100 Jahre Verkehrs- und Verschönerungsverein Oberwinter-Rolandseck – Auch Dr. Konrad Adenauer war langjähriges Mitglied

Vereinsgründung 1902

Vor 100 Jahren hoben Mitbürger des Hafenortes Oberwinter den Verkehrs- und Verschöne­rungsverein Oberwinter – so seine heutige Bezeichnung – aus der Taufe. In der Gründungsversammlung am 19. März 1902 wurden Wilhelm Jacobs zum Vorsitzenden, Ludwig Decker sen. zum Stellvertreter und Anton Lehmacher zum Kassierer und Schriftfüh­rer gewählt. Weitere Gründungsmitglieder waren Johann Steinborn, Fr. Müller, H. Rosbach, W. Fischer und Max Dietrich. Als sich in Oberwinter und Rolandseck die Kunde von der Gründung des Vereins verbreitete, schlossen sich noch spontan mehrere Mitglieder dem Verschönerungsverein an: B. Feltscher, Karl Braun, Willi Schnitzler und die Witwe F. Decker.

Bis zum 22. April 1912 hatte Wilhelm Jakobs den Vorsitz inne. Ihn löste Ludwig Decker ab, der am 29. April 1912 zur Vorstandssitzung im Gasthaus „Zur Krone“ bei Beckmann- Loosen in Oberwinter einlud. In der Niederschrift über die Versammlung am 22. April 1912 ist vermerkt, dass auch Dr. Konrad Adenauer, späterer Oberbürgermeister von Köln und erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, dem Verschönerungsverein beigetreten ist. Der ursprüngliche Name lautete Verschönerungsverein Rolandseck. Er wurde am 17. April 1906 bei einer Versammlung in Verkehrs- und Verschönerungsverein abgeändert. Den Namen Verkehrs- und Verschönerungsverein Oberwinter Rolandseck hat sich der Verein erst in den Folgejahren zugelegt. Die Chronik belegt, dass schon wenige Jahre nach der Vereinsgründung die Dietrich- Hütte im Vereinsbesitz war.

Freiligrath-Denkmal

In Verehrung des Dichters Ferdinand Freiligrath (1810-1876), der durch seinen Spenden­aufruf „Rolandseck“ im Januar 1840 für die Wiederherstellung des in einer stürmischen Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 1839 eingestürzten „sagenumsponnenen“ Rolandsbogens sehr erfolgreich in der Kölnischen Zeitung (heute Kölner Stadt-Anzeiger) geworben hatte, bildeten im Jahre 1910 22 Bürger ein Komitee zur Errichtung eines Freiligrath­ Denkmals. Sie stammten vorwiegend aus Rolandseck, Rolandswerth, Oberwinter, Remagen und Sinzig.

Der Rolandsecker Hotelier Fritz Müller und der damalige Inhaber der Gaststätte auf dem Rolandsbogen, Peter Josef Lenz, übertrugen dem Verkehrs- und Verschönerungsverein Oberwinter-Rolandseck dazu insgesamt drei Waldparzellen (858 qm) unterhalb des Ro­landsbogens. Durch Spendenaufrufe des Komitees wurde das Geld für die Baukosten in Höhe von insge­samt 33000 Mark zusammengebracht. Zwei Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das Denkmal am 17. Juni 1914 feierlich eingeweiht. Es ist bis heute im Vereinsbesitz. Es wurde in den zurückliegenden Jahren zwar mehrfach renoviert, doch es fehlte an ständi­ger Pflege. Im Jahre 2001 jährte sich der 125. Todestag von Ferdinand Freiligrath. Aus die­sem Anlass war der Verein Mitveranstalter von einer Reihe Begegnungen und Feiern im Ge­denken an den Dichter und Retter des Rolandsbogens.

