Zur Geschichte des Köhlerhofs bei Lohrsdorf
Der Köhlerhof liegt heute abseits aller Verkehrsströme. Dies ist im Mittelalter und der Frühneuzeit anders. Damals führt eine überregionale Fernstraße, die Aachen-Frankfurter-Heerstraße (AFH)1), an dem Hofgut vorbei. Sie verläuft aus Flandern und Brabant kommend über Aachen – Düren – Sinzig – Koblenz nach Frankfurt. Flandriche Tuche und Leinenwaren, Brabanter Spitzen und andere Erzeugnisse werden über sie nach Frankfurt verfrachtet, Weine und andere Güter in Gegenrichtung. In Frankfurt hat die AFHAnschluss an andere Fernstraßen. Noch die Tranchot– Karte (1810) weist sie in ihrer überörtlichen Bedeutung als „Route d’Aix la Chapelle à Coblentz par Duren“ aus.
Unmittelbar an dieser einst bedeutsamen Fernstraße steht der Köhlerhof. Er liegt oberhalb und nördlich von Lohrsdorf (81 m NN) auf einer Terrassenfläche der zum Scheidskopf (280 m) und Plattborn (220 m) ansteigenden Ahrhöhen in 145 m Höhe. Das Anwesen ist in die Quellmulde des Lohrsdorfer Bachs eingebettet, der unterhalb des Hofs entspringt. Bis in unsere Tage ein landwirtschaftliches Gut, ist er heute Standort eines Golfclubs.
Das historische Wohngebäude aus dem Jahre 1759 wurde zum Hauptgebäude des Golfclubs Köhlerhof. Es wurde durch Um- und Ausbauten verändert (Zustand 2000).
Erste urkundliche Nennung
Die Siedlung wird erstmals als Curle im Jahre 1209 erwähnt. Neben anderen Gütern in Wadenheim, Lohrsdorf, Hemmessen, Ahrweiler und Walporzheim wird sie dem Grafen Gerhard v. Are durch den Kölner Erzbischof als Lehen übertragen. Eine Nennung von 1147 als „Dorf Kurla“ ist unsicher, die Urkunde eine Fälschung und vermutlich vordatiert2). Curle, später auch Kurle, Kurl, Korrl, Koerle, Koyrll, Kuyrelle, ist damals ein kleines Dorf, ein Weiler. In der Wüs-tungsperiode des ausgehenden Mittelalters wird Kurle teilwüst und Einzelhof.
Die Ritter von Kurl
Eine Adelsfamilie, die „von Kurl“ als Herkunftsname führt, ist im 13. und 14. Jahrhundert belegt. Bei einem Schiedsspruch im Jahre 1280, der Streitigkeiten zwischen Gerhard III. v. Landskron und seinem Bruder Otto schlichtet, wird als Zeugen u.a. ein Walter v. Kurl genannt. Von ihm hören wir erneut am 2. Februar 1331 in einem Lehnsvertrag mit Erzbischof Balduin von Trier. Walter hat zuvor Partei gegen den Erzbischof ergriffen. Bei dieser Fehde wird er bei Mayen gefangen genommen. Jetzt ist er mit seinem Bruder Kuno ein Getreuer des Balduin. In dem Vertrag erhalten Walter und seine Frau Paza 3 Morgen Weinberge bei Green als Lehen. Im Jahre 1353 besiegelt er (Walter v. K.) mit Gerhard IV v. Landskron und anderen Edelleuten einen Ehevertrag zwischen Katharina v. Landskron und Johann v. Tomburg. Letztmals 1362 bestätigt er oder sein Sohn mit seinem Siegel einen Akt der Gemeinde Lantershofen zugunsten von Dietrich v. Schönberg. Bei diesem Testat wird er Ritter Welter v. Kurl genannt.
Das Dorf Kurle
Der Weiler wird bis zum Ende des 14. Jahrundert in den Urkunden stets als Dorf bezeichnet. Die Siedlung besteht aus mehreren Hofstätten. 1353 wird „ein Stück Acker genannt der Schemhink, gelegen beim Dorf Kurle“ aufgeführt. Ein Zusatz „hinter Lohrsdorf“ ist später zugefügt. 1356 ist einer der Hofstellen, „der hoff zo Kurle“ der Burg Landskron zinspflichtig für „ein stuck lantz heist Wolffs morgen“.
