Ausländische Mitbürger im Kreis Ahrweiler
Fakten
Von den rund 130000 Einwohnern im Kreis Ahrweiler sind 7,4% Ausländer. 9220 Bürgerinnen und Bürger mit ausländischer Staatsangehörigkeit haben hier ihren Lebensmittelpunkt, sie sind Teil unserer Gesellschaft und wollen zum weitaus größten Teil auch ihre Zukunft hier verbringen.
Mit 2155 Einwohnern bilden die Türkinnen und Türken die weitaus größte Gruppe. 630 Italiener, 552 Portugiesen, 274 Franzosen sowie 185 Spanier gehören zu den 2949 hier lebenden EG-Europäern. 1246 Mitbürger sind Jugoslawen.
Auch der Kreis Ahrweiler hat von der Arbeitsimigration profitiert. Derzeit sind über 2000 Ausländer im Kreis Ahrweiler sozialversicherungspflichtig beschäftigt; sie tragen mit ihren Steuern, Sozialversicherungsabgaben und nicht zuletzt mit ihrer Kaufkraft zur positiven Entwicklung unserer Region bei.
Hinzu kommen die vielen hundert Unternehmer, die hauptsächlich in der Gastronomie und im Dienstleistungsgewerbe tätig sind. Der Anteil ausländischer Staatsangehöriger an den Neuerrichtungen ist von 1990 bis 1999 im Kreis Ahrweiler um etwa 60% gestiegen.
Kulturelle Bereicherung
Schnell abends Pasta beim Italiener oder Pekingente beim Chinesen essen, Oliven oder gefüllte Weinblätter beim Griechen freitags auf dem Ahrweiler Markt kaufen, das neue Kleid in der türkischen Änderungsschneiderei kürzen, alles heute eine Selbstverständlichkeit.
Vor 30 Jahren waren u.a. Baguette, Spaghetti, Auberginen, Artischocken Mangelware. Ziegenkäse, Feta oder Brie konnte man nur im Urlaub genießen. Doch die Situation hat sich seither grundlegend geändert. Die Urlaubserfahrungen der Deutschen und die Tatsache, dass immer mehr Ausländer in den Kreis Ahrweiler kamen und mit ihnen die ersten Lebensmittelläden, Pizzerias und Eiscafes haben dazu beigetragen. Fast unmerklich hat sich unsere Kultur um Elemente aus den Herkunftskulturen bereichert: Erwähnt seien nicht nur die Gastronomie und das allgemeine Konsumgüterangebot, sondern auch Musik und gestaltende Kunst. So sind z.B. der Maler und Musiker Pen Cayetano in Ahrweiler und die portugiesische Folkloregruppe aus Sinzig aus unserem kulturellen Leben nicht mehr wegzudenken. Das Bild unseres Kreises ist bunter geworden. Das friedliche Zusammenleben zwischen Ausländern und Deutschen ist hier Realität, wobei allerdings die Kontakte zu den Deutschen leider noch unzureichend sind.
Selbstverständlich ergeben sich aus den unterschiedlichen Kulturen und Weltanschauungen hin und wieder auch Konflikte im Zusammenleben, in Nachbarschaften und auch bei Behörden. Nicht zuletzt durch die Vermittlung der seit 1994 bestehenden Ausländerbeiräte des Kreises Ahrweiler sowie der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen und Sinzig werden die Probleme meistens im Dialog gelöst.
Probleme bei sozialer und beruflicher Integration
Nach Auskunft des Arbeitsamtes Mayen ist auch im Kreis Ahrweiler die Arbeitslosenquote der Zuwanderer überdurchschnittlich hoch. Die allgemeine Quote im Kreis liegt zwischen 4,4% und 6,4% (Juli 2001), die der Ausländer jedoch bei 12,9%.
