Die Geschichte des Hotels „Zur Krone“ in Burgbrohl

Zentrale Lage 

Wenn man über die Entstehung und Bedeutung des Hotels „Zur Krone” in Burgbrohl berichten will, so muss die zentrale Stelle im Ort erläutert werden, an der dieses Gebäude liegt und durch welche es seine Bedeutung zu einem großen Teil erlangt hat. 

Hier in der Ortsmitte, am Fuße des Burgberges, treffen an einem freien Platz, auf dem in früheren Zeiten Märkte abgehalten worden sind, die Straßen talaufwärts und talabwärts zusammen, und von hier führt eine Brücke über den Brohlbach auf die Wege nach Wassenach, Glees und Buchholz. Von hier geht zudem der kürzeste Weg zur Burg und zu den nahen Mühlen im Gleestal. Dass Märkte hier stattfanden, geht aus Dokumenten des 14. Jahrhunderts und aus der Genehmigungsakte zum Bau der Krone hervor. Wir wissen, wie sehr Märkte in früheren Zeiten als zentrale Einrichtungen die Bedeutung eines Ortes gegenüber den Nachbarorten hervorhoben und das Leben der Gemeinde beflügelt haben. Hier stand auch, an der Stelle des Hauses Strang, die erste Schule von Burgbrohl, die dann ab 1798 in den Neubau des Hauses Weidenbach an der Brohltalstraße übersiedelte, wo sich jetzt die Metzgerei befindet.

Situation in Burgbrohl im 18. Jahrhundert

Das 18. Jahrhundert wurde in Burgbrohl von einer regen Bautätigkeit geprägt. So wurde das 1689 zerstörte Schloss in den Jahren bis 1710 von den Freiherren von Bourscheidt, die in Burgbrohl das Sagen hatten, wieder aufgebaut. Möglich wurde dies aufgrund der äußerst günstigen Entwicklung von Burgbrohl. Sie hatte zwei Gründe: Erstens kümmerten sich – ganz im Zeichen der Zeit – die Freiherren von Bourscheid sehr intensiv um die wirtschaftlichen Verhältnisse der Freiherrschaft. Besonders die Ausbeute und der Verkauf der Naturschätze Trass und Basalt wurde stark gefördert und intensiv betrieben. Des weiteren hatte es Freiherr Caspar Franz Edmund Bourscheid durch seine Tätigkeit am kurfürstlichen Hof in Düsseldorf und durch die Übernahme einiger Hofämter verstanden, eine Verbindung zu den ersten Familien des Kurfürstentums herzustellen. Es gelang ihm, Johanna Isabella von Schaesberg zu heiraten, die nicht nur eine fürstliche Mitgift mit in die Ehe brachte, sondern auch durch ihr Selbstbewusstsein, ihre Klugheit, aber auch durch ihre Unbedenklichkeit einen neuen Zug in die Geschäfte des Freiherrn brachte. 

1732 wurde mit ihrer tatkräftigen Hilfe der Bau der Kellnerei aufgeführt, in dessen Giebel über dem Eingang ihr Wappen und ihr Name verewigt sind. Überhaupt erhielt die Burganlage in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein verändertes Gesicht. Mit dem Neubau der Kellnerei wurde auf den nach Westen sichernden Graben und die Wallanlage verzichtet. Die gesamte Anlage der Burg war nicht mehr auf Verteidigung, sondern auf Repräsentation ausgerichtet: Die Parkanlage wurde geschaffen, und an den südlichen Hängen entstanden anstelle der Verteidigungsmauern Gärten bis hinunter zum Gleesbach. Trotz dieser Entwicklung blieb der Ort selbst relativ klein: 1680 zählte man nur 25 Familien; 1775 sind etwa 240 Einwohner in 40 Häusern.

Bau der Krone

Bauherr der Krone war im ausgehenden 18. Jahrhundert der Kellner (Verwalter) des Burgbrohler Schlosses Johann Peter Sieglohr. Er trat die Nachfolge seines Vaters an, der 1763 verstorben war. Johann Peter Sieglohr muss ein sehr tüchtiger und fleißiger Mensch gewesen sein, der die Ideen des Freiherrn zur Ausbeute von Kalk, Trass und Basalt gewissenhaft und mit eigenen Ideen ausgeführt hat. In seine Amtszeit fällt der Neubau der Nonnsmühle, deren Gesamtrechnung der Baukosten aus seiner Hand noch vorliegt. Der Bau dieser Trassmühle diente dazu, den in der Nähe gegrabenen Trass in größeren Mengen vermahlen zu können. 1774 wurde zudem mit dem Bau der damals neuen Kirche begonnen. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der Krone.

