Kinder und Jugendliche bestimmen mit – (K)eine leichte Sache? – Auf der Suche nach Beteiligungsmodellen für die junge Generation
Rechtliche Grundlagen und Beteiligungsmöglichkeiten Seit geraumer Zeit hat das Thema Mitbestimmung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen Hochkonjunktur – so auch im Landkreis Ahrweiler. Rechtliche Grundlagen, aus denen sich Beteiligungsrechte ableiten lassen. sind neben der UN-Kinder-rechtskonvention das seit dem 1.1.1991 in Kraft getretene Kinder- und Jugendhilfegesetz sowie das rheinland-pfälzische Landesgesetz zur Ausführung des Kinder- und Ju-gendhilfegeseizes. Ebenso ist die geänderte Kommunalverfassung anzuführen, die der jungen Generation Beteiligungsmöglichkeiten einräumt. Und auch der Markt an Empfehlungen und Konzepten „boomt“ und macht es Interessierten auf den ersten Blick scheinbar leicht, zwischen verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten zu wählen: Neben eigenen Gremien für Jugendliche. wie zum Beispiel Kinder- und Jugendparlamenten, zählen aber auch u.a. einmalige Aktionen, Diskussionsrunden etc. dazu.
Beispiele und „Favoriten“ gibt es für jede Form und so werden dann auch zahlreiche Modelle der Beteiligung mit unterschiedlichem Erfolg in Landkreisen, Städten und Gemeinden durchgeführt.
Formen der Beteiligung
Die jeweiligen Vorhaben haben ihre Stärken und Schwächen. Das ideale Modell von Beteiligung läßt sich darum auch nicht ausmachen, zumal die jeweils spezifische Situation vor Ort und damit auch die Situation von Jugendlichen und ihren jeweiligen Lebenswelten entscheidend zu dem Erfolg bzw. Nichterfolg beitragen. So kann beispielsweise ein Beteiligungsmodell, das sich im ländlichen Raum bewähn hat. für die Stadt völlig ungeeignet sein und umgekehrt. Stets gilt es, die jeweilige Situation von Jugendlichen vor Ort zu analysieren und sich darüber zu verständigen, was unter Mitbestimmung und Beteiligung verstanden werden kann und soll. Werden in diesen Prozeß die eigentlich Betroffenen -nämlich Kinder und Jugendliche – neben politisch Verantwortlichen und Fachkräften in der Jugendarbeit einbezogen, dann haben Beteiligungsvorhaben unterschiedlichster An Chancen auf ein Gelingen. Ausführliche Diskussionen mit Jugendlichen über Mitbestimmung stellen, wenn sie möglichst viele Ansichten und Positionen berücksichtigen. sicherlich sehr zeitaufwendige Vorhaben und Balanceakte dar. Allerdings sind sie mit die entscheidende Voraussetzung im Vorfeld für eine erfolgreiche Beteiligung an Entscheidungen. Bei dieser Vorgehensweise rückt die regionale und auch dezentrale Perspektive in den Mittelpunkt. Sie gewinnt zunehmend auch in anderen Bereichen der Jugendhilfe des Landkreises Ahrweiler an Bedeutung. Projekte der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sollten nie lediglich (Alibi-) Funktionen haben, sie müssen mehr als eine ..Spielwiese“ zum Austoben sein.
Projekte
Die Beteiligung in der Jugendarbeit außen sich nicht nur in öffentlichkeitswirksamen, sondern insbesondere gerade auch in weniger spektakulären Aktionen und Projekten. Beispielsweise werden Kinder und Jugendliche bei der Errichtung von Spielplätzen, Jugendtreffs eic. in den Prozeß der Planung bis hin zur Realisation ihrem Alter entsprechend mit einbezogen. Und: Mit Blick auf den pädagogischen Alltag der Jugendarbeit heißt Beteiligung. Vorschläge und Ideen der jungen Generation mit aufzunehmen und die eigene Tätigkeit hieran zu orientieren.
Mitbestimmung
Mitbestimmung fängt im Kleinen an und kann sich über Gremienarbeit bis hin zu ehrenamtlichem wie auch parteipolitischem Engagement entwickeln. Dieses Verständnis setzt jedoch die Klärung des Begriffs ..Beteiligung“ voraus, der oftmals vorschnell mit „gängigen“ Modellen besetzt wird. Alternativen treten dadurch allzu leicht in den Hintergrund. Gerade das Handlungsfeld der Jugendarbeit mit seiner bunten Trägervielfalt, von konfessionellen Trägern über Jugendtreffs bis hin zu Jugendinitiativen, lädt zum Experimentieren und Ausprobieren geradezu ein. Der Kreativität sind in diesem Bereich fast keine Grenzen gesetzt.