Im Jahre 1397 wird das „Dorf Kurl“ mit anderen Dörfern der Gegend in mehreren Verträgen erwähnt. Diese Verträge regeln die finanzielle Absicherung der Ponzetta v. Landskron, Witwe des Dietrich v. Schönberg und Tochter Gerhard IV. Sie übergibt, da kinderlos, als vorgezogenes Erbe ihre Anteile an Schloss und Herrschaft Landskron ihren Neffen Friedrich v. Tomberg und Gerhard v. Einemberg und deren Söhne. Gleichzeitig werden von diesen die Bürgermeister, Schultheißen und Gemeinden von Green, Lohrsdorf, Kurl und Dalheim (Wüstung bei Sinzig) angewiesen, jährlich 100 gute rheinische Gulden ihrer Muhme Ponzetta bis an deren Lebens-ende zu zahlen.
Die Einwohner von Kurle
In den Urkunden, Zins- und Lagerbüchern des 14. Jahrhunderts sind Bewohner von Kurle belegt. Meistens werden sie mit Vornamen und dem Zusatz „van Kurle“ aufgeführt, seltener mit Nachnamen. Im Gegensatz zu dem Adelsprädikat „von Kurl“ bei Ritter Walter steht „van Kurle“ als Hinweis auf die lokale Herkunft.
Als Kurler Einsassen sind überliefert:
Vor 1330 Johan, Johan
Johans son,
Johan Gruysyn, Winant
zw. 1306 u. 1352 Gobel
Buchere, Reinart
1356 Patze, Patze Suren wijff (Weib)
Dilige, Dilige Hentzen wijff,
Winnat, Johan, Kone, Katherina und Grete gesusteren
(Geschwister)
1359 Buschof (bei Lohrsdorf
genannt)
1360 Jakob
Namensnennungen liegen auch aus dem 15. Jahrhundert vor. Sie beziehen sich jedoch bereits auf den Einzelhof oder sind Herkunftsnennungen, deren Träger in Nachbardörfern leben.
1425 Peter und Irmgard (Green oder Lohrsdorf)
vor 1428 Henne Alien son,
Else Reynartz (Green)
1428 Peter (Green oder Lohrsdorf)
1433 Heins (Heppingen)
1440 Buschof, Jacob (Lohrsdorf)
1447 die Hoeffe (Hofman) Jakob (Kurlle)
1456 Clayss (Sinzig)
1458 Buschoff (Lohrsdorf)
Allen Namen steht stets „van Kurle nach“ nach.
Flurnamen
In den Zinsregistern werden auch Flurnamen erwähnt, die meist auch heute noch exis-tent sind, so
1353 Schemhink
1352 Lande up der mar in Kurle velde, bij Kurle an der mar, Wolffs morgen
1356 an Remager pade, im Kurler Feld, auch 1365, 1372, 1460
1428 in Kurle berghe
1433 up Remager martweghe boeven (oberhalb) Kurle, Kurlle wiese
1458 van den strengen zo Kuyrlle
1460 an Sankullen, an dem Kruytz boffen der Santkullen, up der Heyden, an dem drenken buchs, an der hain, an fanart
Später (1733, 1735) werden auch der Höllengraben, Hinter den Höllen und der Krumme Strang verzeichnet.
Von Dorf zum Einzelhof
Von Beginn an – 1206: Bau der Landskron – haben die Landskroner (Gerharde v. Sinzig, später v. Landskron) Besitz in den benachbarten Dörfern. Für Kurle belegen dies im Zinsregister von 1356 die lehnpflichtigen Untertanen wie auch der „hoff zo Kurle“. Mit dem „hoeffe Jacob van Kurlle“ wird 1447 ein Pächter bekannt. Einen weiteren Hof dort besitzen Gerhard Voele v. Irmtraud und seine Frau Adelheid, den sie 1453 verpfänden und der später in landskronischenBesitz kommt.