Die Mehrzahl der Ausländer ist noch immer in der produzierenden Industrie und im Baugewerbe beschäftigt. Auch wenn die jungen Ausländer schulische Fortschritte machen, gibt es immer noch große Integrationsdefizite im Bildungsbereich. 46% der ausländischen Schüler haben im Jahre 2000 die allgemeinbildenden Schulen mit dem Hauptschulabschluss, 19% mit dem qualifizierten Sekundarabschluss und nur 6% mit der Hochschulreife verlassen. Sogar 20% verließen die Hauptschule ohne Abschluss. Diese Schüler können jedoch in der berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler den Hauptschulabschluss in einem Berufsvorbereitungsjahr nachholen.
Auftritt beim gut besuchten multikulturellen Fest 2000 im Ahrweiler Bürgerzentrum
Defizitäre Sprachkompetenz ist ein wesentlicher Faktor der ungünstigen Ausbildungschancen bei ausländischen Jugendlichen, wobei die Defizite hauptsächlich im schriftlichen Bereich bestehen. Sprachförderung könnte die Chancen der ausländischen Jugendlichen erheblich verbessern. Sie ist die Grundvoraussetzung einer gelungenen Integration. Es gilt aber auch die Chancen zu nutzen, die sich aus der Zweisprachigkeit der Schüler ergeben. Sie können z.B. in Behörden übersetzen und eine Vermittlerfunktion wahrnehmen. Hierdurch lassen sich viele Missverständnisse und Konflikte vermieden.
Wir brauchen aus diesem Grund auch im Kreis Ahrweiler verstärkt vorschulische und schulbegleitende Sprachförderung. Ziel sollte sein, ausländische Jugendliche nicht nur im Bereich Handwerk auszubilden, sondern auch im Bereich Industrie und Handel, in dem sie unterproportional vertreten sind. Im öffentlichen Dienst sind sie praktisch nicht vertreten.
Asylbewerber im Kreis Ahrweiler
Etwa 850 Asylsuchende leben derzeit (2001) im Kreis. Die meisten kommen aus der Türkei, Afrika, dem Irak, dem Iran, Afghanistan und Jugoslawien. Die Flüchtlingsbewegung hat vielfältige Gründe. Menschenrechtsverletzungen, Kriege, ethnisch-nationale Konflikte sowie wirtschaftliche Existenznot sind einige von ihnen. Die Asylbewerber werden nach einer Prozentquote in die Gemeinden des Kreises verteilt. Einige leben in den Gemeinschaftsunterkünften in Bad Breisig, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Remagen. Bis Dezember 2000 durften sie erst nach einem dreijährigen Aufenthalt in Deutschland arbeiten. Sie können jetzt bereits nach einem Jahr eine Arbeitserlaubnis beantragen. Diese wird nach vier- bis sechswöchiger Prüfung durch das Arbeitsamt Mayen erteilt. Der/die Asylbewerber/in bekommt die Arbeitserlaubnis nur, sofern bevorrechtigte Personen (Deutsche, EG-Bürger, aufenthaltsberechtigte Ausländer) für diese Tätigkeit nicht zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund arbeiten die meisten als Spüler, Zimmermädchen oder Reinigungskraft in den hiesigen Hotels und Restaurants. Sie sind vielfach durch die Ereignisse in der Heimat traumatisiert und leben oft in der Angst, in ihr Land zurückkehren zu müssen.
Seit fünf Jahren bietet der ökumenische Flüchtlingshilfeverein Rhein-Ahr e.V. mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin den Flüchtlingen und Asylbewerbern Hilfe und Unterstützung.
Ausblick in eine multikulturelle Zukunft
Das geplante Einwanderungsgesetz wird weiterhin Zuwanderer in den Kreis Ahrweiler bringen. Für die nächsten Jahre ist es im Interesse eines weiteren guten Zusammenlebens von Zuwanderern und Einheimischen notwendig, die Anstrengungen zu einer verbesserten Integration zu erhöhen.
Außerdem sind wir es unserem Selbstverständnis einer weltoffenen Gesellschaft schuldig, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zu bekämpfen. Ich hoffe und wünsche, dass wir gemeinsam mit unseren ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern verschiedener Abstammung, Sprache, Herkunft und Religionszugehörigkeit gleichberechtigt und friedlich zusammenleben und gegenseitig von unserer kulturellen Vielfalt lernen.