Jugendliche der Projektgruppe „Aktivierende Jugendbefragung“
Mitmachen
Zum Mitmachen einladen und aktivieren lautet dann auch die Devise unterschiedlicher Projekte und Aktionen in der Jugendarbeit im Landkreis Ahrweiler, die versuchen, junge Menschen zu motivieren. ihre Freifeizeit selbst in die Hand zu nehmen. Ob es nun die Jugendkulturtage, die Gestaltung von Ferienprogrammen oder aber die Entwicklung von Mitbestimmungsmodellen im Bereich politischer Jugendbildung betrifft:
Das gemeinsame Planen und Umsetzen von Ideen war und ist sicherlich nicht immer eine leichte Sache, und häufig sind einige Hürden zu überwinden.
Beteiligungsmodelle
Schwerpunktmäßig setzt sich die Kreisjugendpflege derzeit in Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort mit Beteiligungsmodellen auseinander. Unter anderem diskutieren die Fachkräfte in der Jugendarbeit die Umsetzung von Vorhaben, um Kinder und Jugendliche in ihren Lebensräumen einzubinden. Eine Beteiligung läßt sich am ehesten dort erreichen, wo sich Kinder und Jugendliche täglich aufhalten. Dem liegen die Erfahrungen der mittlerweile zehnjährigen hauptamtlichen kommunalen Jugendpflege zugrunde. Diese zeigen, daß sich die junge Generation häufig aus der direkten Betroffenheit heraus für das interessiert, was in ihrer Umgebung, in ihrem direkten und unmittelbaren Lebensumfeld passien.
Aktivierende Jugendbefragung
Um die Diskussion über Beteiligungsmodelle vor Ort zu ergänzen, initiierte die Kreisjugendpflege mit Kolleginnen und Kollegen in der Jugendarbeit im Sommer 1996 bis Herbst 1997 das Projekt „Aktivierende Jugendbefragung“, das von interessierten Jugendlichen weiter entwickelt, durchgeführt und ausgewertet wurde. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, daß Jugendliche in den Diskussionsprozeß über Formen ihrer Beteiligung mit einbezogen werden. Eine Gruppe von 20 Jugendlichen aus den unterschiedlichen Gemeinden und Städten des Landkreises entwarf in mehreren Sitzungen einen Fragebogen zum Thema „Jugend und Politik“, um Einstellungen und Ideen von Jugendlichen des Ahrkreises kennenzulernen.
Mittels Video. Cassettenrecor-der und Fragebögen wurden im weiteren Projektverlauf ca. 300 Jugendliche befragt. Offene Treffs, Marktplätze, Schulen und auch Ausbildungsbetriebe wurden aufgesucht, um ein möglichst breites Spektrum an Meinungen zu erhalten.
Die Auswertung, die 1997 in unterschiedlichen Gremien des Landkreises und auch in Jugendausschüssen vor Ort vorgestellt wurde, wurde zur Grundlage für die weitere Vorgehensweise. Auch über die Kreisgrenzen hinaus fand das Projekt „Jugendbefragung“ Beachtung. Einige Jugendliche des Vorhabens hatten die Gelegenheit, ihre Ergebnisse bei der 4. Mainzer Kinder- und Jugendkonferenz vorzustellen.
Das Projekt selbst erfuhr seine größte Anerkennung dadurch, daß es vom zuständigen Ministerium zu einem Mustermodell politischer Teilhabe von jungen Menschen erklärt wurde und mit entsprechender Information alle Jugendämter in Rheinland-Pfalz darauf aufmerksam gemacht wurden.
Über Beteiligungsverfahren können Kinder und Jugendliche auf ihre An und Weise. mit ihrer Sprache, mit ihren Einstellungen und Ideen wie auch mit ihrem Verständnis von Mitbestimmung das öffentliche Leben ihres Wohn- und Schulortes, ihres sozialen Umfeldes und auch die Kommunalpolitik ihrer Heimat bereichern. Nehmen die Verant-wonlichen die Impulse der jungen Generation auf, liegt hierin auch eine Chance, diese weiter in ihrem Engagement zu motivieren, kurz: „Kinder und Jugendliche stark zu machen“.