Ritter Lutter Quad kauft einen weiteren in Kurle gelegenen Hof im Jahre 1468. Die Verkäufer sind Balduin v. Berghe und seine Frau Gertrud v. Merode. Der Kaufpreis beträgt 186 oberländische Gulden. Rentenansprüche auf diesen Hof meldet 1489 Gerhard v. Heister, ein Bruder der Gertrud, nach deren Tod an. Gerhard v. Berghe, Sohn des Balduin und herzoglich–jülicher Hofmeister, fordert seinerseits 1491 den immer noch ausstehenden Kaufpreis. Noch 1494 sind die Streitigkeiten darüber nicht ausgeräumt.
Über den Ausgang des Streits fehlen die Nachrichten. Wie auch immer: Kurle ist in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts teilwüst und ein Hof der Herrschaft Landskron. Dies wird in einem Pachtvertrag des Jahres 1495 kund. Dabei verpachtet Gerhard v. Quad seine zum Hof gehörige Schäferei. In dem Vertrag wird auch der Halbwinner und Halbmann Peter, der zeitliche Pächter genannt.
Die Arrondierung des landskronischen Besitz an Kurle ist mit dem Kauf des Hofs derer v. Berghe 1468 abgeschlossen. Dies beweisen auch Lohn- und Verpflegungskosten der Schnitter, die der Landskroner Kellner Johann von Saffenburg 1471 bezahlt: „den snederen, die myne herren dat korn zu Kurll gesneden hant, gegeven uff sent Margraten dag“ (13. Juli), d.h., hand- und spanndienstpflichtige Untertanen wohnen nicht mehr vor Ort.
Die Pächter
Mit den schon genannten Jacob (1447) und Peter (1495) werden die ersten Pächter des Köhlerhofs bekannt. Für das 16. und 17. Jahrhundert fehlen Belege, gleiches gilt auch für die Schäferei. Grund dafür sind die zahlreichen Kriege in jenen Zeiten, die das untere Ahrtal stark in Mitleidenschaft ziehen. Truppendurchzüge, Plünderungen, Brandschatzungen und die Pest verursachen große Not. Erst im 18. Jahundert mit friedlicheren Zeiten sind Pächter neu belegt.
1689 Heindrich —?—
Hoffmann, Köhler Halfe
1705 Johann StrombergHalfe Kurler Hof, auch 1718
1733 —?— Halfwinner
1734 Matiß Meyer, Halfmann
Andriß Steinborn
Mithalfmann
1735 Gerhard Bley
Halfmann zu Kühl
1746 Gerhard Bley und
Agnes Bley, genandt Werkes, ihre Pacht wird um 22 Jahre verlängert
1759 (Gerhard Bley)
der Half zu Curll
1795 Wilhelm Jüssen„abgehender Köhler Halfen“
1796 Wilhelm Giesen,
Köhler Halfe
1802 Familie Ritzdorf
Eigentümer durch Kauf bei der Säkularisation
Nachfolgend kommt der Hof in den Besitz der Familien Tullius, Krupp, Krämer und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Heute gehört er dem Golf- und Landclub.
Die Schäferei
Auf den Ländereien des Hofes wird auch eine Schäferei betrieben, die gesondert verpachtet wird. Die Stallungen sind Teil der Gebäude, die Schäfer meist Mitbewohner. Gehütet haben auf der Hofmark
1495 Ludwig, Sohn des Gimmiger Schäfers. Die Pachtdauer beträgt 24 Jahre. Sollte der zeitliche Pächter Peter den Vertrag vorzeitig aufkündigen, wird Ludwig die Hofpacht zugesichert.
1722 Heinrich Wolff (Lohrsdorf) und Paulus Schefer (Remagen) haben mehrere Jahre auf dem Hof gehütet, ebenso Michael Schobb (Schops). Dieser hat auf dem Hof gewohnt (Zeugenaussagen).
1738 Hermann Colchenbach (Heimersheim), 74-jährig, gibt zu Protokoll, dass er vor Zeiten „Köhler Schäffer“ war.
1741 Die „Schaffweydt“ wird auf 13 Jahre neu verpachtet. Pächter sind Peter Stromberg, Schultheiß zu Lohrsdorf, Gerhard Bley, Halfmann zu Kühl und Thomi Krupp aus Bodendorf. Die Pacht beträgt 24 rthl jährlich.