Das Gasthaus „Zur Krone“ mit der Josefssäule in den 1920er Jahren

Was der Grund dafür gewesen ist, dass der Freiherr das Gesuch von Johann Peter Sieglohr zum Bau dieses Hauses genehmigte, ist nicht mehr zu erklären. Johann Peter Sieglohr hatte 1772 für 500 Reichstaler Haus und Gehöfte der Familie Rademacher gekauft, Gebäude, die an der Stelle der heutigen Krone gelegen haben. 1774 begann man mit dem Bau, nachdem der Freiherr das Vorhaben mit folgendem Schreiben genehmigt hatte:

„Dermals unser Burgbrohler Kellner Herr Johann Peter Sieglohr uns durch seine Mühe und Fleiß ansehnlichen Nutzen und großen Vorteil verschafft hat. In Ansehnung dessen, in Gnaden bewogen worden, demselben 20 und 6 Stück unschädliche Eichen Bäume in unseren gleesischen Waldungen zu dessen in Burgbrohl beim Markt-Platz neu zu erbauender Behausung zu schenken mit der ausdrücklichen Obligation aber, daß dies neue Gebäude daselbst ihrem erteiltem Abriß zufolge eingerichtet und inner zweijähriger Frist vollzogen werden sollen; Urkund unseres aufgedrückten Siegels und selbständiger Unterschrift.

Cölln, 24.10.1774 
Freiherr Carl Anton v. Bourscheidt”

Zum Gebäude

Entstanden ist dann ein stattliches zweigeschossiges Gebäude, unverputzt, mit sieben Fenstern in der Länge und drei in der Breite; in der Mitte auf der Längsseite ein stichbogiges Portal mit einer Freitreppe aus Basaltsteinen mit dem Namen Johann Peter Sieglohr und mit dem Wappen der Sieglohrs im Keilstein, überdacht mit einem für diesen Zeitabschnitt bei repräsentativen Häuseren üblichen Mansarddach. Der Anbau in der Hauptstraße, in dem früher die Kolonialwarengeschäfte von Zissner, Hennen und das Friseurgeschäft Frings waren, ist wahrscheinlich nur kurze Zeit später angebaut worden. In Bauweise und Höhe der Stockwerke passt es zwar nicht exakt zum Hausbau, aber das Wappen von Johann Peter Sieglohr über dem Eingangstor lässt eine Bauzeit vor 1786 – dem Todesjahr von Johann Peter Sieglohr – vermuten. 

Aus dem Bereich, in dem sich heute die Tonne im Restaurant befindet, gab es eine Verbindung zu diesem Gebäudetrakt in der Hauptstraße. Den heutigen großen Restaurationsraum rechts vom Flur muss man sich in früheren Zeiten in kleinere Räume aufgeteilt vorstellen. Früher wurde wiederholt berichtet, dass der Bau der Krone als Zehntgebäude geplant und auch gedient habe. Dann hätte das Gebäude aber im Besitz des Freiherrn sein oder es hätte ein besonderer Vertrag vorliegen müssen. Ausdrücklich wird aber nur von einer Wohnung für Johann Peter Sieglohr und nicht von einer Aufgabe für die Verwaltung gesprochen. Zudem war ja erst 1732 auf der Burg eine große Kellnerei errichtet worden. 

Erstaunlich ist weiter die für einen privaten Bau ungewöhnliche Größe und Bauweise. Man muss sich vorstellen, dass die im Ort vorhandenen etwa 40 Gebäude ausnahmslos in Fachwerk gebaut und mit Strohdächern versehen waren. Alle Häuser standen damals in unmittelbarer Nähe des Josefsplatzes mit Ausnahme der Häuser Schumacher und Oster am Hohen Weg.

Haushaltsbuch

Aus dem Jahre 1786 existiert ein Haushaltsbuch der Hausfrau Maria Elisabeth Sieglohr mit interessanten Eintragungen über alle häuslichen Ausgaben des Jahres 1786 für Lebensmittel, Kleidung, Arztkosten, Kosten für Briefporte und z.B. Löhne für das Holzspalten.

Aus den Angaben können wir vielfältige Informationen entnehmen. Erstens, dass die Lebenshaltungskosten unvergleichlich hoch waren. Wenn für ein halbes Pfund frische Butter oder für eineinhalb Pfund Kalbfleisch ein ganzer Tageslohn aufgewendet werden musste, so war das 40 bis 50 mal so viel wie heute, wobei noch berücksichtigt werden muss, dass bei allen Tagelohnarbeiten die Beköstigung selbstverständlich war, aber nicht eingerechnet wurde.

