Pen Cayetano und Ingrid Reuter-Cayetano – Künstler zweier Kulturen in Ahrweiler
Pen Cayetano ist Garinagu, erfand den Punta-Rock und malt leuchtendbunte Bilder vom Alltag und von der Vergangenheit seines Volkes. Ingrid Reuter-Cayetano ist gebürtige Ahrweilerin, singt und tanzt, und ihre Passion ist die Nadelmalerei.
In Dangriga, dem „Ort des guten Wassers“, haben sich der Mann aus Belize/Mittel-amerika und die Frau aus Deutschland kennengelernt. Mittlerweile jedoch leben und arbeiten die Künstler zusammen mit ihren drei Kindern in der Kreisstadt an der Ahr.
Maler und Musiker
Die Frauen in seinen Bildern stampfen Bananen, backen Brot, verkaufen auf dem Markt ihre Waren und waschen Wäsche im Fluss. Die Männer ernten Mangos, fischen, messen sich im Wettkampf oder baden imMeer. Pen Cayetano ist Maler und Musiker, gehört zur Gruppe der schwarzen Kariben und die Bewahrung seiner Kultur ist ihm auch in seiner Kunst eine wichtiges Anliegen. Seit 1990 hat er in Deutschland seine zweite Heimat gefunden und sieht sich selbst durch seine Arbeit als einen „Botschafter zwischen den Kulturen“.
In Öl auf Leinwand, in warmen Rot- und Brauntönen, in strahlendem Gelb und sattem Grün, unter Ausnutzung des gesamten Farbspektrums sowie der Wirkung der Komplementärfarben spiegeln seine Bilder die Zuneigung wider, die er seinem Land gegenüber empfindet. Seine Motive sind Szenen, die jeder versteht und die sich an jeder Straßenecke abspielen, aber auch traditionelle Tänze und Rituale wie die Ahnenverehrung im „Dogu-Kult“ und die Beschreibung historischer und politischer Ereignisse seines Landes gehören dazu. Ergänzt werden diese in jüngerer Zeit durch Bilder des Ahrtales, des Flusses, der Stadt und der Weinberge. Diese Bilder plant der Künstler auch einmal in einer Ausstellung in seinem Heimatland zu zeigen.
In Deutschland faszinieren ihn Stimmungen im Herbst und Winter, die ihn zu Darstellungen wie der in kühlen Blau- und Weißtönen gehaltenen Ansicht der „Swing Bridge“ führten, einer großen schwenkbaren Brücke im schneebedeckten Belize-Stadt. Die aufwühlenden und furcht-einflößenden Gefühle, die ein tropischer Wirbelsturm einst als Kind auf ihn hatte, hielt er unter dem Titel „Hurricane Hattie“ fest. Ansonsten vermitteln seine auf Leinwand wie in Noten festgehaltenen Arbeiten über das einfache Leben in dem Karibikstaat den Stolz und die Lebensfreude seines Volkes, der Garinagu. „Meine Bilder sind auch deshalb vielleicht für manche überraschend positiv, weil die Garinagu die einzige ethnische Gruppe in meiner Heimatregion sind, die noch ihre eigene Sprache sprechen und die sich einen Großteil ihrer Kultur bewahren konnten“, sagte er.
Aus Afrika sei dieses Volk schon vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus ausgezogen und über die Inselgruppe der kleinen Antillen in das ehemalige British Honduras gekommen. Dort habe es sich vornehmlich im Süden des Landes angesiedelt, und dort sei auch er 1954 in der Küstenstadt Dangriga geboren. Als zweitältestes von acht Kindern hat er auf Orangenplantagen gearbeitet und die Früchte am Straßenrand verkauft, Zuckerrohr geschlagen und Schuhe geputzt. Für Kunst gab es damals noch kaum ein Forum, doch offensichtlich sei dies trotzdem die Bestimmung ihres Ehemannes gewesen, erklärt Ingrid Reuter-Cayetano. Mit verdünnten Lackfarben bannte er zuerst Heiligenbilder hinter Glas und dann auf Holz und verkaufte sie. Bei zwei ortsansässigen Malern stillte er seine Neugier, kaufte sich Segeltuch im Kolonialwarenladen, besorgte sich Holzrahmen beim Schreiner und kam schließlich zur Ölmalerei.
Fast zeitgleich begann er Musik zu machen und spielte danach regelmäßig in Bars und bei Feiern zum Tanz auf. Zunächst „coverte“ er amerikanische Popsongs, entwikkelte dann jedoch eine eigene Stilrichtung. Seine Kompositionen basieren zum größten Teil auf dem „Punta“, einem bei den Garinagu traditionell zu Parties und bei bestimmten Ritualen dargebotenen Tanz, bei dem sich ein Paar mit verführerischen Hüftschwüngen einander nähert und durch aufreizende Bewegungen anspricht. Diese Grundlage reichert er an mit Elementen des Reggae, Rock und Soul und entwickelte Anfang der achtziger Jahre zusammen mit seiner „Turtle Shell Band“ den Punta Rock. „Damit wollte ich die modernen Jugendlichen in meiner Heimat ansprechen und sie wieder bewusster ihre Kultur erfahren lassen“, sagt er. Pen Cayetano trat auf mit den Punta Rockers und mittlerweile auch in der Formation „The Cayetanos“ mit seiner Familie, die inzwischen eine eigene CD vorgestellt hat. Er singt in Englisch und spielt dazu E-Gitarre. Kennzeichen seiner Musik ist ein sehr eingängiger Rhythmus, der mitschwingt, sowie der Sound von handgefertigten Rasseln und den landestypischen Garifuna-Trommeln. Da ist es nur konsequent, dass seine Frau und er neben Malstunden und Camps auch Workshops in afro-karibischem Tanz, in Trommelbau und Trommelspiel anbieten. Besonders seine Musik kommt in Deutschland an, was er darauf zurückführt, dass sie vielleicht, „leichter zu verdauen“ sei, als seine Bilder.
Pen Cayetano, 2000
Dächer im Ahrtal, Gemälde von Pen Cayetano
Ingrid Reuter-Cayetano, 1999
Musik, Tanz und Nadelmalereien
Ingrid Reuter-Cayetano, die alle Aktionen organisiert, ist meist als Sängerin, Tänzerin und Perkussionistin dabei. Die 1956 in Ahrweiler geborene Künstlerin studierte an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln. Neun Jahre lebte sie mit ihrem Ehemann in Belize, und auch auf ihre Nadelmalereien hatte diese Zeit großen Einfluss. Ihre meist ebenfalls recht farbenfrohen Vorlagen – eigene Entwürfe, Gemälde oder Fotos – stickte sie auf Filz, Jute, Leinen, Seide, Jeans oder Leinwand. Ausstellungen führten auch sie bereits ins Ausland, und am Wettbewerb um den Europäischen Förderpreis für Stickdesign hat sie erfolgreich teilgenommen. Wie in den Werken ihres Ehemannes, ist auch bei Ingrid Reuter-Cayetano die Darstellung des Menschen ein zentrales Motiv: Eine Belizer Kräuterfrau, mit der sie selbst länger zusammenlebte, eine Mango-Esserin, ihre eigene „Art-Family“, die heilige Katharina und die anderen Huteinheiligen der Kreisstadt Ahrweiler hat sie in feinen Nadelmalereien festgehalten.
Die Cayetanos verfügen in Ahrweiler über eine „Studiogalerie, in der Gäste nach vorheriger Anmeldung herzlich willkommen sind, um sich mit den Werken der Künstler zweier Kulturen auseinanderzusetzen.