Die Mauerley bei Wassenach – Römische Steinbrüche als aktuelles Vulkanparkprojekt der Verbandsgemeinde Brohltal
Zu den jüngst abgeschlossenen Maßnahmen im Rahmen des Vulkanparks Brohltal/ Laacher See zählt die wissenschaftliche Erforschung und touristische Erschließung des Mauerley. Sie war bereits in die Vulkanparkroute Unteres Brohltal integriert. Die Mauerley ist in geologischer, biologischer und archäologischer Hinsicht bemerkenswert:
Einerseits bietet sie das imposante Bild eines natürlich freigelegten Lavastroms. Nahezu ununterbrochen stehen lange Reihen mächtiger Basaltlavasäulen an der Talkante zwischen den Ortschaften Burgbrohl und Glees. Abwärts gerutschte Partien des Lavastroms bilden im buchenbestandenen Talhang unwegsame Blockfelder. Selbst ohne das Wissen um den vulkanischen Charakter der Mauerley ist man vom sowohl romantischen als auch imposanten Charakter dieses Landschaftsbestandteils rasch beeindruckt.
Andererseits bieten gerade die Blockfelder einen idealen Lebensraum für zahlreiche, zum Teil auch seltene, Tier- und Pflanzenarten. Erwähnt sei hier der Dachs, welcher in Spalten zwischen den Basaltlavablöcken seine Bauten anlegt. Immergrün bedeckt im März und April den Waldboden mit einem blauen Blütenmeer. Das Frühjahr ist sowieso die beste Jahreszeit für einen Besuch der Mauerley: Solange Bäume und Sträucher noch unbelaubt sind, erhält man die besten Eindrücke. Ein Besuch lohnt aber immer.
Der eindrucksvollste Aspekt der Mauerley sind jedoch die meist römischen Steinbrüche, von denen einer zugänglich ist.
Dass sich an der Mauerley alte Steinbrüche befinden, ist zwar schon länger bekannt, jedoch hatte man bis jetzt kein Bild von deren Anzahl, Ausdehnung und Zeitstellung. Daher begann im Sommer 1997 auf Anfrage der Verbandsgemeinde unter Federführung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und unter Mitwirkung der Fachhochschule Mainz, Fachbereich Geoinformatik und Vermessung, die Vermessung und wissenschaftliche Erforschung der Mauerley. Die für eine touristische Erschließung notwendigen Forschungsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. Zur Saison 1999 wurde der an der Vulkanparkroute liegende römische Bruch (Punkt U 11) für den Tourismus erschlossen, die sinnvolle Einbindung aller alten Brüche unter Anlage eines neuen Weges ist zur Zeit aus verschiedenen Gründen noch nicht möglich. Eine Wanderung war zwar schon früher instruktiv, jedoch waren die Spuren alter Steinbrucharbeit und die verworfenen Werkstücke für den interessierten Laien im Gelände nicht ohne weiteres erkennbar. Dem schaffen nun ein Dutzend kleinerer Tafeln Abhilfe. Bei möglichst knapp gehaltenen Texten liegt der Schwerpunkt auf visueller Information in Form von Lebensbildern alter Steinbrucharbeit.
Römerzeitliche Abbauspuren an der Mauerley: eine mit römerzeitlicher Keiltaschentechnik gespaltene Säule.
Wissenschaftliche Erforschung und touristische Erschließung
Eine Beschreibung der Situation an der Mauerley soll die vor Ort erfahrbaren Informationen zusammenfassen: Der grösste Lavastrom des über 200.000 Jahre alten Schlackenkegels Veitskopf, petrographisch ein Nephelin-Leucit-Basanit, riss den Kegel nach Westen hufeisenförmig auf und ergoss sich in das alte Gleeser Tal. Bei der Abkühlung der Lava entstandene Schrumpfungsrisse gliedern ihn in Säulen. Waagerechte Klüfte geben dem Strom bisweilen das Aussehen einer riesenhaften Bruchsteinmauer. Daher auch die Bezeichnung „Mauer“-Ley. Der Begriff „Ley“ oder auch „Lay“ bedeutet übrigens Fels, Stein oder speziell Steinbruch. Entlang der Nordkante des harten Lavastroms war der Gleeser Bach gezwungen, sich ein neues Bett zu graben. Dieses liegt inzwischen mehr als 40 m unter der Basis des Lavastroms. Bedingt durch den Angriff des Wassers, die entstehende Hanglage und den Wechsel von Frost und höheren Temperaturen während der Eiszeiten, lösten sich grössere Partien aus der Kante der Mauerley.
Diese rutschten talwärts – vielleicht über gefrorenem Boden, der zeitweise oben auftaute – und bilden die erwähnten Blockfelder. Unter dem Lavastrom liegen unterdevonische Schichten, die bisweilen durch Baumwürfe freigelegt werden. Quer zum Tal ziehen sich mehrere tiefe Erosionsrinnen den Hang hinunter. Sie entstanden an Stellen, wo die Front des Lavastroms Lücken aufweist bzw. nach Süden zurückweicht und das erodierende Wasser leichteres Spiel hatte. Die Lücken in der Mauerley sind wahrscheinlich die Abformung von inzwischen verschwundenen Ge-ländespornen am Nordhang des alten Gleeser Tales, so wie die vorspringenden Partien des Stroms von flüssiger Lava ausgegossene ehemalige Seitentälchen sein werden.