Für die Jahre 1735 – 1741 sind Listen über die Größe der Herde und Verkäufe überliefert. Die Kopfzahl der Herde schwankt zwischen 90 – 120 Tieren.
Der Hof und seine Mark
Nach dem Tod von Moritz v. Brempt 1729 kommen Freiherr Benedikt v. Clodt und seine Mutter Johanna v. Neheim als Erben in den Besitz der Reichsherrlichkeit Landskron. Wie jene nach dem 30–jährigen Krieg, versuchen sie ihren Besitz zu erfassen und zu sanieren. In ihrem Auftrag erfolgt 1733 eine Visitation des „Köhler Hoff“. Sie wird von den Schultheißen zu Lohrsdorf und Green (Peter Stromberg und Adam Pautz) mit Schöffen aus beiden Orten durchgeführt. Sie besichtigen die „Ländereien des herrschaftlich landskronischen Halbwinner, des Landskroner und Einenberg Hoff, waß in Lorstorfer Marken gelegen“. Sie umfassen
– Köhler Hoff 151 morgen
– folgt Landskroner Hoff 42 morgen
– folgt Einenberger Hoff 44 morgen
zusammen 217 morgen
Landskroner und Einenberger hof sind wüst, ihre Flächen werden vom Köhlerhof aus mitbewirtschaftet. Der heutige Landskroner Hof ist erst zwischen 1812 und 1895 entstanden3).
Beide Höfe liegen benachbart auf der nördlich der Burg vorgelagerten Verebenung. Eine grobe Faustskizze, zu datieren um 1760, zeigt die Lage der Höfe zueinander und zur Landskron4). Der Einenberger Hof steht nordöstlich der Auffahrt zur Burg zwischen Wald und Galgenkreuz. Der Landskroner Hof ist ihm westlich benachbart und liegt am Fuß des Burgberges. Dort, nördlich des Zuwegs, befinden sich deutlich sichtbar Hauspodes-te. Hier ist die Hofstelle anzunehmen.
Der 1733 bei der Besichtigung genannte „Einenberger Hoff“ wird ab 1366 als „Hof vor dem Berg Landskron“ erwähnt. Durch mehrere Verpachtungen sind seine Baulichkeiten bekannt. Sie umfassen Haus, Scheune, Heuhäuser und Kelterhaus, hinzu kommen Gärten, Weinberge, Büsche und Äcker. Für das 15. Jahrhundert sind verschiedene Pächter belegt. Bei einer Belagerung der Burg in den Reunionskriegen wird der Hof im Jahre 1702 eingeäschert.
Bei einem Schiedsspruch zwischen Tomburg und Landskron und denen v. Einenberg im Jahre 1397 (20. Mai) erhält Gerhard v. Einenberg neben anderem den halben Hof und Garten vor dem Berge Landskron. In der Ausfertigung vom gleichen Tag für Friedrich v. Tomburg und Landskron wird diesem die andere Hälfte von Hof und Garten vor dem Berg zum „grindel“ (Schlagbaum) hin, d.h. westlich davon und zur Auffahrt hin, zugesprochen. Im gleichen Jahr (11. August) wird jener landskronische Teil als „alter Hof mit dem Garten vor dem Berge“ bezeichnet. 1459 schließlich wird der „Hof zu Landskron“ zur Hälfte an Henken Vouys verpachtet. Die andere Hälfte hat der Halfe Arnold inne. Beide Teile sind im Besitz von Lutter Quad als Verpächter. Es kann daher angenommen werden, dass die Ländereien der beiden Halbhöfe vor dem Berg Landskron bei der Visitation im Jahre 1733 wie auch 1760 in der Lageskizze, nach den früheren Besitzern als Einenberger und Landskroner Hof benannt sind.
Der näher zur Burg gelegene ist der Landskroner Hof. Er – der 2. Burghof am Haus Landskron – wird 1652 wie der Einenberger Hof 1702 durch lothringische Truppen verbrannt.
Die Hofgebäude
Der Köhlerhof ist durch die langen Kriegswirren und seine Lage an einer stark frequentierten Fern- und Aufmarschstraße in einem ruinosen Zustand. Zeitweise ist er auch ein Hehler- und Diebesnest, wie Protokolle des für Kriminalsachen zuständigen Gerichts zu Bodendorf ausweisen.