Aus der Vereinschronik

Die Vereinschronik weist aus den Jahren des Ersten Weltkrieges und den Nachfolgejahren aufgrund der schwierigen Zeitumstände nur dürftige Aufzeichnungen auf. Ludwig Decker war bis 1933 Vorsitzender. Als er sein Amt niederlegte, wechselte der Verein seinen Namen in „Verkehrsverein Rolandseck“. Da bis zur Generalversammlung am 5. Februar 1934 kein neuer Vorsitzender gefunden werden konnte, übernahm Dr. Hans Kemming, Amtsbürgermeister aus Remagen, die kommissarische Leitung. Er bestellte den Rolandsecker Wilhelm Hübner am 22. April 1934 zu seinem Stellvertreter. Am 3. Mai 1935 übernahm ein Herr Kneer aus Rolandseck den Vorsitz. Fortan wurde der Vorsitzende im Zuge der Gleichschal­tung der Vereine jeweils vom Amtsbürgermeister gesetzlich bestimmt. Auf besonderen Wunsch des Handwerks wurde Maler- und Anstreichermeister Johann Blu­menberg in den Vereinsvorstand berufen. Jakob Brand war Schriftführer. Er berichtete aus­führlich über die Vereinsaktivitäten und Ortsgeschehnisse, so u.a. über den Abriss des Tempelchens unterhalb des Rolandsbogens im März 1931 auf Betreiben der Reichsbahn aus Sicherheitsgründen. In den dreißiger Jahren richtete der Verein sein Hauptaugenmerk auf die Förderung des Fremdenverkehrs. So war u. a. geplant, Rolandseck zu einem Kneipp- und Luftkurort zu entwickeln. Dieser Antrag wurde jedoch zurückgestellt und nie verwirklicht. Den „unerträglichen Autoverkehr“ wollten die Mitglieder des Verschönerungsvereins aus der geschlossenen Ortschaft herausbringen. Es entstand 1937 die Umgehungsstraße, die heutige B9. Ludwig Decker jun. wurde 1937 Vorsitzender. Dem Vorstand gehörten ferner an der Bahn­hofsvorsteher Peter Schaunauer und Ortsbürgermeister Hubert Hüllen, der ab 1939 das Amt des Vorsitzenden übernahm. Während des Krieges ruhten die Vereinsaktivitäten weitge­hend. Erst am 17. Mai 1951 gab es wieder die erste Mitgliederversammlung unter Vorsitz von Lud­wig Decker. Jakob Brand wurde sein Nachfolger. Brands Aufgaben als Schriftführer übernahm Hermann Comes. Im Protokoll der Mitgliedersammlung vom 20. März 1952 ist vermerkt, dass Dr. Konrad Adenauer auch als Bundeskanzler noch Mitglied des Vereins sei.

Das Freiligrath-Denkmal (Ausschnitt) aus dem Jahre 1914 und das Umfeld der Anlage wurden von dem Verschönerungsverein restauriert.

In den siebziger und achtziger Jahren pulsierte das Vereinsleben unter dem Vorsitz von Uve Graf von Wedel-Goedens. 1995 wurde Graf Wedel in Würdigung seiner langjährigen Verdienste um den Verkehrs- und Verschönerungsverein zum Ehrenmitglied ernannt. 1993 übernahm Otto Assenmacher den Vereinsvorsitz. In seiner Amtszeit ließen die bisher gewohnten Vereinsaktivitäten nach. Es gab eine Reihe Probleme, u.a. war der Vorstand nicht komplett. Unter die Querelen wurde im Juni 2000 mit der Neuwahl des Vorstands ein Schlussstrich gezogen. Diplom-Volkswirt Horst Eckertz wurde mit breiter Mehrheit zum neuen Vorsitzenden gewählt. Sein Engagement auf breiter Ebene gab den Start frei für ein wieder beginnendes pulsierendes Vereinsleben.

Projekte

Zu den geplanten Projekten, die der Verein Zug um Zug in Angriff nehmen will, zählen die Sanierung und weitere Arbeiten am Freiligrath-Denkmal und die Wiederherstellung der Parkanlage um das Denkmal, Erstellung eines Sitzplatzes mit Bänken und Tisch an der Nordeinfahrt, Gestaltung des Hafendamms mit Neuanlegung des Schriftzuges Oberwinter, Baumbepflanzungen entlang der B9 in Richtung Remagen, Betreuung der Anlagen an der B9 in der Ortslage, Gestaltung des Balkönchens, Instandhaltung von Waldwegen und Neuauflage einer Wanderkarte, Nutzbarmachung der im Rahmen der Flurbereinigung erhaltenen Waldflächen für Vereinszwecke, Sanierung der Dietrich-Hütte, Herrichtung eines Aussichtspunktes auf der Rheinblick-Parzelle. Ein besonderes Anliegen ist dem neuen Vorstand die Neugestaltung des Rastplatzes Siebengebirge an der B9.

Vereinszweck

Die Vereinsstrategie leitet sich aus dem Vereinszweck ab. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein bezweckt insbesondere die Verschönerung und Erhaltung des Ortsbildes in Oberwinter mit Rolandseck, Bandorf, Birgel und Waldheide; die Fürsorge um die Erhaltung und Gestaltung der die gesamte Ortslage umgebenden Landschaft und die Naturschön­hei­ten; die Fürsorge um die Pflege und Erhaltung von bereits vorhandenen Ruheplätzen sowie die Schaffung von neuen Erholungsplätzen; die wirksame Anteilnahme an einer sinnvollen und schönen Gestaltung des Ortes in der Landschaft, des innerörtlichen Verkehrs sowie von sonstigen Einrichtungen und Anlagen, die der Allgemeinheit von Nutzen sind.