Abbau zur Römerzeit
Die gute Erreichbarkeit des Materials sowie die von teilweise auffällig hoher Porosität herrührende Bearbeitbarkeit, veranlasste den Menschen immer wieder am Lavastrom und im Blockfeld Steine abzubauen. Augenfällig ist jedoch, dass der Abbau – im Gegensatz etwa zur Situation an den Bellerberglavaströmen bei Mayen oder am oberen Niedermendiger Lavastrom – nicht sehr intensiv und nur punktuell betrieben wurde. Wäre die Qualität des Mauerley-Materials vergleichbar mit den genannten Basaltlaven, so wäre die Mauerley heute sicher abgebaut und verschwunden.
An der Mauerley lässt sich der Abbau des Gesteins sowohl durch Keilspaltung als auch durch Sprengung nachweisen. Die Technik der Keilspaltung ist in der Osteifel seit der römischen Epoche vor etwa 2000 Jahren bekannt. Sie hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Somit geben die unterschiedlichen Abbauspuren Hinweise auf das Alter der einzelnen Brüche. Die älteste Technik ist die Keiltaschenspaltung. Einzelne Vertiefungen – sog. Keiltaschen – wurden in Reihen in die Basaltlava eingearbeitet. Die eigentliche Spaltung geschah durch das gleichmäßige Einschlagen von Eisenkeilen in die Keiltaschen. Diese Technik wurde vor allem in römischer Zeit angewandt. Seit dem Mittelalter war die Keilrillenspaltung gebräuchlich. Durchgehende Rillen ersetzten die einzelnen Keiltaschen. Die wenigen Keillrillenspaltungen der Mauerley sind wohl jünger. Sie werden in der Neuzeit angelegt worden sein. Von Hand eingetiefte Bohrlöcher sind seit dem 19. Jahrhundert kennzeichnend. Diese dienten entweder zur Keilspaltung oder häufiger als Vorbereitung von Sprengungen. Bei Glees zeugen Bohrlöcher an stark zersplitterten Gesteinspartien von um 1920 durchgeführten Sprengarbeiten.
So können wir uns zur Römerzeit den Umgang mit schweren basaltblöcken in der Mauerley vorstellen. Drehung eines schweren Quaders mit einem Baukran (nach Vitruv).
Zahlreiche Einzelschritte römischen Steinabbaus sind an der Mauerley erkennbar: An der Abbauwand befinden sich Spuren abgebauter Blöcke, ebenso liegen dort aufgegebene Blöcke und wenige Abfallstücke. Nach dem Herauslösen grösserer Blöcke aus der Abbauwand wurden diese auf etwa 20 m hangabwärts liegende Arbeitsplätze gebracht. Die Arbeitsplätze befinden sich auf den Plateaus der Schutthalden. Dort wurden die Rohblöcke zu größeren Bauquadern verarbeitet, einer ist im zugänglichen Bereich der Mauerley liegengelassen worden. Bearbeitungsexperimente mit altem Werkzeug ergaben, dass die Arbeit an der Mauerley wegen der Härte des Gesteins mit unverhältnismässigem Aufwand verbunden war. Jede römische – und auch spätere – Steinbrecher wird mindestens zwei Werkzeugsätze gehabt haben, von denen sich jeweils einer zum Schärfen in der Schmiede befand. Leider konnte bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden, wo die Steine der Mauerley zur Römerzeit verbaut wurden. Wahrscheinlich wurden hier in einem relativ kurzen Zeitraum die Quader für ein einzelnes größeres Projekt mit hohem Materialbedarf gewonnen.
In der Neuzeit Produktion von Mühlsteinen
Fast 2000 Jahre nach Aufgabe des römischen Bruchs wurde der Abbau in bescheidenem Maßstab wieder aufgenommen: Ein großer, liegengelassener Mühlensteinrohling wird für den Einsatz in einer Ölmühle bestimmt gewesen sein. Zu diesem Zweck waren die harten Basanite, wie sie an der Mauerley vorliegen, gefragt. Nach Auswahl des geeigneten Rohblocks wurde dieser mit einem speziellen Hammer grob in die Form des gewünschten Mühlsteins gebracht. Die zum Anzeichnen des Mühlsteindurchmessers auf den Rohblock benötigte Kreide kommt in Form von hellen, tonig verwitterten Devonschieferstückchen in unmittelbarer Nähe der Mauerley natürlich vor. Beim Einebnen der Oberfläche brach an der Vorderseite des Mühlsteinrohlings eine grössere Scherbe aus. Die Arbeit wurde aufgegeben, der liegengelassene Mühlstein gibt uns heute Zeugnis von der Mühe unserer Vorfahren. Mit ein wenig Phantasie kann man an der Mauerley die Steine zum sprechen bringen und vergangenen Arbeitswelten vor dem inneren Auge wieder aufleben lassen.
Bereits 1999 wurden geführte Exkursionen zur Mauerley in das Wanderprogramm des Fremdenverkehrsverbandes Brohltal aufgenommen: Sie fanden von März bis Oktober an jeweils einem Sonntagnachmittag statt und hatten eine erfreulich gute Resonanz. Auch für das Jahr 2000 sind geführte Wanderungen geplant, die auch individuell gebucht werden können. Ebenso sind im Rahmen des „Römerjahres 2000“ in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde Wassenach und der Vulkanpark GmbH des Kreises Mayen-Koblenz weitere interessante Aktionen vorgesehen.
Informationen beim Fremdenverkehrsverband
Brohltal, Tel.: 02636/9746-410.