Im Auftrag „um der gnädigen Herrschaft Bericht zu erstatten“, besichtigen 1728 der Schultheiß Wilhelm Hersbach, die Schöffen Matthes Krauß und Robert Scheffer sowie Laurenz Koch als Schreiber des Bodendorfer Gerichts den „Herrschaftlichen Hoff Kühl … umb den augenschein undt zustand daselbigen gebawen einzunehmen“. Sie haben „nach eingenohmener fleisigen Besichtigen befunden, dass erstlich der Schaffstall ganz zerfallen und nöthig von Grund aufgebaut werden … dass die Scheuer wegen schlechten Einbau und getüch (Gedeck, Dach) gleichfalls nicht im Stand mehr … pferds und nöthige Viehställe…“ in ähnlichem Zustand sind.
Die maroden Wirtschaftsgebäude werden in der Folgezeit repariert oder neu gebaut. Dies berichtet ein „Verzeichniß das was der Half zu Curll angibt aufm Hoff gebauet zu haben“. Der Half ist Gerhard Bley der Pächter des Köhlerhofs von 1735 – 1768. So zahlt er für Zimmermannsarbeiten 16 Reichstaler, an Maurer und Schmied je 3 rthl. Er kauft „4.000 und mehr Schaif“ (Schiefer), die zusammen mit dem Anschlagen und Eindecken 27 rthl ausmachen. Die Handwerker erhalten dabei für 4 rthl Trank. Für die „Fertigung eines Schops“ (Schuppen) gibt er 3 rthl aus, die gleiche Summe an Bordt (Bretter) für Scheuertüren. 8 rthl sind für die Schäferei notiert, die aber verrechnet werden, da er ab 1741 deren Mitpächter ist. Der „Vaßband“ (Faßbender) erhält 5 rthl und „die Taglehner vor ihrem Lohn durch ihn embfangen hatten“ 4 rthl. Insgesamt eine Summe von 73 rthl, die er bis zu diesem Zeitpunkt in den Hof investiert hat.
Ein neues Hofhaus
Im Jahre 1758 wird der Bau eines neuen Wohnhauses geplant. In den Akten finden sich zwei kolorierte Planzeichnungen (Entwurf- und Reinzeichnung)5), der „Abriss vom Köhler Hoff in der Herrschaft Landskron, Ao 1758″. „Abriss“ ist hier nicht Abriss im heutigen Sprachgebrauch, sondern Grund– und Aufriss des geplanten Neubaus. Der Aufriss zeigt ein zweistöckiges Haus mit Keller und ausgebautem Dach. Es hat an den Firstseiten je einen Krüppelwalm und frontseitig zwei Gauben. Keller und Erdgeschoss sind in massivem Mauerwerk, der erste Stock und das Dach in Holz geplant. Dies verdeutlicht ein beigefügter Querschnitt. In ihm sind eingetragen: „Die weithen überm Keller“ und „Brofihl“.
Grundriss und Aufriss des alten Hofhauses aus dem Jahre 1758
Die Schauseite des ersten Stocks mit 3 Fenstern ist in Fachwerk vorgesehen. Im Erdgeschoss sind 2 Fenster mit der Haustür in der Mitte und vorgesetzter Rundtreppe. Auf der Rückseite sind jeweils 4 Fenster eingezeichnet, die rechte Giebelseite hat in beiden Stockwerken 3 Fenster.
„Daß unterste Stockwerk“ ist eingeteilt in „die Küche, die Schlaff Cammer für den Halfen, die Stube“ und zwei Kammern. In eine ist „Spingen“ eingetragen, möglicherweise eine Spinnstube. Durch die Haustür tritt man in einen geräumigen Flur, aus dem eine Wendeltreppe „die Haustrepp“ nach oben und „die Kellertrepp“ abwärts führt. Vom Flur geht eine Tür in die Küche, eine andere in die Wohnstube, von der man in das Schlafzimmer kommt. In der Küche ist ein Kreis eingezeichnet, die Herdstelle, sowie ein Ofen. Dieser ragt von dort in die Stube und wird von der Küche aus beheizt. Neben der Kellertreppe im Flur führt auch eine Außentreppe nach unten.
