricks „Quellen zur Geschichte von Bad Neuenahr“ aus dem Jahr 1933 und Jakob Rauschs „Heimatbuch der Stadt Ahrweiler“ von etwa 1967 bilden bis heute die Basislektüre. Während ersteres noch immer seinen Wert hat, bedarf Rauschs für die damaligen Jahre verdienstvolles Werk dringend einer Neubearbeitung. Im Grunde genommen müßten vier Bände geschrieben werden: Band 1 „Die Geschichte Ahrweilers bis 1969“, Band 2 „Die Geschichte Bad Neuenahrs bis 1969“, Band 3 „Die Geschichte der Dörfer im Gebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler bis 1969“, Band 4 „Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler seit 1969“. Autoren, die in den vergangenen Jahren wertvolle Beiträge geliefert haben, gibt es. Es fehlte bisher offensichtlich die bündelnde Kraft und der politische Wille in der Kreishauptstadt zur Herausgabe eines solchen Werkes. Das könnte sich eigentlich ändern !Ansich ist es ein Unding, daß die mit Abstand größte und wichtigste Stadt im Kreis bisher keine ordentliche Stadtgeschichte besitzt.Verbandsgemeinde Brohltal
Viele Gemeinden im Gebiet der Verbandsgemeinde besitzen inzwischen zum Teil sehr gute Darstellungen ihrer Geschichte. Auch die Landesnatur mit ihren vulkanischen Phänomenen rund um den Laacher See ist hier so gut im Schrifttum berücksichtigt wie in keinem anderen Teil des Kreises. Auf der Grundlage dieser Einzelbausteine müßte es relativ einfach sein, ein die gesamte Verbandsgemeinde umfassendes Werk zusammenzustellen.Gemeinde Grafschaft
Gäbe es nicht Ottmar Prothmann, die Gemeinde Grafschaft wäre ein weitgehend weißer Fleck auf einer gedanklichen Karte zum Schrifttum über das Kreisgebiet. Natürlich möchte man jedem Dorf eine umfassende Chronikwünschen. Aberwersoll das leisten. Schön wäre schon ein Sammelband mit historisch orientierten Kurzportraits aller Dörfer.Stadt Remagen
Weder die Geschichte des alten Remagen noch die Situation des neuen Remagen mit seinen Stadtteilen an Rhein und in der Rhein-Eifel lassen sich bisher zusammengefaßt nachlesen. Lediglich einzelne Bausteine, zum Teil noch aus den 20er Jahren, finden sich in den Bibliotheken. Ähnlich wie in Bad Neuenahr-Ahrweiler besteht ein dringender Bedarf nach einer Stadtgeschichte.Stadt Sinzig
Sinzig ist die größte Stadt im Kreisgebiet, die seit 1983 über eine neuere Geschichte der Stadt und ihrer 1969 eingemeindeten Stadtteile verfügen kann. Schwächen einzelner Kapitel sollten bei einer Neubearbeitung vielleicht etwa 20 Jahre nach dem Erscheinen des Buches behoben werden. Ansonsten steht nur eine Aktualisierung an.Fazit
Alles fließt, sagen die alten Griechen. Aber ist es nicht lohnenswert, den einen oder anderen Stein in den Strom zu werfen, an dem sich die Wellen brechen? Aufhalten können wir die Geschichte nicht, aber nachdenken über das, was geschehen ist.
Jürgen Haffke