Desweiteren wird ersichtlich, dass die Familie zwar eine Kuh hatte, die dann geschlachtet wurde, dass die übrigen Lebensmittel aus der Landwirtschaft aber gekauft wurden: Butter, süße und saure Milch, Fleisch, Öl, Brot. Zur Abwechslung der Kost wurden Heringe und Stockfisch erstanden. Der Familienvater Franz Sieglohr wird in Dokumenten als Bürgermeister von Wehr und Notar in Kempenich bezeichnet. Daher ist zum Teil die Art der Ausgaben zu erklären. Sehr oft werden Kosten für Porto, Transport von Briefen und Löhne für Fuhrleute erwähnt.

Josefssäule

In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1786 stiftete Freiherr von Bourscheidt die Josefssäule, die auf dem Platz vor der Krone aufgestellt wurde. Sie gab dem Platz den Namen und ist im Zuge von Veränderungen der Straßenführung an ihren jetzigen Standort gelangt. Wir wissen wenig über die Beweggründe, die zur Schenkung der Josefssäule führten. In Burgbrohl gab es allerdings bereits Anfang des 17. Jahrhunderts eine St. Josefsbruderschaft. Die Aufgabe dieser und auch der in anderen Orten tätigen Bruderschaften waren die Betreuung von Kranken, Armen und älteren Bewohnern. Sie besuchten Gefangene in unwürdigen damaligen Verliesen, veranlassten ärztliche Betreuung bei mittellosen Mitbewohnern und übernahmen die Kosten. Zu ihren Aufgaben gehörten aber auch die Vorbereitung und Durchführung von Beerdigungen, Aushebung des Grabes, das Geleit zum Friedhof und die Ausrichtung der Zusammenkünfte mit einer Beköstigung nachher. Einerseits war die Tätigkeit also eine organisierte Form der Nachbarschaftshilfe, aber auch Wahrnehmung von kirchlichen Verpflichtungen. So die Organisation von hohen Feiertagen, Übernahme der Kosten für Kerzen, Weihrauch, Glockengeläut, ganz besonders natürlich am Tag des Namenspatrons am19. März. 

Warum die Säule gestiftet wurde, ist nicht bekannt, obschon ein besonderer Grund vorgelegen haben muss, diese im Westen Deutschlands sehr seltene Statue hier zu platzieren.

Zur weiteren Geschichte 

Mit dem Einmarsch der Französischen Revolutionstruppen am 20. Oktober 1794 in Burgbrohl änderten sich die Verhältnisse grundlegend. Der obligatorische Freiheitsbaum wurde gewiss auf dem Josefsplatz vor der Krone aufgerichtet. Ferdinand von Bourscheidt verstand es jedoch meisterhaft, mit seinen Sprachkenntnissen bei den Franzosen seinen Einfluss geltend zu machen und für den Ort zu nutzen. Burgbrohl wurde Sitz einer Mairie, das heißt Mittelpunkt der Verwaltung der umliegenden Orte, praktisch ein Vorläufer der Aufgaben, die Burgbrohl unter der dann ab 1816 folgenden preußischen Verwaltung übernehmen sollte. Ferdinand war nacheinander als Bürgermeister und Mitglied des Departementsrates bei den Franzosen und danach in ähnlicher Funktion unter preußischer Verwaltung tätig. Damit begann ein Aufstieg der Gemeinde, der ergänzt wurde durch die aufkommende Industrie, und der bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts andauerte. In der Krone wohnte die Familie Sieglohr und später ihre Nachfahren. Das Büro der Amtsverwaltung war bis 1840 ebenfalls in der Krone. Danach in der Revierförsterei und ab 1852 dann in der Burg, bevor 1865 der Neubau der Verwaltung in der Brohltalstraße bezogen werden konnte, der heute im Besitz der Fa. Bernhard Heuft ist. Von 1850 bis 1875 war die Krone wieder ein reines Wohnhaus. Um 1875 wurde in dem Gebäude von Wilhelm Bell eine Gastwirtschaft eingerichtet. Ab 1890 erscheinen die Gasthäuser „Zur Krone” und „Zur Traube” in Tourismusanzeigen; an Letztere fügte Wilhelm Bell 1896 die Kaiserhalle als Festhalle an. Nach einer solchen Anzeige im Eifelführer aus dem Jahre 1901 kostete in der Krone die Übernachtung mit Frühstück 1-2 Reichsmark, 1 Reichsmark das Abendessen und 2,00-3,50 Reichsmark betrug der Pensionspreis. Besonders für die Gäste der Krone wurden organisierte Kutschfahrten in die Umgebung angeboten, so zum Laacher See und nach Maria Laach.

Vor über 20 Jahren ging die Krone von der Familie Salentin in die Hände eines anderen Besitzers über. Nach gründlicher Restaurierung wird die Krone heute von Frau Busch geführt.