Schnitt durch das alte Hofhaus, Zeichnung aus dem Jahre 1758
Im Plan des 1. Stocks findet sich nur der Eintrag „das oberste Stockwerk“. Über die gewendelte Treppe kommt man in einen geräumigen Treppenflur von dem ein schmaler Gang das Haus querteilt und alle Türen abgehen. Rechterhand liegen eine große Stube und eine Kammer mit eingezeichnetem Kamin. In ihrem Abmessungen sind sie identisch mit den unten gelegenen Räumen. Links des Gangs befinden sich vorne eine Kammer, ein großes Zimmer mittig und ein langer, schmaler Raum an der Rückseite. Er ragt wie ein Erker über die linke Giebelseite hinaus und ist offensichtlich ein Abort. Das Zimmer hat 2, die Kammer 1 Fenster auf dieser Giebelseite, während das Untergeschoss dort kein Fenster hat.
Das neue Haus ist an der alten Stelle geplant, aber größer wie der Anriss unter der Aufrisszeichnung zeigt. Hier ist angemerkt „Daß alte Gebäu“. Auf der Rückseite des Entwurfs ist ein Kostenüberschlag für benötigtes Holz und Mauerwerk notiert. Die Kosten werden auf 201 rthl geschätzt.
Das neue Hofhaus wird 1759 gebaut. Die Bauaufsicht und die Abrechnung nimmt der Bodendorfer Schultheiß Johann Heinrich Hersbach wahr, Sohn des Schultheißen von 1728. Er tut dies im Auftrage des Frhr. v. Clodt und notiert in einer Liste alle Einnahmen und Ausgaben auf Reichstaler, Albus und Stüber genau. Am 20. März 1759 empfängt er vom landskronischen Richter Stam 136 rthl und vom „Koler Halffen“ noch 50 rthl als dessen Anteil. Die gesamten Baukosten belaufen sich auf 232 rthl, 21 alb, 4 stbr, davon entfallen 3/4 der Summe auf Frhr. v. Clodt und 1/4 auf seine Mutter Johanna Helena Theodora, geb. v. Neheim.
Im Einzelnen zahlt Hersbach:
– dem Maurer „geben
Stein zu brechen“ 2 rthl
– an Bauholz 25 rthl
– für Transport von
Baumaterialien 34 rthl
– dem Zimmermann 41 rthl
– für „zwey Kahren Kalch“
(Kalk) 9 rthl
– für Dachpfannen 20 rthl
– dem Leiendecker
(Dachdecker)4 rthl
– dem Maurer „den Bau zu
verfertigen“ 28 rthl
– dem Schreiner 15 rthl
– für „Eichen undt dannen
borthund latzen“ 10 rthl
– „noch 3 hundert
Zichelstein“ 10 rthl
– dem „fenster macher“ 16 rthl
– dem Schlosser 18 rthl
– dem Nagelschmied16 rthl
– für 2 Pfund Leim 35 alb
Fachwerk undDach werden am 28. Mai 1759 vom Remagener Zimmermann Blomenberg aufgeschlagen. Dabei werden „12 Maßen Bleichert jedes Maß 20 alb“ ausgeschenkt.
Eine Renovierung
Am 14. Oktober 1795 kündigt der Halfe des Köhlerhofs seinen Pachtvertrag. Der „abgehender Köhler Halfen Wilhelm Jüssen“ zeigt, „ein schlechtes, unbilliges, grobes betragen“. Daher ordnet B. v. Clodt an „alles gerichtlich taxieren zu lassen, auch wegen den muth-willig zu grunde gerichteten gebäulichkeiten“, die er „in stand zu halten schuldig war, zumahlen da ich sie erstlich 1759 neu habe errichten lassen“.
Mit der Besichtigung werden beauftragt der neue Halfe Wilhelm Giesen, Maurermeister Georg Merll aus Nierendorf, Zimmermeister Paul Merten aus Sinzig und Schreinermeis-ter Hubert Welsch aus Bodendorf. Sie befinden am 23. Februar 1796, „das durch Fahrläßigkeit des abgestandenen Halfen soviele Reparationen an den Wohnhaus, den Stallungen, Scheur und Nebengebäuden sich vorgefunden haben“. Sie berichten, dass „inzwischen alle Mauerarbeiten auf seine Kosten mit Einschluß des ganz umgefallenen Schweinestall und der am Backhaus nöthigen reparationen“ in Auftrag gegeben sind. Sie schätzen die notwendigen Baumaterialien für Backhaus, Scheuer, Ställe und Haus auf 241 Schuh Bauholz. Pro Schuh rechnen sie 5 Stüber, zusammen 20 rthl. Außerdem fallen an „nötige Nägel und sonstiges Eysen … sowie die abgängigen und herzustellenden Schmitt- und Schlosserarbeiten“, die „sich erst unter der Verarbeitung bestimmen lassen … ferner … mangelhafte Strohdächer … wollen jedoch der Strohdecker sein parere abgeben müssen … weil der abgestandene Halfe die ihm aufliegende Unterhaltung der Gebäuden in Dach und Gefach gänzlich vernachlässigt und unterlassen habe“. So ihr Bericht, auf der Rückseite ist vermerkt: Die 3 werdmeister sind zahlt worden jeder mit 2 Dahler à 52 alb.
Ausklang
Die Bauschäden werden ausgebessert, Unterlagen darüber sind unbekannt. Dies erklärt sich aus der Zeit, wiederum ist Krieg und unsere Heimat betroffen. Französische Revolutionstruppen besetzen das Rheinland, das 1801 beim Frieden von Lunèville in die Republik Frankreich eingegliedert wird. Der tatkräftige Frhr. B. v. Clodt stirbt kinderlos 1798. Sein Nachfolger und Erbe der Herrschaft Landskron ist Karl Frhr. v. Stein, der spätere preußische Staatsminister. Bei der Eingliederung nach Frankreich werden Kirche, Klöster und Adel enteignet. Alle rheinischen, reichs-unmittelbaren Territorien werden aufgelöst, so auch die Herrschaft Landskron. Der Köhlerhof wird bei der Säkularisation 1802 wie anderer eingezogener Adelsbesitz verkauft.
Das Hauptgebäude des Golf- und Landclubs ist das historische Wohnhaus von 1759. Es ist durch Um- und Anbau verändert, aber im Kern das alte Gebäude. Sein Fachwerk ist verputzt, das Haus an der linken Giebelseite um eine Raumeinheit verbreitert. Das alte Fachwerk dort ist erhalten, freigelegt und zierende Innenwand. Die Schauseite hat heute 4 Fenster im Erdgeschoss und 5 im 1. Stock. Durch den Anbau ist die Haus-tür nicht mehr mittig. Die Fenster der Giebelseiten sind zugemauert, dafür ist das ausgebaute Dach in den Giebelfeldern durch Atelierfenster belichtet. Nach hinten ist ein modernes, lichtes Restaurant angebaut, Alt und Neu harmonieren. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Literatur / Quellen
- Nottebrock, J. Die Aachen-Frankfurter Heerstraße in ihrem Verlauf von Aachen nach Sinzig. In: Bonner Jbb 131, S. 245 ff
- Frick, H. Quellen zur Geschichte von Bad Neuenahr, Bad Neuenahr 1933 Frick, H. /Zimmer, Th. Quellen zur Geschichte der Herrschaft Landskron an der Ahr. Bonn 1966
Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 53C25 Landskron - In der Tranchot-Karte, B1 112 Remagen, 1810, ist der Hof noch nicht existent, im Messtischblatt 3157 Linz, 1895, ist er kartiert.
- Knoll, G. Herrschaft und Kirchspiel Kirchdaun Masch. Manusk. Bad Neuenahr 1979, hier Skizze von 1760 aus 53C25, Nr. 2665
- LHAKo, Bestand 53C25, 3049, Pläne und Rechnungen.
Anmerkungen:
Alle urkundlichen Belege bis 1500 sind aus Frick/Zimmer, nach 1500 aus Akten des LHAKo, Bestand 53C25. In der Skizze von 1760 sind auch der wüste Sandkauler Hof sowie ein Jansenhof eingezeichnet. Knoll vermutet, dass der 1484/86 genannte „Viehhof“ mit dem gleichfalls eingegangenen Jansenhof identisch ist; Hofstätte westlich oberhalb Kirchdaun.